Tag 131 / So 16.12.2018 / Santiago de Chile
(Cornelia) Nach dem Frühstück (mit viel frischem Obst, aber mit Nescafé-Brühe) ziehen wir zu Fuß los und gehen die Agostinas-Straße entlang. Wie in Buenos Aires stoßen viele Straßen im rechten Winkel aufeinander, was oft praktisch ist, weil man sich den Weg an der Anzahl der Blocks merken kann: Drei geradeaus, zwei rechts usw. Schon bald erreichen wir den Platz hinter dem Regierungspalast. Der Rasen ist übersät mit den dunkelrosa Blüten eines mir unbekannten Baums: Sehr hübsch, denn fast sieht es aus, als blühe die Wiese! Rund um den Platz – in sehr einheitlichem Stil in der 30er-Jahren neu gestaltet, während der Palast noch ein Prunkgebäude aus der Kolonialzeit ist – stehen die Statuen verschiedener chilenischer Staatspräsidenten, u. a. auch die Salvador Allendes.
Vorne neben dem Gebäude führen Rampen nach unten in ein Centro Culturál (de la Moneda, weil hier mal die Münze stand), das sich von U1 bis U3 ausdehnt. Dort findet sich auch ein Laden mit sehr hübschem Kunsthandwerk, wo ich am Ende der Reise sicher schwach geworden wäre.
Vorbei an der Börse im französischen Neorenaissance-Stil (im Bankenviertel Paris-Londres), an einem Wolkenkratzer im amerikanischen Stil der Jahrhundertwende und an einigen stattlichen Gebäuden im klassizistischen Stil erreichen wir das Zentrum, die Plaza de Armas. (Der Versuch, den Platz, von jeher Zentrum der Stadt, in Plaza de la Independencia umzubennen, gilt als gescheitert.) Am Platz liegen die Kathedrale, das Nationalmuseum, vor dem ein riesiger Weihnachtsbaum aufgestellt ist (mit dem Wappenlöwen Santiagos, Weihnachtssternblüten und dem ‚R‘ des Sponsors Ripley geschmückt) und weitere museale Einrichtungen. Nicht nur der Palmengarten in der Mitte ist bevölkert, so dass wir Fotoapparat und die Geldbörse gut festhalten.
Wie in Buenos Aires fährt auch hier ein offener Touristen-Bus die Stadt ab; zwei Stunden dauert die Fahrt. Bei 30 Grad trockener Hitze und wolkenlosem Himmel sind wir froh, dass der Bus überdacht ist, auch wenn wir deswegen den höchsten Wolkenkratzer Lateinamerikas nicht sehen… Zusammenfassend sei gesagt: Im Gegensatz zu BA sind die Stadtteile in Santiago oft wesentlich kleiner – nur wenige Blocks – und auch nicht so unterschiedlich. Bis auf die Umgebung der Plaza de Armas findet sich nur noch wenig Kolonialstil, dafür gibt es aber um so mehr hohe und sehr hohe Gebäude, die meisten aus der Zeit ab den 80er-Jahren bis zur Jahrtausendwende. Auch jetzt wird fleißig weitergebaut, häufig etwas außerhalb der Stadt. Zwischendurch sehen wir ein paar kleinere Kirchen (Missionszeit) und Klöster, verschnörkelte Parkeingänge aus dem 19. Jahrhundert, riesige moderne Kulturzentren. Ein Stadtteil fällt wegen seiner niedrigen Bebauung und StreetArt auf: Bellavista, mit vielen Kneipen, von der Stadtbevölkerung gerne aufgesucht. Insgesamt wirkt die Stadt strukturierter, ordentlicher und ruhiger als BA, selbst der Busfahrer fährt ganz sanft. Wir beschließen den Tag ein zweites Mal in ‚unserem‘ Fischrestaurant und probieren eines der Gerichte, die mir meine Nachbarin im Flugzeug so treffend beschrieben hat: Ceviche (sprich: cewi:tsche), drei Fischsorten (roh!) in einer Sauce mit Zwiebeln und viel Koriander.