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Australien: Wohnmobiltour
Teil 1: Von Sydney nach Adelaide

Mobirise

Tag 296 / Do 30.5.2019 / Windang
(Cornelia) Alles klappt wie am Schnürchen: Packen, über die Harbour Bridge nach Sydney Richtung Flughafen, Leihwagen problemlos abgeben, mit dem Taxi zum Wohnmobilverleih. Auch hier geht es professionell schnell; nach einer guten Stunde haben wir unseren Wohnmobil-Van und staunen über so manches Detail wie den Außengrill, Toaster, Wasserkocher und Mikrowelle (wenn das WoMo am Strom hängt) und das geräumige Bett. Da das Fahrzeug eigentlich für drei Personen gedacht ist, haben wir sogar einen zweiten Sitzplatz vorne, so dass wir das Bett gar nicht umbauen müssen: Sehr schön!
Ziel ist es, erst einmal an den Rand des Großraums von Sydney zu kommen: Wir landen im Windang Tourist Park, etwas nördlich der vom Reiseführer gepriesenen Stadt Wonnagong (meine Güte, was haben die hier für Namen…!). Die Toilettenanlagen – ich muss es jetzt noch ein letztes Mal erwähnen, danach höre ich auf, versprochen! - sind vom Feinsten. Man braucht einen Schlüssel, Papier und Seife sind vorhanden und selbst die Spülung funktioniert mit Hilfe eines Lichtsensors kontaktlos; die Duschen sind blitzblank. Die Südamerika-Touristin traut ihren Augen kaum…!
Wir machen noch einen größeren Grundeinkauf, und schon am frühen Abend sind wir hundemüde und fallen bald in einen erholsamen Schlaf… zzzzzzz!


Tag 297 / Fr 31.5.2019 / Windang
(Cornelia) Unser Campingplatz liegt in unmittelbarer Meeresnähe am Lake Illawarra. Etwas landeinwärts sehen wir von unserem Standplatz aus die Sandsteinfelsen des Illawarra Escarpment an mehreren Stellen im Regenwald. Dorthin wollen wir! Zunächst haben wir eine tolle Aussicht vom Mt. Keira, sehen auf die recht viel Fläche einnehmende Stadt Wonnadong mit ihrem Stahlwerk und vor allem auf fünf (sehr) kleine, ihr vorgelagerte Inseln sowie ihren Leuchtturm. Ein kleiner Spaziergang führt uns durch hohen Eukalyptuswald zu einem weiteren Lookout mit einigen Bronzeskolpturen, die darauf hinweisen, dass in früheren Zeiten hier ein heiliger Ort für Frauen war – aber auch der Ort eines Massakers. In der Nähe der steil abfallenden Sandsteinfelsen fällt uns ein Schild mit der Nummer Telefonseelsorge auf. Es dauert einen Moment, bis wir darauf kommen, dass die Sandsteinfelsen gefährdete Menschen zu einem Sprung in die Tiefe auffordern könnten.
Ein paar Kilometer weiter ist noch ein dritter Aussichtsplatz, der Robertson Lookout. Ganz vorne, wo eine hohe Metallbrüstung die Besucher sichert, stehen Blumen, ein Spielzeug und eine Kerze: RIP Tanja and Tilly. Fly high. Die Blumen sind noch frisch. Der neugierige moderne Mensch googelt und findet… mich schaudert: Tanja war eine 33-jährige Deutsche, seit einigen Jahren in Australien lebend, frisch getrennt, und hat sich mit ihren knapp dreijährigen Tochter vor acht Tagen von dem vor uns liegenden Sandsteinfelsen hinuntergestürzt; die Zeitungen sprechen von ‚murder-suicide‘. Offenbar hatte sie Depressionen und liebte laut Aussage einer Freundin den Regenwald und besonders diesen Ort. Ojeh, das nimmt uns etwas mit – schweigend gehen wir den Weg zurück.
Am Ufer des Lake Illawarra, gleich beim Campingplatz, fischen einige Männer: Pelikane sehen ihn zu. Die Pelikane hier sind tatsächlich etwas anders als ihre südamerikanischen Kollegen. Einer von ihnen sieht uns ernst in die Augen… Vorne am Meer rollen riesige Wellen an den Strand, zur Freude der Surfer, und ein Schild warnt Schwimmer vor starken Strömungen.
Wir gehen noch mal einkaufen, hauptsächlich, um die Küchenausrüstung etwas aufzustocken. Der Mann braucht bekanntlich drei Dinge („Feuer, Pfeife, Stanwell“ - wer kennt die Reklame aus den 60er-Jahren?), während die Frau Schere, Reibe und Zitronenpresse zu ihrem Campingküchenglück benötigt. Danach wird die Küche würdig [Tom: ein köstliches Risotto!] eingeweiht; sogar ein Dunstabzug ist vorhanden und minimiert die Kochgerüche.

Mobirise

Tag 298/ Sa 1.6.2019 / Windang
(Cornelia) Wir setzen uns eine gute Stunde an den Strand, beobachten die heftige Brandung und inhalieren den feinen Salzwassernebel. Erkältungsvorbeugung pur, ebenfalls Erholung pur. Später nehmen wir den Bus nach Wollongong, das uns mit seiner Größe von etwa 225.000 Einwohnern überrascht, und besuchen dort die Wollongong Art Gallery. Innen sticht edles, mehrfarbiges Parkett ins Auge und weil es offenbar oben ein Trauzimmer gibt, lässt sich ein Brautpaar mit seinen Jungfern hier fotografieren. Es gibt mehrere Ausstellungen, die entweder deprimierend (Fotos von Menschen in Papua-Neuguinea: viel Armut), interessant (Gemälde und Fotos nur in Schwarz-Weiß) oder politisch motiviert sind (Feminismus in NSW).
Wir gehen zum Leuchtturm von 1938, wo ein kräftiger Wind bläst, und weiter am Hafen zurück in die Stadt, wo mich Vogelgeschrei aufhorchen lässt: Ein Schwarm von etwa 100 weißen Papageien sitzt in einem hohen Baum. Auf ein geheimes Kommando erheben sie sich alle und fliegen weiter.
Zur (Vor-)Feier von Tag 300 unserer Reise am kommenden Montag, essen wir in einem Restaurant mit dem französischen Namen „Caveau“, das mehrfach von Kritikern gelobt worden ist; ‚modern Australian‘ ist der Stil. Für uns ist es wie Unterricht in Landeskunde: Die beiden Küchenchefs verwenden alles Mögliche, was der Busch und Südaustralien, aber auch die Northern Territorries an Essbarem hergeben, u. a. geräuchertes Krokodil mit grünen Ameisen. Damit wollen wir den Food Blog starten, für den wir uns bisher einfach nie die Zeit genommen haben… sorry! Wir schwelgen in ungewohnten Lebensmitteln und Geschmackskombinationen…! Sollte jemand nach Wollongong kommen: Unbedingt einen Tisch buchen!!! Auch die Weinbegleitung ist gut und passend ausgesucht. Der Bus schaukelt uns zurück nach Windang. Witzigerweise schenkt der Fahrer, den man hier beim Ein- und auch Aussteigen grüßt, jedem Fahrgast zum ‚Abschied‘ ein Bonbon.


Tag 299 / So 2.6.2019 / Shoalhaven
(Cornelia) Heute ruft ein wichtiger Termin: Die Naturattraktion Blowhole in Kiama besucht man am besten bei Flut. Der Höhepunkt der Flut ist um 9.45, um 10.15 sind wir dort. Wasser hat einen sog. dyke, einen kerzengeraden Kanal in den Sandstein gegraben, der sich dann zu einem Trichter öffnet. Je nach Stärke der Welle steigt, einem Geysier ähnlich, eine Fontäne nach oben; und je nach Blick- und Windrichtung formiert sich auch ein Regenbogen. Wunderschön sieht das aus und wird von vielen Ahs und Ohs begleitet. Kurz übertönen die Motoren mehrerer Ferrari und Lamborghini, die auf dem Besucherparkplatz halten, tatsächlich den Lärm der Wellen im Blowhole – solche Angeber: Auf den australischen Autobahnen darf man höchstens 110 fahren…
Wir holen uns einen ‚coffee to go‘, wie er auch hier genannt wird, und setzen uns auf eine Bank direkt vor einer Meeresbucht. Fast wird einem schwindelig, wenn man die Wellenbewegungen verfolgt: Breitwandkino!
In Kiama gibt es an jedem ersten Sonntag im Monat auch einen Arts Trail; wir suchen ein Ehepaar auf, er Fotograf, sie stellt Schmuck her. Eben sind sie von einer 10-wöchigen Kreuzfahrt in Europa (von den Kanaren bis St. Petersburg) zurückgekehrt. Tatsächlich gefallen uns einige Sachen so gut, dass wir sie nach Deutschland schicken lassen.
Immer noch in Kiama begeben wir uns auf den ‚Coastal Walk‘, dem wir ein paar Kilometer am Rand einer steilen Klippe folgen, Felsformationen, Buchten und Wellen bestaunend. In der Ferne sehen wir auch einen Wal seine typische Wasserfontäne nach oben blasen. In Australien ist von Mai bis Dezember Wal-Saison.
20 Kilometer weiter liegt das Weingut Coolongatta (einer der Weine im „Caveau“ war von dort); der stämmige rothaarige Winzer berät uns und schwärmt von seiner Lieblingsstadt München, den Schweinshaxen, Löwenbräu, Riesling und Mosel-Weinen. Natürlich nehmen wir ein paar seiner mehrfach ausgezeichneten Weine mit – das war ja die Absicht… Das ehemalige neben dem Weingut liegende Dorf beherbergt heute Fremdenzimmer. Brauchen wir nicht, wir haben ja unser WoMo und fahren einen am Fluss Shoalhaven gelegenen Campingplatz an. In der rosaroten Abendstimmung picknicken wir am Fluss. Schön!


Tag 300 / Mo 3.6.2019 / Huskisson (NSW)
(Cornelia) Von Shoalhaven Heads aus fahren wir in nordwestlichen Richtung zu einem Regionalpark, dem Bomaderry Creek, um eine kleine Wanderung durch eine Sandsteinlandschaft zu machen. Wir befinden uns wieder auf heiligem Aborigine-Gebiet, wie uns eine Info-Tafel mitteilt. Es gibt riesige Sandsteinplatten, an denen sich – man fragt sich, wie – hohe Bäume festhalten, Überhänge, in den Felsen gehauene Treppen; entfernt erinnert die Landschaft ans Elbsandstein-Gebirge. Der kleine Bach wurde früher mit einer Staumauer angestaut; als man merkte, dass die Fische nicht mehr durchkamen, hat man einen Durchgang in die Mauer geschnitten. Die Rinde vieler Bäume ist schwarz verkohlt; dass es im letzten Jahr ein großes Feuer gab, das auch zwei Brücken zerstörte, erfahren wir von einem Tennisspieler, der sein Auto am selben Platz wie wir parkt. Er empfiehlt uns einen Aussichtsberg in der Nähe, den Cambewarra Mountain Lookout, an dem es auch ein Café gibt. Na, da fahren wir doch gleich mal hin! Aber Vorsicht: viele Kurven!
Von dort oben öffnet sich der Blick auf eine große Ebene mit mehreren Flüssen, bis zum Pazifik. In der Nähe, nach weiteren engen Kurven, erreichen wir den vom Reiseführer gepriesenen Ort Kangaroo Valley, mit vielen Häusern aus der Pionierzeit. Er bietet auch eine Art kleines Freiland-Museum an, wo in den Siedlerhäuschen mit der damaligen Innenausstattung auch oft noch ein Video läuft, in dem urige Gestalten Arbeitstechniken vergangener Zeiten erläutern. Nett ist, dass wir am Museumseingang einer alten Dame begegnen, die mit Passion Vögel beobachtet und auch zählt; sie nimmt uns auf einen kleinen Spaziergang mit und erklärt, welche Vögel in welcher Höhe zu finden sind, entweder weil sie Insekten am Baumstamm fressen oder weiter oben nach Honig suchen. Den gelbbauchigen Eastern Yellow Robin beobachten wir mit dem Fernglas. Die Dame weiß auch, wie die grau-weiß-pinkfarbenen Vögel heißen: Galah (auf Dt.: Rosa Kakadu). Im Australian-English gebe es eine Redensart: jemand sei dumm wie ein Galah. Dabei seien diese Vögel gar nicht dumm, meint sie.
Als Übernachtungsort wählen wir Huskisson, in der Jervis Bay gelegen. Als wir ankommen, hat das Meer eine eigentümliche rosa Farbe auf türkisem Grund. Kaum sind wir niedergelassen, verstehen wir auch den Grund: Es gewittert!

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Tag 301 / Di 4.6.2019 / Bungendore (Australian Capital Territory)
(Cornelia) Nach einer windigen und regenreichen Nacht, in der ich wegen des wackelnden Wohnmobils – in der ersten Reihe zum tosenden Meer – mehrfach die Wetter- und Windvorhersage konsultiere, regnet es am Morgen immer noch. Mit kurzen Hosen – Australian style, hier gibt es viele notorische Short-Träger und Barfußgeher – ficht uns der Regen auf dem Weg zu den erfreulich heißen Duschen nicht an. Am Parkplatz gleich hinter dem Campingplatz laufen die Surfer aller Altersklassen, Surfbrett unter dem Arm, hurtig dem sturmgepeitschten Meer entgegen.
Wir wollen ins Landesinnere, in die Hauptstadt Canberra (auf der ersten Silbe betont), müssen aber erst noch bis Batemans Bay mehr oder weniger dem Meer folgen. Der Ortsname Ulladulla amüsiert uns… Bei Surf Side (der Ort heißt wirklich so) liegt die Cullendulla Creek Reserve, wo uns die Nationalpark-App eine Schlaufe durch einen Mangrovenwald in Aussicht stellt. Zwar sehen wir nur ein bisschen Mangroven, dafür aber auch einen schwarzen mit einem roten langen spitzen Schnabel bewaffneten Vogel, den Oystercatcher, der – nomen est omen – am Meeresrand auf den flachen Steinplatten zwischen Muscheln herumstolziert. Ein paar Muscheln schillern perlmuttfarben-bunt. Kein Mensch außer uns ist bei dem Wind draußen, aber immerhin regnet es nicht mehr. Wir erledigen noch Einkäufe, tanken und setzen die Fahrt fort.
Ui, da hinten! Links!! - Kängurus! - Ziemlich groß, die Viecher. Auch die etwas kleineren Wallabies sitzen auf Lichtungen und grasen. Der King‘s Highway führt durch mehrere Nationalparks voller Eukalyptus, Farne und einiger rankender Pflanzen. Danach verändert sich die Landschaft: Viel Rinderzucht, flaches Weideland, weitläufige Hügel, ein einziger größerer Ort im Wildwest-Style, ein dramatischer Sonnenuntergangshimmel. In Bungendore gibt es ein Geschäft namens La Truffière; der Besitzer stammt aus dem Périgord und hat eine Australierin geheiratet; nun hat er den schwarzen Trüffel hier heimisch gemacht; die zweite Trüffeljagd des Jahres, mit Hunden, ist am kommenden Samstag – aber da werden wir schon wieder weitergezogen sein.
Wir übernachten wieder in einem Holiday Park. Strom ist willkommen, denn schon um 18 Uhr hat es nur noch 6 Grad Außentemperatur. Unser WoMo heizt den Innenraum nur, wenn es am Strom hängt. Weil Madame in den letzten Nächten (bei immerhin 12 Grad!) schon oft kalte Füße hatte, weiht sie die heute neu gekaufte Wärmflasche ein...


Tag 302/ Mi 5.6.2019 / Canberra
(Cornelia) Weil es abends immer schon um 17 Uhr zappenduster ist, versuchen wir, in einen anderen Rhythmus zu kommen und stehen früher als sonst auf: es hat satte 3 Grad, immerhin plus… aber wir kramen für die nächste Nacht schon einmal vorsorglich unsere Leggings heraus.
Der Vorteil der Morgenstunde ist, dass wir beim Australian War Memorial einen ganz leeren Parkplatz vorfinden. Beim Denkmal für die Arbeitshunde der Armee, die im ersten Weltkrieg als Boten zwischen den Schützengräben eingesetzt wurden und heute immer noch als Bombenspürhunde, begegnen wir einer fast zu Tränen gerührten Australierin, die später den Namen ihres Vaters im War Memorial suchen möchte. Wir stellen fest, dass jeder von uns Angehörige auf dem sog. Feld der Ehre verloren hat, Tom seinen Opa am Hartmannswillerkopf im WK I, ich den meinigen bei Stalingrad und sie ihren Vater in Neu-Guinea. Darüber entspinnt sich ein sehr persönliches Gespräch von der Verblendung der Deutschen im Dritten Reich über ihre sehr spät aufgedeckte Adoption bis Missbrauch auch in der Anglican Church (sogar in ihrer Gemeinde) – in nur 20 Minuten.
Von außen sieht das War Memorial monumental aus und erinnert uns ein bisschen an das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig; auch innen, in der zentralen Gedenkhalle gibt es Anklänge an Leipzig, obwohl das hiesige Monument aus den 50er-Jahren stammt: Die Mosaiken, die die Helden porträtieren, stehen den Mosaiken in Leipzig in ihrer Hässlichkeit in nichts nach. Im Innenhof vor der Gedenkhalle ist ein kleines Wasserbecken, in der die Flamme für den Unbekannten Soldaten aus dem Wasser sprudelt. Viele Blumenkränze liegen aufgereiht am Beckenrand – kein Wunder, in ein paar Tagen jährt sich die Landung der Alliierten in der Normandie zum 75. Mal. Um den Innenhof herum stehen an allen Fassaden die Namen der Länder, in denen australische Truppen – aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Commonwealth – an der Seite Großbritanniens kämpften. Mitgefangen, mitgehangen… Das wird uns auch später sehr bewusst. Im ersten Stock der Gedenkhalle stehen zu beiden Seiten auf Bronzeplatten die Namen aller im WK I gefallenen australischen Soldaten, eine erschütternd lange Liste. In englischsprachigen Ländern ist die Mohnblume – Remembrance Poppy – das Symbol des Gedenkens an die Gefallenen, anfänglich nur derjenigen des Ersten Weltkriegs, später aller. Der Brauch, künstliche Mohnblumen an Bilder oder am Remembrance Day ans Revers zu heften, geht darauf zurück, dass auf den frisch aufgeschütteten Soldatengräbern als erstes Mohnblumen blühten. Zwischen den Namenslisten kann man Mohnblumen befestigen, und auch im Museum finden sich immer wieder welche.
Wir gehen durch die verschiedenen Abteilungen; Schuldzuweisungen gibt es nicht (jede Nation hat ihre Perpektive, heißt es), aber doch manche Heldenverehrung, viele Orden in Vitrinen und immer zur vollen Stunde einen Film über die Bombardierung Berlins, der ohne Einführung Piloten der Alliierten zeigt, wie sie im Geschwader fliegen und Bomben auf Berlin werfen. Ein unterhalb der Bildschirme stehendes Flugzeug wird effektvoll beleuchtet. Wir zweifeln daran, dass die vielen Schulklassen (ca. 8. und 9. Jahrgangsstufen) im Raum in dem Film etwas anderes als ein virtuelles Kriegsspiel sehen. Beim Verlassen des War Memorial fragen wir uns immer noch, ob es eine gute oder schlechte Idee ist… Fest steht, dass die Gewinner eine andere Sicht als die Verlierer haben.
Uns ist nach Frischluft, weswegen wir auf den Mt. Pleasant fahren und ein paar Angaben zum Ausblick erwarten. Pustekuchen – Blick ohne Erklärungen. Google maps hilft, aber hauptsächlich sieht man die Weitläufigkeit Canberras, das viele Grün, Berge am Horizont, aber wenig herausragende Gebäude außer der National Library mit ihrem Säulenumgang.
In Canberra, der Hauptstadt Australiens mit etwa (nur) 250.000 Einwohnern, gibt es natürlich jede Menge Botschaftsgebäude, die in einem Flyer über Architektur aufgelistet sind. Leider darf man vor keinem der oft interessanten Gebäude halten, weshalb wir unser Vorhaben eine ‚Botschaftstour‘ bald aufgeben. Zu Fuß wären es 20 Kilometer, überhaupt ist Canberra eine Autostadt, komplett auf dem Reißbrett geplant und dann aus dem Boden gestampft, als Kompromiss, weil man weder Sydney noch Melbourne den Vorzug geben wollte.
Zufällig kommen wir an der Ausschilderung des Parliament House vorbei und fahren gleich auf den unterirdischen WoMo-Parkplatz. Vor der nächsten Führung haben wir noch eine etwas Zeit, die wir für eine Fahrt aufs Dach des 1988 fertig gestellten Gebäudes nutzen. Beeindruckend ist der vierteilige Fahnenmast aus Edelstahl; die Fahne selbst hat die Größe eines Londoner Doppeldeckerbusses, was ihr aber kaum anzusehen ist. Die Dachterrasse geht in ein Grasdach über und weist mehrere pyramidenartige Glaskonstruktionen auf. Insgesamt wirkt der Bau überdimensioniert (und etwas megaloman). Später erfahren wir, dass er über 4500 Räume beinhaltet sowie die Plenarsäle von Repräsentantenhaus und Senat, jeweils mit vielen Besucherrängen. Auch einen Ballsaal könnte man mieten, brächte man das nötige Kleingeld mit. Der Plenarsaal des Repräsentantenhauses entspricht dem Grundmuster des englischen Parlaments – man sitzt eng beisammen. Australien ist eine konstitutionelle Monarchie, weshalb im Gebäude auch ein Portrait von Elisabeth II an prominenter Stelle hängt. Auch wenn die Aborigines immer noch darum kämpfen, im öffentlichen Leben eine größere Rolle zu spielen, haben sie hier Grund stolz zu sein: Der Name der Hauptstadt leitet sich aus ihrer Sprache ab und bedeutet „Versammlungsplatz“. Der Vorplatz ist nach dem (sehr schönen) Gemälde eines Aborigine-Künstlers als Mosaik gestaltet. Der Weg zur Gleichstellung ist dennoch noch weit – und lange nicht so selbstverständlich wie der Umgang der Neuseeländer mit ihrem Maori-Erbe.
Wieder gehen wir auf einen Holiday Park mit Stromanschluss, kochen und nutzen die Waschmaschinen – ja, auch das muss sein und bleibt uns nicht erspart. Über einen ‚What‘s on‘-Flyer entdecke ich, dass in zwei Tagen ein Herbie-Hancock-Konzert im Theater stattfindet – und wir bekommen noch zwei Tickets! Yeah!


Tag 303 / Do 6.6.2019 / Canberra
(Cornelia) Minus 3 Grad hat es beim Aufstehen – brrr! Unsere WoMo-Heizung spinnt; Tom liest nach, dass sie sowieso nur bis -5 Grad funktioniert… Kurz bevor die Geschäfte am Abend schließen, flitze ich noch zum hiesigen Outdoor-Ausstatter MacPac und besorge vier Isomatten – damit sollten wir es die kommende Nacht wärmer haben.
Aber erst zum Vormittag: Alles in Canberra ist so weitläufig, dass wir – obwohl schon auf einem Parkplatz ganz in der Nähe – noch eine halbe Stunde gehen müssen, bis wir an der National Art Gallery ankommen. Tom hat entdeckt, dass es im Skulpturengarten eine Installation von James Turrell gibt, mit dessen Ausstellung wir am ersten Tag unserer Reise in Baden-Baden das Abenteuer begannen. Wie schön, jetzt eine Installation in situ zu sehen! Und was für eine! Der Künstler nennt sie „Within without“ (2010). Durch zwei Wasserbecken führt ein Weg in ein Gebäude, das von außen die Form einer kleinen mexikanischen Stufenpyramide hat, aber grasbewachsen ist. Innen hat Turrell einen Brunnen geschaffen, der auf türkisfarbenem Grund eine völlig glatte Oberfläche hat, dessen Wasser aber dennoch ständig über den bronzenen Rand fließt und unten über viele kleine Stufen einen Wasserfall bildet. Die innen roten Mauern sind nach oben offen; in der Mitte ist über eine kleine Brücke ein Stupa erreichbar, der zum Himmel hin ebenfalls offen ist; dieser runden Öffnung entspricht ein Kreis aus blau-weißem Marmor auf dem Fußboden. Das einfallende Sonnenlicht erzeugt einen ovalen Lichtfleck auf der hellen Innenwand des Stupas. Eine hellgraue gewärmte (!) umlaufende Bank lädt zum Sitzen ein. Toll!
In der riesigen, verschachtelten National Art Gallery beschäftigen wir uns kurz mit einer Ausstellung aus den Beständen zum Thema Körperformen – Kraut und Rüben von Rubens bis Jeff Koons, aber durchaus verspielt-interessant. Danach tauchen wir in die große Sammlung mit Aborigine-Kunst ein; wieder gefallen uns die aus natürlichen Pigmenten hergestellten Farben in Weiß-Gelb-Ocker-Orange-Rot-Braun, die Verwendung von großen Rindenstücken als Malgrund und die ver- und gewobenen Muster, Tierdarstellungen und Geistererscheinungen in traditioneller oder etwas experimentellerer Verarbeitung gut. Ein bisschen verweilen wir noch in der Abteilung des australischen Impressionismus (nicht so interessant, weil sehr am europäischen orientiert) und bei der Art-Deco-Malerei (Gigantismus und Heroentum). Nach drei Stunden sind wir platt…
Trotzdem raffen wir uns nach einer kurzen Pause zum Besuch des Old Parliament House auf, eines weißen Art-Deco-Gebäudes. Über dem Eingang thronen die australischen Wappentiere: Känguru und Emu. Und was ist das gemeinsame Besondere an ihnen? Sie können beide nicht rückwärts laufen... Wir haben keine speziellen Erwartungen – und werden überrascht: Als die Members of Parliament und all ihre Angestellten 1988 ins neue Parlament umzogen, haben sie nicht nur die beiden Sitzungskammern hinter sich gelassen, sondern auch die Büros mit den Schreibmaschen, Heftklammern, Zetteln, Kippen, der Zweitkrawatte, dem Jäckchen über dem Stuhl! Alle Räume wirken, als habe die ganze Mannschaft die Zimmer nur wegen eines Probealarms kurz verlassen. Unglaublich! (Tom und ich denken an die Stasi-Zentrale in Berlin, deren Originaleinrichtung auch noch erhalten ist und die tatsächlich etwa zeitgleich zurückgelassen wurde – allerdings stammt die eher schäbige Einrichtung aus den 60er-Jahren und ist etwas weniger detailreich.)
Im ehemaligen Repräsentantenhaus wird gerade eine Schulklasse bespaßt, etwa 7. Klasse. Der Prime Minister bekommt eine weiße Perücke verpasst und darf einen Artikel aus der Verfassung vorlesen, der ‚Speaker‘ erhält ebenfalls ein Outfit und ruft abwechselnd Regierungspartei und Opposition auf. Die Schüler dürfen debattieren und kennen offenbar schon die Regeln der Debatte (die wir unseren Schülern erst in der 9. Klasse vermitteln!) und leiten die Widerrede brav mit ‚although‘ ein. Ich bin beeindruckt! So vermittelt man Demokratie in Australien – der Staat ist 231 Jahre alt, macht es uns aber vor! Wow!


Tag 304 / Fr 7.6.2019 / Canberra
(Cornelia) Mit eher wenigen Erwartungen (wenig informative Homepage) fahren wir zum National Museum of Australia, das 2001 in einem etwas chaotisch wirkendem postmodernen Bau eröffnet wurde. Es liegt direkt am Lake Burley Griffin. An der Kasse lesen wir, dass es einen Film über die Antarktis in Virtual Reality gibt – wir reservieren zwei Plätze für die nächste Vorführung. Die Besucher nehmen auf Büro-Drehstühlen Platz, was Sinn macht, weil man ja das, was man sieht, durch entsprechendes Drehen mit dem Kopf oder dem ganzen Körper selbst bestimmt. Die Dokumentation startet im antarktischen Sommer – man begleitet im Hubschrauber über Gletscherspalten und per Boot zu den Pinguinen diverse in der Antarktis stationierte Wissenschaftler (Glaziologen u.a.). Der Film endet im Polarwinter mit schönen Einstellungen vom Polarlicht. Wir haben durchaus das Gefühl, dort gewesen zu sein…
Die weiteren Ausstellungen (über die frühen Pioniere und die sog. Landmarks – schon in der Eingangshalle steht ein Holden, ein Auto aus australischer Produktion, mit einem Wohnwagen) durchstreifen wir nur kurz und widmen uns lieber den Aborigines, deren Leben facettenreich, z.T. auch mit ihren eigenen Narrativen, dargestellt wird. Besonders betroffen macht uns die Tatsache, dass es in Australien eine ganze ‚stolen generation‘ gibt, Aborigine-Kinder, die man ihren Eltern weggenommen und an weiße Eltern gegeben hat – wie in Spanien und Argentinien, aber ohne Diktatur!! Erst Anfang der 2000er-Jahre hat sich ein australischer Premier dafür entschuldigt; seither spielt die sog. reconciliation (endlich) eine Rolle im Alltag der Nation.
Im künstlerisch-politisch gestalteten Innenhof des Museums stehen wir noch etwas ratlos herum, als sich eine Kunstvermittlerin unserer annimmt und uns einige Ideen des ‚Garden of Australian Dreams‘ erläutert. Man hat sich auf jeden Fall viel bei der Anlage gedacht, und manches ist richtig gut gelungen. Auch der Bau des Museums folgt einem Plan: Eine Art Schlange, deren Schwanzende in Richtung Uluru (früher: Ayers Rock) zeigt. Aha, unser Camper parkt gleich neben dieser Skulptur, ohne dass wir den Zusammenhang mit dem viel weiter entfernt liegenden Museumsbau gesehen hätten…
Abends leisten wir uns ein Taxi ins Zentrum und holen unsere Herbie-Hancock-Tickets ab; in der nahe gelegenen Canberra Mall halten wir uns warm… Kurz vor Konzertbeginn ist wahrzunehmen, wie gespannt die Besucher auf Herbie sind, der dann auch mit großem Applaus willkommen geheißen wird. Er hat viel Ausstrahlung, wirkt mit seinen 79 Jahren sehr dynamisch und spielt das, was ihm gerade Spaß macht: Viele Wiederholungen ähnlicher Patterns, viele Rückungen, viele Cluster… OK… super Musiker, vor allem auch ein gigantisch guter Schlagzeuger, der – Tom jubiliert – schon mit Frank Zappa musiziert hat… aber ihre Musik ist nicht die meine und auch nicht Toms… Etliche Konzertbesucher verlassen vorzeitig das Theater und erst beim vorletzten Stück, als Herbie am Flügel den „Watermelon Man“ einleitet, macht sich erleichterte Begeisterung breit. Jedenfalls war es ein ‚event‘ (zumal er ja auch schon 79 Lenze zählt...)!

Mobirise
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Tag 305 / Sa 8.6.2019 / Merimbula
(Cornelia) Wir verlassen Canberra und fahren durch eine Hügellandschaft in winterlich-fahlen Farben Richtung Pazifik. In der Kleinstadt Cooma halten wir für einen Kaffee; sie ist das Tor in das südaustralische Skigebiet im Kocziuszko-Park (der Mount selben Namens ist mit 2228 Metern der höchste Berg auf dem Festland des australischen Kontinents), dessen Lifte über das lange Wochenende – ‚Queen‘s Birthday‘ wird am Montag gefeiert – offen sind; ich vermute, man hat mit Kunstschnee nachgeholfen. Im Cooma könnte man jedenfalls Skier ausleihen – wollte man… Am Fred Piper Memorial Lookout im Regenwald und mit mäßig weiter Sicht, gehen wir einen kleinen Rundweg und schnappen gute Bergluft.
Nach knapp vier Stunden Fahrzeit erreichen wir Merimbula, einen Ort am Pazifik. Nach dem Reiseführerstudium war er mir am Vorabend als geeigneter Stopp erschienen. Wie gut die Wahl ist, zeigt sich am Ortseingang: Ein Plakat informiert, dass über das Pfingstwochenende ein Jazz Festival in Merimbula stattfindet! Na, so eine Überraschung! Bevor wir aber den Festivaleintritt für den Samstagabend erwerben (2 x 30 australische Dollar, etwa 20 Euro), fahren wir noch rasch zum ‚Meribula-Pambula Golf Court‘, mit 37 Löchern. Wir und Golf? - Nein, aber wir und Kängurus. Davon soll es zur richtigen Zeit auf dem Golfplatz bis zu 800(!) Stück geben. In ganz Australien leben etwa 45 Millionen Kängurus – und etwa 25 Millionen Menschen. Unglaublich, oder? Weil aber das Känguru zusammen mit dem Emu das australische Wappen ziert, scheuen sich die meisten Australier, das wirklich sehr leckere und magere Wildfleisch zu essen. Pro Jahr ist auch nur ein Bruchteil des Bestands zum Abschuss freigegeben. Zurück auf den kurzgeschnittenen Golf-Rasen: Wir sehen nur etwa zehn Kängurus, die uns mindestens genauso aufmerksam mustern wie wir sie. Kommen wir ihnen zu nahe, hüpfen sie weiter. Leider ist es schon fast zu dunkel zum Fotografieren.

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Die ersten zwei Big Bands spielen im RSL-Club. Der Türsteher kann uns zwar nicht erklären, was die Buchstaben bedeuten, macht uns aber klar, dass wir, um den Konzerten lauschen zu können, temporäre Mitglieder des Vereins werden müssen. Unsere Führerschein werden gescannt, und wir erhalten Einlass. Wikipedia klärt auf: RSL bedeutet ‚Returned and Service League‘, ist ein Verein für Ex- und Noch-Soldaten und möchte besonders an die ANZACs, die Soldaten im WK I, erinnern (ANZAC = Australian and New Zealand Army Corps). Kurz vor dem Sechs-Uhr-Konzert ertönt eine Glocke, alle erheben sich, eine Fanfare ertönt aus dem Lautsprecher, während alle Anwesenden in einer Schweigeminute an die ANZACs denken. (Der Feiertag selbst, der 25.4., liegt am Jahrestag der Schlacht von Gallipoli in der Türkei.) Gleich danach startet das Anglican College aus Penrith. Ihr Konzert: Big Band mit Chor. Eine Wucht! Ein 14-jähriges Mädchen singt so gekonnt Titel von Stevie Wonder, dass uns die Tränen in den Augen stehen. Die anderen vier Bands, mit jeweils 45-minütigen Auftritten sind mal besser, mal schlechter; ein tolles Konzert liefert die ‚traXion Big Band‘ aus Canberra – Genuss pur!


Tag 306 / So 9.6.2019 / Merimbula
(Cornelia) Der Pazifik rauscht freundlich, der Himmel ist blau, die Sonne lacht: Pfingsten! Wir ruhen uns ein bisschen aus und stellen uns nachmittags um drei Uhr wieder am Golfplatz ein. Freiwillige fahren Interessierte für wenig Geld auf Foto-Jagd nach Kängurus über den riesigen Platz. Unser Fahrer, der Ruheständler Tony, erklärt uns gleich, dass man die Tiere leicht findet, weil jeweils ein Rudel (= ein Männchen mit seinem Harem) in einem Revier lebt und sich deswegen am Morgen und am Abend immer am selben Standort aufhält. Tagsüber und nachts schlafen die Kängurus im Busch und sind – wie Kühe – mit Wiederkäuen beschäftigt. Hauptaufgabe ist die Fortpflanzung; ein Känguru-Weibchen ist immer entweder trächtig oder schleppt ihr Junges im Beutel herum. Wenn es endlich herausgekrabbelt ist, bleibt es noch ein halbes Jahr bei der Mutter.
Wir sehen etliche Kleine aus dem Beutel lugen, aber bevor ich sie fotografieren kann, sind sie meist schon wieder im sicheren Ort am Mutterbauch verschwunden. Die Männchen richten sich drohend auf, wenn wir ihnen zu nahe kommen. Grundsätzlich aber sind sie an die Golfer und die Golf-Wagen gewöhnt und halten relativ viel Nähe aus. Wenn es ihnen zu dumm wird, hüpfen sie mit ein paar langen Sprüngen weg – ich müsste selbst auf einem Fahrrad schon ordentlich in die Pedale treten und wäre bald hoffnungslos abgehängt. Tony zeigt uns auch noch die Bellbirds mit ihren penetranten Rufen sowie Busch-Enten. Wir haben Glück, weil heute auch ein normalerweise sehr scheues Wallaby unterwegs ist, dunkler und kleiner als das Grey Eastern Kangaroo. Und, Tony strahlt, wir sehen auch noch das eine schon 18 Jahre alte Känguru-Weibchen mit einem weißen Schwanz und einem weißen Fleck auf der Nase. Daneben duckt sich ihr jüngstes Kängu-Kind… Am nettesten sind das Spiel der Ohren und ihr unverwandter Blick und natürlich das Hüpfen, bei dem die krallenbewehrten Stummelärmchen immer locker mitwippen. Nach einer Dreiviertelstunde sind wir wieder am Golfclub – und von den Kängurus verzaubert [Tom: das mit den Boxhandschuhen und den Schnapspralinen war leider nicht dabei, aber das wohnt ja auch in Berlin…].
Gegenüber liegt Wheeler‘s Oyster Bar in den letzten Sonnenstrahlen. Wir teilen uns ein Dutzend mit zwei Toppings (Japanisch und Shanghai) und werden hier noch zu Austern-Liebhabern. [Alain, stop, nicht weiterlesen… In Frankreich, PUR, fanden wir sie immer nur salzig und zu ‚fischig‘…]
Der Jazz ruft, und wir hören am Abend noch zwei kleine Ensembles und vier Big Bands unterschiedlicher Güte. 


Tag 307 / Mo 10.6.2019 / Lakes Entrance
(Cornelia) Kilometerlang fahren wir durch Eukalyptus-Wälder, bis wir irgendwann auf Farmland stoßen und bald danach aufs Meer. Für die 270 Kilometer Princess Highway muss man mit knapp dreieinhalb Stunden Fahrt rechnen – viele Kurven… Irgendwann erreichen wir das Seengebiet mit dem Ort Lakes Entrance, überblicken die Salzwasserseen von einem Aussichtspunkt, buchen einen Stellplatz und gehen am Meer spazieren. Den Hauptstrand erreicht man nur über eine Fußgängerbrücke. Bei hübschen schwarzen Schwänen mit roten Augen und Schnabel (Australian Swan, zu deutsch: Trauerschwan) begegnet uns ein ausgewanderter Hamburger, der sich wundert, dass seine Aussprache immer noch gleich seine Heimat verrät. Auf einem Weg durch ein Biotop zwischen dem offenen Meer und einem Meeresarm sieht Tom ein Exemplar der Crimson Rosella (dt. Pennantsittich) – wunderschön bunt in Rot, dunkel- und hellblau! Hier werde ich noch zur bird-watching-woman… die Farben sind faszinierend.

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Tag 308 / Di 11.6.2019 /Yarram
(Cornelia) Heute ist Beschaulichkeit Programm! Erst fahren wir zu dem am Lake King gelegenen Metung, einem ruhigen Ort am See, wo Rentner-Hobby-Fischer ihre Angelruten ins Wasser halten und die schwarzen Schwäne eilfertig zum Ufer schwimmen, in Erwartung eines Almosens in Brotform. Am Ufer stehen aufrecht einige Steine, auf denen kleine Metallplatten befestigt sind. Sieht aus nach Friedhof – und ist es auch: Es sind die Namen derjenigen Menschen, deren Asche hier in der Bay verstreut wurde. Aha, schöne Idee.
Etwa 20 Minuten später erreichen wir den kleinen Ort Paynesville und setzen ohne Auto mit einer Fähre über den Fluss. Drüben sollen ein paar Koalas wohnen. Nach einer Weile erst sehen wir das erste Fellknäuel relativ weit oben auf einer Astgabel sitzen. Putzig, schläft im Sitzen, aber die Ohren sind durchaus auf Empfang und manchmal scheint auch das Fell zu jucken. Koalas schlafen etwa 18 bis 20 Stunden am Tag und damit noch mehr als Faultiere! Da jeder Koala sein Revier im Auge hat, müssen wir immer ein ganzes Stück gehen, bis wir das nächste Tier ‚rumhängen‘ sehen. Insgesamt treffen wir auf sechs der Beuteltiere; eines davon nur ein bisschen über unserer Augenhöhe. Außer uns schleichen noch ein paar wenige andere Touristen auf Raymond‘s Island herum, alle ganz leise. Die Koalas, übrigens ein Wort aus einer Aborigine-Sprache, fressen pro Tag etwa 400 Gramm Eukalyptus-Blätter (aber nur einer bestimmten Sorte, manche enthalten zu viele Giftstoffe), weswegen auf dem Gelände viele Bäume kahl gefressen sind. Beim Revierkampf geht es auch hauptsächlich ums Fressen, weniger um den potenziellen Schlafplatz.
Im Inland fahren wir noch gut 130 Kilometer durch Farmland und Eukalyptuswälder nach Yarram – Tom immer schön konzentriert auf etwaige querende Kängurus… - und verbringen die Nacht auf einem sehr gepflegten Campingplatz.


Tag 309 / Mi 12.6.2019 / Yarram
(Cornelia) Das regnerische Wetter ‚zwingt‘ uns zu einer Verlängerung in Yarram. Wir kümmern uns hauptsächlich um den Blog.

Tag 310/ Do 13.6.2019 / Inverloch
(Cornelia) Der Himmel ist wieder klar – auf geht‘s, nach Wilsons Prom(ontery), einer Halbinsel, die komplett zum Nationalpark erklärt wurde. Wir erreichen sie nach 90 Minuten Fahrt durch Farmland und entscheiden uns, zuerst den Wildlife Walk zu unternehmen. So ganz kann ich mir nicht vorstellen, dass quasi ‚auf Befehl‘ wilde Tiere unseren Walk bereichern. Aber kaum sind wir unterwegs, sehen wir schon zwei Emus in einiger Entfernung Gras fressen. Sie grasen auch noch, als wir deutlich näher kommen. Schön sind sie ja nicht, aber zumindest imposant. Die Emu-Fladen, die sie hinterlassen, haben immerhin ein Drittel der Größe von Kuhfladen… Ihr Gefieder tarnt sie gut; obwohl sie schnell laufen können, wirken sie plump.
Wenig später entdeckt Tom ein Wombat. Eigentlich sind Wombats nachtaktiv – wir haben also Glück. Dieses Exemplar vor uns frisst in aller Ruhe weiter und deckt seinen Bedarf für die nächsten drei Tage. Wir betrachten es aus aus allernächster Nähe – es lässt sich durch nichts stören. Später lesen wir nach, dass es sich Röhren gräbt, die oft 3,5 Meter unter der Erde liegen und bis zu 100 Meter lang sein können. Es ist auch ein Beuteltier, aber der Beutel ist nicht wie beim Känguru nach oben offen, sondern nach unten, damit der Erdauswurf beim Graben nicht den Nachwuchs trifft.
Kaum ein paar Meter weiter sehen wir zwei Kängurus, beide mit Kennmarken an den Ohren und einem Halsband-Sender. Sie fühlen sich unbeobachtet, kratzen sich genüsslich das Bauchfell und auch den Rücken. Putzig!
Ein Stück gehen wir noch einen der nächsten Wege, den Lilly Pilly Gully Walk. Viele Gräser, auch sog. Tree Flowers, deren kerzengerade Blütenstände den Rainbow Lorikeets als Nahrung dienen, Farne und Pflanzen mit roten, langgezogenen Glocken.
Beim Tidal River gibt es sowohl ein Besucherzentrum als auch ein Café. Kaum haben wir uns an einem der Tische niedergelassen, besetzen etliche Regenbogen-Loris und auch zwei Crimson Rosellas unseren Tisch; ein Vogel flattert sogar auf meinen Kopf. Scheu sind sie gar nicht, vor allem haben sie es auf unseren Salat abgesehen. Zwei grüne Sittiche posieren beinahe vor meiner Kamera – vielleicht spiegeln sie sich im Objektiv, jedenfalls kommen sie immer näher.
Ein kurzer Abstecher verschafft uns am Telegraph Saddle einen schönen Ausblick, bevor wir zum Squeaky Beach abbiegen, dessen weißer Quarzsand aber unter unseren Sohlen so gar nicht quietschen will. Um so schöner sind die wie von Riesenhand hingeworfenen Steinblöcke, die zum Teil von hin- und wegströmendem Wasser umspült sind.
Den Kopf voller Natureindrücke erreichen wir den Holiday Park in Inverloch, der als Besonderheit ein wunderbares, beheiztes Schwimmbad aufweist, das wir sofort aufsuchen und uns im Wasser entspannen.


Tag 311 / Fr 14.6.2019 / Melbourne
(Cornelia) Nach einer eher langweiligen Fahrt über Highway und Freeway durch flache Landschaft erreichen wir den Crystal Brook Tourist Park und bekommen einen Platz, Ein-Dollar-Münzen für die Waschmaschine und Fahrkarten zum Aufladen. Damit sind wir für den morgigen Tag gerüstet – für heute ist es zu spät: Die Busfahrt zum Zentrum dauert 40 Minuten und wir wollen nicht in der Dunkelheit ankommen, sondern die Stadt erst einmal bei Tageslicht erleben.


Tag 312 / Sa 15.6.2019 / Melbourne
(Cornelia) Wie erwartet nimmt uns der Bus ins Zentrum mit, wir fahren gleich bis zur Endstation, und irgendwie landen wir dann doch ziemlich schnell mitten in dem Einkaufsviertel, das für seine Lanes und fast französisch anmutenden Arkaden bekannt ist. Melbourne hat neben asiatischen und griechischen auch einen große Menge italienischer Einwanderer aufgenommen – insgesamt werden in der Stadt an die 170 Sprachen gesprochen – und so landen wir gleich in einem alteingesessenem Italo-Café. Melbourne ist überhaupt DIE Kaffee-Stadt! Finden wir super…!
Eine Ecke weiter ist die Passage „The Block“ mit teuren Geschäften und Mosaikfußböden von der Jahrhundertwende. Unter einer Kuppel spielt ein Kammerorchester mit einigen Erwachsenen und vielen Jugendlichen sehr ambitioniert und gar nicht schlecht einen Satz aus Vivaldis Konzert für Mandoline und Orchester; wie so oft erklingt Gitarre statt Mandoline. Ein schöner Melbourne-Einstieg! Wir gehen noch durch andere Passagen, bis wir dann am eigentlichen Zentrum der Stadt landen, dem Federation Square. Er ist mit postmodernen Gebäuden bebaut und mit dem rot-gelb-changierenden Kimberley-Stein in Wellen und Terrassen gepflastert. Hier steht auch der ‚Australia‘-Teil der NGV (National Gallery of Victoria), in den wir gleich hineinspazieren. Auch in Victoria gehört die Kunst allen: Freier Eintritt! Die indigene Kunst ist wieder einmal faszinierend und spannend, vor allem auch in der Sonderausstellung „From Bark to Neon“ (bark = Rinde). Spaß macht auch die Ausstellung des australischen Künstlers Darren Sylvester, der uns mit witzigen Ideen in Installationen und Fotos überrascht.
Über den ‚Fed Square‘ gelangt man an den Fluss Yarra: Hier dienen gusseiserne Kandelaber – von Chinesen bewundert – der Beleuchtung und stehen im Kontrast zu den auf der anderen Flussseite liegenden Wolkenkratzern. Nun tut ein Drink not – auf zu Young & Jackson‘s, gleich neben dem berühmten alten Bahnhof Flinders Street Station, wo schon seit 1861 Bier ausgeschenkt wird. Ob der Erwerb eines Skandalbildes vom Pariser Salon von 1875 den Umsatz angekurbelt hat? Man darf davon ausgehen. Auch heute hängt „Chloe“ noch im ersten Stock; aus dem Fenster daneben fällt der Blick auf die Kuppel an der Ecke des Bahnhofsgebäude, von der untergehenden Sonne gerade noch angestrahlt.
Die neugotische, anglikanische St.Patrick‘s Cathedral gefällt uns so wenig wie erwartet; na ja, man fährt auch nicht nach Australien, um Kirchen zu besichtigen… Die in der Nähe liegende Hosier Lane wird wegen ihrer Street Art empfohlen, klingt schon besser. Jedoch, auch wenn sich die Touristen dort drängen und vor den Wänden in Pose werfen… da haben wir in Chile und Argentinien schon viel Besseres gesehen… Ein paar Schritte gehen wir durch das sog. Paris End der Collins Street, wo die Luxus-Geschäfte von Prada, Louis Vuitton und Konsorten aufgereiht liegen. Das können wir auch in München haben, deswegen nichts wie weg. Chinatown liegt uns mehr. Es hat sich seit 1863 in Melbourne – zur Zeit des Goldrauschs – etabliert; man geht wie in Sydney oder San Francisco durch traditionelle Torbögen hinein. Ein Restaurant liegt am anderen, manchmal ein Lebensmittelladen oder ein Massagesalon dazwischen; jegliche Preisklassen sind vertreten. Ficht uns alles nicht an (wir kommen gerade von einem ‚Running Sushi‘-Buffet und sind gut gesättigt), bestaunen aber doch so manches im Schaufenster ausgestellte Essen.
Irgendwann stehen wir vor „Her Majesty‘s Theatre“, wo man heute Abend zum vorletzten Mal ein Musical aufführt, „Muriel‘s Wedding“. Nach einigem Zögern – sollen wir, sollen wir nicht – fragen wir doch nach Tickets und werden in der letzten Reihe platziert. Die Reihen liegen steil übereinander, so dass man nicht weit weg, aber sehr weit oben sitzt. Das Musical erweist sich sowohl als schwungvoll, ja schmissig inszeniert, die Musik von ABBA ist mitreißend – ja, die ollen Kamellen… - und das Bühnenbild einfallsreich und mit Drehbühne. Wir sind richtig angetan und stolz, so manchen australischen Witz tatsächlich verstanden zu haben; das australische Englisch ist eine Hürde und inhaltlich muss man ja auch kapieren, worum es geht.


Tag 313 / So 16.6.2019 / Melbourne
(Cornelia) Weil wir uns noch länger mit einem in seinem WoMo-Office herumreisenden Australier über Gott und die Welt und Australien unterhalten, kommen wir erst spät los. Es reicht aber immer noch, um rechtzeitig den Victoria Market zu erreichen. Im Inneren der Hallen gibt es Fleisch, Seafood und Gemüse, aber auch – und das ist interessanter – Stände mit Spezialitäten der verschiedenen Einwanderernationalitäten Melbournes: ein griechische Oliven, polnische Würste, viele italienische Salami und asiatische Köstlichkeiten. Und auch Känguru – als Schinken und als Salami; beides wandert schnurstracks in unseren Rucksack. Auf dem Weg zum und vom Markt bewundern wir etliche Wolkenkratzer, deren neueste Generation sich mit elegant getönten Fenstern zeigt, in lila, rosa und grün. Ein Wolkenbruch verhindert einen Bummel durch die 800 (!) überdachten Außenstände – der Markt ist wirklich unglaublich groß!
Nicht weit davon steigen wir in die Circular Tram ein, mit der wir am Treasury House und am alten Parlamentsgebäude vorbeirattern (ja, bevor man sich auf Canberra einigte, tagte das Parlament in Melbourne) und auch am Immigration Museum und an den Docklands mit einem ebenso großen Riesenrad wie dem London Eye. Hier steigen wir aus, spazieren durch neueste Apartment-Häuser noch zum Yacht-Hafen, wo nur wenige Boote liegen. Der Mond ist das interessanteste: Fett und gelb hängt er über einem Hochhaus, das noch von der Abendsonne angestrahlt wird.
In einer Urban Brewery (leckeres Bier!) überbrücken wir noch die Zeit bis zum Kinostart (und hier gelingt zu unserer Freude auch die Kontaktaufnahme mit den zwei jungen Leuten von der Lago-Argentino-Cruise, Edwina und Daniel). Zwar sind wir keine Elton-John-Fans, aber der biographische „Rocketman“ könnte dennoch spannend sein. Ojeh, welch ein Auf und Ab hatte dieses Künstlerleben, ein langer Rausch aus Kokain und Alkohol…! Der Film ist gut gemacht und sehr zu empfehlen.
Dann erleben wir die Überraschung des Tages: Unser Bus fährt am Sonntag nur bis 21 Uhr! Wir können gar nicht glauben, dass in einer Großstadt von 4,5 Millionen Einwohnern sonntagabends kaum noch Busse fahren… aber so ist es… Also heuern wir ein Taxi an, mit dessen sehr nettem indischen Fahrer wir zu allem Überfluss auch noch in einen straßenbaubedingten Stau geraten. Irgendwann gelangen wir dann doch müde, aber erleichtert an unserem Campingplatz an.


Tag 314 / Mo 17.6.2019 / Melbourne
(Cornelia) Den einen Teil der National Gallery of Victoria, „Australia“, haben wir ja schon gesehen. Heute gehen wir in einem anderen Gebäude in die „NGV International“. Zunächst besichtigen wir eine Sonder-Ausstellung mit Bildern und Skulpturen des US-Amerikaners Alexander Calder, von vielen Museen ausgeliehen. Die ‚mobilen‘ und ‚stabilen‘ Objekte sind lustvoll anzusehen und oft recht heiter. Viele Grundschulklassen besuchen gleichzeitig mit uns die Calder-Ausstellung; gerade die Mobile dürften Kinder ansprechen – auch wenn man sie (außer im Film) nicht in Bewegung sehen kann. Durch eine Ausstellung über Designerinnen (u.a. ist eine Lampe von Zaha Hadid ausgestellt) gelangen wir zu der Video-Installation des deutschen Julian Rosefeldt, ein Video von 45 Minuten Länge, ausschließlich per Drohne gefilmt, in langsamen Einstellungen. Netterweise hat das Museum Liegesäcke zur Verfügung gestellt, was die andächtige Stille erleichtert. Sie wird auch von zwei bewundernswert leisen Schulklassen (etwa Jahrgangsstufe 6) nicht gestört, die sich vor der ‚Liege-Zone‘ auf dem Boden niederlassen. (Wie machen das die australischen Kolleginnen und Kollegen?) Die leeren Räume in Marokko und im Ruhrgebiet (Tagebau, Stahlwerk) werden von sich langsam bewegenden Menschen in weißen Spurensicherungsanzügen ‚belebt‘, d.h. ihre Bewegung macht das Maß von Landschaft oder Architektur im Raum sichtbar. Gleichzeitig sind sie unbedeutend. Der Film will die Schöpfung loben und mangelnde Rücksichtnahme auf die Natur anprangern.
In der Abteilung der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts fangen wir – wie meist - ‚von hinten‘ an, d.h. wir bewegen uns auf der Zeitachse rückwärts. Einige schöne Bilder (unter anderem Bacon, Heckel, Modigliano, Matisse, Manet, Monet, Pisarro) sind da zusammengetragen. Mehrere Chinesen stehen staunend vor einer von Picassos „Weinende[n] Frau[en]“ - wie fremd muss diese Malerei Chinesen erscheinen! Im Saal des frühen 19. Jahrhunderts hat man eine interessante Kombination gewagt: Gemälde werden zusammen mit Mode ausgestellt, d.h. es stehen in der Raummitte, aber auch vor Bildern Puppen mit Kleidern berühmter Modeschöpfer. Hier hätte ich mich gerne noch mehr mit der Interaktion zwischen Bild und Kleid beschäftigt, aber wir haben ein Treffen mit Daniel vereinbart, den wir auf der Kreuzfahrt auf dem Lago Argentino kennengelernt haben. Inzwischen sind er und seine Frau Edwina von Stockholm nach Melbourne umgezogen und haben Nachwuchs bekommen.
Daniel schlägt das „Ponyfish“, eine Bar mitten im Fluss Yarra, vor. Schicker Ort: unter der Fußgängerbrücke, aber über dem Wasser. Ruderer kommen vorbei, Möwen schnappen sich Pommes-Reste von verlassenen Tellern, die blaue Stunde beginnt, die Lichter gehen an. Das Gespräch läuft munter dahin, und wir verlängern es in einem Thai-Restaurant, das Daniel in guter Erinnerung hat (vor einiger Zeit hat er schon mal in Melbourne gewohnt). Wir vermissen alle drei Edwinas Gesellschaft, aber sie ist bei der knapp vier Wochen alten Tochter Freja geblieben. Mal sehen, wo wir uns nach den Begegnungen in Argentinien und Australien wiedersehen werden…!


Tag 315 / Di 18.6.2019 / Melbourne
(Cornelia) Wir steigen dieses Mal früher als sonst aus dem Bus aus und gehen schräg durch die Carlton Gardens direkt auf das gerade in Renovierung befindliche Weltausstellungsgebäude mit Jugendstilmotiven zu; schade, die Wiedereröffnung ist erst 2020 – knapp verpasst! Dahinter liegt das Melbourne Museum, in dem eine Ausstellung mit dem Titel „Revolutions: Records and Rebels“ über die späten 60er-Jahre lockt. Das Gebäude ist ein nüchterner Bau mit dem Charme einer Bahnhofshalle, aber die Ausstellungen selbst sind auf verwinkelten Wegen interessant konzipiert. Tom schwelgt in musikalischen Erinnerungen seiner Jugend, während ich mit Woodstock & Co eher weniger anfangen kann, vielleicht weil ich 68 doch noch zu jung war, um etwas von den Aufständen der Jugend mitzukriegen… Irgendwie ist es auch seltsam, die 60er-Jahre im Museum zu sehen – die Mode, die Sprache der Werbung, die Platten-Cover… alles ist doch noch recht vertraut.
Eine weitere Ausstellung informiert sehr bildhaft über das Gehirn, während sich eine dritte mit den Mikroben im Darm auseinandersetzt: „Gut Feelings“, zu deutsch: Bauchgefühl(e). Das Wal-Gerippe (ehemals ein Blau-Wal von 160 Tonnen) betrachten wir – wie auch alle übrigen Dinos – nur im Vorübergehen. Naturkunde-Museen vertrage speziell ich nur in kleinen Dosen…
Vom Melbourne Museum aus ist es nur ein Katzensprung zur Gertrude Street im Bezirk Fitzroy, wo rechts und links der Straße viele Häuser mit schnörkeligen Balkonen aus viktorianischer Zeit stehen. Durch die großzügigen Fitzroy Gardens gelangen wir wieder zur Flinders Station, wo wir in der historischen Gaststätte Young & Jackson‘s das Känguru-Steak essen, auf das wir schon seit Tagen spekulieren. Wirklich sehr feines Fleisch! Unser sehr netter Kellner stammt aus Wales und bedauert jetzt schon, nach zwei Jahren Arbeitens in Australien das Land wieder verlassen zu müssen. Die Life-Work-Balance sei hier so viel besser als in GB – und das Wetter ebenfalls.


Tag 316/ Mi 19.6.2019 / Wye River
(Cornelia) In einem weiten Bogen umfahren wir das Zentrum von Melbourne und erreichen nach 80 Kilometern Victorias zweitgrößte Stadt Geelong. Hier zieht uns weniger das Pier an, sondern das National Wool Museum. Es informiert anschaulich über Schafzucht (eine gute Ergänzung zur Schafzucht in Neuseeland, mit einer ganz anderen Problematik: Bodenerosion durch Schafhufe), Wollhandel, -verarbeitung (inkl. einer Sockenstrickmaschine und einem riesigen Webstuhl für einen Teppich) sowie –verschiffung und beherbergt auch noch eine temporäre Ausstellung über Tierfotografie mit wirklich sensationellen Aufnahmen aus der ganzen Welt.
Im Naran Aborigines Cultural Centre, etwa zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, gibt es neben einem Snack im Café, einem Shop (Bumerangs, Didgeridoos u.a.) und einer Galerie mit sehr schönen Bildern (ab 600 bis 5600 australische Dollar, je nach Größe…, d.h. etwa zwei Drittel in Euro…) auch noch ein paar Tiere in einem Freigehege. Das dortige Känguru und auch das normalerweise scheue Wallaby lassen sich streicheln! Und das Känguru-Fell ist so weich! Die Emu-Augen und sein Schnabel befinden sich auf unserer Augenhöhe – das ist uns weniger geheuer (obwohl wir auch schon von boxenden Känguru-Männchen gehört haben…)
Heute ist der Tag der Regenbogen – wir sehen gleich vier an verschiedenen Orten. Der letzte scheint sich aus dem Meer zu erheben (oder dort zu versinken, je nach Blickrichtung…), und wir sehen ihn von der Great Ocean Road aus, die großartige Blicke auf den Pazifik bietet und sich mehr oder weniger über den Klippen dahinschlängelt. Am Wye River liegt unser Übernachtungsplatz und da es abends zu kalt ist, um sich gemütlich vors WoMo zu setzen, leihen wir an der Rezeption noch einen Film aus (eine Hymne auf„Steve Jobs“) - schließlich hat unser WoMo einen Bildschirm mit DVD-Player…
Heute erreicht uns auch noch die sehr konkrete Einladung nach Singapur, ausgesprochen von Daniels Vater Hans, den wir ebenfalls auf dem Schiff in Argentinien kennenlernten. Wir freuen uns! Weil offenbar unser persönlicher Regenbogen-Glückstag ist, trifft auch noch per mail die Zusage für meine neue Stelle an einem Schwabacher Gymnasium ab dem neuen Schuljahr ein…!


Tag 317/ Do 20.6.2019 / Peterborough (Victoria)
(Cornelia) Wir fahr‘n fahr‘n fahr‘n… nein, nicht auf der Autobahn – so etwas gibt es doch in Australien kaum. Nein, auf der B 100, besser bekannt als Great Ocean Road! Manchmal erinnert sie an den Highway 1 in Kalifornien, dann wieder wähnt man sich eher in Irland. Auf das Lighthouse am Cape Otway werfen wir nur einen seitlichen Blick, aber die Fahrt durch den Otway Nationalpark ist sehr schön: Hohe Eukalyptusbäume mit viel Unterholz, dann kahle Bäume (aha, Koalas Leibspeise!). Mehrfach nieselt oder regnet es und trotz ständiger Warnschilder (Straßenglätte bei Regen) sehen wir einen Kleinwagen im Straßengraben liegen; Fahrer und Beifahrer stehen etwas ratlos herum.
Noch toller ist die Küste an den Gibsons Steps; gemeint sind weniger die Stufen nach unten zum Strand, sondern die Stufen der Kalkstein-Steilküste. Die Wellen donnern an den Fuß der Treppe, dass es mir nicht ganz geheuer ist. Wenige Kilometer danach wird es noch spektakulärer: Wir erreichen die ‚Twelve Apostles‘, das zweithäufigste Fotomotiv Australiens. Auch in den 50er-Jahren, als sie so benannt wurden, waren es schon keine 12 Kalksteinsäulen mehr, sondern nur neun. Nachdem zwei aufgrund der ungeheuren Kraft der Wellen zusammengesackt sind, sind es nur noch sieben. Mit gefühlt 156 chinesischen Touristen – auch alle Warnschilder sind zweisprachig in Englisch und Mandarin beschriftet – betrachten wir die umtosten Felsen aus verschiedenen Perspektiven. Weil es mehrere Ausgucke gibt, verteilen sich auch die Touristen etwas. Wir mögen uns gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer wimmelt. Zusätzlich zu den Menschen per pedes blüht auch das Helikopter-Business – etwa alle zehn Minuten hören wir Rotor-Geräusche.
Wieder ein Stückchen weiter locken die nächsten Klippen an der Loch Ard Gorge; vom gesicherten Weg oben sieht alles einfach aus, war aber doch Schauplatz verschiedener Schiffsunglücke: Wir nehmen den ‚Ship Wreck Walk‘ und werfen einen schaudernden Blick auf den Loch Ard Cemetery, womit nichts anderes gemeint ist, als dass eben hier ein Schiff aus England mit Siedlern einen Tag vor der erwarteten Ankunft in einem sicheren Hafen zerschellt ist, wodurch der Ozean zum Massengrab wurde.
Das nächste Highlight ist der sogenannte Arch, ein Kalksteinbogen, dessen Lebenszeit vermutlich auch beschränkt ist: Die Wellen schlagen am unteren Ende gegen die Felsen, zwei große Blöcke sind schon abgestürzt und oben erodiert das Gestein durch den Regen und die ständige Feuchtigkeit. Am heutigen Tag haben wir übrigens zehn Regenbogen gesehen!
Letzter Höhepunkt ist dann die sog. London Bridge, ein Doppelbogen, dessen erster 1990 abgestürzt ist, so dass nur noch der zweite steht. Die Sonne verwöhnt uns reichlich mit ihrem goldenen Abendlicht – wunderschön! In Petersborough, ganz in der Nähe, verbringen wir die Nacht. Weil wir ja doch Weicheier sind, brauchen wir Strom zum Heizen. Bei acht Grad am Tag ist eine kalte Nacht zu erwarten… 


Tag 318/ Fr 21.6.2019 / Mount Gambier (South Australia)
(Cornelia) Kaum sitzen wir im Fahrerhaus, steht schon der erste Regenbogen am Himmel. In zwei Stunden werden es sechs gewesen sein… Ginge es nach uns, würde man die Südküste Australiens in „Rainbow Coast“ umbenennen! Aber wie immer fragt uns ja keiner…
Erster Stopp nach zwei Kilometern ist eine Bucht, die „The Martyrs“ heißt. Wieder spritzt die Gischt, wenn die Wellen an den Stein schlagen, oft ist der Felsen unten schon ausgehöhlt. Die nächste Bucht nennt sich, wie in Neuseeland, „Bay of Islands“, was leicht irreführend ist, weil die hoch aufragenden Felsen der Definition Insel nicht entsprechen. Wir lesen, dass die Wellen im Sturm bis zu 30 Meter hoch sein können. Beeindruckend. Aber heute sind sie fast zahm. Sonne und Wolken wechseln sich ab.
Der nächste Halt dient kulinarischen Zwecken: Eine Käserei liegt am Weg und bietet außer französischen (Morbier, Roquefort), italienischen (Parmesan), englischen (Cheddar) und spanischen (Manchego) Nachbauten auch ein kleines landwirtschaftliches Museum mit Werkstatt und einem Ford Tin Lizzy.
Die Reiseleitung hat Whale Watching am Logan‘s Beach bei Warrambool vorgesehen, aber leider vergessen Mama und Baby Wal zu verständigen… Eine halbe Stunde warten wir bei Sprühregen umsonst, werden aber mit einem durchgehenden wunderschönen Regenbogen belohnt. Ungerecht wie wir sind, grummelt es ein wenig in uns, dass wir keinen Wal sehen konnten…
Durch eher flaches Grasland mit vielen Rindern, aber auch Kamelen auf der Weide geht es weiter bis Mount Gambier. Kurz vorher haben wir die binnenstaatliche Grenze zwischen Victoria und South Australia überquert, wo wir per Schild und Mülltonne tatsächlich aufgefordert wurden, all unser Obst und Gemüse wegzuwerfen. Und das, wo wir doch vormittags noch den Vorrat aufgefüllt haben! Ich nehme mir fest vor, bei einer etwaigen Kontrolle zu verschweigen, dass ich des Englischen mächtig bin und die Einfuhr zu wagen. - Wir werden nicht kontrolliert.
In Mount Gambier ist das Umpherton‘s Sink Hole eine Attraktion. Für diejenigen unter uns, die guten Geographie-Unterricht genossen habe (also viele außer mir): Man nennt es auf Deutsch Doline; es ist der Einbruch eines Karstlandes in unterschiedlicher Größe. Hier in der Gegend soll es mehrere geben; dasjenige der Familie Umpherton ist seit 20 Jahren wieder als Garten eingerichtet. Es gibt ganze hängende Wände aus Efeu, viel Hibiskus und Hortensien, zwei hochragende Palmen und vieles mehr. Außerdem leben dort Possums und kriechen durch vom Regen ausgewaschene Löcher im Kalkstein. Wir haben nun Gelegenheit, einem Possum in die Augen zu sehen und tun das ausführlich. Der Campingplatz liegt dann am Blue Lake, einem Maar, das zwar nur im Sommer wegen im Wasser gelöster Mineralien blau und jetzt ‚seefarben‘ ist, aber gerade noch die letzten Sonnenstrahlen abkriegt.
Im Supermarkt haben wir noch eine DVD mitgenommen, einen Film, den ich seinerzeit im Kino verpasste: „Victoria & Abdul“. Er beruht auf einer wahren Geschichte, nach der sich Queen Victoria mit einem indischen Untertan anfreundete und passt gut zum Thema Commonwealth damals (Indien) und heute. In Australien und Neuseeland wird uns bewusst, welch riesiges Weltreich Großbritannien beherrschte.  


Tag 319/ Sa 22.6.2019 / Naracoorte National Park
(Cornelia) Die ersten beiden touristischen Taten des Tages sind nach nur 50 Kilometern… Weinproben. Muss sein, weil die Straße einfach mitten durch das Gebiet führt: Coonawarra. Erst halten wir am Zema Estate – ja, ganz ordentlich, dann – high noon - bei Wynns Coonawarra Estate, wo die Weine vollmundiger schmecken, aber auch teurer sind. Der besondere Geschmack rührt vom Boden her, einer rotsandigen Düne, die unter dem Gemeindegebiet liegt. Trotz weniger Schlucke steige ich rotbackig ins WoMo – macht nichts, Tom fährt ja…
50 Kilometer weiter kommen wir bei den als UNESCO Welterbe deklarierten Höhlen im Naracoorte National Park an. Ein sehr netter älterer Ranger informiert uns, und wir buchen neben zwei Touren auch noch gleich einen Stellplatz auf dem Park-Campingplatz.
Die erste Höhle heißt Alexandra Cave, hat ständig eine Temperatur von etwa 17 Grad und besticht durch ihre feinen Stalagtiten und Stalagmiten, die manches Mal eher wie dreidimensionale moderne Kunst anmuten als nur eine Erfindung der Natur. Die Formen sind vielfältig, denn außer den schon genannten Tropfsteinen gibt es auch noch breit angelegte, flache Flow-Stones und sogenannte Aven in der Decke, runde Löcher, die durch kreiselnde Wasserblasen entstanden sind. An einer Stelle spiegeln sich Stalagtiten in einer Pfütze – einfach gigantisch! Das weit verzweigte Kalkstein-Höhlensystem ist vor 500- bis 200.000 Jahren entstanden und birgt natürlich viele Versteinerungen wie Muscheln oder Korallen aus der Zeit, als der Kalkstein entstand.
Die Victoria Fossil Cave setzt das Programm fort, weist aber außerdem Heliktiten auf, die spiralig gedreht sind (noch nie gesehen!). In der letzten den Besuchern zugänglichen Kammer lagern Tausende Tierknochen, von denen wir aber nur die oberste Schicht sehen. Man nimmt an, dass die australischen Tiere durch Art Schlote in die Höhle gestürzt und dort verendet sind. Knochenfunde weisen auf das Short Headed Kangaroo hin, den Tasmanischen Tiger sowie ein Zwerg-Rhinozeros – alle heute ausgestorben. Auch Emus, Wallabies und vieles andere Getier stürzten durch einen von fünf Zugängen in die Höhle hinab. Zwei Tierskelette sind (in Plastik) ausgestellt und werfen ihre Schatten auf die Höhlenwand. Ranger erklären kenntnisreich, aber auch humorvoll ihre Schätze, und ich verstehe (zumindest kurzfristig…) endlich die chemischen Zusammenhänge…
Die Sticky-Tomato-Cave darf man auf eigene Faust besuchen. Hier tropft es nicht mehr, weil die Höhle an etlichen Stellen licht- und luftdurchlässig ist (natürlich ist sie auch kühler). Dennoch beeindruckt sie durch die Größe ihrer Kammern und weist mehrere schöne Strukturen auf. In allen drei Höhlen ist man etwa in einer Tiefe von fünf bis 20 Metern unter der Erde. Die Höhlendächer sind so stabil, dass man z. B. über der Alexandra Cave sorglos parken kann! Weitere Höhlen sind von Zäunen umgeben und abgesperrt – wir verzichten zugunsten der lebenden Fauna: Mir hüpft ein wunderhübscher kleiner blau-schwarzer Vogel vor die Linse (ein Superb Fairy-wren-Männchen) und auf der Wiese neben den WoMo-Stellplätzen grasen Kängurus im milden schrägen Abendlicht.

Mobirise

Tag 320/ So 23.6.2019 / Adelaide
(Cornelia) In diesem Teil Australiens sind die Straßen ziemlich gerade – klar, in der Ebene ist das kein Problem. Erst sehen wir rechts und links noch Weinanbau, dann immer wieder Schafe und Lämmer auf riesigen kargen Weideflächen. Irgendwann taucht ein riesiges Getreide-Silo in der Ferne auf; Schilder weisen auf ein Wandbild im Ort Coonalpyn hin. Und in der Tat, an der Silowand sind mehrere Kinder zu erkennen, vom Künstler im Dorf erst ausgewählt und dann abgebildet. Das WC am Ortseingang unweit des Silos verbirgt eine Wand mit einem Mosaik, das innerhalb eines Jahres von den Dorfbewohnern fertiggestellt wurde. Eine gute Idee, das stärkt bestimmt die Gemeinschaft.
Nach weiteren zwei Stunden Fahrt wird es wieder etwas hügeliger, und wir halten in einer Kleinstadt, in der der Bär los ist: Hahndorf, die älteste deutsche Gründung in Australien. Die Musik aus dem Lautsprecher ist zwar von den Oberkrainern (doesn‘t matter, nobody knows), aber die Würste sind nach Nürnberger Art gewürzt, Stühle und Bier in der Wirtschaft von Arco Bräu aus Niederbayern, ein Bäcker stellt Brezen und ‚beesting‘ (Bienenstich) her. Vorsichtig kaufen wir erst eine Test-Breze – ok, schmeckt, also flugs noch zwei nachgekauft. Die Bienenstichcreme sieht zu gelb aus… nein, danke. An der Hauptstraße liegt ein Laden am anderen, nach je zwei Läden eine Gastwirtschaft. Der Marmeladen-Shop gehört Familie Beerenberg, in der x-ten Generation in Australien ansässig; die einzige australische Marmelade auch im Supermarkt (sonst nur „Bonne Maman“ und eine weitere französische Marke). Im Shop gibt es Chutneys, Senf (auch ‚Bavarian‘) und Dressings aller Art. Noch wichtiger als Senf und Marmelade ist aber der Erwerb von Merino-Lammfell-Hausschuhen der australischen Marke „UGGs“, damit ich abends endlich wieder warme Füße habe – statt Eiszapfen; die kalte Außenluft kriecht doch gerne durch Ritzen und Lüftungsschlitze ins Wohnmobil, auch in Adelaide, wo wir in der Abenddämmerung ankommen.

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