Tag 362/ So 4.8.2019 / Cervantes
(Cornelia) Die Wüste, genannt Pinnacles Desert, ist nach nur etwa 20 Kilometern Fahrt erreicht. Außer dem Visitor Centre mit ein paar Informationen zu Entstehung, Flora und Fauna wird ein beschilderter Fußweg angeboten oder eine markierte Fahrstraße. Wir gehen zu Fuß (ich habe ja meinen Pfadfinder dabei…). Die Pinnacles sind zapfen- bis baumstamm-ähnliche Kalksteingebilde, noch ‚jung‘ - man geht von etwa 6000 Jahren aus. Vermutlich handelt es sich um einen dereinst überschwemmten Wald, dessen Bäume im Lauf der Zeit durch viele Muschelschichten ersetzt wurden und so eine bestimmte Versteinerungsart verursachten. Heute sehen die Gebilde mal aus wie moderne Kunst, mal wie Saurierknochen, dann wie kleine Burgen; einmal wollen wir gar eine Maria mit Kind entdeckt haben… Die Steine sind meist ockerfarben und stehen auch im ockerfarbenen Sand, während die Dünen im Hintergrund aus schneeweißem Quarzsand bestehen. Zwischen den Pinnacles blüht es manchmal gelb, aber teilweise erheben sie sich auch vor grünen Büschen. Wegen der Wolken wechselt die Lichtstimmung ständig. Wir sind begeistert! Als wir den Nationalpark verlassen, ist der Parkplatz fast voll – wir wollen uns den Ort gar nicht im Sommer vorstellen…
Am Ort Jurien Bay vorbei fahren wir wieder etwas weiter nach Norden, bis die Straße zum Lesueur-Nationalpark abzweigt. Upps, nur noch rote Sandstraße, ‚unsealed‘. Nachdem uns aber acht Kilometer weiter eine 18,5-Kilometer-lange Bitumenstraße als Einbahnstraße durch den Park erwartet, rollen wir langsam weiter. In der Ferne läuft etwas geschäftig über die Straße, das sich beim näheren Hinsehen als Echydna, als Nasenigel, entpuppt, der sofort die Stacheln aufstellt und sich tot stellt, als er mich wahrnimmt. Wie ein stacheliges Kissen liegt er auf der Straße. Allerdings warte ich gerne ab, bis er die lange schmale Nase wieder teleskopartig ausfährt – damit hat er nicht gerechnet. Der hatte uns in der Sammlung der australischen Tierarten noch gefehlt!
Auf der Straße durch den Park informieren immer wieder Schautafeln in Parkbuchten über die Flora und so manche Pflanze sieht man in der Nähe wachsen. Der Lesueur-Park ist ein sogenannter Bio-diversity-hot-spot (einer von 25 auf der ganzen Welt), in dem über 900 Pflanzensorten wachsen. Tom hält mich an, nicht bei jeder zweiten Blume stehenzubleiben, obwohl ich weit weniger als die Hälfte fotografiere, höchstens ein Zwanzigstel. Die Farben und Formen sind einfach zu schön! Weiter hinten im Park, der übrigens nach dem französischen Naturforscher Lesueur benannt ist, der 1801 im Auftrag Frankreichs die Teile Australiens erforschen durfte, die James Cook ausgelassen hatte, gehen wir einen Rundweg, der schöne Ausblicke auf die Berge ringsum bietet (alle nach Franzosen benannt: Peron, Michaud und eben Lesueur). Eine unglaubliche Stille umfängt uns, nur belebt von verschiedenen Vogelrufen. Das zweite Highlight des Tages!
In Jurien Bay finden wir nicht nur ein Mittagessen, sondern auch eine malerische alte und eine praktische neue Jetty (Mole). Der Ort ist hübsch angelegt, kommt aber weder an Geraldtons Belebtheit noch an Kalbarris Schönheit heran.
Im Ort Cervantes halten wir noch kurz am Lake Thetis, bekannt als einer von wenigen Plätzen in Western Australia (und auf der Welt?), wo man Stromboliten und Thromboliten bewundern kann. Ach, auch noch nie gehört? Es handelt sich um kreisförmige Versteinerungen, die von Bakterien gebildet werden, denen Wasser gar nicht salzig genug sein kann. Weil ich von Chemie keine Ahnung habe (bin ja Sprachlerin und interessiere mich allenfalls für Bio-Ethik), hüte ich mich davor, den Vorgang genauer zu erklären. Tom findet die runden Dinger unspektakulär, ich freue mich zumindest, so etwas mal gesehen zu haben. Und ein paar Kormorane sind der Meinung, dass man sich darauf gut niederlassen kann.
Der Plan, die Pinnacles im Sonnenuntergang leuchten zu sehen, geht leider nicht auf: Der Himmel ist zunehmend bewölkt. Vor dem Strand von Cervantes liegen die typischen Lobster-Boote vor Anker, aber es muffelt nach verrottendem Seegras, weshalb wir dem Meeresufer schnell den Rücken kehren und unsere Nasen entlasten.