Man sieht sie oft mit einem Buch
im Liegestuhl,
das find' sie cool.
Taucht ab in andre Welten
(mir gelingt das selten).
Bald springt sie auf
und kurz darauf
hört man "Ich such'
ein neues Buch!"
© Louies Wegwerf-Gedichte zum einmaligen Gebrauch, literarisch rückstandsfrei abbaubar!
Louie:
"Endlich Ferien! Und du liest einen Krimi, der im besetzten Frankreich spielt? Hast du noch alle… mmppff…!"
1. Dominique Manotti: Le Corps noir
(dt.: Das schwarze Korps)
Frz. Romanautorin und Historikerin (geb. 1942, erster Roman mit 50 Jahren) schreibt Krimis mit sehr durchdachtem und genau recherchiertem Hintergrund, oft mit Settings aus der Wirtschaftsgeschichte.
Der Roman spielt im zweiten Weltkrieg (Zeit um die Landung der Alliierten) und handelt u. a. von französischen ‚gestapistes‘, also französischen Gestapo-Mitgliedern oder zumindest Handlangern. Der Titel spielt auf die SS an, aber auch auf Schwarzhandel u. ä.
**** - harte Sommerlektüre, aber so war es halt. Genau DIESES Buch wollte ich lesen…
2. Edmund de Waal: Der Hase mit den Bernsteinaugen. Das verborgene Erbe der Familie Ephrussi
(Übers. aus dem Engl.)
Der Autor ist eigentlich Keramikprofessor in England, hat sich aber auf die Spur seiner Familie gemacht und ist wohl zeitweise darin versunken; er lässt immer wieder durchscheinen, dass er sich mit den einzelnen Abschnitten (Paris in der Belle Epoque, Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts…) viel länger beschäftigt hat als geplant. Ein sehr plastisches Bild der Familie Ephrussi, die ähnlich reich war wie die Familie Rothschild, und darüber hinaus der allgemeinen Geschichte. Auslöser für das Familienportrait war das Erbe von japanischen Miniaturfiguren, sog. Netsukes, die heute dem Autor gehören.
Was mich beim Lesen fasziniert hat: Ohne es zu wissen, habe ich schon viele Gemälde aus der Sammlung Charles Ephrussi gesehen, war im Haus eines seiner Freunde (heute Musée Camondo), kenne die Straße, in der das Pariser Haus steht. Dadurch schließt sich so mancher Kreis.
****
[Danke, Agnes, für den Tipp aus unserem Leseclub!]
Louie: "Wie jetzt? Conny mit Connie…?"
3. Connie Palmen: Ganz der Ihre (aus dem Holländischen)
Die Holländerin Connie Palmen hat mich schon mit zwei anderen (autobiographischen) Romanen in den Bann geschlagen („In memoriam I. M.“ und „Logbuch eines unbarmherzigen Todes“). Auch „Ganz der Ihre“ finde ich faszinierend, v. a. gefällt mir die Erzählsituation: Fünf Frauen berichten – immer in derselben Reihenfolge – über ihr Leben und ihre (Liebes-)Beziehung zu einem holländischen Don Juan, Salomon Schwartz, genannt Mon. Jede Frau hat ihren eigenen intellektuellen Anspruch, mit der Perspektive verändert sich auch die Sprache. Das Ganze ist noch in einen klugen übergreifenden Rahmen gestellt.
**** - Ich finde es immer schön, wenn mich ein Buch überrascht. Das ist C. P. Gelungen!
4. Christine Spaak: Une folle allure (nicht ins Dt. übersetzt)
Der Titel heißt so viel wie „Eine wilde Gangart“ oder „Ein wildes Verhalten (oder auch: Lebensweise)“. Die Autorin ist Journalistin und hat bisher einige (z. T. vergriffene) Romane mit jeweils autobiographischen Inhalten verfasst. Hier geht es um ihre Großmutter und um die Kindheit ihrer Mutter, die durch einen ständig abwesenden (weil ein Doppelleben führenden) Vater bestimmt war, der die Mutter seiner Tochter großzügig finanzierte. Bis der zweite Weltkrieg kam, fuhr man z. B. öfter von Belgien mit einem Privatchauffeur ins französische, am Atlantik gelegene Rochefort. Auslöser für die Nachforschungen über die Kindheit ihrer Mutter ist ein Brief aus Yad Vashem.
***** Ein sehr persönliches Buch, das mich in den Bann gezogen hat.
5. Christine Angot: Un tournant de la vie
(Neuerscheinung Sept. 2018, noch nicht ins Dt. übersetzt)
‚La rentrée littéraire‘, also literarischer Schulanfang, nennen die Franzosen, was bei uns ‚literarischer Herbst‘ heißt und die Neuerscheinungen zur Zeit der Büchermesse meint. In Frankreich sind die Büchertische voller neuer Bücher, auf die ich sofort einen Blick werfen MUSS. Und natürlich kann ich nicht widerstehen und kaufe „Un tournant de la vie“ (etwa: Ein Wendepunkt im Leben“), das es aber im Gegensatz zu vielen ihrer vorherigen Bücher noch nicht in dt. Übersetzung gibt.
Der Roman erzählt – in langen Dialogen, die ein genaues ‚timing‘ für Worte, Widerworte und auch Verletzungen aufweisen – von einer Pariserin, die nach neun Jahren in Lebensgemeinschaft mit einem etwas jüngeren Mann aus Martinique, der finanziell von ihr abhängig ist, ihren Ex-Freund auf der Straße sieht. Es kommt zur Kontaktaufnahme mit ihm und zu großen inneren (und äußeren) Konflikten bei allen am Geschehen Beteiligten. Die Autorin schildert die jeweiligen Zustände glaubhaft und einfühlsam. Ein Buch zum Versinken.
Louie: "Klar, wenn man mit einer wehen Zehe auf den Turm Pey Berland humpelt, hat man sich eine Belohnung verdient, oder? Außerdem: Wenn sie liest, hält sie endlich mal still!"
6. Pierre Assouline: Double vie (2004)
(gibt es zwar in Portugiesisch, aber nicht in Dt….)
Dieses Buch habe ich letzten Sommer im Gers aufgegabelt, in einem öffentlicher Bücherständer. „Golem“ kenne ich vom selben Schriftsteller. Assouline ist 1953 in Casablanca geboren, Sepharde, Journalist, Schriftsteller und Herausgeber der Zeitschrift „Lire“ (Lesen).
Für mich ist die eigentliche Geschichte fast zweitrangig (verheirateter Höhlenforscher hat eine Geliebte, die er an etlichen obskuren Orten trifft und die plötzlich verschwindet). Was wirklich interessant zu lesen war, sind die Schilderungen bestimmter Typen in der französischen Gesellschaft, die der Autor mit den Augen seines Helden anlässlich eines Abendessens durchexerziert, einen nach dem Anderen, die ganze Runde (der Intellektuelle, die Neureiche, der Homosexuelle usw.). Sehr treffende Charakterisierungen, mit viel Humor geschrieben. Aber auch die Ehe wird seziert.
**** - Sehr interessanter Roman trotz des eher ‚üblich‘ erscheinenden plots.
Louie: "Wie sie es nur schafft: Schon wieder ein Buch über ein Doppelleben… Gibt es dazu ein Abo?"
7. Bodo Kirchhoff, Widerfahrnis (2016)
Eine Art literarisches Road-Movie: Ein Mann fährt unverhofft und erwartet mit seiner Nachbarin über den Brenner bis nach Sizilien. Was zunächst eher wie eine Liebesgeschichte wirkt, wird später mit der Flüchtlingsthematik verwoben, wenngleich am Ende wieder zurückgeführt. Hier setzt meine Kritik ein: Das ist mir etwas zu gesucht, zu unnatürlich, auch wenn sich immanent Begründungen finden lassen.
Kürzlich las ich von selben Autor „Eros und Asche“, einen Roman über eine Männerfreundschaft; ebenso wie in diesem werden die Schreibseminare erwähnt, die Kirchhoff zusammen mit seiner Frau am Gardasee abhält, ein Teil des Romans spielt sogar am Gardasee (da kommen Nachbar und Nachbarin übrigens auch vorbei). Mich nervt generell an seinem Stil, dass er keine Anführungszeichen vor der direkten Rede setzt und dass ich seine Schreibweise oft als sehr eitel empfinde. Manche Passagen sind aber auch wieder sehr treffend geschrieben.
*** - OK, aber ich verstehe jetzt, warum meine Kollegin Claudia Rösler dieses Buch aus ihrem Bücherschrank genommen hat: Man möchte es kein zweites Mal lesen. Trotzdem: Danke, Claudia! Du warst ja sogar in Nürnberg in seiner Dichterlesung!
8. Jorge Bucay: Un cuento triste no tan triste (2014)
(Erschienen in der Reihe Reclam Fremdsprachentexte)
Tatsächlich ist es mir gelungen, dieses Büchlein des berühmten argentinischen Bestseller-Autors (in 30 Sprachen übersetzt!) und Psychotherapeuten im Original zu lesen! Da bin ich aber stolz! Es geht um eine ziemlich böse Großmutter, die eine Zeit lang bei ihrer Tochter und der Enkelin Sofia lebt und den beiden (aber auch sich selbst) wegen ihrer Ruppigkeit das Leben gehörig schwer macht. Nach und nach gelingt eine Annäherung, ausgehend von der elfjährigen Enkelin, aber auch, weil die Mutter der Tochter erklärt, wieso die Oma so bissig und abweisend ist: Sie gibt sich die Schuld am Tod ihres noch jungen Sohnes, den sie unbeaufsichtigt gelassen hat, um einer Nachbarin zu helfen. Mutter und Tochter gelingt es gemeinsam, die harte Schale aufzubrechen, woraufhin es der Oma zusehends besser geht, sodass sie in ihr Dorf zurückkehren kann.
*** - Nett zu lesen, aber ein bisschen sehr riecht es doch nach Psychoanalyse… Diesen Eindruck hatte ich auch schon, als ich ein anderes Buch desselben Autors las.
9. Rafik Schami: Sophia oder der Anfang aller Geschichten
Wie jede Geschichte und jeder Roman von Rafik Schami in sehr schöner Sprache geschrieben. Wie oft spielt der Roman in Damaskus, aber – Achtung! - nicht nur. Schami bezieht hier auch den politische Konflikte mit ein, lässt den Roman in Deutschland, Rom und Damaskus spielen und verwebt die Ebenen und Handlungsstränge sowie Figuren. Es geht um Facetten der Liebe, um Politik und um die Normen der Gesellschaft.
**** - ein Lesegenuss, ist halt von Schami…! Vier Sternchen, weil man stellenweise glaubt, den Roman schon zu kennen. Manchmal ist Schami zu sehr der/den eigenen Geschichte(n) verhaftet.
10. Cees Noteboom: Allerseelen (aus dem Holländischen übersetzt)
Dieses Buch (originalverpackt, ebenfalls von Claudia R. aussortiert) hat mich teils sehr angesprochen, dann auch wieder so gelangweilt, dass ich es weglegen wollte. Immer, wenn ich kurz davor war, hat es mich wieder fasziniert. Als ich dann ein wenig recherchierte, habe ich begriffen, was an dem Buch seltsam ist: Noteboom ist auch ein Reisejournalist (merkt man im Buch); außerdem schreibt er aus der Perspektive des ‚flâneur‘, also in der Tradition Walter Benjamins. Damit geht einher, dass der Protagonist die Wirklichkeit (als Fotograf und Dokumentarfilmer) permanent in Frage stellt. In loser Folge gibt es dann auch (wenige) Handlungsepisoden: Der Protagonist trifft Freunde in Berlin (noch in der Zeit, als die Baulücke am Potsdamer Platz geschlossen wird), dessen einer wohl ein Portrait Rüdiger Safranskis darstellt (lt. Wikipedia, wo es einen sehr erhellenden Beitrag zum Buch gibt). Eine seltsame Liebesgeschichte und drei Gewalttaten, die dem Protagonisten widerfahren, gibt es zusätzlich auf der Handlungsebene. Ansonsten überwiegen Betrachtungen und Reflexionen.
**** - aber insgesamt mühsam zu lesen. Eines der Bücher, die man, wenn man sie einmal gelesen hat, gleich noch einmal anfangen müsste, um sie wirklich zu verstehen. Warum Noteboom? Er gehört zu Connie Palmens Freundeskreis; außerdem las ich von ihm schon zwei andere Bücher, die ich mochte.
11. Kristin Hannah: The Nightingale (dt. Die Nachtigall)
Der Roman ist eine historische Fiktion, die den Verlauf des ganzen zweiten Weltkriegs an Hand des Lebens zweier gegensätzlicher Schwestern nachzeichnet. Während die eine einen deutschen Offizier bei sich beherbergen muss, wendet sich die andere dem Widerstand, der Résistance, zu. Die Autorin nähert sich jedem ihrer Bücher erst einmal über Recherche an und bezeichnet es als das Schwierigste überhaupt, Tatsachen und Narration in Einklang zu bringen. Viele Tatsachen im Roman kannte ich aus der TV-Serie „Un village francais“ und aus anderen Bücher über diese Zeit; dennoch war es interessant, die Entwicklung der beiden Charaktere zu verfolgen. Auch ist der Roman zusätzlich in eine moderne Zeitebene eingebettet, dessen Ich-Identität sich erst ganz am Ende erklärt (guter Trick!).
**** - es zieht einen in das Buch; am Anfang erschien mir alles etwas zu vorhersehbar. Manchmal fand ich auch den Satzbau zu einfach, dafür liest es sich aber auch im Original recht leicht. Weinen musste ich nicht – die Autorin sagt in einem Interview, dass sie selbst ihren Text so emotional finde, dass sie immer wieder weinen müsse. Jaja, die Amerikaner…
[Danke, Gundula, für diesen Buchtipp!]
12. Joel Dicker: La vérité sur l‘Affaire Harry Quebert
(850 Seiten!, auf Dt. „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ bei Piper)
Der erste Bestseller eines 28-jährigen Autors aus der französischen Schweiz spielt mit allen möglichen Themen. Einerseits geht es darum, wie man Romanautor wird und schreiben lernt (dazu 31 Tipps, die gleichzeitig die Kapitel strukturieren und rückwärts gezählt werden), wie perfide die Buchbranche ist, die Autoren und Bestseller ‚macht‘ (Wahrheit oder Satire?), es geht um Freundschaft und Liebe, die Aufklärung mehrerer Morde, Psychogramme einiger Romanfiguren, um die amerikanische Gesellschaft mit ihren Restriktionen. Zeitlich spielt der Roman zwischen 1975 und 2008 (inkl. Wahl Obamas zum amerikanischen Präsidenten) und springt wild (aber immer mit Datum) zwischen den Erzählzeiten und -ebenen, aber auch zwischen den Erzählweisen (z.B. Interview, Verhör, Mitschnitt, fiktiver Bericht, Erzählung in Varianten…) und spielt sogar noch mit einem angeblichen Vorgängerroman (Der Fall Quebert), um dann letztlich doch die ‚Wahrheit‘ über den Fall zu erzählen. In einem Interview sagt der Dicker, dass es ihm darum ging, ein Buch für verschiedene Lebensalter und Leserschichten zu schreiben, eines, das alle fessele. Darüberhinaus solle es auch den klassischen 15-jährigen Nichtleser erreichen (was ich bei einem Umfang von 850 Seiten STARK bezweifle…!). Und letztlich sei ihm wichtig, den Sinn des Lebens zu erklären. (Diesen Anspruch fand ich etwas schnöselhaft-jugendlich übertrieben…). Immerhin liest es sich gut, flüssig und überrascht bis zum letzten Kapitel durch immer wieder neue und unvorhersehbare Wendepunkte.
**** - spannend war der Roman durchaus, aber manchmal fand ich den Text zu ausschweifend. Insgesamt gefiel mir Dickers dritter Roman („Die Geschichte der Baltimores“ besser. Der vierte wartet schon auf meinem E-Book-Reader.
13. Dörte Hansen: Mittagsstunde (2018)
(Agnes) Ich habe mich allerdings durch die neue Dörte Hansen "Mittagsstunde" gefressen. Es ist im Stil und Ton dem „alten Land“ [Hansens erster Roman von 2015] ähnlich, man spürt deutlich ihren Erzählduktus, aber doch eine ganz andere Geschichte. Es ist wieder eine Studie des Landlebens und der Menschen, vor allem wie diese von der rauen Landschaft in diesem fiktiven Dorf geprägt werden. Auch hier verwebt sie verschiedene Zeitebenen wie schon in "Altes Land" geschickt. Manch einem mögen die Landschaftsschilderungen und die Verbindungen und Psychogramme der Bewohner zu viel sein, vielleicht auch ihre Neigung zu Ellipsen, Asyndeta und Reihungen, aber ich mag es sehr. Die Bewohner des Dorfes werden unglaublich plastisch. Der Protagonist nimmt übrigens ein Sabbatical, aber ein ganz anderes als ihr..... Für mich war es ein wirklich tolles Buch zur richtigen Zeit. Die reflexiven, manchmal fast meditativen Passagen passen gerade gut.
(Cornelia) Wie witzig, auch ich habe in der letzten Woche "Mittagsstunde" gelesen, in 2 Tagen, einerseits fasziniert von den Psychogrammen, nach 3/4 etwas genervt, weil es mit Dr. Ingwer Feddersen so gar nicht weiterging und nur die nächste Schilderung eines Dörflers sich anschloss. Die Geschichte ist doch bitterer, als man meint: Schließlich erfährt er nie davon, dass er ein Kuckuckskind ist - es blieben doch mehrere Protagonisten nur halb glücklich, auch wenn sie an der Oberfläche ganz glücklich erscheinen. Ich bin also etwas zwiespältig zurückgeblieben.
(Agnes) Ich stimme Dir zu, dass die Geschichte weit bitterer ist, als sie zunächst daherkommt. Aber das war ja in "Altes Land" sehr ähnlich: Gebrochene oder seelisch verwundete Menschen, die die Fassade nach außen aufrecht halten (wie wir das wohl alle oftmals tun). Kleiner Nachtrag: diese Schilderung, als die Moderne in das Dorf Einzug hält, fand ich äußerst gelungen. Das Alte muss weg um jeden Preis.
14. Connie Palmen: Freundschaft
(1998, in kongenialer dt. Übersetzung)
Der Klappentext (diogenes) sagt:
„‘Die Freundschaft‘ ist ein Roman über Gegensätze und deren Anziehungskraft; über die uralte und rätselhafte Verbindung von Körper und Geist; über die Angst vor Bindungen und Sehnsucht nach Zugehörigkeit; über Süchte und Obsessionen und die freie Verfügung über sich selbst.
Ein Buch über eine ungewöhnliche Beziehung und über die Selbsterforschung einer jungen Frau, die lernt, ihrem eigenen Kopf zu folgen und sich von falschen Vorstellungen zu befreien. Es erklärt, warum Schuldgefühle dick machen und warum einen die Liebe in den Alkohol treiben kann. Warum man sich vor allem von der Liebe nicht zu viel versprechen darf. Und dass die Erregung im Kopf – das Denken – nicht weniger spannend ist als die im Körper. Ein aufregend wildes Buch voller Selbstironie, das Erkenntnis schenkt und einfach jeden angeht.“
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht, dass Connie Palmen den jeweiligen Ton der 10-, 20- und 30-Jährigen gut trifft – das gefällt mir außerordentlich. Gleich, nachdem ich dieses Buch fertig gelesen hatte, ließ ich mir ein weiteres Buch von Palmen aufs ebook schicken. Ich bin wieder sehr angetan!
15. Camille Laurens: L‘Amour, roman (2003 )
(auf dt. noch antiquarisch erhältlich)
Die Autorin stammt aus Dijon, wir sind fast gleichaltrig und ich habe schon ein anderes Buch von ihr gelesen („Celle que vous croyez“) und mir jetzt noch eines auf den ebook-reader geladen: „Dans ces bras-là“. Ihr Name ist ein Pseudonym, man weiß aber, wie sie heißt, nämlich Laurence Ruel.
Im aktuell gelesenen Buch geht es um die Liebe (oder das Entlieben, Verlieben…) in allen Facetten anhand der eigenen Familie (vier Generationen), der eigenen Scheidungsfindung; alles mit Liedtexten versetzt (Barbara, Johnny…) und von Maximen von La Rochefoucauld durchzogen. Weil sie ihren damaligen Noch-Mann mit seinem echten Vornamen benannte, kam es zu einem Prozess. In der zweiten Auflage musste der Vorname getilgt werden – ich habe die erste antiquarisch erworben (Zufall).
*** - manchmal etwas viel Nabelschau, aber dann wieder mit brillanten Beobachtungen und Formulierungen.
16. Mareike Krügel: Bleib wo du bist (2010)
Von der Autorin las ich schon einen anderen Roman, der mir gut gefallen hatte: „Die Tochter meines Vaters“. Im vorliegenden Buch geht es um einen – seelisch etwas angeschlagenen Psychotherapeuten, der auf einer Tagung in Meran sprechen soll. Er behandelt hauptsächlich Menschen mit Zwangsstörungen (sehr interessante Fallschilderungen!) und gerät in Meran in eine Krise, die zeigt, dass er trotz Studium und Beruf nicht gefeit ist…
Gut erzählt, wechselnd zwischen Südtiroler Ambiente und Phantasiewelt.
*** - interessant, aber irgendwie bleibt man als Leser auf Distanz zum Protagonisten und bleibt Beobachter
17. David Foenkinos: Vers la beauté (2018)
(dt.: Die Frau im Musée d‘Orsay)
Ausschnitt aus der Lebenskrise eines Kunstdozenten aus Lyon, der kurzfristig alles aufgibt und als Museumsaufseher im Musée d‘Orsay anheuert.
(Klar, bin schon lange Foekinos-Fan: vor allem Charlotte Das Geheimnis des Henri Pick, Nathalie küsst und viele weitere)
***** - sehr schöne Psychogramme, depressive Inhalte leicht und humorvoll erzählt, auf jeden Fall einfühlsam-plausibel
18. Doris Ryffel-Rawak: Auf Spurensuche am Rio de la Plata (2012)
Als Lesetipp aufgeschnappt beim Frühstück in Colonia del Sacramento/Uruguay und gleich in elektronischer Form erworben. Leider beim Kauf nicht gemerkt, dass es sich um e-publishing handelt, worum ich bisher immer einen großen Bogen machte. In der Tat, z. T. ist das Buch interessant, weil es starke autobiographische Züge hat, z. T. aber einfach schlecht geschrieben und auf dem Niveau eines Groschenromans.
** - immerhin fallen doch einige (etwas zu positive) Reisetipps ab oder es werden Eigenheiten Uruguays (die es ähnlich auch in Argentinien gibt) erklärt