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Neuseeland: Nordinsel


Tag 233 / Do 28.3.2019 / Auckland
(Cornelia) Wer kennt das? Auf einmal ist ein Tag weg. Nie da gewesen. Einfach übersprungen. Wir steigen am Mittwoch um 8.45 Uhr auf Tahiti in den Flieger… und kommen nach fünfeinhalb Stunden Flug am Donnerstag um 13.30 an. Datumsgrenze überschritten. Aha. Ganz einfach.
Jedenfalls sind wir begeistert: Ein angenehmer Service an Bord (wozu die hübschen polynesischen Flugbegleiterinnen der Air Tahiti zum Servieren die schicke Uniform aus- und eine Art geblümtes Nachthemd anziehen), das leckerste Bordessen ever (French Toast, Gemüsesalat, Obstsalat!) und Zeit für zwei Filme. Kaum sind wir am Flughafen, halten wir schon neuseeländische Dollar in den Händen (der erste Geldautomat spuckt gleich bereitwillig Geld aus - man denke an unsere Erfahrungen in Buenos Aires zurück…) und wenig später funktionieren bereits beide Handys dank einer Vodafon-Werbeaktion, bei der eine junge Frau mit flinken Fingern fitzlige Chips in unsere Telefone flippt (für dasselbe Ergebnis brauchten wir in Buenos Aires vier Tage). Als wir endlich am Kofferband ankommen, stehen unsere beiden Koffer bereits mutterseelenallein neben selbigem – sehr praktisch. Die Einwanderung passiert via eigenhändigem Einlegen der Pässe in ein Lesegerät – wenn man das mit den Prozeduren in den USA, aber auch in Chile vergleicht…!! Auch die Kontrolle durch den ‚Biosecurity‘-Officer, der nach Wanderschuhen und Esswaren, v.a. Honig, fragt, ist freundlich und rasch vorbei. Ach so! Sofort verstehen wir, warum Neuseeland ein Einwanderungsland ist…!
Schon im Shuttle zur Autovermietung haben wir den ersten Smalltalk mit Einheimischen, die von ‚crazy tourists‘ erzählen, die ihnen auf der falschen Straßenseite entgegen gekommen seien, und sie bläuen uns vor allem eines ein: „Keep left!“ Vor der Fahrzeugübernahme müssen wir auch noch einen Fünf-Minuten-Film über die Gefahren des Autofahrens in Neuseeland ansehen. Aaaaaah ja, immer schön IM Uhrzeigersinn in den Kreisverkehr einfahren! Schon sind unsere Koffer verstaut (locker – weil wir das etwas größere Auto gebucht haben), ist das Navi installiert (Tom hat noch in Tahiti die Neuseeland-Karten heruntergeladen) und Tom steckt die (Auto-)Nase vorsichtig aus dem Gelände der Autovermietung auf die Straße.
Die elf Kilometer zum Quartier sind gleich gefahren; wir finden alles vor wie angekündigt und sind nach dem Self-Check-In schnell im Haus: Besonders freut uns der Anblick der Waschmaschine – selbst waschen, wann immer man möchte – das ist für uns gerade purer Luxus! In der Nähe gibt es einen kleinen Supermarkt und einen Laden, der Take-away-Thai-Food (köstlich!!!) zubereitet. Und GROSS ist unsere Wohnung…! Fast fürchten wir uns aber ein bisschen vor dem Kofferauspacken: Am Morgen hat uns Alain ein Foto von einem Baumwoll-T-Shirt mit einem riesigen ausgefransten Loch geschickt, wohl von einem Gecko auf Moorea hineingefressen. Uff, unsere Siebensachen sind alle heil!

Mobirise

Tag 234 / Fr 29.3.2019 / Auckland
(Cornelia) Der erste Einkauf in Neuseeland steht an. Kurz vor dem Supermarkt sehen wir ein großes Spruchband, das auf den Terroranschlag in Christchurch anspielt; in dicken Lettern steht da: „We stand together!“ Der Laden ist riesengroß, Regale bis in schwindelerregende Höhen. Das Einwanderungsland Neuseeland spiegelt sich in seinem breit gefächerten Angebot wieder: Neben der Kiwi-Neuzüchtung ‚Red‘ (mit einem eher nach süßen Beeren schmeckendem, rotem Innenleben) und den Gold-Kiwis („It‘s so nice to have them back!“, sagt die alte Dame neben mir) gibt es bereits gleich nach dem Eingang der Obst- und Gemüsesorten für polynesische, chinesische und thailändische Gerichte. Das setzt sich in allen Abteilungen fort; ‚halal‘-Fleisch sehen wir, arabischen Hummus in vielen Farben, aber auch für den Gesundheitsapostel und Multiallergiker Soja- oder Mandelmilch oder was auch immer man sich für das individuelle Wohlergehen wichtig ist. Es gibt einfach ALLES. Der Liquor-Store ist ins Geschäft integriert, allerdings mit einer Extraschranke versehen. Die Auswahl an neuseeländischen Weinen ist reichlich, auch vom Nachbarland Australien gibt es einiges. Die Etiketten sagen uns gar nichts… Draußen, bei den Softdrinks, überrascht ein halbes Regal voller verschiedener Coconut-Water-Marken. Bis auf die Milch im Zweiliterkanister sind alle Darreichungsformen in Normalgröße (man frönt hier also nicht dem nordamerikanischen Gigantismus!). Was wir noch nicht wissen: Die aufladbare Karte für den ÖPNV gibt es im Supermarkt beim Kundendienst… weswegen wir später ein zweites Mal in den Einkaufstempel fahren werden.
Nach einiger Recherche in unserem ‚sunny‘ Apartment stoßen wir auf die Auckland Seafood School und buchen gleich einen dreistündigen Kochkurs. Im Supermarkt hatten wir auch schon die reiche Auswahl an Fisch, Algen und Muscheln gesehen. (Besonders seltsam waren die Pakete mit Lachsköpfen, aus denen sich aber wohl auch gute Eintöpfe oder Fischsuppen herstellen lassen.)
Da Tom mit einer Erkältung kämpft, reduzieren wir unsere externen Aktivitäten auf einen Spaziergang um den Mount Albert herum, einen der nicht aktiven Vulkane, auf denen sich Auckland ausgebreitet hat. Man spricht von dem ‚volcanic field‘ unter Auckland. Noch größer und für die Maori heilig ist Mt. Eden, der in vier Kilometer Entfernung liegt. Unser Mount ist ein Hügelchen mit Bogenschießanlage und einem weiteren Sportplatz, viel besucht von HundebesitzerInnen, die uns alle freundlich grüßen. Von hier oben aus haben wir auch den ersten Blick auf den Auckland CBD (Central Business District) in der Ferne.

Mobirise

Tag 235 / Sa 30.3.2019 / Auckland
(Cornelia) Mit der Bahn fahren wir ein paar Stationen in Richtung Innenstadt und steigen in Grafton aus; im gepflegten Park namens Auckland Domain sehen wir schon auf einer Anhöhe das große Auckland Museum liegen, das eigentlich Auckland War Memorial Museum heißt und 1929 unter hoher finanzieller Beteiligung der Einwohner fertig gestellt wurde. Auf der dem Meer zugewandten Seite steht ein Denkmal auf einem leeren, wohl als ‚heilig‘ geltendem Platz. Das Gebäude selbst verschmilzt Elemente des Parthenon mit Maori-Mustern und stellt auch bekannte europäische Skulpturen wie die Laokoon-Gruppe aus – als eine Art kulturellen Verweis oder Rahmen, nicht als Ziel der Ausstellung.
Das Museum beschäftigt sich auch mit dem Vulkanismus – in der Stadt, im Land, auf der Welt – und demonstriert ihn recht anschaulich bis hin zu fingierten Nachrichten in einem Modellhaus, das dann von einem ‚Erdbeben‘ erschüttert wird und aus dessen Fenster man Schlamm und Asche auf sich zukommen sieht. Flora und Fauna sind ebenfalls ausgestellt – hier begegnen wir den ersten (ausgestopften) Kiwi-Vögeln. Der Schwerpunkt ist die Lebensweise der Polynesier von Samoa über die Fidschi-Inseln bis nach Rapa Nui, natürlich mit einem Schwerpunkt auf den Maori Neuseelands. Wir buchen eine live-Führung und haben das große Glück, die einzigen Gäste zu sein! Unsere Führerin ist ein zierliche Polynesierin; ihr Ziel ist es, das Gemeinsame der im Südpazifik lebenden Völker herauszustellen und auch ihre mythischen Vorstellungen zu erklären. Sie hat Freude an unseren Fragen – hat wohl auch nicht immer Gäste, die schon auf drei weiteren Südsee-Inseln waren – und führt uns statt der üblichen 60 Minuten immerhin knapp 100 durch das Haus. Mit einer Taschenlampe bewaffnet weist sie uns in dem mager beleuchteten Gebäude vor allem auf kleine Details hin: hier der feine Faden, um eine Streitaxt zu verzieren, dort eine kleine Schnitzerei am Querholz eines 25 Meter langen 100-Mann-Kriegsbootes, dann die weit vorne sitzenden Nasenlöcher am gebogenen Kiwi-Schnabel oder eine weibliche Statue, die aussieht, als habe sie Picasso zum Kubismus inspiriert. Als kleinen immateriellen Dank für die hervorragende Führung empfehlen wir ihr Leo Pakarati, unseren Führer auf Rapa Nui, und seinen Dokumentarfilm.
Im Anschluss beginnt im Konferenzsaal des Museums eine Maori-Vorführung. Sechs junge Leute – je drei Männer und Frauen – singen, tanzen, spielen für eine Handvoll Touristen und erklären ihre traditionellen Gesten und Tänze. Sie performen ihre Kultur mit unglaublicher Energie und Wucht. Man spürt ihre Begeisterung, ihren Willen zur Identifikation, ihre Suche nach den ‚ancestors‘, ihren Vorfahren, die in Polynesien so eine große Rolle spielen. Der Schwerpunkt liegt hier weniger auf Show, auch wenn sie es so nennen, sondern mehr auf Pädagogik: Den Zuschauern soll Verständnis für die Maori-Kultur beigebracht werden. Höhepunkt ist ein Haka, der wirklich angsteinflößend ist.
Nach etwa viereinhalb Stunden im Museum schlendern wir zu den Wintergardens, einigen Gewächshäusern im viktorianischen Stil aus Glas und Eisen, die viele schöne bekannte und unbekannte Pflanzen, darunter auch viele fleischfressende beherbergen. Außen stehen noch ein paar für Neuseeland typischen Baumfarne. Der grüne Rasen im Park ist sehr einladend – nach viel Sand und Erde in Argentinien und Chile und Matsch in der Südsee – und wir sinken darnieder und genießen das gepflegte ‚british‘ Grün. Den Abend beschließen wir dagegen deutsch-bayerisch: Erst sehen wir die neueste heute-show und danach noch das Programm „Gscheid gfreid“ von Martina Schwarzmann.


Tag 236 / So 31.3.2019 / Auckland
(Cornelia) Tom kränkelt und hustet immer noch, weswegen wir den Tag ruhig angehen lassen. Zu tun gibt es ja immer etwas. Mein Vorschlag, ins Kino zu gehen, wird geprüft und angenommen. Wir brechen ins ‚Lido Cinema‘ auf, begrüßen noch rasch unsere Vermieter, die eben vom Kurzurlaub zurückkommen und lassen uns schon bald darauf in einen äußerst bequemen Kinosessel in einem klassisch-gemütlichen Kino fallen, um den diesjährigen Oscar-Gewinner in der Kategorie ‚Best Film‘ anzusehen: „Green Book“. Der erste Kino-Besuch seit sieben Monaten! Schööön – zumal wir mit der Filmauswahl Glück haben, denn er ist ebenso unterhaltend wie sehenswert und sogar für den Ethikunterricht in vielfacher Hinsicht zu gebrauchen (Rassengesetze in den USA der 60er-Jahre, ethisches Handeln in verschiedenen Situationen, Freundschaft, um nur einige Aspekte zu nennen).


Tag 237 / Mo 1.4.2019 / Auckland
(Cornelia) Gegen Mittag nützen wir eine Regenpause und fahren zum Bahnhof von Mt. Albert und mit der Bahn zur Endstation Britomart. Taucht man dort auf, ist man am Rande des zentralen Geschäfts- und Einkaufsviertels. Die Stadt setzt sich (fast wie Buenos Aires) aus niedrigen alten und hohen modernen Gebäuden zusammen, so dass das Stadtbild sehr uneinheitlich ist. Es gibt eine hohe Zahl an Perlenläden und Sportgeschäften (adidas immer an prominenter Stelle), dazwischen diese oder jene Filiale von Imbissketten. Einzig das 1930 erbaute Civic Theatre sticht etwas heraus; wir dürfen nur kurz ins Foyer schauen und leider findet sich auch auf dem Veranstaltungskalender gerade keine passende Kulturveranstaltung.
Weil ich das Civic fotografiere, erkennen uns zwei Schülerinnen als ‚strangers‘; für ein Projekt, dessen Ziel sie noch nicht kennen, sollen sie Fremde ablichten. Na gut, wir lächeln in die Kamera. Kurz vorher hatte man uns im Nespresso-Laden sofort als Europäer erkannt. Woran? Weil wir den Probierkaffee als Espresso (ohne Milch) wollten. Damit waren wir geoutet… kamen aber auf diese Weise aber nicht nur zu einem kostenlosen leckeren Kaffee (s. Abschnitt Bordeaux), sondern auch zu einem netten Gespräch mit einem weiteren Kunden und dem jungen Barista (aus Serbien stammend).
Die Auckland Art Gallery, in einem eklektizistischem Gebäude mit moderner Erweiterung, ist zwar Neuseelands größte Kunstsammlung und im Besitz von 15.000 Exponaten, reißt uns aber dennoch nicht ganz vom Hocker, auch wenn die Portraits in Öl von Maori-Chefs um 1900 so echt wie Fotografien wirken und wirklich begeisternd sind. Für manches Exponat fehlt uns der (neuseeländische) Hintergrund, d.h. Wissen zu Landschaften oder über die Narrative der Maori. Schön finde ich ein paar Landschaftsbilder, die ganz anders sind als in Europa, weil eben auch die hiesigen Landschaften ganz anders sind. Wir werden sie hoffentlich bald in natura sehen…


Tag 238 / Di 2.4.2019 / Auckland
(Cornelia) Wieder am Britomart angelangt, wenden wir uns dem Ferry Building am Hafen zu. Alle halbe Stunde fährt eine Katamaran-Fähre nach Devonport, und wir haben Glück, dass wir nach dem Aufladen der AT hop-Card, also der normalen Fahrkarte des ÖPNV, nur zwei Minuten warten müssen. Nach weiteren 12 Minuten sind wir auf der anderen Seite und sehen schon die ersten viktorianischen Gebäude, die Devonports Stadtbild prägen. Früher war das Städtchen selbständig und gehört erst seit 2010 zu Auckland.
Während bei der Abfahrt Hochhäuser das Stadtbild prägten, sind hier nahezu alle Häuser höchstens zweistöckig, die meisten Villen sogar nur einstöckig. Beinahe britisch… wären da nicht die vielen Palmen und anderen immergrünen Hartlaubgewächse oder der blühende Hibiskus. Wir steigen auf den Vulkanberg Mount Viktoria, mit 187 Meter die höchste Erhebung der Stadt, dessen Terrassierung auf die Besiedelung durch Maori im 14. Jahrhundert hinweist. Von dort aus hat man einen wunderbaren Rundumblick auf weitere Inseln und die Wolkenkratzer im Business District von Auckland. Heute regnet es auch nicht, so dass wir auf einem gemütlichen Spaziergang zurück zum Hafen die verspielten Details der vielen teuren Villen ansehen, deren Wert in den letzten zehn Jahren um 86 % gestiegen ist, weil Devonports ‚lifestyle‘ seit seiner Gentrifizierung so lebenswert erscheint und begehrt ist. Das sieht man auch an Betrieben wie den „Handcrafted Devonport Chocolates“, wo mehr als zehn Angestellte Pralinen und Schokoladen herstellen. Je zwei der handmade-Pralinen zergehen uns zu einem kunstvoll geschäumten Capuccino in einem Straßencafé auf der Zunge, bevor wir uns langsam in Richtung Fähre bewegen, die in Stoßzeiten jede Viertelstunde fährt und auch nur noch acht statt zwölf Minuten braucht.
Bevor wir Richtung Fischmarkt gehen, lassen wir uns noch in einem CD- und DVD-Laden beraten, welche neuseeländischen Filme es außer „Das Piano“ und „Der Herr der Ringe“ noch gibt. Man empfiehlt uns eine Polizei-Comedy und den Kinofilm „Top of the Land“. Erstaunt stellen wir im selben Plattenladen fest, das die Sopranistin Kiri te Kanawa eine Maori-Kiwi ist.
An teuersten und riesengroßen (schon nicht mehr schön-eleganten, sondern nur noch klotzig-plumpen) Segel- und Motoryachten vorbei, schlendern wir zum Fischmarkt an der Jellico Road, wo die Auckland Seafood School ihren Sitz hat. Unser Kochlehrer ist der Ex-Küchenchef des nahe gelegenen Restaurants Baduzzi und führt uns bescheiden-ernsthaft, ohne Starkoch-Allüren, in einer Schauküche unter einem großen Spiegel vor, wie man den Seekuckuck, auf Englisch … , vorschriftsmäßig mit Schere und Messer zerlegt und mit der Pinzette von seinen Gräten befreit. Sein Fleisch wird einerseits als Ceviche zubereitet, hier ‚Fish Crudo‘ genannt (u.a. mit Gurke, Granny Smith Apfel, viel Zitrone und Wassermelonenkernen), andererseits kross gebraten und mit einem Zucchini-Fenchel-Gemüse mit Knoblauch und Kapern serviert. Nach der Demonstration werden alle Anwesenden mit Schürzen ausgestattet und dürfen im Nebenraum selbst an die Pfannen. Natürlich ist alles vorbereitet, Fisch, Petersilie und Butter stehen im Kühlschrank, der Rest der Zutaten und ein paar Kochutensilien auf der jeweiligen Kochinsel. Der Chef und ein weiterer Koch gehen beratend durch die Reihen und zeigen auf Anfrage diese oder jene Technik. Fenchel kennt man in Neuseeland erst seit etwa zehn Jahren und sogar Olivenöl ist in der Küche eher neu – traditionell kochen die Kiwis mit Reisöl. Leider essen wir nicht in zwei Gängen, aber immerhin zum selben Zeitpunkt an einer langen Tafel, weshalb Tom und ich dann das warme Hauptgericht vor der kalten Vorspeise verzehren. Fazit: Wir haben drei kurzweilige Stunden verbracht, dabei Gelegenheit, uns noch mehr in die neuseeländische Aussprache des Englischen einzuhören, viele kleine Tipps erfahren und Handgriffe beobachtet und schließlich gut gegessen. Ja, wir würden wieder kommen – wenn Neuseeland nicht das von Deutschland am weitesten entfernte Land wäre…
Auf dem Rückweg sind die Kneipen und Speiselokale um den Fischmarkt herum und am Hafen entlang beleuchtet und werfen auch einen Schein auf die Boote der Superreichen.

Mobirise

Tag 239 / Mi 3.4.2019 / Auckland
(Cornelia) Statt Auckland Zoo oder Hai-Tunnel im Auckland SeaLife wollen wir ins Wallace Arts Centre – und werden reich belohnt! Das Gebäude – erst private Villa, dann Jungeninternat, später Waisenheim, Konvent für Novizinnen, schließlich Mädchenschule – ist schon mal sehr interessant. Es liegt im Grünen, im heutigen Mont Cecilia Park, in dem der einstige Park mit hohem altem Baumbestand aufgegangen ist. Direkt am Haus sind diverse Kunstwerke mehr oder weniger sichtbar verstreut, versteckt oder auch für den Betrachter herausgehoben. Im Haus wechseln die Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst (Malerei, Plastik, Videokunst) alle sechs Wochen; natürlich steckt als Geldgeber eine Bank dahinter. Meist stehen oder hängen die Werke eines Künstlers in einem Raum – vieles ist ironisch oder witzig. Ein sehr schöner Shop und ein Café runden den Eindruck ab. Würde ich in Auckland leben, wäre das Wallace Arts Centre mein Lieblingsplatz.
Schon packen wir wieder die Koffer – am Donnerstag fahren wir weiter nach Norden.


Tag 240 / Do 4.4.2019 / Paihia
(Cornelia) Tom erhält eine WhatsApp, die ihn erst einmal auf einen Stuhl sinken lässt… Die chilenische Wohnmobilagentur fragt nach, ob es sein könne, dass jemand von uns ein Handy vermisse, man habe eines gefunden…! NEIN!!! Und wir haben es im Auto wie die berühmte Stecknadel gesucht und sind die vielen Kilometer Rumpelstraße gefahren, um dann nur meinen einsamen, billigen, unbequemen Pantoffel zu finden!!! Das darf doch nicht wahr sein: Es lag die ganze Zeit unter dem Beifahrersitz!?!?! Tom schnappt immer noch nach Luft…
Nach einer herzlichen Verabschiedung von unserem Vermieter Rob, dessen Sohn wie unser Sohn ebenfalls in Berlin wohnt, und einem letzten Blick in Robs Riesengarage (mit sechs Stellplätzen und im ersten Stock die Ferienwohnung) auf seinen quietschgelben Ford Shelbey mit V8-Motor, von dem es laut Rob von den einst 250 produzierten nur noch 150 auf dem ganzen Globus gibt, starten wir Richtung Motorway 1, der relativ bald in den Highway 1 übergeht.
Noch in Aucklands Nähe liegt das von böhmischen Siedlern gegründete Dorf Puhoi, dessen Heritage Society sich ganz der Heimat- und Brauchtumspflege verschrieben hat. Eine Farmerin ist im Vorsitz und heute im kleinen Museum – im ehemaligen Schulhaus untergebracht – anwesend, das sie als ihren privaten ‚escape room‘ bezeichnet, in dem sie alle Sorgen des Alltags schnell vergisst. Die Nachfahren der ehemaligen Siedler (ca. 1848 hier nach einer etwa drei Monate langen Reise angekommen) pflegen immer noch das alte Liedgut – häufig in einem auf dem damaligen Stand konservierten bayerisch-tschechischem Dialekt gesungen - und Musik mit Akkordeon und Dudelsack. Die meisten Siedler arbeiteten hier als Holzfäller und auch als Farmer, beantragten bald einen katholischen Priester und bauten für das Gemeinwohl eine Kirche, einen Gemischtwarenladen und eine Leihbücherei. Alles ist auch heute noch zu besichtigen. Am kleinen Fluss, auf dem die Siedlungswilligen das letzte Stück Weg mit dem Kanu zurücklegten, kann man heute Kanus stundenweise mieten; viele Flächen sind gerodet, gleich dahinter beginnt der Busch. Hinterher gönnen wir uns im Gasthaus Kaffee und Kuchen, ist ja klar. Bedient werden wir von einer jungen Deutschen (work & travel), die aber in drei Tagen wieder nach Hause muss, im Gegensatz zu uns.
Auf dem Highway, bei uns wäre es eine Bundesstraße, ist die Höchstgeschwindigkeit 100 km/h; alle halten sich daran, ab und zu gibt es eine dritte Spur zum Überholen. Das ist gut, denn es sind viele Holztransporter unterwegs, die am Berg doch recht langsam werden. Tom hält an einem Lookout: Blick über schwarze Kühe auf unglaublich grüne Hügel zum blauen Ozean in der Ferne und gezackte Berge in der Bucht und auf Inselchen. Neben uns staunt eine Australierin über das grüne Gras und selbst uns tun fast die Augen weh…
Der nächste kurze Stopp liegt 200 Meter neben dem Highway: Das ‚Quarry Arts Centre‘, ein Künstlerdorf in einem ehemaligen Steinbruch gelegen, mit Kunst und Kunsthandwerk zu vernünftigen Preisen. Aber unsere Koffer sollen ja kein Gewicht zulegen… Wieder eine halbe Stunde weiter, in Wakawaka, ist ein Toilettenbesuch ein touristisches ‚must‘: Die bunte Bedürfnisanstalt hat kein anderer als Friedensreich Hundertwasser gestaltet! Dass er ab 1973 hier Land kaufte, es renaturierte, mindestens einmal im Jahr herkam und schließlich im Jahr 2000 hier auch begraben wurde, wissen wir nur durch die Vorbereitung der Reise. Die Maori waren von seiner schonenden und respektvollen Haltung der Natur gegenüber so beeindruckt, dass sie sein ‚mana‘ erkannten; posthum soll nun ein Hundertwasser-Zentrum nach seinen genauen Plänen errichtet werden, für das jahrelang Spenden gesammelt wurden. Im Juni 2018 begannen die Arbeiten, weil jetzt nur noch ein ganz kleiner Teil des Geldes fehlt. Das Kunstzentrum wird dann einen Teil vertraglich schon lange zugesicherter Kunstwerke aus dem Hundertwasser-Museum in Wien und zeitgenössische Maori-Kunst ausstellen.
Wir erreichen Paihia, ein Seebad, das in der Bay of Islands liegt; unser Motel stellt sich als sehr gute Wahl heraus und bietet den Komfort eines Apartments, Putzservice inklusive. (Nach fast drei Monaten auf engstem Raum im Wohnmobil freuen wir uns jetzt doch über größere Räume…!) Abendessen auf der Terrasse und kleiner Spaziergang ans Wasser im Abendlicht… morgen sehen wir weiter.


Tag 241 / Fr 5.4.2019 / Paihia
(Cornelia) Am Morgen läuft die Planung für die nächsten Tage; dann ist klar: Heute um 13.30 Uhr wollen wir mit einem Ausflugsboot vier Stunden lang die Bay of Islands von Paihia aus erkunden. In Neuseeland ist alles sehr einfach und praktisch organisiert: Bucht man beispielsweise den Ausflug online, bekommt man gleich noch 10% Nachlass… nehmen wir mit!
Der Captain ist höchstpersönlich am Mikrofon und kommentiert mit viel intelligentem Witz die Fahrt, erzählt Anekdötchen über James Cook oder dass die Maori-Opersängerin Kiri Te Kanawa (die mir von früher her noch ein Begriff ist, seit 50 Jahren singt, auch einen Auftritt bei „Downton Abbey“ hatte und deren Maori-Songs ich vor zwei Tagen auf CD kaufte) in der Bay Haus und Boot besitzt. Er fährt uns in die Nähe von Delfinen, die elegant in der Gruppe schwimmen, an Seelöwen auf einem Felsen vorbei, macht uns auf Fischschwärme aufmerksam und lenkt schließlich das Boot in die Nähe des berühmten Felsens „Hole in the Rock“. Ja, auch wenn wir manchmal in ruhigen Gewässern fahren, sind wir doch im Pazifik unterwegs und fahren auch immer wieder auf lang gezogenen Wellen ziemlich auf und ab, weshalb der ältere Asiate schräg hinter mir lange Zeit eine Tüte vor sein wirklich gelb-grünes Gesicht presst… Mal drohen Regenwolken, mal bringt die Sonne die Küste zum Strahlen und verändert die Farbe des Wassers. Wir genießen jedenfalls die Bootsfahrt durch diese Landschaft, die manchmal an den Schärengarten um Stockholm erinnert, dann wieder grüne Hügel wie in Irland besitzt und schließlich doch vulkanischen Ursprungs mit jeder Menge zackiger Felsen ist.


Tag 242 / Sa 6.4.2019 / Paihia
(Cornelia) Tom fährt nun schon sehr sicher auf der linken Straßenseite und nimmt auch die Einfahrten in die diversen Kreisverkehre elegant. So gelangen wir recht flott zum Old Packhouse Market in Kerikeri, einem Markt für Essen und Kunsthandwerk, der an und in einer ehemaligen Obstverpackungshalle untergebracht ist. Es gibt extra Einweiser für den (riesigen) Parkplatz. Auch sonst ist die Atmosphäre unglaublich entspannt: Ein Bäcker aus dem Badischen bietet Brezen und ‚German Bread‘ an, ein anderer bäckt direkt am Markt Baguette und Croissants, Alt-Hippies mit Pferdeschwanz klampfen und singen sanfte Songs, eine weitere Gruppe trommelt und singt im Indien-Look meist unisono zur Klampfe 16-strophige Lieder; es gibt Produkte der Maori-Medizin, geflochtene Hüte, schöne Schürzen, Holzteller mit Kauri-Muschel-Einlagen und vieles mehr. Das Angebot ist verlockend. Wir entdecken ein uns völlig unbekanntes Obst, Feijoa: Etwas länglicher und größer als Kiwi, aber nicht haarig und ebenso in Hälften mit dem Löffel auszuschaben, mit einem eigenen, leicht säuerlichen Geschmack. „You hate it or love it!“ - mit diesen Worten streckt uns die Boy Scouts-Mutti eine Frucht zum Probieren hin – yes, I love it! Und kaufe eine Tüte voll.
Der Wasserfall von Kerikeri, ‚the rainbow falls‘, ist schnell besichtigt. Nach fünf Minuten erreicht man den letzten von drei Aussichtspunkten; viele Baumfarne am Weg, schöner Blick, kein Regenbogen, aber etliche Deutsche. Man erkennt sie, wenn sie nicht gerade sprechen, daran, dass sie spontan nach rechts ausweichen, wenn man auf sie zugeht. Neuseeländer sind an Linksverkehr gewöhnt – und das gilt selbstverständlich auch für Fußgänger!
Das Stonehouse empfiehlt uns der Reiseführer, das älteste in Stein gebaute Haus Neuseelands aus dem Jahr… 1836! Damals wie heute ist es ein Laden. Daneben steht ein Missionsgebäude – heute Café und umgeben von einem bunt gemischten (Missions-)Garten. Auf der anderen Flussseite, wo man über eine äußerst komfortable Fußgängerbrücke hingelangt, befindet sich Riwa‘s Village, ein rekonstruiertes Maori-Fischerdorf mit einem Museum, einem Versammlungsplatz und -haus, Lebensmittelhöhlen, Vogelfallen, einem Boot am Mangrovensumpf und vielen typischen Bäumen, die man für Boots- und Hausbau oder Alltagsgegenstände verwendete oder deren Blätter als Medizinalpflanze Verwendung fanden. Ein Pâ, ein abgestufter, früher mit Palisaden versehener Hügel, der als Rückzugsort der Verteidigung diente, liegt auf der anderen Seite eines Wasserbassins. Es ist schön, draußen in der Natur eine Vorstellung von einem Maori-Dorf zu bekommen.
Nun fahren wir zu DEM Ort, der für alle Neuseeländer wichtigstes historisches Erbe darstellt, den Waitangi Treaty Grounds, wo einst 40 Maori-Chiefs den Kolonial-Vertrag mit England unterzeichneten, die allerdings aufgrund ihrer Kultur nicht von Domination, sondern von einer Partnerschaft ausgegangen waren. Das moderne Museum dokumentiert die Ereignisse recht lebendig und z. T. interaktiv. Eine live-Führung zum 1945 eingeweihten 100-Personen-Kriegsboot ist ebenfalls im hohen Eintrittspreis enthalten (55 Euro für uns beide) sowie eine Kultur-Performance im Versammlungsgebäude. Auch beim vierten Mal ist es für uns beeindruckend, mit welcher Energie im polynesischen Raum gesungen, getanzt und grimassenreich gedroht wird.
Den Abend verbringe ich mit einem Film aus der ARD-Mediathek, während Tom zwischen Bett und Bad pendelt. Jetzt, im sauberen, gesundheits- und virusbewussten Neuseeland, hat er sich einen Darminfekt eingefangen… 


Tag 243 / So 7.4.2019 / Paihia
(Cornelia) Nachts um zwei Uhr ist auch Neuseeland zur Winterzeit übergegangen; wir sind Deutschland nur noch zehn Stunden voraus. Leider heißt das, dass es ab jetzt schon um 18.30 dunkel wird.
Weil Tom noch ein bisschen wackelig auf den Beinen ist, fahre ich zunächst allein mit der Fähre von Paihia nach Russell. Das winzige Städtchen glänzt mit mehreren Superlativen: Erste Hauptstadt Neuseelands, erster internationaler Seehafen im Land, erstes Gasthaus mit Schankrechten (immer noch in Betrieb), als Besonderheit eine französische Missionsstation, in der 40.000 Gebetsbücher in Handarbeit gedruckt und gebunden wurden, und schließlich die Benennung als ‚hellhole of the Pacific‘, weil in Russell in früherer Zeit viele Matrosen an Land gingen, die auch viel tranken und die Gesellschaft von leichten Mädchen suchten, was dann regelmäßig in handgreiflichen Auseinandersetzungen endete.
Heute ist es ein braver Ort mit einigen viktorianischen Häusern, in Weiß oder Cremeweiß gehalten, mit einer ‚strand‘ direkt an der Wasserfront, zwei Supermärkten, einigen Lädchen, einem Museum zur Lokalgeschichte und einem französischen ‚Café‘ neben der ehemaligen Mission, wo auch immer noch die Flagge Frankreichs weht. Wo gehe ich wohl als erstes hin? ------------- Falsch! Erst der zweite Weg führt ins Café. Zunächst springt mich in einem Laden ein T-Shirt aus Merino-Wolle an, das ich für ein durchaus sinnvolles und praktisches Souvenir halte.
Tom meldet sich und kommt mit der nächsten Fähre nach; wir haben nämlich für 15 Uhr Karten für den Auftritt einer kanadischen Band im oben erwähnten ältesten Gasthaus Russells. Die Band heizt kräftig ein und bringt den Saal mit immer den gleichen Tricks - „Wir tun so, als sei das Lied zu Ende, dann kommt ein langsamer Zwischenteil und dann spielen wir dasselbe noch mal ganz schnell…!“ - ziemlich zum Kochen; na ja, zwei Deutsche und ein paar Neuseeländer bleiben auf ihren Stühlen sitzen, während die Mehrheit (mehr oder weniger toll, aber mit viel Spaß) auf dem Parkett tanzt.
Im Schein der tief stehenden Sonne setzt die Fähre über und strahlt die Inselchen zwischen Russell und Paihia wie mit dem Scheinwerfer an. 

Mobirise

Tag 244 / Mo 8.4.2019 / Paihia
(Cornelia) Um kurz vor acht Uhr holt uns der Mini-Bus von Salt Air ab und bringt uns zum kleinen Flughafen von Keri Keri. Bereits eine gute halbe Stunde später sitzen wir angeschnallt in der kleinen achtsitzigen Maschine und starten auf der geteerten Bahn. Bald sind wir auf unserer Reiseflughöhe, in diesem Fall meist 1500 Fuß, also um die 450 Meter, über dem sog. Ninety-Mile-Beach auch etwas niedriger. Sanjay, unser Pilot, ist zwar erst 23 Jahre alt, beherrscht das Fliegen aber zum Glück souverän, was sich eine Dreiviertelstunde später auch an der sehr sanften Landung auf der Graspiste zeigt.
Aber zunächst noch zum Flug – was fällt auf in Neuseeland? Erst einmal die hügelige Landschaft, der man ihren vulkanischen Ursprung sehr ansieht. Manche Vulkane sind – Maaren ähnlich – mit Wasser gefüllt, manche weisen Riefen – ähnlich wie Höhenlinien – auf. Es gibt viele Flüsse, die meist auch auf die Meeresgezeiten reagieren und in denen sich Süß- und Meereswasser mischt. Viele Obstplantagen (Kiwi, Avocado, Orangen u.a.) sowie Weinanbau, alle von hohen Hecken umstanden, mit geometrischen Grundrissen. Viele Schafe, die von oben ein bisschen wie kleine weiße Würstchen aussehen. Die oft gezackte, von natürlichen Häfen zerrissene Küstenlinie. Das klare, türkisgrüne Wasser, auf dessen Boden man vom Flugzeug aus sehen kann. Große Anpflanzungen von Pinus radiata, einer Pinienart aus Nordamerika, schnellwachsend und vielseitig einsetzbar. Je näher wir dem Zielpunkt, also Cape Reinga an der Nordspitze der Nordinsel kommen, desto mehr Sanddünen kommen ins Blickfeld.
Nach der Landung steigen wir in den dort bereitstehenden Mini-Bus um und fahren zum Kap. Cape Reinga hat für die Maori eine große Bedeutung, die durch ein hölzernes Maori-Eingangstor symbolisiert wird: Dort verlassen die Seelen der Verstorbenen das Land, um in Hawaiki, nach den Mythen der Maori das Herkunftsland ihrer Vorfahren, Eingang zu finden. Am Ende der Halbinsel von Cape Reinga, dort wo der Pazifik und die Tasmanische See aufeinandertreffen (benannt nach dem holländischen Seefahrer Abel Tasman), nach dem Glauben der Maori das männliche respektive weibliche Prinzip repräsentieren und sich an der Kapspitze in Strudeln vereinen, steht auch der heute automatisch betriebene Leuchtturm, den wir nach einem 15-Minuten-Spaziergang erreichen. Der Blick von dort ist weit und wunderschön.
Das nächste Mal hält der Bus an einer Badebucht, wo der Pilot Kaffee, Tee und Muffins als kleinen Imbiss reicht. Ein junge Frau aus Alaska springt in voller Montur in die Fluten und nimmt dankbar ein Handtuch aus dem Mini-Bus entgegen. Wenig später gleitet sie jubelnd die Sanddüne hinunter und filmt dabei. Na, für jedes Spektakel braucht es auch Zuschauer – diese Rolle übernehme ich mit Tom und einem weiteren Teilnehmer gerne… Zur Sanddüne führt der Weg übrigens über eine Straße, die immer unter (Süß-)Wasser steht, weshalb alle Miet-Wohnmobile schon viel weiter vorne halten, aus Angst steckenzubleiben.
Kaum von der Graspiste gestartet, sind wir schon wieder hoch in der Luft – upps, wir sacken in das erste Luftloch! Die Landschaft unter uns ist herrlich, wie ein Gemälde, in verschiedenen Blau- und Grüntönen das Meer, ein Strand mit ganz weißem Sand, landeinwärts manchmal Sümpfe, manchmal Flüsse, Seen oder auch riesige Buchten mit und ohne Häfen. Leider verursacht der Blick auf das Meer bei mir so eine Art Seekrankheit, und ich nehme sicherheitshalber eine weiße Papiertüte in die Hand… Mit einer bisschen Atemtechnik und dem Blick auf den Horizont kann ich das Schlimmste verhindern, lege aber auf dem Rückflug den Fotoapparat komplett in Toms Hand… Aber eins steht fest: Dieser Ausflug war ein absolutes Highlight! 


Tag 245 / Di 9.4.2019 / Paihia
(Cornelia) Heute steht zunächst ein Spaziergang zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Paihia auf dem Programm, der uns durch den Busch führt. Unglaublich, was da alles wächst und wer sich an wem hochrankt oder sich gleich oben niederlässt! Besonders beeindruckend ist auch das Lichtspiel in den Blättern der Baumfarne. Manchmal kann man von oben auf sie schauen; ihre Blätter sind so ähnlich wie bei einer Palme angeordnet. Oder man blickt nach oben und blinzelt etwas ins Gegenlicht; oft sind sie drei bis manchmal sieben Meter hoch. Faszinierend sind die Strukturunterschiede von grünen bis verwelkten Blättern. Insgesamt eine Symphonie in verschiedenen Grün- und Brauntönen!
Der Weg ist äußerst gepflegt, Schlangen gibt es sowieso nicht in Neuseeland; ein Opossum, dessen reiches Vorkommen sich zur Plage ausgewachsen hat, begegnet uns nur in der Mini-Version eines wohl eben erst geborenen Tieres, das noch unbehaart ist, wie aus Plastik gemacht aussieht und offenbar den Weg zur Mutter nicht gefunden hat. Opossums werden sehr unreif geboren. Natürlich sind sie – wie alle Plagen in Neuseeland – von den Europäern eingeführt worden… Vielerorts liegt auch Gift gegen Ratten und Mäuse aus, sogar Katzenfallen sind aufgestellt, worauf Warnschilder hier im Busch hinweisen.
Am Nachmittag setzen wir mit der Fähre nach Russell über und besuchen die katholische Mission, wo wir sehr kompetent und anregend geführt werden. Bischof Pompallier, ein Seiden-Kaufmannssohn aus Lyon, verstand es wohl besser als die protestantischen Missionare, sich mit den Maori anzufreunden und respektiert zu werden. Nicht unerheblichen Anteil hatten sowohl sein Charisma als auch die purpurroten Gewänder, die er trug – sie gefielen den Maori viel besser als das strenge Schwarz der Protestanten… Wie auf Rapa Nui und Tahiti gibt es heute protestantische und katholische Gläubige unter den Maori. In der Mission wurden 40.000 Bücher mit Liedern und Gebeten in Maori gedruckt und in Leder gebunden, was die Christianisierung natürlich sehr unterstützte. Der Herstellungsprozess wird in der Führung so anschaulich mit echtem Leder, Papier und Druckerschwärze demonstriert, dass wir das vor einigen Jahren in den ursprünglichen Zustand zurückgeführte Missionsgebäude sehr bereichert verlassen. Da das französische Café schon geschlossen hat, gibt es ein englisches Bier am Hafen. Pünktlich zum Sonnenuntergang nehmen wir die 18-Uhr-Fähre und erleben eine Überfahrt in glühendem Abendlicht. Das ist das Richtige für uns zwei Romantiker! 


Tag 246 / Mi 10.4.2019 / Paihia
(Cornelia) Heute wollen wir zu den Kauri-Bäumen im Waipua-Forest, einem Naturschutzgebiet auf der Westseite Northlands. Erst gondeln wir mit unserem Nissan durch grüne Hügel, an vielen Schaf- und Kuhherden sowie an Kirchen vieler Glaubensrichtungen vorbei, über einspurige Brücken (immer schön auf die jeweilige Vorfahrtsregelung achten und hinterher wieder links fahren!) – und nach eineinhalb Stunden öffnet sich plötzlich der Blick: Was aussieht wie ein See ist der Okianga-Harbour. In Opinonis Touristik-Büro rät man uns von der großen Tour durch den Wald ab (18 km). Der Rat ist goldrichtig, wie wir bald merken, denn so können wir uns in aller Ruhe den Busch und die berühmten Kauri-Bäume ansehen. Die Kauri-Bäume sind durch Pilzsporen gefährdet, weswegen wir erst einmal unsere Schuhe am Parkeingang desinfizieren müssen, d.h. erst die Sohlen an einer Bürstenrolle abstreifen, dann auf eine Metallstufe treten, die sich unter unserem Gewicht senkt, wodurch ein Desinfektionsspray von unten auf die Schuhsohlen gesprüht wird.  
Bereits der wieder schön ausgebaute Weg durch den Busch ist ein Erlebnis: Der Geruch, die Vogelstimmen, das Kreuz-und-Quer der Pflanzen, solitär oder an anderen hochkletternd, im Wachstum Begriffenes und Verdorrtes, Licht und Schatten. Der Weg macht eine Kurve – und plötzlich stehen wir vor dem größten Kauri-Baum, der über 51 Meter hoch ist und dessen Umfang in Bodennähe knapp 14 Meter beträgt. Nach dem Gott des Waldes der Maori Tane heißt der Baum „Tane Mahuta“. Eine Rangerin von der Parkverwaltung hält Wache und sorgt mit leisem Ukulelen-Spiel für gutes Mana, das so mancher Tourist mit lautem Lachen und Reden zu verringern droht.
Zwei Kilometer weiter gehen wir noch einmal in den Busch. Hier stehen die „Four Sisters“, vier sehr große Kauri-Bäume, eng nebeneinander strecken sie sich kerzengerade zum Himmel. Weitere Kauri stehen in der Nähe; man erkennt sie an ihrer ondulierten Rinde. Manche sind auch dem Kauri-Tod erlegen und haben eine totenbleiche Rinde – schade. Wer möchte (wir natürlich!), kann auch noch zu einem weiteren berühmten Baum gehen, dem Te Matua Ngahere, dem ältesten (2000 Jahre) und mit dem größten Stammumfang (über 16 Meter) in Neuseeland. Hier herrscht andächtige Stille, alle Besucher flüstern. Die einzelnen Äste sind dick wie Baumstämme. Und was auf diesem Baum alles wächst…: Forscher sprechen von 50 verschiedenen Pflanzenarten!
Als unbedingtes ‚Must-See‘ hat man uns die ehemalige Signalstation vor der Hokianga-Hafeneinfahrt empfohlen. Auf dem Weg dorthin sehen wir auch noch ein paar übrig gebliebene Manuka-Blüten (Südseemyrte); Manuka-Honig gilt als Superfood. Ganz kleine Blütchen in weiß-rosa sind das, die Äste sind an dieser windigen Stelle recht gekrümmt; anderswo wachsen die Sträucher auch höher. Der Ort ist unglaublich schön: Links das wilde Meer, dessen Strömungen und Sandbänke man von oben gut erkennen kann, rechts der Hafen und vor uns, am anderen Ufer, eine Art gischtiger Sprühregen vom Meer her auf eine riesige Düne zu. Leider müssen wir uns irgendwann losreißen, denn wir müssen ja auch noch Koffer packen… 


Tag 247 / Do 11.4.2019 / Kuaotunu
(Cornelia) „Who wants to be a millionaire?“ - Ja, dieses wohl bekannte Format läuft auch in New Zealand, allerdings in gut verständlichem British English, weil von dort übernommen. Das neuseeländische Englisch ist nämlich akustisch sehr gewöhnungsbedürftig, ungefähr so wie Argentinisch, wenn man nur kastilisches Spanisch kann… Die Aussprache ist so anders, dass ich mir manchmal Untertitel für Hörgeschädigte wünsche…! Nun gut, wir üben ja täglich und sitzen jetzt in einer Ferienwohnung auf dem Land auf der gerade etwas verregneten Halbinsel Coromandel vor einem ziemlich großen Bildschirm.
Aber zurück zum regnerischen Morgen (Abfahrt um 9 Uhr), zum abgesagten Stadtspaziergang von Whairanga (wegen Regen), dem Café von ‚Sheepworld‘ nebst Fell- und Woll-Shop (zum Glück mit wasserdichtem Dach), Auckland (Sonne!!!) und den zwei Stunden Anfahrt allein auf der Halbinsel Coromandel, über eine sehr kurvenreiche, äußerst enge und zur Hälfte fast auf Meereshöhe direkt neben dem Wasser verlaufende Straße, von zahlreichen Regengüssen begleitet und einem kompletten doppelten Regenbogen kurz vor der Ankunft gekrönt. Ein paar Fotos konnte ich in zwei Lookouts dem Wetter abtrotzen – welch eine erstaunlich rauhe und schöne Landschaft! Vorgelagerte Inseln und Inselchen, vulkanische Berge, Schafherden, Busch, Buchten mit Austernzucht. Drei Tage haben wir Zeit zum Erkunden!


Tag 248 / Fr 12.4.2019 / Kuaotunu
(Cornelia) Nach der Erstbegegnung mit unseren Vermietern löst sich mein kleiner Groll vom Vorabend und Morgen auf: Wir können unsere Wäsche in ihrer Maschine waschen und bekommen eine Kaffee(durchdrück)maschine (das hier übliche System, ‚plunger‘, also ‚Taucher‘ genannt) zurückgegeben: Versehentlich war sie in ihren Haushalt gewandert!
Am Ende des Vormittags setzen wir uns in Bewegung; kaum rollt das Auto, ‚müssen‘ wir schon an am Kuoatunu-Strand halten und ein Foto schießen. Kurz darauf erreichen wir den Otama-Beach, der zurecht gelobt wird: Weißer Strand, ein paar herbstlich gelbe Dünengräser, türkises Wasser, die Halbinsel und weitere Inseln in der Ferne und einige zerklüftete, spitzgratige Felsblöcke am Strand; ein paar größere Felsen aus schwarzem Stein begrenzen, kulissenhaft hintereinander gestapelt, den Strand am linken Ende. Ist das schön!
Über eine kleine Halbinsel geht es ziemlich kurvig und hügelig nur ein paar Kilometer weiter zum Opito-Beach, wo die Schönen und Reichen ihre Villen und Boote haben: Gras reicht bis zum Strand, Bänke laden zum Sitzen ein (diese Einladung nehmen wir sofort und ohne Zögern an…!). Überall in Neuseeland gibt es übrigens (saubere!) öffentliche Toiletten – an Highways, am Strand, in Parks, bei Wasserfällen…
Auf einer sehr sich windenden, relativ engen Straße geht es weiter. Bald winkt ein Feuerwehrmann mit einer Fahne und bedeutet uns, langsamer zu fahren. Mehrere seiner Kollegen stehen ratlos an einer Stelle, wo offenbar ein Auto eine Kurve nicht bekommen und die Leitplanke durchbrochen hat. Puh… Die Insassen eines anderen Fahrzeug sitzen am Fahrbahnrand; ihren Gesichtern nach sind sie entweder Beteiligte oder Zeugen. Tom nimmt kurzfristig den Fuß ein bisschen vom Gaspedal.
In Whitianga regnet es; fast gleichzeitig scheint die Sonne – bestes Regenbogenwetter. Gleich zwei Mal sehen wir einen über dem Hafen. Schon ist es wieder sonnig. Trotz der häufigen Regenschauer, die den vielen Baumfarnen so gut tut, ist die Luftfeuchtigkeit aber nicht hoch, weshalb Tom wiederholt das in seinen Augen ideale Klima hier lobt.
Das nächste Highlight erwartet uns: Der Hot-Water-Beach, für dessen Besuch wir uns bereits am Morgen bei den Vermietern eine beachtliche Schaufel ausgeliehen haben. Und so geht es: Man fährt den besagten Strand mit dem Auto an, zieht den Badeanzug an und schultert sein Arbeitsgerät; damit geht man dorthin, wo man schon in der Ferne einen Menschenpulk sieht. Wenn man dort angelangt ist, spürt man über die Fußsohlen, an welchen Stellen der Sand sich etwas wärmer anfühlt. Bei Ebbe – und zwar innerhalb der zwei Stunden vor- und nach dem niedrigsten Wasserstand – wird geothermisch aufgewärmter Sandstrand freigegeben. Man gräbt sich nun seinen eigenen kleinen Pool und schaut dann frech aus seinem Sandloch, wie alle anderen auch. Für unsere erste Badewanne wählen wir eine Stelle, die sich im Nachhinein als viel zu heiß herausstellt – ich verbrenne mir fast die Füße… Die zweite wählen wir schon geschickter aus und buddeln ein Loch, groß genug für uns beide. Ich staune am meisten darüber, wie schnell meine Hände wieder so graben wie seinerzeit in den 60er-Jahren am Strand in bella Italia und fühle mich allein deswegen unglaublich verjüngt! Jetzt im Herbst und am Spätnachmittag ist die Luft doch schon recht kühl (15 Grad vielleicht), und es macht umso mehr Spaß, die Wärme von unten zu fühlen. Die Sonne neigt sich langsam, und wir trotten zum Parkplatz, wo einige kostenlose Duschen (klar, Neuseeland…) stehen. Den Hot-Water-Beach empfehlen wir jedem Neuseeland-Reisenden dringend (allerdings soll er im Sommer sehr überlaufen sein)!


Tag 249 / Sa 13.4.2019 / Kuaotunu
(Cornelia) Um halb elf startet unser Boot von Ocean Leopard Tours; da es nur 20 Sitzplätze hat, erwarte ich eine ruhige Fahrt. Weit gefehlt, eine siebenköpfige Damengruppe steigt ein, in nicht ganz altersgemäßer Junggesellinnen-Abschiedsstimmung. Bald kursieren alkoholische Getränke, Muffins und Chips. Tom hat Glück, er sitzt hinter dem Skipper, mir wird das Zuhören etwas erschwert. Mit etwas Schadenfreude nehme ich wahr, dass die Damen auf einen Witz des Guides hereinfallen: Er deutet auf große schwarz-weiße Vögel in einem hohen Baum und nennt sie ‚freeclimbing penguins‘, was die meisten Damen mit einem Ausruf erstaunter Bewunderung quittieren – bevor der Guide schnell seinen ‚joke‘ auflöst. Ab und zu weist er uns auf besonders teure Villen in den Buchten hin; eine hat kürzlich für ca. 3,3 Mio. Euro den Besitzer gewechselt – jener hat sich dann gleich noch einen Hubschrauberlandeplatz neben die Villa bauen lassen…
Trotz der Damen: Der Ausblick aus dem ziemlich schnellen Boot ist herrlich! Die Steilküste liegt in der Sonne und erinnert manchmal an die Kreidefelsen an der Ostsee, ist aber tatsächlich Bimsstein, ein sehr poröses Vulkangestein, entstanden aus Vulkanasche. James Cook hat seinerzeit in einem der Felsen das Profil Shakespeares erkennen wollen. Unser Guide beschreibt den Umriss und fügt hinzu, dass ‚Shakespeare‘s hat‘, sein Hut, seit ein paar Monaten eine neue Form habe; ein großer Brocken sei von dort oben abgestürzt. In der Nähe gibt es in den Steilwänden auch Höhlen und so manches Seil, von dem aus sich Wagemutige in die Fluten stürzen.
Wir nähern uns der Cathedral Cove, dem natürlichen Felsbogen, der sich vor sechs Millionen Jahren geformt hat. Bei Ebbe kann man hindurchgehen, rechts und links befindet sich ein Strand sowie die teuerste Toilette Neuseelands: Ihre Tanks werden von einem Hubschrauber zur Entleerung abgeholt… Auch ein Meeresschutzgebiet gibt es und ein Schnorchelgebiet ist in der Nähe abgesteckt. Wegen des gestrigen Regens ist das Wasser nicht ganz so klar wie gewöhnlich sehen. Dennoch können wir große Red Snapper erkennen. Leider sieht unser Guide am Horizont, dort wo die Mercury Bay aufhört, große Wellen („Outside, it‘s a bit rough today“) und deshalb wird unsere Tour verkürzt; man erstattet uns netterweise auch Geld zurück.
Ruhige Wasser finden wir im Thermalbad „The Lost Spring“. Die Anlage ist sehr schön, alle Pools draußen und etwas verwunschen, mit vielen Möglichkeiten, im Wasser bei verschiedenen Temperaturen zu sitzen oder zu liegen, mit vielen Pflanzen außen herum, Hibiskusblüten, die übers Wasser kragen und farbenfrohen Schmetterlingen. Man kann auch in eine Grotte schwimmen und Cocktails ordern (was wir nicht tun, weil wir Wärme plus Alkohol für eine gefährliche Mischung halten). Sehr entspannend!
Zwei Stunden vor Sonnenuntergang sind wir noch einmal am Otama-Beach, der fast menschenleer ist (wir zählen auf mehreren Kilometern noch vier außer uns…). Von der nächsten Bucht aus sehen wir die Sonne glühen und untergehen, während drei Skipper noch rasch ihre Motorboote aus dem Wasser ziehen.

Mobirise

Tag 250 / (Palm-)So 14.4.2019 / Kuaotunu
(Cornelia) Heute wollen wir noch einmal zu Fuß zur Cathedral Cove und wählen einen Weg durch Hügel und Weideland, an viel Braunvieh vorbei. Die letzten Höhenmeter der Klippe zum Strand hinunter überwindet man über 150 Stufen. Wir betrachten den massigen Felsbogen aus einer weiteren Perspektive; der Zeitpunkt ist so gewählt, dass wir noch bequem durch knöcheltiefes Wasser zum nächsten Strand waten können, bevor wieder die Flut kommt. Heute ist das Wasser schon wieder viel klarer.

Nach 250 Reisetagen brauchen selbst wir etwas Ruhe und gönnen uns einen Nachmittag auf der Terrasse und im Garten unserer ‚cabin‘. Neue Entdeckungen haben bis morgen Zeit!


Tag 251 / Mo 15.4.2019 / Rotorua
(Cornelia) Ruckzuck sind die Koffer und Taschen im Auto verstaut und schon geht es los Richtung Süden. Tom nimmt inzwischen die kurvenreichen Straßen mit links und dass mir leicht schlecht ist, hat wirklich nichts mit seinem Fahrstil zu tun, sondern ist diesen elenden Kurven-Ketten geschuldet. Tairua ist eines der beliebtesten Urlaubsziele auf der Coromandel Peninsula. Das kann man verstehen: Zwei Orte - Tairua und Pauanui - liegen sich an einer Fluss-Hafen-Mündung gegenüber, vorne der Pazifik, hinten gezackte Berge. Nördlich der Hafeneinfahrt liegt ein spitzkegeliger, heute bewaldeter Vulkan namens Mount Paku, zu dessen Gipfel ein gut ausgeschilderter Weg führt. Ein herrlicher Rundblick tut sich auf, den wir länger genießen, weil wir Reiseprofis uns vorher eine Brotzeit besorgt haben.
Der nächste Stop gehört verwaltungstechnisch auch noch zur Halbinsel: Waihi. Ende des 19. Jahrhunderts eine Gold- und Silberminen-Boomtown. Seit mehreren Jahren wird wieder gegraben. Leider gehen die wenigen historischen Gebäude in der übrigen Gesichtslosigkeit des Geschäftszentrums unter.
Endlich hören die kurvigen Straßen auf, die Landschaft weitet sich, und wir fahren durch sanfte Hügel mit Kiwi- und Avocado-Anbau hinter zum Teil sehr hohen Hecken. Die meisten Sehenswürdigkeiten schließen sowieso schon gegen 16 Uhr, spätestens 17 Uhr; auch die Läden schließen früh. Schon glauben wir, etwas Schwefel-Geruch wahrzunehmen: Wir nähern uns dem Rotorua-See. Hier liegt unser nächstes Quartier (Titel: „Peaceful lakeview studio“), etwas oberhalb des Sees, auf den wir - heute geruchsfrei, in sanften Rosé-Tönen – von der Terrasse der Vermieter aus blicken dürfen.

Mobirise

Tag 252 / Di 16.4.2019 / Rotorua
(Cornelia) In Rotorua ist die Stadt mit dem höchsten Bevölkerungsanteil an Maoris. Die Maoris nützen die Gelegenheit, geothermale Erscheinungen mit einer Einführung in Lebensweise, Sitten und Mythen ihres Volkes zu kombinieren, also z. B. Besuch eines Maori-Dorfes mit/ohne Haka-Performance, mit/ohne Essen vom unterirdischen Ofen. Weil wir nun doch schon einiges über die Maori wissen, suchen wir einen Ort, an dem Geothermie im Vordergrund steht: Waimangu Volcanic Valley.
So, wie sich das Tal heute präsentiert, existiert es erst seit 1886; damals explodiert der Tarawera-Vulkan und der Rotomahana-See vergrößert sich ums Zwanzigfache und begräbt die damalige Touristen-Attraktion, Sinterterrassen in Rosa und Weiß, unter sich. Erst 30 Jahre später regeneriert sich der Regenwald. Zwischen 1900 und 1904 schleudert der heute stille Waimangu-Geysir Wasser, Felsen und Sand 450 Meter in die Luft. 1917 wird der Echo-Krater wieder aktiv, verwüstet ein Hotel und wird von der größten heißen Quelle der Welt, als Frying Pan Lake wieder gefüllt. So viel zu Geologie, die in diesem Fall fast bedrückend aktuell ist. Uns schaudert…
Heute wie damals zieht das dampfende, rauchende, blubbernde Höllenspektakel Touristen aus aller Welt an, die dann auf vier Kilometer gesicherter Wegen und Treppen durchs Tal stapfen und die chemischen Farbspiele bewundern. Der Southern Crater liegt gräßlich grün mit rotem Sandufer in einer Senke, von Baumfarnen und anderen Bäumen umgeben. Der Frying Pan Lake bietet ein tolles Schauspiel: Weiße Schlieren steigen, wie aus dem dunklen Wasser gezupft, ein paar Meter nach oben. An einer Ecke dampft es aus mächtigen, gezackten Felsen, die Cathedral Rock genannt werden. An vielen Stellen sieht man Wasserringe, die auf unterirdische Quellen hinweisen. Am Rand blubbert Schlamm. In der Nähe liegt etwas versteckt der Inferno Crater, fast türkisblau und trügerisch ruhig. In unregelmäßigen Abständen brodelt er – heute nicht. Später führt der Weg an einem Flusslauf entlang, in dem sich kaltes und heißes Wasser mischen. Auch heiße Wasserfälle sehen wir, am Ufer oft vielfarbig durch Algen oder chemische Reaktionen. Besonders schillernd in Ocker, Grün und Weiß liegen die Warwick Terraces etwas weiter vom Weg entfernt, bis sich plötzlich die Szenerie verändert und der Weg an einem Seearm entlang führt. Wir sichten erste schwarze Schwäne; der schwarze Schwan beherrscht den See – wir sehen Dutzende davon. Schließlich weitet sich der Blick auf den See, im Hintergrund der Tarawera-Vulkan. Wunderschön! Allerdings sind wir doch etwas müde und matt vom übel riechenden Schwefel. Gierig atmen wir, sobald der Geruch nachlässt, und nehmen den Shuttle-Bus zurück zum Parkplatz.
Klare Luft ohne Schwefelduft gibt es auch an den Okere-Falls, die Ockers nun unbedingt besuchen wollen. Eine Stärkung gibt es im Okere Falls Store (nein, nicht die auch angebotenen Thüringer Bratwürste mit Sauerkraut), danach Waldeseinsamkeit mit zwei Wasserfällen. Ein paar Wildwasser-Kanuten und einige Schlauchbootfahrer sehen wir auch. Nix für uns, viel zu nass…
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir auf Annies Deck , und die Hauswirtin selbst gesellt sich noch zu einem Plausch zu uns. Es riecht leicht nach Schwefel… 


Tag 253/ Mi 17.4.2019 / Rotorua
(Cornelia) Nach ein bisschen Reiseplanung und Fotosichtung freuen wir uns auf eine Weinprobe der ortsansässigen Kellerei Volcanic Hills, die allerdings keine eigenen Reblagen besitzt, sondern die Trauben erntefrisch ankauft. Das scheint hier in NZ (New Zealand) normal zu sein; wir Europäer finden das ein bisschen seltsam, zumindest bei Wein: Irgendwie erwarte ich die Beziehung des Winzers zu seinen Lagen – und nicht ein Gebräu, dessen Geschmack ein Önologe bestimmt. Hm… Der Parkplatz quillt über; die Seilbahn, die zum Wine Tasting und Restaurant führt, nimmt auch Mountain Biker mit, Schlittenfahrer, Leute, die einen Kick auf einer Riesenschaukel suchen und eben Normalos wie uns. Hergestellt ist die Seilbahn von der österreichischen Firma Doppelmayr – deutschen Skifahrern gut bekannt. Wir testen also fünf Weine, finden aber nur den Rosé wirklich gut und alle anderen (Sauvignon blanc, Chardonnay, Pinot gris und noir sowohl zu leicht und fruchtig wie auch überteuert). Manche kommen von der Nordinsel (Hawke‘s Bay), andere von der Südinsel (Marlborough – nein, nicht Zigarette, WEIN!). Aber es ist sehr nett, in dem Lokal weit über der Stadt zu thronen, den ganzen Lake Rotorua zu unseren Füßen, in milden pastelligen Herbstfarben. Das Restaurant-Essen enttäuscht uns nicht, v. a. das Seafood ist wieder lecker, aber auch der Lammbraten. An Trifle als Nachspeise könnte ich mich auch gewöhnen.  
Gegen 17.15, also eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang, fahren wir in die Stadt zum Kiuroi-Park, dem Stadtpark, wo es in umzäunten Flächen in Schlammlöchern brodelt und aus Steinen heraus dampft. Es riecht höllisch schlecht; noch Stunden später sitzt der Geruch in der Nase. In den Government Gardens ist das neugotische Rotorua Museum rot angestrahlt, aber seit über zwei Jahren wegen schlechter Statik (in Kombination mit Erdbebengefahr) geschlossen. Ebenso verhält es sich mit der Badeanlage „Blue Baths“ aus den 30er-Jahren. Zum historischen Zentrum zählen noch der Glockenturm und ein anschließendes Gebäude von 1906 sowie das „Prince‘s Gate Hotel“ von 1887 im viktorianischen Stil.

Mobirise

Tag 254 / (Grün-)Do 18.4.2019 / Napier
(Cornelia) Rasch ist zusammengepackt und Annies Kellerreich verlassen. Das Frühstück im „Prince‘s Gate Hotel“ überrascht uns zweifach: Im Frühstücksraum von Viktorianismus keine Spur und ein Service im Schneckentempo… Konnte man nicht ahnen…!
Erster Halt ist nach einer knappen halben Stunde Fahrt durch bunte, hügelige Herbstlandschaft ein Gebiet, das als „Craters of the Moon“ firmiert. Als man nebenan ein Geothermie-Kraftwerk baute, senkte sich der Grundwasserspiegel, weswegen hier neue Krater mit dampfenden Spalten und blubbernde und gurgelnde Schlammlöcher zu Tage traten, die im Übrigen auch noch ‚wandern‘; manche Schlammlöcher sehen ausgetrocknet aus – mit Sprüngen in der Oberfläche – weisen aber dann doch gleich daneben runde Blubber-Löcher auf. Überall stehen Warnschilder, die vor allem unterstreichen, dass der Dampf hier 150 Grad heiß ist. Die menschliche Haut verbrennt ab 50 Grad, während Farne übrigens 70 Grad Hitze aushalten – hätte ich nicht gedacht. Besonders im Gegenlicht sieht das vielfältige Gewabere und Gedampfe sehr pittoresk aus. Der Wind steht heute günstig, will sagen, es stinkt nicht allzu sehr.
Ganz in der Nähe biegen wir zu den Huka Falls ab. Hier zwängt sich Neuseelands längster Fluss Waikatu erst durch eine lange, schmale und gerade Strecke – eine Art Isthmus. Dann stürzen seine Wassermassen durch eine Engstelle mit einem Höllenlärm neun Meter in die Tiefe, und zwar so viel, dass man innerhalb einer Minute fünf große Sportschwimmbäder füllen könnte! Wir sehen zwei Wildwasser-Kanuten den Wasserfall ansteuern und hinunterpurzeln… und kurz darauf per Eskimo-Rolle wieder gemütlich weiterpaddeln. Wow, nichts für uns Landratten! Auch auf das Jet-Boot, das mit Speed auf den Wasserfall zurast und dann mit Schleudern bremst (wofür man dann 75 Euro bezahlt), verzichten wir ohne Bedauern.
Am Lake Taupo, Neuseelands größtem See, steigen wir nur kurz aus: Auch der Fahrer hat ein Anrecht auf die drei aktiven Vulkane, die hinter dem leuchtend blauen See liegen. Nur – leider – halten sie dem Vergleich mit dem Villarica, unserem chilenischen Bilderbuchvulkan, nicht Stand… Den Tongariro Nationalpark, offenbar das Lieblingswander- und Fliegenfischengebiet der Neuseeländer merken wir uns vor für ein eventuelles nächstes Mal. (Das ist nicht auszuschließen!)
Durch mehr oder weniger ausgeprägte Hügelketten, denen man den vulkanischen Ursprung ohne Weiteres ansieht, vorbei an aufgeforstetem Gelände und vielen Schafen fahren wir weiter in Richtung Ostküste. Das Ziel ist die Stadt Napier, ein bekanntes Weinanbaugebiet. Mehr noch ist die Stadt aber für ihr einzigartiges Art-Deco-Straßenbild bekannt. Ein erster Spaziergang am Abend steigert die Vorfreude auf den nächsten Tag.


Tag 255 / (Kar-)Fr 19.4.2019 / Napier
(Cornelia) In unserem Hotelzimmer gibt es eine durchdacht ausgestattete Küchenzeile – die Gelegenheit, ein perfektes Frühstück mit allem Drum und Dran zuzubereiten. Danach: Art Deco vom Feinsten, so weit in der Innenstadt das Auge reicht. Mit Hilfe einer Broschüre erschließen wir uns den doch ein bisschen fremden Stil, der in den 30er-Jahren von den USA – führend: Frank Lloyd Wright – nach Neuseeland herübergeschwappt ist. Ein bisschen komme ich mir wie in einem Filmstudio, so, als seien die stilechten Häuser alle nur Attrappen und nach hinten hohle Kulissen. Aber alles ist 3D und echt! Viele Verzierungen im Zickzackmuster oder mit Viertel- oder Halbsonnen, mit neuen Mustern gefüllte Kapitelle, mitunter auch im griechischen oder ägyptischen Stil, bunte Fenster in Bleiverglasung, Hochglanzkacheln an Häuserfassaden und in Bars – und alles in Pastelltönen und oft sehr eigen bis kurios kombiniert (vier Stufen Rosa nebeneinander, Hellblau plus Zitronengelb und Weiß, Lindgrün und Türkis usw.) Es klingt fast zynisch, ist aber sachlich gemeint: Möglich wurde diese einheitliche Stadtansicht durch ein Erdbeben von fast 8 auf der Richter-Skala vom 2.2.1931, das die Stadt in Schutt und Asche legte. Der anschließende Brand vernichtete die letzten Reste. Danach sah es aus wie nach einem Bombenangriff; es gab über 300 Tote, viele Waisen, viele Obdachlose. Mit beispiellosem Mut und Optimismus errichteten die Bewohner dann in den folgenden Jahren ihre Stadt der damaligen Architektur-Mode entsprechend neu.
Die einstündige Autofahrt im stilechten Packard für 80 Euro lassen wir weg und besuchen stattdessen kostenlos das sehr interessante Museum von Napier, das MTG Hawke‘s Bay. Hier kommen in Dokumentarfilmen vier über 80 Jahre alte Menschen zu Wort, die das schwere Erdbeben – traumatisiert – überlebt haben, und wir sind sehr berührt von ihren Schilderungen. Auch weitere kleine Ausstellungen, z. B. über den örtlichen Maori-Stamm, sind interessant. Danach gibt es noch eine Brise Frischluft – das Museum liegt an der Strandpromenade. Jetzt am späten Nachmittag liegen andere Art-Deco-Gebäude in der Sonne als am Morgen und sind ins rechte (Fotografier-)Licht gerückt. 


Tag 256 / Sa 20.4.2019 / Wellington
(Cornelia) Unser Hotel verlassen wir fast ungern: Mit Tiefgarage, Balkon, Schreibtisch, Esstisch und gut ausgestatteter Küche war es ein Glücksgriff… Aber wir wollen ja ans südliche Ende der Nordinsel. Schon eine halbe Stunde nach Napier ist man in Hastings. Ein Parkplatz ist gleich gefunden, zufällig an dem Platz unter hohen alten Bäumen, wo als Symbol für jeden der Maori-Stämme Neuseelands eine geschnitzte Statue aufgestellt ist: insgesamt 21. Dahinter liegt die Hastings City Art Gallery, von der wir uns nicht besonders viel versprechen. Umso mehr überrascht uns eine sehr interessante Ausstellung der neuseeländischen Malerin Jan Nigro (1920 – 2012) mit dem Titel „Out of the Bedroom and into the Lounge“. Der Titel spielt auf die Aktmalerei an, die die Malerin ein Leben lang praktiziert hat, in verschiedenen Kontexten und mehr oder weniger skandalumwittert (prüdes Neuseeland…!). Nach so viel Kunst bietet sich ein kleiner Gang durch die beiden Art-Deco-Straßen in Hastings an; kurios ist ein Platz, auf dem die Eisenbahnlinie mitten durch einen Brunnen führt.
Ohne nennenswerte Kurven, aber immer auf der Landstraße, geht es durch grün-gelb-rote Hügellandschaft – je nach Herbstfärbung der Bäume; drei weitere kurze Stopps legen wir noch ein (Nahrungsaufnahme, ein Windpark mit Aussicht, ein Icebreaker-Outlet), dann ist auch noch ein kleiner Spaziergang am Meer drin, schräg gegenüber der Insel Kapiti Island , die ein Vogelparadies sein soll. Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir in Lower Hutt an, bei unserem ‚Haus mit Charakter‘, wie es im Inserat stand. Der Hausherr weist uns ein – und er hat wirklich für alles gesorgt, was man für ein tolles Frühstück braucht: Brot, Butter, Eier, Milch, Marmeladen, Müsli, Obst und für den Abend auch noch Bier und Wein. Dazu ein fast adeliges Ambiente: Das Schlaf-/Wohnzimmer befindet sich in einem rundum holzgetäfelten Raum. Wow!

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Tag 257/ Ostersonntag 21.4.2019 / Wellington
(Cornelia) Ostern, 14 Grad, Regen… Da die Wetterlage absehbar war, fahren wir nach einem ausführlichen Osterfrühstück in unserem ‚character home‘ das ‚Regenprogramm‘: Erst ins neuseeländische Nationalmuseum „Te Papa“ (bedeutet: ‚Unsere Schätze‘), dann ins Theater. Mit dem Auto ist man in 20 Minuten von Lower Hutt nach Wellington gefahren. 
Tausende anderer haben offenbar dieselbe Idee – das Museum ist schier am Überlaufen… Die meisten scheinen allerdings noch die Ausstellung der chinesischen Terrakotta-Armee besuchen zu wollen (längst ausverkauft…), während es in den oberen Etagen etwas luftiger zugeht. Hier im Museum wird trotz freien Eintritts nicht gekleckert, sondern geklotzt: Die Museumspädagogik ist oft interaktiv, alles in ansprechendem Design, mit Klängen, zum Anfassen, zum Sehen. Wir wiederholen den Treaty of Waitangi, beschäftigen uns mit den Einflüssen der Menschen auf die Insel (von den Maori über die Europäer im 18. Jahrhundert bis heute), sehen ein weiteres holzgeschnitztes Versammlungshaus und ein Waka, lesen über Mythen und Heilpflanzen oder wie man versucht, die Feinde des Nationalvogels Kiwi zu dezimieren. Sechs riesige Stockwerke sind auch in drei Stunden nicht zu bewältigen, weswegen schnell klar ist, dass wir uns morgen wieder einfinden werden…
Draußen ist gerade Regenpause – schnell ein wenig Luftschnappen, bevor das Theaterstück beginnt. Das Circa-Theater befindet sich in einem alten Haus, existiert aber so seit den 70er-Jahren, etwa in der Größe der Nürnberger Kammerspiele. Das Theaterstück hat eine junge britische Autorin verfasst, und sie ist damit sehr erfolgreich: Lucy Kirkwood, „Our children“. Es geht um drei Physiker (zwei Frauen, ein Mann – denn das bietet sich für den Nebenplot an… natürlich…), die bis zum GAU in einem Atomkraftwerk gearbeitet hatten und sich nun alle möglichen Fragen darüber stellen, in welchem Zustand sie die Welt ihren Kindern hinterlassen. Witzige Dialoge in British English, im richtigen Timing gespielt und mit sehr stringenter Regie – ein genussreicher Theaterbesuch!
Weil es auch danach immer noch nicht wieder regnet, statten wir der hochgelobten Cuba Street einen Besuch ab: Es ist die Restaurant-Zone Wellingtons. Etwas überrascht sind wir, weil die meisten Lokale eher Fastfood anbieten. Der Mexikaner, für den wir uns entscheiden, kocht aber sehr ordentlich.


Tag 258 / Mo 22.4.2019 / Wellington
(Cornelia) Der Himmel ist etwas heller grau als gestern, aber wir bleiben bei der Entscheidung, ein zweites Mal ins Te Papa Museum zu gehen – und bereuen es nicht, denn die Kunst-Abteilung ist noch übrig (mit einigen schönen Lindauer- und Goldie-Portraits von Maoris und moderner, auch abstrakter Kunst auf der Grundlage von Maori-Mythen und -werten). Dazu eine Ausstellung über Einwanderung, die sehr vielfältig dargeboten wird (interessant sind auch die vielen verschiedenen ‚Wellen‘ der Migration).
Auf dem Rückweg halten wir am Lighthouse Cinema in Petone, das schon zu Lower Hutt gehört und sehen den isländischen Film „Woman in War“ (dt. Titel: „Gegen den Strom“), der sich als spannende Mischung zwischen Drama, Comedy und Thriller entpuppt, auch ein bisschen skurril ist wie so oft Filme aus Island. Das Hauptthema sind die geheimen, terroristischen Anschläge einer Umweltaktivistin auf Stromtrassen, Nebenthema die Adoption eines kleinen Mädchens aus der Ukraine. 

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