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Chile: Santiago


Tag 130 / Sa 15.12.2018 / Santiago de Chile
(Cornelia) Schon kurz vor 8 Uhr steht das bestellte Taxi vor der Tür und bringt uns zum internationalen Flughafen Ezeiza. Als wir die Wartehalle betreten, trifft uns fast der Schlag – und gleichzeitig die Erkenntnis: Sommerferienbeginn in Argentinien. Ach, du grüne Neune…! Am LATAM-Schalter stehen mindestens 200 Leute vor uns… Zum Glück hat unser Flugzeug Verspätung. Durch das Ausdrucken der Bordkarte am Computer können wir noch ein bisschen Zeit sparen und auf einmal wird uns ein kürzerer Weg zum Schalter zugewiesen. Bei der Passkontrolle lächeln wir wieder mal in die Kamera, geben unseren Daumenabdruck und kassieren unseren siebten Stempel im Pass (hoffentlich reichen die Seiten – werden ja noch öfter von Chile nach Argentinien und umgekehrt wechseln…). Ich verliere bei der Sicherheitskontrolle meine Armbanduhr… sehr schade...
Mit einer Stunde Verspätung starten wir dann; leider sitzen wir hintereinander in der Mitte, aber meine Fenster-Nachbarin fängt bald ein Gespräch an: Chilenin mit deutschem Pass, noch in Chester und bald in London lebend, Kollegin (Spanisch, Englisch, Deutsch), unterwegs zum Familienbesuch. Seit zwei Jahren nicht zuhause gewesen, ist sie schon voller Vorfreude auf Chile und schwärmt mir von ess- und trinkbaren Spezialitäten vor und von der Schönheit der chilenischen Landschaften. Wir blättern uns durch den Reiseführer, und sie kommentiert und gibt Tipps, bis wir bei voller Sicht die Anden überfliegen. Gebannt schauen wir auf die verschiedenen Kordilleren, auf die Seen und Gletscher, den Schnee auf schroffen Bergspitzen. Ein toller Anblick – unvergesslich!
Die Einreise geht recht schnell, neuer (zweifarbiger!) Stempel, blau und rot wie die Fahne – schon sehen wir unsere Koffer. Mit einem Sammeltaxi fahren wir zum Hostel „Casa Roja“, das in einem ehemaligen spanischen Palacio eingerichtet ist und wo wir den Altersdurchschnitt der Gäste erheblich erhöhen. Natürlich gehen wir nicht in den Schlafsaal, sondern beziehen ein Superior Doppelzimmer, vor dem ein Patio liegt, den wir quasi für uns haben. Ein Garten mit Palmen und Schwimmbad gehört auch dazu. In der Nähe hat Tom ein Fisch-Restaurant ausgemacht. Wie wir feststellen, sieht es innen echt noch kurioser aus als auf den Bildern im Internet. Man befindet sich in einer Art Schifffahrtsmuseum mit allerlei Remineszenzen an die glorreiche chilenische Armada, Uniformen, Abzeichen, Schiffsinstrumente aller Art. Der obere Stock, auf den uns der Keller noch hinweist, ist als U-Boot ausgebaut. Unglaublich, was man sich alles an Deko ausdenken kann…! Die Fisch-Gerichte schmecken jedenfalls herrlich – wir nehmen das als gutes Omen für eine gelingende Reise in Chile: Möge es so positiv weitergehen! 

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Tag 131 / So 16.12.2018 / Santiago de Chile

(Cornelia) Nach dem Frühstück (mit viel frischem Obst, aber mit Nescafé-Brühe) ziehen wir zu Fuß los und gehen die Agostinas-Straße entlang. Wie in Buenos Aires stoßen viele Straßen im rechten Winkel aufeinander, was oft praktisch ist, weil man sich den Weg an der Anzahl der Blocks merken kann: Drei geradeaus, zwei rechts usw. Schon bald erreichen wir den Platz hinter dem Regierungspalast. Der Rasen ist übersät mit den dunkelrosa Blüten eines mir unbekannten Baums: Sehr hübsch, denn fast sieht es aus, als blühe die Wiese! Rund um den Platz – in sehr einheitlichem Stil in der 30er-Jahren neu gestaltet, während der Palast noch ein Prunkgebäude aus der Kolonialzeit ist – stehen die Statuen verschiedener chilenischer Staatspräsidenten, u. a. auch die Salvador Allendes.
Vorne neben dem Gebäude führen Rampen nach unten in ein Centro Culturál (de la Moneda, weil hier mal die Münze stand), das sich von U1 bis U3 ausdehnt. Dort findet sich auch ein Laden mit sehr hübschem Kunsthandwerk, wo ich am Ende der Reise sicher schwach geworden wäre.

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Vorbei an der Börse im französischen Neorenaissance-Stil (im Bankenviertel Paris-Londres), an einem Wolkenkratzer im amerikanischen Stil der Jahrhundertwende und an einigen stattlichen Gebäuden im klassizistischen Stil erreichen wir das Zentrum, die Plaza de Armas. (Der Versuch, den Platz, von jeher Zentrum der Stadt, in Plaza de la Independencia umzubennen, gilt als gescheitert.) Am Platz liegen die Kathedrale, das Nationalmuseum, vor dem ein riesiger Weihnachtsbaum aufgestellt ist (mit dem Wappenlöwen Santiagos, Weihnachtssternblüten und dem ‚R‘ des Sponsors Ripley geschmückt) und weitere museale Einrichtungen. Nicht nur der Palmengarten in der Mitte ist bevölkert, so dass wir Fotoapparat und die Geldbörse gut festhalten.

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Wie in Buenos Aires fährt auch hier ein offener Touristen-Bus die Stadt ab; zwei Stunden dauert die Fahrt. Bei 30 Grad trockener Hitze und wolkenlosem Himmel sind wir froh, dass der Bus überdacht ist, auch wenn wir deswegen den höchsten Wolkenkratzer Lateinamerikas nicht sehen… Zusammenfassend sei gesagt: Im Gegensatz zu BA sind die Stadtteile in Santiago oft wesentlich kleiner – nur wenige Blocks – und auch nicht so unterschiedlich. Bis auf die Umgebung der Plaza de Armas findet sich nur noch wenig Kolonialstil, dafür gibt es aber um so mehr hohe und sehr hohe Gebäude, die meisten aus der Zeit ab den 80er-Jahren bis zur Jahrtausendwende. Auch jetzt wird fleißig weitergebaut, häufig etwas außerhalb der Stadt. Zwischendurch sehen wir ein paar kleinere Kirchen (Missionszeit) und Klöster, verschnörkelte Parkeingänge aus dem 19. Jahrhundert, riesige moderne Kulturzentren. Ein Stadtteil fällt wegen seiner niedrigen Bebauung und StreetArt auf: Bellavista, mit vielen Kneipen, von der Stadtbevölkerung gerne aufgesucht. Insgesamt wirkt die Stadt strukturierter, ordentlicher und ruhiger als BA, selbst der Busfahrer fährt ganz sanft. Wir beschließen den Tag ein zweites Mal in ‚unserem‘ Fischrestaurant und probieren eines der Gerichte, die mir meine Nachbarin im Flugzeug so treffend beschrieben hat: Ceviche (sprich: cewi:tsche), drei Fischsorten (roh!) in einer Sauce mit Zwiebeln und viel Koriander.


Tag 132 / Mo 17.12.2018 / Santiago de Chile
(Cornelia)  Heute wollen wir auf den Aussichtsberg San Christobál; die U-Bahn (recht modern, aber mit längeren Zugabständen als in BA) bringt uns nach Bellavista. Auf dem Weg zur Standseilbahn kommen wir an mehreren Schmuckläden vorbei – nein, hier leiste ich keinen Widerstand: Die Ohrstecker aus Lapislazuli (der nur in Chile und Afghanistan gefunden wird) mit Türkis, in Kupfer mit Silber gefasst, erobern mich auf Anhieb und sind auch auf Weltreisen leicht zu transportieren.  
El Funiculár, die Standseilbahn, öffnet um 13 Uhr; wegen unserer Touristik-Buskarte dürfen wir gleich in die erste einsteigen. Sehr steil rumpeln die Wagen von 1928 nach oben; wie auf dem Wiesbadener Neroberg treffen sich die beiden Wagen in der Mitte an einer Ausweichstelle mit zwei Weichen.
Welch ein Ausblick! Ein steinernes Meer, am Horizont niedrigere Kordilleren, an anderer Stelle die schneebedeckten Anden! Toll! Oben auf dem Hügel thront – etwa 300 Meter über der Stadt – eine riesige weiße Madonna. Ein Kreuzweg mit sehr unterschiedlich gestalteten hohen Kreuzen führt zu einem Platz mit Freiluftkirche und großer Krippe und weiter zur Statue. Tom entdeckt mehrere Schilder mit der Aufschrift „Silencio“, worum sich die zahlreichen Lautsprecher überhaupt nicht scheren, aus denen ohne Unterlass ‚Stille Nacht‘ und Co dudeln (auch in flotten südamerikanischen Rhythmen, die manche Besucher mitsummen).
Obwohl es schade ist, die frischere Luft der Höhe aufzugeben, fahren wir wieder ins Zentrum. Tom kauft eine Gesäßtasche (nennt man es so? Früher trugen die Schifahrer ein ‚Wimmerl‘), die er aber nach vorne trägt. Und, juhu, es gelingt, eine chilenische Telefonkarte in meinem Handy zu aktivieren (auf Anhieb!!!, vgl. die vielen vergeblichen Versuche in BA…), obwohl laut deutschem auswärtigem Amt Ausländer keine Telefonkarten kaufen können, sondern nur neue Handys. Auch für die am Flughafen verlorene Armbanduhr findet sich ein (preiswerter) Ersatz. Interessant ist, dass sich überall im Zentrum Einkaufspassagen unter den Gebäuden befinden, oft mit spezialisierten Inhalten, also eine mit Computerbedarf, eine mit Kleidung usw. Für uns ist es ein undurchschaubares Gewirr, das ein bisschen an einen Bazar erinnert.
Und dann – es war einfach sooo lecker und sooo frisch – gehen wir ein drittes Mal in Folge in das Fisch-Restaurant – das ist uns noch nie passiert! Die Kellner(innen) freuen sich schon und begrüßen uns wie alte Bekannte.


Tag 133 / Di 18.12.2018 / Santiago de Chile
(Cornelia)  Pünktlich um 9 Uhr steht das Taxi vor der ‚Casa Roja‘ und bringt uns zur Wohnmobil-Vermietung, die 25 Kilometer außerhalb Santiagos liegt. Das WoMo und alles, was dazugehört (Geschirr, Decken, Handtücher, Wagenheber, Tisch und Stühle usw.) stehen schon bereit. Erst noch Papierkram, dann werden wir instruiert und mit Tipps versorgt. Das Einräumen nimmt einige Zeit in Anspruch, und netterweise können wir unsere Koffer aufbewahren lassen. Grundeinkauf im Einkaufszentrum, dann kann es losgehen! Tom hält sich wacker im etwas unkoordinierten, sprunghaften Verkehr auf der Stadtautobahn. Unser Ziel ist nur 52 Kilometer entfernt, Isla de Maipu. Der Campingplatz dient auch der Entspannung von Tagesgästen ohne Zelt, hat mehrere große Picknick-Areale und einen recht großen Pool. Unser Camper steht schattig unter Eukalyptusbäumen. Da der Laden nicht, wie versprochen, am Abend öffnet, veranlasst der freundliche Eigentümer einen Angestellten, bei seiner Frau für uns eine kleine Menge Essig zu holen; Öl bekommen wir aus der (geschlossenen) Imbissbude. Welch eine Hilfsbereitschaft! 

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