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Australien: Wohnmobiltour
Teil 3:
Von Brisbane nach Sydney 

Da wir Brisbane ausgelassen haben, geht es weiter in Kooralbyn


Tag 333/ Sa 6.7.2019 / Kooralbyn
(Cornelia) Wie erwartet setzen wir am Morgen den Fuß auf eine überschwemmte Wiese. Brisbane lassen wir weg (fünf australische Großstädte sind erst mal genug) und die Sunshine Coast ebenfalls. Im Landesinneren fahren wir zunächst denselben Weg wie am Vortag (über Kilcoy und Esk, letzteres mit einem sehr netten Café und einem Trading Post, in dem es allerhand Kitsch und Kunst gibt). Manchmal reißt die Wolkendecke auf und blauer Himmel spitzt durch, bisweilen regnet es. Am Nachmittag halten wir an einem Stausee (Lake Wivenhoe), wo wir auf einmal von elf großen Vögeln umzingelt sind, die es ohne Scheu auf unseren Salat abgesehen haben. Eine ungewohnte Situation – wir fühlen uns sehr beäugt!
Ziel ist ein kleiner Ort namens Beaudesert; wenn wir dort übernachten, sind alle Richtungen offen und wir können uns nach dem Wetter richten: an die Küste oder ins (kältere, aber regenfreie) Hinterland (heißt auf Englisch auch ‚the hinterland‘…). Leider haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Der Caretaker macht am Samstag schon um 10 Uhr dicht! Na, so was! Noch mal auf einen Showground… muss nicht sein; das Motel ist voll, aber in 18 Kilometern gibt es noch ein Zimmer in einem (Golf-)Resort: klick – und es ist unser! Wie sich an der Rezeption herausstellt, war es das letzte freie… Abends hören wir den Kookaburra laut lachen – dieser Vogel-Sound ist unschlagbar.


Tag 334/ So 7.7.2019 / Casino
(Cornelia) Auf ein Hotelfrühstück können wir gern verzichten – schließlich hat uns Tina fast einen halben Kuchen mitgegeben! Tom erinnert sich an einen Wegweiser zu einem Lookout; das ist genau der richtige Platz für ein Sonntagsfrühstück.
Irgendwie landen wir dann auf kleinen Straßen bei einem Wegweiser zum Mt. Barney National Park (Queensland), der uns lockt. Auf einem Sträßchen gelangen wir zu einem Weingut, das auch sehr schöne Cottages anbietet (und sie sich teuer bezahlen lässt…); manche Aussicht erinnert fast an Südtirol. Wir spazieren das letzte Stück bis zum Parkplatz der Mt. Barney-Besteiger und lesen erschüttert, dass in diesem Bergmassiv, nur 1359 Meter hoch, etwa alle 3 Wochen ein Mensch verschwindet. Kaum zu glauben! Die eindringlichen Warntafeln sind nicht zu übersehen; unbedingt erforderlich seien neben vier Litern Wasser auch ‚bush navigation skills‘ plus Kompass, ausreichend Energie im Handy usw.; auf Schlangen solle man achten und aufsteigen müsse man vor acht Uhr morgens, sonst „forget it!“ Offenbar muss man auch über Grate aufsteigen, aber ohne ‚via ferrata‘… Prima, wir gehorchen sofort (es ist ja schon längst nach 8 Uhr.), packen unsere Klappstühle aus und genießen die würzige Luft mit Bergpanorama.
Später kommen wir an riesigen Pferde-Ranches und Kuhweiden vorbei und durchfahren auf einer sich schlängelnden Straße mehrere alte Regenwälder, zum Teil mit Palmen(hain) und Farnbäumen. Punkt 17 Uhr landen wir auf dem vorbestellten Campingplatz von Casino, einem Städtchen in New South Wales mit knapp 10.000 Einwohnern.


Tag 335/ Mo 8.7.2019 / Casino
(Cornelia) Am Vormittag geben wir mal wieder ein Päckchen auf – ach, du meine Güte, ist das easy in Australien! Weil nur zwei kleine Zettel auszufüllen sind, ist es im Nullkommanix fertig frankiert und auf dem Weg nach Deutschland. Danach fahren wir eine Stunde lang durch schöne hügelige Landschaft mit ausgedehnten Macadamia-Pflanzungen, bis wir dann bei einem Aussichtspunkt über der Lennox Bay am Meer ankommen, wo wir natürlich nur ein (eher unförmig-unattraktives) Buschhuhn statt eleganter Wale sehen.
Ein paar Kilometer weiter liegt der östlichste Punkt des australischen Kontinents, Byron Bay. Breite Straßen, kein Riviera-Charme, sondern eher die Ausstrahlung eines öden (Winter-)Sport-Orts mit vielen Läden und Cafés – nur statt Skiern stehen die Surf-Bretter in den Shops. Am Strand nimmt die Freak-Dichte noch einmal erheblich zu: Jung-Hippies mit alten bemalten VW-Bussen, eine indigene Frau mit Pippi-Langstrumpf-Frisur, Weibchen und Männchen mit langen Haaren oder Dreadlocks. Dutzende Surfer hängen auf ihren Brettern, es riecht nach Meer, der Küstenverlauf und die dahinterliegenden Berge liegen silbrig unter hoch getürmten Wolken.
Auf dem Rückweg halten wir noch kurz in Bexhill und blicken von einer ‚open air cathedral‘ auf die umliegenden Hügel und den Sonnenuntergang: Die dortige Kirchengemeinde hat sich eine Freiluftkapelle auf einem Hügel geschaffen, zum Sitzen gibt es lange, farbig bemalte Baumstämme.
Am Abend erreicht uns folgende Kritik einer sehr treuen Blog-Leserin unter der Überschrift „Barbaren auf Weltreise“:
„Hallo Cornelia, hi Tom,
[…] Was in sich schon schräg ist: Kängurus als putzig bezeichnen, sie streicheln (mit Beweisfoto), aber dann hinterher aufessen?
Kein Wunder, dass die Koalas auf den Bäumen bleiben, sich schlafend stellen, die befürchten ja nur, in die Pfanne gehau’n zu werden.“
Liebe Freundin, wir haben deinen Einwand erwogen. Tom bremst immerhin für jedes Känguru, das unseren Weg kreuzt! Eine fachgerechte Jagd und Schlachtung ist doch allemal besser als vom Road Train überfahren zu werden, wie so viele andere der 45 Millionen... Das entschuldigt noch nicht das Steak, klar. Zum Ausgleich danken wir dem Känguru auf unserem Teller, so wie es die indigene Bevölkerung vormacht.


Tag 336/ Di 9.7.2019 / Casino
(Cornelia) Die Sonne scheint und wir können sowohl draußen frühstücken als auch zu Abend essen! Das ist gleich ein ganz anderes Camping-Gefühl! Als wir über Land fahren, sehe ich auch eine Magnolie blühen – im Juli (was bei uns dem Monat Januar entspricht…). Wir wollen in den Nightcap National Park, was etwa eine Stunde Anfahrt bedeutet. Auf dem Weg sehen wir erst zackige Felsen und landen unweit davon in Nimbin, vom Reiseführer als ehemaliges aufständlerisches Hippie-Dorf bezeichnet, das schon in den Siebzigerjahren des letzten Jahrtausends einen Nationalpark durchgesetzt hat und sich auch sehr früh mit Permakultur beschäftigt hat. Im Ort, dessen Hauswände immer noch psychedelische Malereien aufweisen und in dem es Läden gibt, die jegliches Zubehör für Cannabis-Genuss vertreiben, aber auch Hanf-Kleidung, -Seile oder -Sprossen, fallen sowohl ausgemergelte, faltenreiche, dürre Typen auf als auch Uralthippies mit langen grauen Haaren oder Rastazöpfchen, die in der Sonne ihren Kaffee trinken. Ein buntes Straßenbild, eine eigene Stimmung, die auch Leute in bunten Pluderhosen und langen Bärten vor jungem Kinn anzieht.
Der Weg, denn wir gehen wollen, stellt sich als ein Trail durch den Regenwald heraus, der Bushwalking-Kenntnisse voraussetzt; außerdem ist er sehr nass, weil der Nightcap NP in der regenreichsten Gegend von ganz NSW liegt. Eine halbe Stunde entfernt gibt es aber einen Lookout auf eine wunderschöne Bergkette, von wo aus wir einen Spaziergang auf einer festen Lehmstraße unternehmen können; ein paar Leute wohnen in dieser entfernten Gegend: mit Teich, Kind und/oder Hund. Über Kyogle geht es im leuchtenden Abendlicht nach Casino zurück, zu einem frugalen Mahl mit unserem leckeren Schafskäse von der Awassy Cheesery.


Tag 337/ Mi 10.7.2019 / Yamba
(Cornelia) Gestern buchten wir online den nächsten Stellplatz, deswegen wissen wir, wohin wir nach einem schönen Draußen-Frühstück fahren werden: Nach Yamba. Die Fahrt selbst ist unspektakulär: Durch Agrarland fahren wir bis zum Fluss Richmond (breit, träge, viel Wasser) und dann auf der Autobahn, die gerade von zwei auf vier Spuren ausgebaut wird, bis Yamba, dort wo der Fluss Clarence in den Südpazifik mündet. An der Spitze der Halbinsel liegt Angourie mit zwei Stränden; einer davon heißt Spooky Beach – statt Gespenstern sehen wir aber nur Surfer. Ein ehemaliger Steinbruch hat einen ‚blue‘ und einen ‚green pool‘ hinterlassen (eine Frage der Algen), in die mutige Jungs hineinspringen. Wir sitzen eine Weile auf schwarzen Steinblöcken am Meeresufer und sehen zu, wie die Wellen heranbrechen und junge Männer in der Ferne auf etwa fünf Meter hohen Wellen auf- und absurfen und ins Wasser purzeln. Ein schöner Ort und recht erholsam.


Tag 138/ Do 11.7.2019 / Yamba
(Cornelia) Wir genehmigen uns mal wieder Urlaub von der Reise und faulenzen am und im Pool. Später gehen wir ein bisschen am Meer spazieren und ins örtliche Kino. Für lediglich 10$ (6,60€) sitzt man dort in etwas muffiger Luft in durchgesessenen Sesseln, aber immerhin teilen wir den Film mit etwa 28 Australiern: „Yesterday“, eine etwas märchenhafte Story vom selben Regisseur wie „Slumdog Millionaire“, auch mit demselben Hauptdarsteller und vielen Beatles-Songs. Wir müssen die Ohren spitzen, um die schnellen Dialoge der Spur nach zu verstehen.


Tag 339/ Fr 12.7.2019 / Nambucca Heads
(Cornelia) Die Rentner, die mit WoMo oder Wohnwagen durch Australien ziehen und vor allem Sonne und milde Temperaturen wollen, heißen hier ‚grey nomads‘. Ich fürchte, wir zählen auch schon in diese Kategorie, denn fast überall werden wir gefragt, ob wir Anspruch auf Rentner-Rabatt hätten… Wir fahren über die Autobahn (bitte immer wie eine Bundesstraße vorstellen); die Baustelle, durch die wir schon am Mittwoch fuhren, geht noch ein ganzes Stück weiter und misst insgesamt etwa 115 Kilometer – unvorstellbar in Deutschland! Der erste Halt ist Woolgoolga; auf google maps haben wir dort einen Sikh Tempel entdeckt. Ziemlich groß, blütenweiß getüncht, türmchen-reich, mehr Zuckerbäcker-Stil als schöne Architektur, steht er am Rande der alten Hauptstraße, vor ihm zwei Sikh-Reiter zu Pferde (nur Figuren…), stets bereit, den Glauben gegen die Mongolen zu verteidigen. Das war die historische Situation. Heute wird der Tempel wohl gerne mit einer Moschee verwechselt, wie uns ein Sikh, der schon lange in Australien wohnt, später im Museum erzählt. Er erklärt uns den Glauben, die Begräbnisse, das Modell des Goldenen Tempels in Nordindien (Punjab), die ‚Accessoires‘ der Sikhs (Turban, Schild, Schwert und/oder Messer), die Musikinstrumente, die während der Sonntagsandachten gespielt werden usw. Vor allem kann er uns auch die Personen auf den neueren Fotos benennen, Vater, Tanten, Onkel, Oma und Opa. Der Tempel selbst darf nur barfuß betreten werden und mit Kopfbedeckung. Wir wollen weder Anbetung noch Meditation stören und ziehen uns rasch zurück.
Vierzig Kilometer weiter, in Coffs Harbour, gibt es das „Bunker Cartoon Centre“, das einzige nationale Karikaturenmuseum in Australien. Seit gestern erst ist eine Ausstellung mit nur mit Werken von Zeichnerinnen eröffnet. Na ja, manches ist sehr treffend und gut gezeichnet, manches langweilig, vieles international zutreffend; ein paar Mal geschmunzelt oder gelacht, dann verlassen wir den kalten Bunker.
Nachmittags um vier Uhr treffen wir in Nambucca Heads auf dem vorbestellten Campingplatz ein, einem Platz in ausnehmend schöner Lage am Rand einer Lagune, dahinter das Meer mit mehreren Inselchen vor und in einer Flussmündung. Zur Happy Hour gibt es im Campingplatz-Restaurant Austern aus der Gegend, die sich Ockers – man kennt uns ja inzwischen… - nicht entgehen lassen. Beim anschließenden Spaziergang auf der Mole glüht der Himmel nach – wunderschön!


Tag 340/ Sa 13.7.2019 / Nambucca Heads
(Cornelia) Am Vormittag spazieren wir bei Ebbe die Mole entlang zum Pilot Lookout (wo viele Schiffe in früheren Zeiten Schiffbruch erlitten). Die Attraktion der Mole ist, dass viele der Steinblöcke von Einheimischen oder Touristen bemalt worden sind. Von dort gehen wir über den Wellington Beach außen um die North Heads herum zum Shelley Beach. Die Felsstrukturen, die jetzt bei Niedrigwasser sichtbar sind, faszinieren uns, die Sonne scheint, das Meer brandet türkisgrün an die Felsen – ein Traum. Vom Shelley Beach aus geht es ein paar Hundert Meter die Teerstraße nach oben zum Captain Cook Lookout, der eine tolle Sicht nach zwei Seiten bietet – klar, auf den Beach, aber auch über Fluss und Mündung sowie mehrere Inselchen im Fluss. Der Fluss erscheint bei Ebbe mehrfarbig, je nachdem, wie viel Wasser den Sand noch bedeckt. Unten am Shelley Beach lassen wir uns noch eine Weile mit einem Buch nieder. Die unbequemen Steine zwingen nach einer Weile zur Umkehr; wir queren den Busch und setzen uns mit Stuhl und Buch noch an die Lagune zu ein paar Pelikanen und einem Kormoran, bis die Sonne untergeht. Das Meeresrauschen ist auch hier allgegenwärtig.

Mobirise

341/ So 14.7.2019 / North Haven
(Cornelia) Nach einem kurzen Frühstück und einem Plausch mit dem Nachbarn, der uns einen wertvollen Tipp für einen schönen Caravan-Park gibt, starten wir. (Derselbe Nachbar erklärt uns, dass er froh sei, in den 70er-Jahren Europa bereist zu haben, denn heutzutage sei es ja nicht mehr möglich. Wir gucken etwas schräg und er führt aus, dass man ja wegen des Terrorismus nicht mehr hinfahren könne. Toms Widerspruch trifft ins Leere...) Das Navi leitet uns in die Irre, weil die Autobahn einer neuen Route folgt. Aber irgendwann haben wir die richtige Straße und folgen dem Scenic Drive 14 in Richtung Scotts Heads. Dieses Örtchen hat eine wunderbare Lage an zwei Stränden, die über die normale Straße oder einen Spaziergang über den Head verbunden sind. Die zahlreichen Surfer und Stand-up-Paddler können von Aussichtsplattformen bewundert werden, das Wasser ist türkisblau, die Felsen könnten malerischer nicht sein. Wenn wir im Lotto gewännen, kauften wir hier ein Ferienhaus…
Das Sträßchen führt durch wirklich schöne ländliche Gegend und alte Wälder. Wir fahren wieder ein bisschen zurück Richtung Norden, weil uns der Reiseführer den Besuch einer Buffalo Farm (Mozzarella u.a.!) mit Café (Pizza von Fr bis So) in leuchtenden Farben geschildert und empfohlen hat. Na gut, die paar Kilometer ‚unsealed road‘ müssen wir hinnehmen. Danach erwartet uns ein Idyll: Drei Büffel-Mamas liegen mit ihren drei Kälbchen faul in der Sonne, die Vögel zwitschern, Enten quaken und plantschen in einem Wasserloch, mehrere Pfauen stolzieren über die Weide. Das Café ist so gebaut, dass man direkt ins grüne Paradies schaut. Und die „Beef‘n Bacon“-Pizza stellt sich als eine der besten jemals gegessenen heraus… Hauchdünner, knuspriger Teig und geschmolzener Mozzarella…!
Wir verlassen dieses schöne Fleckchen Erde und fahren auf der Autobahn in Richtung Port Macquarie; hier schlagen wir erneut einen Scenic Ocean Drive ein, der – immer an der Küste lang – nach North Haven führt. Die Zeit reicht noch, zum Sonnenuntergang den Strand mit Mole zu Fuß zu erreichen. Wir sind halt Sonnenuntergangsromantiker…


Tag 342/ Mo 15.7.2019 / Stockton
(Cornelia) Nach einer kühlen Nacht weht morgens ein kalter Wind, den wir auch auf der Autobahn merklich als Seitenwind wahrnehmen. Wieder einmal lassen wir uns von einem Tourist Drive verleiten, die Hauptroute zu verlassen: „Lakes Way“ nennt sich der Umweg und führt an drei Seen (Wallis, Smiths und Myall) vorbei, zum Teil auf schmalen Landzungen zwischen dem und der See. Einmal halten wir hinter der Düne; der Weg zum Meer erinnert an Dänemark, aber hier hüpft ein schwarz-weißer Vogel mit einem weißen Strich als ‚Augenbraue‘ vor uns her – Willie Wagtail heißt er. Strahlend weißer Sand zu beiden Seiten, menschenleer, türkisblaues Wasser! Am Myall Lake halten wir auch kurz; sehr niedriger Wasserstand. Café am Seeufer? Fehlanzeige. In Australien wohnen zu wenige Menschen, als dass sich so etwas rechnen würde. Nicht einmal an der einzigen Tankstelle auf der Strecke gibt es einen Kaffee.
Am Nachmittag trudeln wir in Stockton ein, das gegenüber der Stadt Newcastle liegt, mit einer kleinen Fähre verbunden, die wir zu Fuß erreichen können. Aber das machen wir erst morgen. Heute ist ein kleiner Strandspaziergang angesagt, und kurz nach Sonnenuntergang schlendern wir zur Mole. Der Himmel brennt orange hinter den Baum-Silhouetten, die wie ausgeschnitten wirken. Links der Mole schlagen die Wellen an ein Schiffswrack (Untergang 1904), rechts wirft der fast volle Mond einen breiten hellen Lichtstreifen aufs Meer. 


Tag 343/ Di 16.7.2019 / Stockton
(Cornelia) Wieder einmal schicken wir ein Päckchen auf den Weg nach Deutschland – wieder haben sich eineinhalb Kilo Erinnerungsstücke und Mitbringsel angesammelt. Mittlerweile sind wir fast schon ‚Profis‘, und die australische Post macht es einem ja auch ganz einfach. Danach nehmen wir die Fähre von Stockton nach Newcastle. Eben wird auch ein riesiges Frachtschiff in den Hafen gezogen – zwei Schlepper ziehen, einer hängt hinten zum Bremsen.
Newcastle scheint im Umbruch zu sein. Viele ehemalige Lagerhäuser sind schon in schicke Lokale verwandelt oder im Umbau begriffen. Auch das Schifffahrtsmuseum wird umgebaut, aber das Newcastle Museum in einer ehemaligen Lok-Halle ist schon auf neuestem musealen Niveau: Wir erfahren einiges zur Stadtgeschichte, z. B. dass DIE australische Keksfirma, Arnott‘s, hier gegründet wurde, aber auch zu dem Erdbeben, das vor 30 Jahren die Stadt erschütterte. Offenbar ist gerade eine Ferienvorführung zur ‚mining‘-Geschichte, denn auf einmal kracht und stinkt es und feiner Staub überzieht den Museumsinnenraum. Aus einer Ausstellung über australische Spione wird klar, dass sie a) dasselbe Repertoire nutzen wie z. B. die DDR-Spionage-Abteilung (inkl. Minox, getarnte Kleinlaster usw.), b) in Her Majesty‘s englischem Auftrag handelten. In der Science-Abteilung ist es am lautesten, denn da gibt es viele Knöpfe zu drücken und es rumpelt und rattert.
Bevor wir die Newcastle Gallery besuchen, sitzen wir noch eine Weile im Civic Park in der Sonne, mit Blick auf die imposante Town Hall, die, denkt man sich den Uhrenturm weg, im Stil und mit der Auffahrt ans Prinzregententheater in München erinnert. Die Gallery selbst zeigt zwei ziemlich belanglose Ausstellungen lokaler Künstler; manchmal wundert man sich, warum es Maler ins Museum schaffen…
Nach Stadtgeschichte und Kunst kommt die Happy Hour gerade recht und bevor wir mit der Fähre wieder zum Campingplatz übersetzen, lassen wir uns in „The Queen‘s Hotel“ noch leckere Sydney-Austern Kilpatrick und Chimichurri servieren. Den Hauptgang gibt‘s dann brav im WoMo – wir haben noch Reste aufzuessen, damit der Kühlschrank leer wird.

Mobirise

Tag 344/ Mi 17.7.2019 / Sydney
(Cornelia) Die Fahrt zieht sich, auch wenn es nur um die 200 Kilometer sind; viel Verkehr, weil wir nun in der Metropolregion Sydney sind, in Sydney selbst dann immer wieder Stau - letztlich brauchen wir eine Stunde länger als gedacht. Zwischendurch Stopp an einem „Car and Dog Wash“ - während wir unser WoMo durch Wasserkraft und Schaum wieder weiß werden lassen, brausen nebenan in einer Art Käfig mit hoher Duschwanne Hundebesitzer ihre bellenden Lieblinge ab. (Gibt es so etwas in Deutschland auch?) Unser Hotel in Sydney taugt für eine Nacht; gleich beim Eintreffen erhalten wir eine „Breakfast Box“ für den Morgen: Ein paar Cereals, Saft, ein Muffin. Kaffee und Tee plus Wasserkocher gibt es sowieso standardmäßig in jedem australischen Hotel. 


Tag 345/ Do 18.7.2019 / Sydney/ Flug nach Perth
(Cornelia) Das Wohnmobil, mit dem wir über 7.000 Kilometer zurückgelegt haben, ist rasch und ohne Beanstandungen abgegeben. Bis zum Abflug sind es noch vier Stunden. Tom hat eine ‚Artisan Bakery‘ in der Nähe entdeckt, die nicht nur duftendes und knuspriges Brot bäckt, sondern auch herrliche Mandel-Croissants. Hier und mit einem kleinen Spaziergang über den nahe gelegenen Golfplatz (eigentlich ist in Australien landesweit im Bedarfsfall immer ein Golfplatz nearby: Golf ist ein echter Breitensport) überbrücken wir die Zeit. Unser Taxi-Fahrer ist Sikh; natürlich kennt er den Sikh-Tempel in Woolgoolga und auch das Museum.
Unsere Boeing ist bis auf den letzten Platz in den sehr engen Sitzreihen gefüllt; es ist heiß und stickig und die angebotenen Filme sind nicht so nach meinem Geschmack. Aber meine australische Nachbarin zur Linken ist gesprächig, was dann die fünf Stunden Flugzeit für 3400 Kilometer doch ein wenig verkürzt. Sie ist Grundschullehrerin, unterrichtet Englisch, kommt gerade aus China zurück, wo sie im Rahmen eines Lehrer-Austauschprogramms eine Woche eine Klasse zehnjähriger SchülerInnen unterrichtet hat. Sie ist noch ganz voll von ihren Erlebnissen mit Englisch als Fremdsprache. Auf meine Bitte hin empfiehlt sie mir jede Menge guter englischer Romane, die ich mir gleich als Leseprobe bestelle (zum ersten Mal haben wir im Flugzeug WLAN mit Internet und das auch noch kostenlos, Qantas sei Dank!). Um 21.30 Uhr erreichen wir ziemlich ermattet unser Hotel in Perth.

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