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Spanien: Jaca

Wir beginnen in Jaca in den Pyrenäen

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Tag 32 / Sa 8.9.2018 Fahrt nach Jaca

(Cornelia) Auto beladen, verabschieden; später lesen wir im Internet, dass wir „5 Sterne“- Gäste sind. Wir haben unser Quartier aber auch sehr gut bewertet. An Bordeaux vorbei geht es durchs Béarn Richtung Pyrenäen. Kleiner Haltepunkt ist Oloron Sainte Marie, wo im Stadtpark das Fest der Vereine voll im Gange ist; von Modellflug über Triathlon bis Line Dance, Yoga und Herzensgebet findet man potentiell Menschen, die Interessen teilen. Die Ortsmitte mit Fluss ist zwar malerisch anzusehen, macht aber wegen vieler geschlossener Geschäfte einen ausgestorbenen Eindruck. Später sehen wir, dass sich das Leben aus der Stadt heraus verlagert hat. 

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Zusehends werden die Berge höher und eindrucksvoller, und auf einmal, kurz vor einem 8,8 Kilometer langen Tunnel, der uns einen Pass erspart, überqueren wir die Grenze nach Spanien. Kurz vor der Grenze gibt es ein Pyrenäen-Informationszentrum in einem ehemaligen Bahnhof von Etsaut, dessen Außenanlage offen ist. Wir lassen uns aufklären, bis in welchen Höhen sich der Bär gerne aufhält (im Prinzip dort, wo es leckeres Fressen gibt wie Beeren und Honig oder wo er gut seinen Winterschlaf halten kann) und bis in welche Tiefen er manchmal auf Nahrungssuche hinabsteigt: Im Dorf sind wir sicher! Tom erlebt ein grausames Naturschauspiel: Eine größere E(ide)chse (?) [Biologen, was ist das für ein Tier?] frisst das Bein einer kleineren vor Toms Augen. Als ich dazu komme, zappelt noch der zurückgelassene Schwanz der Kleinen am Boden, und der Räuber sitzt unter einem Stein und schleckt sich übers Maul. Darwin lässt grüßen! 

Au revoir la France – bonjour l‘Espagne! 

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Über eine wildromantische Nationalstraße mit überhängenden Felsen erreichen wir Jaca und finden auch gleich zu unserer Wohnanlage. Zuversichtlich, dass Spanier Englisch oder Französisch sprechen, rufen wir eine Nummer in Jaca an, über die wir die Schlüssel bekommen sollen. Upps, man überschüttet mich mit einem spanischen Wortschwall, in dem ich (immerhin) einzelne Wörter erkenne. In der Wohnung ist es dann leichter, denn hier ist alles gegenständlich. Sie entspricht unseren Erwartungen, bis auf einen Punkt: Es gibt kein WLAN. Später, auf einem kleinen Platz beim ersten Rundgang, kann Tom anbringen, was er schon längst weiß [Danke, Augusto!]: „Una cerveza, por favor!“

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Tag 33 / So 9.9.2018 / Jaca

(Cornelia) Provinz Aragonien, Jaca, Calle Fernando el cattólico 15 – 17, Parkplatz 12, Haus 3, 6. Stock, Türe B – langsam prägt es sich ein. Hier bleiben wir ja drei Wochen. Da lohnt sich auch die Waschmaschine in der Küche. Weil ich immer noch etwas an meiner gichtigen Zehe leide, beschließen wir, ein ‚Fährtchen‘ mit dem Auto zu machen. Das Ziel ist das 12 Kilometer entfernte Kloster San Juan de la Pena. Es existiert in alt und neu. Über sehr malerische, immerhin geteerte und eineinhalbspurige Forstwege – Ziel etlicher Motorradfahrer - windet sich unser Ford nach oben. Obwohl wir das Kloster unter einem Felsvorsprung liegen sehen, müssen wir weiterfahren: No aparcamiento! Kein Parkplatz, zumindest nicht in direkter Nähe, jedoch reichlich vorhanden beim neuen Kloster, unter großen Pinien gelegen, mit vielen Picknick-Tischen (schade, wir haben nichts dabei…) und noch mehr lilafarbenen Herbstzeitlosen. Mit einem Shuttle-Bus dürfen wir zum Kloster fahren.

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Das Kloster an sich ist für seinen Kreuzgang und die äußerst gut erhaltenen romanischen Kapitelle aus dem 12. Jahrhundert berühmt. Sie zeigen Szenen der Genesis und aus dem Leben Christi.

Wer mich kennt, weiß, dass ich von der Anlage und ihrer einzigartigen Situation begeistert bin!

Kleines Ratespiel (siehe unten): Welche Szenen schmücken die einzelnen Säulen?
Viele sind doch recht eindeutig, finde ich. 

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Am morgigen Montag fängt nicht nur in Bayern die Schule an [Kolleginnen und Kollegen, ich denk‘ an euch!], sondern auch Tom und ich werden die Schulbank drücken: Unser Spanischkurs fängt an.

Am Nachmittag werden wir versuchen, unsere Handys mit lokalen Prepaid-Karten auszustatten.

Heute Abend aber werde ich [Judith, halt dich fest…!] zum nahegelegenen McDonalds gehen und dort ein Eis essen, nur damit ich das dortige freie WLAN für einige Nachrichten an Freunde nützen kann. Wer hätte gedacht, dass es mit mir jemals so weit kommt…!


Auflösung: Einzug in Jerusalem, Fahrt über den See Genezareth, Hochzeit zu Kanaa.



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Tag 34 bis 38 / Mo 10.9.2018 bis Mi 12.9.2018 / Jaca

(Cornelia) Hablo, hablas, habla, hablamos, hablaís, hablan – ich spreche, du sprichst… wir sprechen leider noch nicht Spanisch, sind aber fest entschlossen, die Sprache zu lernen und deswegen in der einzigen Sprachenschule der Stadt angemeldet, der Aula Hispánica, wo man auch Russisch oder Chinesisch erlernen kann. Ach ja, Chinesisch, gutes Stichwort, so kommt uns am Anfang Spanisch vor… oder doch nur ‚spanisch‘…? Anyways – die Zweitsprache im Unterricht ist Englisch, weil Svetlana (Esveta) auch Englisch, aber nicht Deutsch unterrichtet. Okay.  

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Was wir an diesem ersten Unterrichtstag – von 9.30 bis 13.30, mit einer kleinen Kaffeepause – noch nicht wissen, weswegen wir in großer Zuversicht allerlei nützliches Vokabular und die ersten drei Konjugationen (- ar, -er und -ir) lernen: Die meisten häufig gebrauchten Verben sind (mehr oder weniger) unregelmäßig.
Mit Geduld, einprägsamer Stimme und Betonung, auf vielen Blättern mit noch mehr Dialog- oder Drill-Übungen trichtert uns Svetlana vormittags ein, was wir nachmittags schon fast wieder vergessen haben und mühsam ‚neu‘ lernen. Zum Nachbereiten haben wir noch weitere Spanischbücher diverser Art dabei und auch eine Verben-App auf den Handys.

Kleine Vorschau: Bereits eine Woche später lernen wir das Preterito Perfecto sowie das Gerundio, und am dritten Montag werden wir, etwas erschrocken, mit dem Preterito Indefinido konfrontiert werden. Svetlana empfiehlt dringend, sich der Verben anzunehmen, was wir denn auch seufzend tun: Wir WOLLTEN das ja so…

Nebenbei erfahren wir allerhand Wissenswertes über Uhr- und Essenszeiten, Regionen und Sehenswürdigkeiten, Unterschiede zwischen Spanisch und Lateinamerikanisch (ojeh, will ich noch gar nicht wissen!!). 

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In den Kaffeepausen parlieren wir weiter. Netterweise macht uns Esveta gleich am zweiten Tag mit ihrem Mann António bekannt, einem Radio-Journalisten, der gerade Urlaub hat und bereit ist, uns im Zeitlupentempo („Más despaciado, por favor!“ Bitte langsamer!) zu erklären, warum er Jaca so lebens- und liebenswert findet. Auch entpuppt er sich als bekennender Europäer, und wir finden bald heraus, dass wir beide Fans der österreichischen Blockflötistin Dorothea Oberlinger sind, die in Jaca ein Konzert gegeben hat.

Am Mittwoch führt uns António nach dem ‚café solo‘ (Espresso) zu einem Nonnenkloster, das den wertvollen romanischen Sarkophag der Dona Sancha beherbergt; aus einem anderen Kloster sind Wandmalereien nach Jaca transferiert worden. Die Schwestern leben in Klausur und schließen nach unserem Besuch gleich wieder ab.

Heute haben wir soooo viele Hausaufgaben (täglich etwa 90 Minuten…), dass wir uns dringend mit dem Besuch einer Tapas-Bar belohnen müssen. Die Tapas kommen eigentlich aus dem Baskenland, aber seit viele Basken ihre Zweitwohnung in Pyrenäennähe haben, gibt es auch zahlreiche entsprechende Bars in Jaca, z. B. „La Tasca de Ana“ (Annas Spelunke). Besonders lecker ist die Entenbrust mit Heidelbeeren!

Weil Jaca am Pilgerweg nach Santiago de Compostela liegt, glänzen überall Jakobsmuscheln, auch in der Konditorei...

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Tag 37 / Do 13.9.2018 / Jaca 

(Cornelia) Schön ist, dass wir, wenn wir ‚zuhause‘ aus dem Fenster sehen, auf den Berg Oroel schauen, der gemäß den Tageszeiten und dem Sonnenstand immer wieder anders aussieht. 9.20 Uhr, hopp, zur Schule. Wir lernen, bis der Kopf raucht – Tom spricht gern von „una temperatura de cien grados“ (100°C). Zum Abkühlen machen wir in der Pause Bekanntschaft mit der Leiterin der Sprachenschule, Liliana. Mit ihr spreche ich Französisch… danach herrscht in meinem Kopf leider wieder ein völliges Durcheinander. (Aber auch mit Italienisch lässt sich das Spanische gut und gern verwechseln…!)
Überhaupt ist so ein Intensivkurs wahrhaftig sehr intensiv. Klaro (übrigens ein spanisches Wort!), der Kurs besteht auch nur aus Tom und mir, was bedeutet, dass wir immer und ständig mitdenken müssen und dran sind. Der Raum in der Aula Hispánica ist fensterlos, mit Neonlicht ausgestattet, und irgendwann ist der Sauerstoff verbraucht, so scheint es jedenfalls. Nachts wache ich öfter auf, höre Svetlanas Stimme im Ohr, und mein erster Gedanke sind die ‚conjugationes de los verbos‘, meist auch noch die ‚irregolares‘ - und von den unregelmäßigen Verben gibt es nicht wenige! [Ja, Claudia, Jammern auf hohem Niveau, aber das muss man auch mal dürfen…] Ab und zu gibt uns Svetlana eine kleine, einprägsame Redewendung, damit die Verben besser haften, z. B. „Del dicho al hecho hay mucho trecho“ (bitte alle ch wie tsch sprechen!), auf Deutsch so viel wie: Es ist ein Unterschied zwischen Reden und Machen.  

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Wieder sind wir belohnungsbedürftig und gönnen uns einen kleinen Ausflug nach Canfranc, zu einer recht kuriosen Bahnstation, die heutzutage nur noch drei Mal am Tag angefahren wird. Völlig überdimensioniert steht sie in einem Pyrenäental, ungefähr dort, wo der Tunnel in Richtung Oloron Sainte Marie beginnt, durch den wir nach Spanien fuhren. Zufällig stehen wir gerade auf dem Gleis, als sich ein Bähnchen langsam und lärmend über die letzte Weiche schiebt. Das Züglein ist so kurz, dass die Einheimischen es Tamagochi nennen. Da wir die kuriose Station auch innen besichtigen wollen, buchen wir die Teilnahme an einer Führung etwa eine Woche später.

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Tag 38/ Fr 14.9.2018 / Jaca

Aula Hispánica, café con António y Esveta, nada más (nichts mehr). Mittags um 13.30 Uhr sind wir mit der Welt fertig und brauchen nach dem späten Mittagessen unbedingt eine Siesta. Danach allerdings holen wir unsere coche (sprich: Kotsche, nein, nicht Kutsche, sondern das Auto!) aus der [garaje], der Garage und brechen in Richtung Wintersportgebiet auf: Panticosa. Kurz vor dem Ort liegt ein Stausee, der ziemlich leer ist, sich auf den Fotos aber doch ganz malerisch ausnimmt.  

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Die römische Brücke ist ganz nett, liegt aber am Parkplatz der Skipiste, weswegen wir bald schon die paar Kilometer ins höher gelegene Panticosa Balneária fahren, also das Thermalbad, das auch schon deutlich besseres Zeiten gesehen hat; viele Neubauten hat die Wirtschaftskrise getroffen: Sie stehen als Bauruinen herum. Dennoch: Die Luft ist erfrischend und klar, ein Wasserfall sprudelt munter.

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Tag 39/ Sa 15.9.2018 / Zaragoza

Weil die 700 000-Einwohnerstadt Zaragoza etwas weiter entfernt liegt und wir inzwischen wissen, dass zwischen 14 und 17 Uhr in Spanien alles geschlossen ist, brechen wir schon um 8.30 auf. Knappe zwei Stunden später stehen wir bereits auf dem Turm (mit gläsernem Aufzug…!!) der Basilika del Pilár, wo dem Hl. Jakob die Jungfrau Maria erschienen sein soll. Wir genießen den Blick auf den Ebro („Spanischer Fluss mit vier Buchstaben“) und auf die bunten Dächer der Kirche. Unten ist uns das Wallfahrergedränge zu groß, die Kirche selbst zu wuchtig: Sie ist gleichzeitig kühl und überladen. Im Hauptschiff ist schon für die erste der etwa 25 Hochzeiten geschmückt, die wir im Laufe dieses Samstages im Vorübergehen wahrnehmen werden.  

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Mit dem ersten Touri-Bus lassen wir uns durch die Stadt fahren. Sie ist nicht im eigentlichen Sinn schön: Zu groß ist das Durcheinander an Baustilen. Aber im Einzelnen betrachtet gibt es natürlich schöne, manchmal prächtige Gebäude aus der Zeit des Modernismo, aus Art Deco und aus der Zeit vor der Jahrhundertwende; es gibt Kirchen im Mudejar-Stil (maurischer Stil, an dem nach der arabischen Besatzungszeit festgehalten wurde), aber auch großartig erschlossene Reste aus der Römerzeit sowie vor allem den Parque del Agua (benannt nach dem Filmemacher Luis Bunuel), den Zaragoza dem Ausrichten der Weltausstellung von 2008 zu verdanken hat. Er dient heute als großer Botanischer Garten, aber auch als Erholungsgebiet vor allem denjenigen Bürgern, die Wassersportarten treiben wollen. Wir finden einige der ehemaligen Ausstellungspavillons hübsch, z. T. von Top-Architekten wie Zaha Hadid errichtet. Dass ihr Bau die Form einer Gladiolenblüte aufgreift, erkennt man vom Bus aus leider nicht. Interessant ist auch das Hochhaus der örtlichen Wassergesellschaft, el Torre del Agua, in der Grundform eines Tropfens. Der Bus fährt auch zwei Mal am maurischen Palast vorbei, angeblich dem schönsten in Nordspanien. Wir haben aber anderes vor. 

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Das antike Forum aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert besuchen wir noch vor der Mittagspause. Nicht nur, dass es sich (natürlich) unter dem Hauptplatz Zaragozas zwischen Basilika und Kathedrale befindet, die römischen Ausgrabungen werden auch gut erklärt. Etwa 300 Jahre lang befand sich hier eine blühende römische Stadt in der hispanischen Provinz, Caisaraugusta, bevor sie aus verschiedenen Gründen unterging. In einer audiovisuellen Darstellung blickt man in das Leben vergangener Zeiten und staunt immer wieder, was sich die Römer so alles ausdachten, z. B. ein Abwassersystem, um das Forum trocken zu halten. Später sehen wir uns auch noch das antike Theater an, das auch noch stattliche Überreste aufweist; im Museum daneben, dessen spiegelnde Scheiben mich faszinieren, wird zusätzlich die Theaterleidenschaft im Alten Rom und seinen Provinzen illustriert. Wie in Rom ist das Antike Theater Heimat vieler herrenloser Katzen! 

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Für die Mittagszeit finden wir ein alteingesessenes Café, das auch noch ein Lebensmittelgeschäft und ein Restaurant aufweist. Wir genießen einen Sekundenschlaf nach dem Espresso, streifen ein bisschen durch das Viertel El Tube und lassen uns von Goya in die Welt der Spanischen Aufklärung entführen. Goya ist unweit von Zaragoza geboren, weswegen man ihm hier ein Museum gewidmet hat. Wir konzentrieren uns zunächst auf die Etage mit Entwürfen und einige Öl-Bildern und treten dann in das Kabinett mit seinen Stichen ein. Der Audio-Guide liefert wertvolle Hinweise, und sowohl Tom als auch ich sind begeistert von Goyas kritisierendem Zeichenstift und seinem Humor: Wie ein Karikaturist prangert er Missstände seiner Zeit an, ohne sein Ziel der Aufklärung aus dem Auge zu verlieren, und so zeigt er den Menschen seiner Zeit (und auch uns) mit großem Sendungsbewusstsein, dass eine Gesellschaft ohne Kriege vernünftig leben sollte. Die Abteilung der Maler, die von Goya beeinflusst sind, durchstreifen wir nur kurz.


Tag 40/ So 16.9.2018 / Jaca
(Cornelia) Entspannen ist der Plan, aber wir müssen auch Wörter und Grammatikstrukturen wiederholen, und so verbinden wir das Nützliche mit dem Angenehmen und legen uns vor der Zitadelle ins Gras. Rotwild tummelt sich im Graben der Zitadelle – und ich esse am Abend Hirsch in Schokoladensauce. 

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Tag 41 bis 44 / Mo 17.9. bis Do 20.9.2018 / Jaca

(Cornelia) Brav erledigen wir unsere Hausaufgaben, brav gehen wir in den Unterricht. Der Intensivkurs ist anstrengender, als wir dachten.

Mitte der Woche findet die ‚guided tour‘ (mit Bauhelmen!) im ehemaligen internationalen Bahnhof von Canfranc statt. Die Arbeiten für den Bahnhof wurden erst nach Abschluss der Tunnelarbeiten (1908 bis 1914) begonnen, nämlich 1921. In nur sieben Jahren entstand ein riesiges Bahnhofsgebäude, von 241 Metern Länge und 12,5 Metern Breite sowie 150 Türen und 365 Fenstern. Nur der Leipziger Bahnhof ist in Europa noch größer!
Alles gab es doppelt, den französischen und spanischen Zoll, die Polizei beider Länder, Postbüros, Hotels, Restaurants, die Büro von SCNF und RENFE. Die Unterführung weist dieselben weißen Kacheln wie die Pariser Metro auf, alles ist luxuriös gestaltet. Leider ist davon nicht mehr viel zu sehen: Nur noch das zentrale Mittelstück kann besichtigt werden, weil es der spanische Staat von einem Investor zurückgekauft hat. Seit einem Zugunglück von 1970 (Zusammenbruch einer Brücke auf französischer Seite) ist der internationale Zugverkehr eingestellt. Der Luxusbahnhof wurde Ziel von Plünderungen und Vandalismus. Dennoch hofft man in Spanien darauf, dass die französische Regierung willens sein wird, zwei Brücken wieder aufzubauen…
Im Zweiten Weltkrieg konnten sich viele deutsche Juden dank der Unterstützung des französischen Bahnhofsvorstehers in Spanien und in Portugal in Sicherheit bringen und von dort aus über das Meer ins Exil gehen. Gleichzeitig war der Bahnhof ein Spionagezentrum; wie Forscher erst Jahre später herausfanden, verließen hier auch ungezählte Tonnen Nazi-Gold das besetzte Frankreich. 

Auf der Heimfahrt halten wir noch an der mittelalterlichen Brücke über den Fluss Aragón am Ortsrand von Canfranc, die Teil des alten Pilgerwegs nach Santiago de Compostela ist.

Am Donnerstag will ich zum Friseur gehen und lasse mich von Esveta auch noch mit Friseur-Spezialwortschatz ausrüsten. Puh, bin ich nervös…! Letztlich macht die Friseuse, was sie will - und unterscheidet sich damit nur unwesentlich von allen deutschen Kolleginnen. Doch ich bin zufrieden und verlasse den Laden mit gebändigter Mähne und einem Lächeln.

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Ausflug nach Biarritz

Tag 45 bis 47/ Fr 21.9.2018 bis So 23.9.2018 / Wochenende in Biarritz

(Cornelia) Zunächst stand die Idee im Raum, dass wir uns mit Catherine und Olivier im baskischen Pamplona treffen könnten. Letztlich fiel die Wahl auf das französische Baskenland, weil die Catherine und Olivier Biarritz lieben und Lust haben, uns ihren Lieblingsort zu zeigen. Die letzten Berge vor der Küste erinnern etwas an Österreich; aus dem heißen Jaca kommend, empfinden wir den Regen im Baskenland fast als Schock... Nach dem Aperitiv, von unseren Gastgebern für uns vorbereitet und zusammen genossen, und dem Abendessen können wir aber doch noch trockenen Fußes zur beleuchteten Madonna vor der Küste spazieren und die relativ hohen Wellen bewundern. Hier wird sogar das Meer angestrahlt – ein sehr romantischer Effekt! Das Apartment [Catherine et Olivier, merci pour l‘invitation!] liegt nur ein paar Schritte vom Meer entfernt, was mir vor allem am Sonntag Morgen zugutekommen wird. 

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Am nächsten Morgen strahlt wieder die Sonne, und die zahlreichen Surfer warten auf DIE Welle. Wir schlendern zu viert durch die Stadt und über den Markt, wo baskische Spezialitäten feilgeboten werden (Schafskäse, Schinken, Marmelade aus schwarzen Kirschen u. a.). Vorbei an Kasino, Grand Hotel und einigen Villen aus dem 19. Jahrhundert führt der Weg zum Leuchtturm, von wo aus man einen schönen Blick auf die Stadt und die Bucht hat. Kurz besuchen wir auch noch eine sehr alte Buchhandlung, deren Sekretariat an kurioser Stelle schwebt. Biarritz hat Charme, das steht fest. 

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Am späteren Nachmittag fahren wir in den nur wenige Kilometer entfernten Badeort St. Jean-de-Luz, der eine ganz andere, familiärere Ausstrahlung als Biarritz hat. Wir bummeln durch die Stadt, kaufen eine Schachtel der berühmten Macarons von chez Adam (das Geschäft hat schon Ludwig XIV. beliefert!), bewundern einige Fachwerkhäuser, den beschaulichen Hafen und schließlich den Sonnenuntergang. Ein Restaurant findet sich in der Fußgängerzone. Da wir nicht mehr 20 sind, lassen wir den Disco-Besuch weg… Nein, Scherz, auch mit 20 hat uns das nicht interessiert.  

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Den ganzen Samstag habe ich meine Badelust unterdrückt, am frühen Sonntagmorgen gibt es kein Halten mehr. Ja, das Meerwasser ist frisch, aber ich liebe kaltes Wasser. Olivier will mir kaum glauben; ich war auch fast alleine in der Bucht, im absolut wellenlosen Atlantik.  Wir machen noch einen letzten gemeinsamen Spaziergang – dieses Mal in die Gegenrichtung, sehen noch einmal schöne Villen und v. a. das für die Gegend typische Pampasgras (l‘herbe de Pampa) mit seinen weißen Wedeln. Vom Café in der Bucht aus beobachten wir mehrere junge Männer (vom Typ Sixpack), die auf einer slack line von Felsen zu Felsen balancieren; dann treten Tom und ich den Rückweg nach Jaca an. Au revoir, Catherine et Olivier, à une autre fois!

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Bei Pamplona ergibt sich ein kleiner Abstecher nach Westen, ins Städtchen Puente de la Reina, in dem zwei Jakobswege zusammenlaufen, und das auch eine große Kirche besitzt. Es ist kurz nach 15 Uhr, also Mittagessenszeit in Spanien. Kurz überlegt, und schon sitzen wir im dunklen, jedoch belebten ‚Comidor‘ (Speisesaal) eines Gasthofs, der typische (d.h. einfache) Speisen anbietet, wie z. B. Knoblauchsuppe. Uns gefällt das Durcheinander der Stimmen, und nachdem wir zwar stockend, aber auf Spanisch das typische Menü bestellt haben, wird die Bedienung auch immer freundlicher.  

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Über eine weitere kleine, aber wichtige Kirche auf dem aragonesischen Jakobsweg fahren wir nach Jaca zurück: Santa Maria de Eunate. Die einsam gelegene, kleine romanische Kirche von 1170 mit ihren wenigen Alabasterfenstern, ihrem Wehrkirchencharakter und ihrer relativen Schmucklosigkeit gefällt mir sehr gut.  

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St. Jean-de-Luz

Tag 48 und 49/ Mo und Di 24. und 25.9.2018 / Jaca
(Cornelia) Am Montag trifft uns das Lernen immer besonders hart, noch schlimmer dieses Mal, weil wir das ganze Wochenende Französisch gesprochen haben. Ojeh… Zudem schwingt Esveta die Zeiten-Keule: Wir lernen eine weitere Form der Vergangenheit, das preterito indefinido, mit Formen und Verwendungszweck. Schwitz, stöhn, keuch, da verfalle ich gleich in Comic-Sprache… Immerhin – die kluge Frau baut vor – wir können in unseren Büchern nachschlagen und mit der Verben-App üben.

Am Dienstagnachmittag müssen wir dringend den Kopf auslüften und machen einen Spaziergang zur Puente San Miguel, einer romanischen Brücke etwas außerhalb von Jaca. Sie überspannt den Fluss mit 86 Meter Bogenweite in 18 Meter Höhe und wirkt sehr elegant.


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Tag 50 und 51/ Mi und Do 26. und 27.9.2018 / Jaca

(Cornelia) Wir spazieren durch den Ort in Richtung Kathedrale, vorbei am Torre del Reloj, an dem wir drei Mal länger beim Abendessen saßen, vorbei an dem Radiosender, für den Esvetas Mann Antonio arbeitet, vorbei an Türen in mittelalterlichen Türstürzen. Da taucht trutzig die Kathedrale auf und wirkt weder einladend noch ‚besonders‘. Allerdings fallen in der Vorhalle einige schöne Kapitelle auf und im Inneren das schöne Gewölbe aus der Gotik. Auch einige wertvolle Altäre aus der Renaissance sind vorhanden, eine Renaissance-Kapelle mit Deckenfresko mit Engelchen und gotischer Wandmalerei (brutales Morden ist dargestellt!) und schließlich ein barockes Fresko über dem ‚Hauptaltar‘, der hier durch eine Orgel ersetzt ist. Es ist schwierig, diese Kathedrale aufzusuchen, OHNE einen Gottesdienst zu stören. Gefühlt sind hier STÄNDIG Gottesdienste… Aber im zweiten Anlauf schaffen wir es.

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Das hinter der Kathedrale liegende und auch einen Teil des ehemaligen Kreuzgangs einnehmende Diözesan-Museum (Diözese Jaca) beinhaltet wahre Schätze. So hat man z. B. wertvolle romanische Wandmalereien aus verfallenden Kirchen mittels einer besonderen Technik hierher übertragen und dafür z. T. in Räume mit nachgebauten Originalmaßen übertragen. Besonders überrascht ein Bildnis des Pantokrators, das so modern wirkt, als sei es von Miró. Ein wunderschönes Kapitell zeigt einen Frauenkopf, ein anderes König David mit der Harfe und andere Musikanten. Interessant ist auch eine Ausstellung mehrerer Marienfiguren mit dem Jesuskind, deren zeitliche Entwicklung deutlich abzulesen ist. Mehrere Altarbilder sind ausgestellt, von denen mir der Erzengel Michael mit der Seelenwaage am meisten ins Auge sticht, der mit einem Ungeheuer kämpft, das – bis auf die Krallen - doch recht menschliche Gestalt aufweist. Zuletzt zieht mich eine Darstellung der Epiphanie in ihren Bann, deren Maria so menschlich mit ihrem Kind umgeht; auch die beiden erhaltenen männlichen Figuren haben faszinierende Gesichter. Wahre Schätze gibt es in diesem Museum!
Am Donnerstag dann Schule, wie immer, Hausaufgaben, wie immer. Dann bekommt auch Tom einen neuen Haarschnitt, und für den Abend haben wir uns in einem typischen Restaurant angemeldet: „La Cadiera“. Es schmeckt wunderbar. 


Tag 52 / Fr 28.9.2018 / Jaca
(Cornelia) Mit einer Mischung aus Stolz und Traurigkeit (60 Stunden Spanischunterricht genossen und so schnell vorbei!) erhalten wir ein Zertifikat der Aula Hispánica und verabschieden wir uns von Esveta. Unsere Siebensachen sind schnell gepackt; wir haben noch Zeit, den Nachmittag auf dem Oroel zu verbringen. Wir sind fast alleine, leihen uns auf der Terrasse eines schon geschlossenen Berggasthofs zwei Stühle aus, blicken voller Freude und Dankbarkeit auf die wolkenlosen Pyrenäen und genießen die warme Abendsonne.
Abends umrunden wir noch die Zitadelle – ganz schön groß, die zweitgrößte in Europa!, mit vielen Zacken. Leider fehlt mir die Drohne, um ihre Anlage von oben bewundern zu können… Weil der Kühlschrank schon leer ist, ‚müssen‘ wir Essen gehen und probieren einen letzten Tipp Esvetas aus, das Restaurant „El Porton“, am Uhrturm gelegen. Wir werden nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil!


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