Tag 63 / Di 9.10.2018 / Ausflug nach Trujillo
(Cornelia) Klar ist: Wir wollen einen Ausflug machen; das erste Ziel ist rasch gefunden. Schon bei der Herfahrt ist Tom vom Ort Cabañas de Castillo fasziniert. Er scheint an den Fels geklebt zu sein und wird von einer Burgruine dominiert. An einer Kirche vorbei führt der Weg steil aufwärts. Oben belohnt uns die Aussicht in alle Richtungen; alle möglichen Gesteinsschichten aus verschiedenen Erdzeitaltern könnte man erkennen, wenn man die Auskunftstafel genau läse – wir genießen einfach die Sicht: Felsen, Schluchten, Hügel mit Eichenwäldern, Steppe, das Dorf unter uns, die Ruine neben und mindestens 12 Geier über uns. Wunderschön!
Das zweite Ziel ist ein Tipp unserer Vermieterin. Wir gehen eine Weile an einem Flusslauf entlang: „Aperturas del Almonte“; ich fühle mich wie Geißenpeter, über Stock und Stein kletternd, die Hinterlassenschaften vieler Ziegen unter meinen Füßen. Man könnte wohl endlos weitergehen, aber wir wollen noch weiter flussabwärts zu einer mittelalterlichen Brücke, die 300 Meter neben einer modernen liegt. Sehr breit, mit mehreren Bögen, im Fluss Wasser. (Stunden später führt uns eine kleine Straße über eine ganz ähnliche Brücke, die aber immer noch in Betrieb ist.)
Weil der nächste Supermarkt etwa 20 Kilometer entfernt liegt, der nächste vom Reiseführer empfohlene Ort aber nur 12 Kilometer weiter ist, beschließen wir spontan, uns gleich noch nach Trujillo zu begeben. Angeblich bietet der Ort eines der geschlossensten mittelalterlichen Stadtbilder in Spanien – diesen Leckerbissen wollen wir uns nicht entgehen lassen. Die Straße führt an vielen Rinderfarmen vorbei, und Tom wähnt sich im Wilden Westen Amerikas: Ein großes Eingangstor mit dem Namen der Ranch, dahinter die Rindviecher – und sonst nichts weiter.
Pizarro, der Eroberer von Peru, ist ein Sohn der Stadt und sitzt in Ritterrüstung auf seinem Pferd. Auf den Eroberungszug sind seinerzeit viele Männer aus der Extremadura mittellos mitgegangen und reich zurückgekehrt. Auch davon zeugen die vielen Paläste im Ort, heute oft zu Hotels umgestaltet. Nach einem landesüblichen Snack auf der von Palästen und Kirchen umstandenen stattlichen Plaza Mayor Trujillos, mit Surtido de Ibérico (= gemischte iberische Wurstplatte) und einem sehr cremigen, würzigen Käse, so weich, als sei er vorher geschmolzen worden, fühlen wir uns dem Sightseeing gewachsen. Und tatsächlich, wir treten ins Mittelalter ein und steigen zur trutzigen Burg aus dem 9. Jahrhundert auf, mit acht Türmen, nach dem Muster von Cordóba gebaut; welch ein herrlicher Rundblick im schrägen, milden Nachmittagslicht!
Die Heimfahrt dauert länger als geplant; ein Dorf gleicht einem Irrgarten und die kleinen Sträßchen sind so kurvig, dass wir für 40 Kilometer mehr als eine Stunde brauchen.