site design templates


Chile:
Von Santiago
nach
Norden 


Tag 185 / Fr 8.2.2019 / Santiago
(Cornelia) Offenbar sind alle in der Agentur froh, dass wir nach der Autopanne so gelassen sind. Man fragt uns nach sonstigen Mängeln – ja, da können wir einiges aufzählen. Lauter Kleinigkeiten (Gasgeruch im WoMo, Außenlicht funktioniert nicht, beim Kocher nur eine Flamme, der Campingstuhl ist gebrochen, die Gasflasche leer, der Kühlschrank schwach). Gleich wird mit der Beseitigung der Mängel begonnen, prima. Gegen 10.30 Uhr wird der Camper vom nächsten Abschleppdienst abgeholt. Gegen 15 Uhr soll das Auto fertig sein (was wir nicht glauben), weswegen wir Photos für den Blog aussuchen, lesen, die Route planen und schlafen. Außerdem flitzen die WhatsApp-Nachrichten zwischen unserem gestrigen ‚Retter‘ aus San Rafaél und uns hin und her – sehr nett, was sich aus so einer Panne ergeben kann! Gegen 17.00 steht das Auto tatsächlich wieder auf dem Hof; es wurden auch noch Luft- und Ölfilter ausgetauscht, wir haben einen nagelneuen Kocher und das Hauptproblem ist behoben: Das Rad ist wieder richtig aufgehängt. Man bietet uns an, noch eine Nacht im Gästehaus auf dem Firmengelände zu verbringen. Gerne! Lieber brechen wir am Samstag mit frischer Kraft auf. Der Firmenchef verschwindet ins ‚finde‘, das ‚fin de semana‘ (Wochenende), nicht ohne uns noch einen Tipp für ein gutes Fisch-Restaurant zu geben, das wir zwar nur mit Mühe finden, dafür aber mit einem sehr guten Abendessen im Freien belohnt werden.


Tag 186 / Sa 9.2.2019 / Pichidangui
(Cornelia) Nach einem Großeinkauf fahren wir durch Wüstenlandschaft Richtung Nordwesten. An der Tankstelle warnt man uns wieder vor dem eigentlichen Norden, wo Regenfälle in der Atacama zu Katastrophen-Alarm geführt haben. Wir haben unsere Pläne schon der neuen Lage angepasst und streben nur den sog. Kleinen Norden, den ‚Norte chico‘ an.

Erster Halt ist der Parque Nacionál La Campana, wo es 8000 Exemplare einer nur in Chile vorkommenden endemischen Palme gibt, die bis zu 1000 Jahre alt werden kann. Kommt man von der Nordseite in den Park, kann man relativ rasch bis zu einem Palmenhain vordringen. Der freundliche Ranger erklärt uns, wie weit wir in den zwei Stunden, die uns vorschweben, kommen werden, gibt uns eine Notfallnummer und beschreibt den Weg zu einem Aussichtspunkt. Es ist Mittagszeit, puh, sehr trocken und sehr heiß, und so schleichen wir am linken Wegesrand hintereinander, um möglichst viel Schatten zu erwischen. Die Chile-Palmen haben im Gegensatz zu den ‚normalen‘ Palmen eine zwar strukturierte, aber doch ziemlich glatte Rinde, was für uns neu und beeindruckend ist; das Geraschel ihrer Palmwedel ist das einzige Geräusch, das zu hören ist. Schön ist auch der Kontrast zu den langen, mehrarmigen dünnen Kakteen, die einen roten korallenartigen Blütenpelz tragen. Manchmal hat ein Vogel sein Nest zwischen die Kakteen-Arme eingeklemmt. Dazwischen stehen dunkle vertrocknete Blütenstande einer Aloe-Art. Hinter dem Palmenhain erheben sich mehrere Hügel und Berge. Wir sind völlig alleine in dem weitläufigen Gelände und froh, genügend zum Trinken eingepackt zu haben.

Wieder zurück - auffällig die Beengtheit in Chile und die vielen blühenden Gärten - auf der Autopista 5 (ohne Schlaglöcher, aber mit vielen Verkaufsständen am Straßenrand), die sich mehr und mehr der Küste nähert. Die ersten Orte am Meer lassen wir – im Wortsinn – links liegen, aber dann entdecke ich im iOverlander die Beschreibung eines wilden Übernachtungsplatzes, der hält, was versprochen wird: Vor der Kirche von Pichidangui, die auf einen Felsen am Meer gebaut ist, gibt es einen großen Parkplatz, von dem aus man einen wunderbaren Rundblick auf die sich an schwarzen Felsen im Pazifik brechenden Wellen hat. Wir lassen uns häuslich nieder und sind nach einem kurzen Spaziergang auf die andere Seite des Ortes, dort, wo sich in einer geschützten Bucht, Tausende Sonnenhungriger tummeln und Hunderte die Straße verstopfen, wieder rechtzeitig zum Sonnenuntergang zurück. Nachts stehen wir alleine auf dem Platz, hören das Meer rauschen. Bis zum Gottesdienst um 12 Uhr werden wir das Feld längst geräumt haben…!


Tag 187 / So 10.2.2019 / Termas de Socos
(Cornelia) Alles grau in grau, der Himmel, das Meer. Wieder ein Tankstellen-Frühstück, für mich ein Sandwich mit Schinken und Avocado, die in Chile ‚palta‘ heißt, aus der Mapuche-Sprache übernommen und allgegenwärtig. Zunächst definieren wir den Nationalpark Fray Jorge als Ziel, fahren dann aber an der Abzweigung absichtlich rechts statt links, weil sich eine bessere Tour anbietet. Von hier aus kommt man in einem großen Bogen ins Elqui-Tal, von dem uns schon einige vorgeschwärmt haben. Den o.g. Park mit seinen kalten Nebelwäldern heben wir uns für die Rückfahrt auf…

Termas de Socos also. Direkt von der Tankstelle führt ein kleiner rumpeliger Weg zu einem Hotel und dem danebenliegenden Campingplatz, der einen mit Thermalwasser gespeisten Außenpool hat. Platz und Pool sehen so einladend aus, dass wir spontan beschließen, zu bleiben und den Nachmittag lesend zu verbringen. Der Camper steht im Schatten, mit Strommast 32 verbunden, weit und breit niemand und Ruhe zum Lesen.

Als wir vom Pool kommen, ist auch Platz 33 belegt, der Grill ist angeschürt, und natürlich zieht der Rauch zu uns. Ich hege keine sehr freundlichen Gedanken, muss aber ja auch nicht im Rauch sitzen bleiben. Die beiden grillenden Männer spielen Gitarre und singen und sehen ab und zu nach ihrem Fleisch. Kaum gehe ich aus dem ‚Rauchschatten‘ unseres WoMo heraus, werde ich zu meiner Überraschung vom Gitarristen eingeladen, mir doch ein Stück Fleisch vom Asado zu holen. Zur Bekräftigung der Einladung hält er mir gleich eine Gabel hin und besorgt mir auch ein Brötchen. Tom hatten die beiden auch schon wahrgenommen – ich solle ihn doch holen. So kommen wir zu unserer ersten Einladung zu einem echten Asado, stellen eine gute Flasche Malbec aus Chile zur Verfügung, beantworten Fragen zu Deutschland und werden auch noch am nächsten Tag ins Haus des Gitarristen nach Ovalle eingeladen, was ohnehin auf dem Weg liegt. Die beiden Männer, Mario und Pedro, singen noch ein paar südamerikanische Lieder und auch Tom spielt ein paar Songs auf der Gitarre. 

Mobirise

Tag 188 / Mo 11.2.2019 / Monte Patria
(Cornelia) Mario hat uns zu sich nach Hause eingeladen – wir freuen uns darüber und kommen gegen 10 Uhr bei ihm an. Das hübsche Haus liegt über dem 37 km entfernten Ovalle, der Patio ist leuchtend-orange gestrichen. Marios Frau Marcia liebt Blumen, das sieht man gleich am Eingang. Er liebt Fußball (daher ein riesiger Bildschirm) und Asado (daher ein toller Grillkamin im Patio). Auch die Tochter ist da, erzählt von ihrer Reise zum Machu Pichu nach Peru und ihrem Studium, und wir beantworten, so gut es geht, Fragen zu Deutschland. Alfreds Foto vom verschneiten München kommt gerade recht [danke, Alfred!], unser Garten im Frühjahr findet sich noch im Handy-Speicher. Man trinkt ‚un tesito‘, ein (schwarzes) Teechen, in Chile das übliche Getränk. Nett ist es bei der Familie! 

Danach fahren wir wieder fast nach Socos zurück, weil wir das Valle del Encanto, das Zaubertal, aufsuchen wollen. Die beste Zeit dafür ist während der Mittagshitze, wenn die Sonne am höchsten steht, weil man dann die Felszeichnungen und -ritzungen am kontrastreichsten sind. Es gibt Strichmännchen verschiedener Art; mich beeindrucken am meisten diejenigen, die Schamanen darstellen, an ihrer Tiara zu erkennen. Die Felsblöcke, auf denen die Zeichnungen angebracht sind, liegen wild durcheinander, ebenso krumm führen die Wege zu den Felsen. Außer den Petroglyphen aus der sog. El-Molle-Kultur, die etwa 1000 bis 2000 Jahre alt sind, gibt es auch noch flache Felsen, in denen mittels Mörser kreisrunde Öffnungen eingegraben sind. Manche Anordnung repräsentiert ein Sternbild, z. B. Skorpion; die Forscher gehen davon aus, dass die Mulden zu rituellen Zwecken mit Wasser gefüllt wurden, damit sich Sternkonstellationen darin spiegeln konnten. Dazwischen stehen Kakteen und andere kratzige Sträucher: Wüste.

Auf dem Rückweg zur Hauptstraße halten wir bei einem Weingut, Tabalí, das uns mit moderner Architektur überrascht: Stahlfässer sowie Barrique-Fässer lagern in einer Schlucht und sind lediglich von einem Dach überwölbt. So einfach, wie es wirkt, ist es dann aber doch auch wieder nicht. Um Temperaturunterschiede während Gärung und Lagerung auszugleichen, haben die Stahltanks eine doppelte Schicht, in die man je nach Bedarf kaltes oder warmes Wasser einleiten kann. Wir kaufen drei Flaschen und werden am Abend den Carmenère probieren…
Aber vorerst sind wir noch unterwegs und beschließen kurzfristig, in das an Ovalle anschließende Tal im Südosten zu fahren, nach Monte Patria, in einem fruchtbaren Tal in Wüstenlandschaft, am größten Stausee Chiles gelegen. Leider wird das Pool-Wasser auf dem Campingplatz gerade frisch eingelassen, aber die Dusche funktioniert und der Nachtwächter ist sehr nett und will sich unbedingt auf Englisch mit uns unterhalten. 

Mobirise
Mobirise

Tag 189 / Di 12.2.2019 / Río Hurtado
(Cornelia) Anstatt nach Ovalle zurückzufahren, folgen wir dem Tal weiter nach Süden, nachdem uns der Nachtwächter den Ort Tulahuén , an dem es eine Lapislazuli-Mine gibt, dringend empfohlen hat, es sei soo schön dort.

Ja, schön ist es tatsächlich, im Tal werden Tafeltrauben produziert, Wüstenberge säumen den Weg, doch die Straße verengt sich mehr und mehr und schließlich müssen wir mehrfach wegen Bauarbeiten warten. Es staubt so sehr, dass ein Wasserfahrzeug erst einmal die planierte Straße absprengt… Endlich kommen wir in dem Dorf an, das auch unser COPEC-Führer rühmt, übersehen aber das schlecht einsehbar angebrachte Schild des empfohlenen Lapislazuli-Schmuck-Herstellers. Wir fragen jemand auf der Straße. Nun beginnt ein Mechanismus, dem ich mich nicht entziehen kann: Ich werde in ein Haus gebeten, dort ruft man jemand an, der dann mit einer Schmuckkiste unterm Arm herbeigesprungen kommt… Die meisten Sachen empfinde ich als schlecht gearbeitet, kann aber kaum ausweichen, kaufe schließlich – auch eine Art Unterstützung - ein Paar Ohrringe… Puh, welch eine Armut in dieser Hütte! Kurz vor Verlassen des Ortes gehen wir in den eigentlich gesuchten Laden, der deutlich schönere Sachen anbietet.
Das neue Ziel ist Río Hurtado, in einem Tal gelegen, das Ovalle mit dem nördlich gelegenen Vicuña verbindet. Wieder geht es durch eine Wüsten-Landschaft mit vielen Kakteen und wenig richtigem Grün; alle Kakteen sind staubbedeckt und erscheinen eher grau oder rötlich. Wieder gibt es Bauarbeiten, dieses Mal aber wegen des letzten Erdbebens mit Stärke 7 auf der Richterskala von vor vier Wochen: Große und kleine Steinbrocken müssen am Straßenrand von ganzen Bautrupps aus dem Weg geräumt werden, während die eigentlichen Ausbauarbeiten ruhen.
Gegen 17 Uhr erreichen wir die Hazienda Los Andes, wunderschön im Tal gelegen, mit der Möglichkeit zu Camping oder Hotel, Frühstück und Abendessen auf Anfrage UND einem privaten Observatorium. Toll, da bleiben wir und vereinbaren Sternegucken für 4 Uhr früh, weil dann der Mond (mehr als Halbmond) schon untergegangen sein wird. Na klar, mit so einem Ziel vor Augen ist das Aufstehen kein Problem! 


Tag 190 / Mi 13.2.2019 / Río Hurtado
(Cornelia) Der Wecker klingelt um 3 Uhr 45 und um Punkt vier steht eine dunkle Gestalt mit Taschenlampe vor dem Wohnmobil: Pedro. Nun geht es auf den Hügel mit den Observatorien, wo schon mehrere Menschen – nur erkennbar an roten Stirnlampen – damit beschäftigt sind, dem besten Astro-Foto nachzujagen. Unser Führer Pedro, ein Spanier, erklärt uns den hiesigen Nachthimmel mit dem Kreuz des Südens und lässt uns erst schwarze Flecken in der Milchstraße und die Magellanschen Wolken mit bloßem Auge erkennen, bevor er das Fernrohr mit der Fernbedienung zur Rotation und Einstellung bringt, durch das wir Planeten, Sterne und Sternennebel betrachten. Besonders eindrucksvoll ist der Jupiter mit seinen vier Monden. Unglaublich, wie ein Sternenhimmel wirkt, wenn es keine Lichtverschmutzung gibt! Der Astrotourismus boomt, vor allem, weil die Astrofotografie immer beliebter wird. Außerdem kann man viele der Observatorien, die hier an der Ruta de las Estrellas aufgereiht liegen, auch fernsteuern und so bequem von Deutschland aus Fotos vom chilenischen Sternenhimmel machen. Na gut, wir sind vor Ort und genießen die 90 Minuten Live-Astronomie. Mit einem zarten Lichtschein kündigt sich schon der Sonnenaufgang an, der erste Hahn kräht, die Venus steigt auf – und wir ins Bett...
Beim Frühstück lernen wir den sympathischen Hobby-Astrofotografen, Opernliebhaber und Saxofon-Spieler Roberto Bahamondes mit seiner Frau Anita kennen und verabreden ein Treffen mit Besuch des Aeronautik-Museums in Santiago. Den weiteren Tag genießen wir mit einem Spaziergang auf dem ‚Planetenenweg‘ (hier in kleinerem Maßstab als in Georgensgemünd, nur zwei Kilometer), vorbei an Pfefferbäumen und den zwei hauseigenen Ziegen zum kalten Fluss (mit Bad!), Lesen, Mails beantworten, Piscoschlürfen und dem gebuchten Abendessen auf der Terrasse des wunderschönen Herrenhauses der Hazienda.

Mobirise

Der Sternenhimmel über der Hacienda Los Andes, aufgenommen vom Astrofotografen Roberto Bahamondes


Tag 191 / Do 14.2.2019 / Río Hurtado
(Cornelia) Ein Tag ‚Urlaub von der Reise‘… Bloggen, Lesen, Abkühlen im Fluss, ein nettes Abendessen auf der Terrasse unter Palmen… 


Tag 192 / Fr 15.2.2019 / Guanaquero
(Cornelia) Noch einmal erfreuen wir uns an dem heiteren Ambiente der Hazienda; letztlich entscheiden wir uns gegen die direkte Weiterfahrt nach Vicuña, weil der Weg in der COPEC-Karte mit dem 4x4-Zeichen markiert ist. Wir sind halt doch beide keine Draufgänger-Typen…! Also zurück Richtung Ovalle, zum Monumento Natural Pichasca, einem gepflegten Park in der Atacama-Kakteen-Landschaft mit Resten versteinerter Araukarien und einem Felsen, der schon dem Steinzeitmenschen als Wohnung diente. Knapp zwei Stunden sind wir in der Mittagshitze zu Fuß unterwegs; am meisten beeindruckt uns die Stille in der Wüste: Kein Blätterrauschen, kein Vogelzwitschern, einfach NICHTS. Plötzlich haben wir Sicht auf einen riesigen Dino von 18 Metern Länge, dem Antarctosaurier Wichmannianus. An so ein Dinosaurier-Bein kann man sich gut anlehnen, aber wir bedauern in keinster Weise, diesen Ur-Viechern nicht leibhaftig zu begegnen…
Im nächsten Dorf haben sich Huasos (die chilenischen Gauchos) feierlich an der Straße postiert, Musik erklingt. Wir fahren dennoch weiter, wollen nicht schaulustig sein. Um nicht wieder über Ovalle fahren zu müssen, wählen wir eine kleine Straße nach Andacollo, die die ersten 15 Kilometer geteert ist (nette Überraschung!) und in unglaublich vielen Windungen und Kurven – wie fast immer ohne Leitplanken, selbst über dem Abgrund – dem bergigen Gelände folgt. Kakteen, wohin man auch blickt… Natürlich fahren wir die letzten 12 Kilometer auf Schotter, jedoch sieht man deutlich, dass Bauarbeiter am Werk sind.
Andacollo, eingebettet in eine vom Kupferbergbau angefressene Landschaft, überrascht mit einer riesigen Kathedrale vom Ende des 19. Jahrhunderts. Am 23.12. findet hier eine sehr große Wallfahrt statt, worauf auch der neben der Kirche liegende Pilgerpark hinweist. Kerzen darf man der Jungfrau nur in einer (Außen-)Grotte spenden, aus Feuerschutzgründen. In unmittelbarer Nähe liegt noch eine zweite, etwa 100 Jahre ältere und schlichtere Kirche (Schuhschachtelprinzip), die aber reich ausgestaltet ist. Andacollo diente schon den spanischen Besatzern als Silbermine, was man auch am Kirchenschmuck sieht.
In Serpentinen führt die Straße abwärts, Richtung La Serena. Wir bleiben aber etwa 40 Kilometer südlich von La Serena, wo uns unsere App einen schönen Campingplatz am Meer empfiehlt. Angeblich hört man dort vom Stellplatz aus das Meer rauschen… was wir nun aus eigener Anschauung bestätigen können. Ein schönes Lüfterl weht, und wir kühlen uns gerne am Strand ab. Damit unsere Gläser nicht kaputt gehen, setzen wir die Rotwein-Flasche direkt an die Lippen… Camper-Glück.


Mobirise
Mobirise

Tag 193 / Sa 16.2.2019 / Guanaquero
(Cornelia) Jetzt sind wir dem Campingplatz-Besitzer im Nachhinein dankbar, dass er seinen Platz nur zwei Nächte statt einer vermieten wollte: Das Meeresrauschen hat uns die ganze Nacht begleitet und am Strand mit hellem Sand lässt es sich wunderbar die 2,5 Kilometer zum Ort spazieren. Der Ort wächst einen Hügel hinauf, die eigentliche Attraktion sind aber die Hunderte von Pelikanen, die sich in Hafennähe aufhalten, wo nicht nur frischer Fisch und Muscheln verkauft werden, sondern auch in kleinen Bechern kalt und roh zubereitete Fisch-Salate. Alles, was den Verkäufern vom Fisch übrig bleibt, werfen sie über die Schulter nach hinten ins Meer, wo sich dann die Pelikane mit ihren langen spitzen Schnäbeln um die Leckerbissen balgen. Manchmal ist auch eine der vielen Möwen siegreich. Kommen aber Seehunde in die Nähe, weichen die Pelikane zurück und lassen ihnen den Vortritt. Es sind so etwa sieben Seehunde, die zur Freude der zahlreichen Sommerfrischler (etwa 19 Grad Lufttemperatur) im Wasser tummeln; süß sieht es aus, wenn so ein Köpfchen mit Schnurrbart aus dem Wasser herauftaucht. Die Pelikane faszinieren eher durch das Schlagen ihrer großen Flügel und amüsieren uns mit ihrem mühsamen Start aus dem Wasser – aber schön sieht der faltige Sack unter dem Schnabel nicht aus… Claro, wir probieren den frischen Fisch (im Restaurant) und sind mehr als zufrieden, hier gelandet zu sein. Essen und Trinken ist Teil der Landeskunde, oder?


Tag 194 / So 17.2.2019 / Vicuna
(Cornelia) Das erste Ziel ist nicht weit von Guanaqueros entfernt: Es ist die zweitälteste Stadt Chiles, mit 170.000 Einwohnern und einer angesehenen Universität, La Serena. Sie überrascht durch zwei Bauten, jeweils auf einem Hügel gelegen: Zum einen mit dem ebenso riesigen wie scheußlichen Kreuz des Dritten Jahrtausends (mit Kirche und Museum), zum anderen mit einer Moschee inklusive Minarett, die ein Zentrum für die Verständigung zwischen Kulturen darstellt und nach dem marokkanischen Mohammed VI benannt ist. Ob es wegen des Hafens und evtl. früheren Sklavenhandels viele Muslime in der Stadt gibt, weiß ich nicht; es wäre naheliegend; jedenfalls fallen im Stadtbild viele dunkelhäutige Menschen auf.
Das gepriesende Museo Arqueológiquo bietet wegen Umstrukturierung nur wenige Vitrinen an, aber immerhin einige schöne oder kuriose Objekte zur El-Molle-Kultur oder den Inka-Nachfahren Diaguitas, z.B. auch ein Boot aus Seehundleder gefertigt, das von einem an der Küste lebenden Volksstamm zum Walfang eingesetzt wurde – aus heutiger Sicht eine Nussschale.
Das Zentrum selbst ist am Sonntagvormittag noch recht ‚tot‘, was natürlich auch von den geschlossenen Jalousien der Geschäfte herrührt. Wenigstens hat schon ein Café offen. Später bummeln wir durch einen Markt, der im Wesentlichen Gegenstände der lokalen Kultur für Touristen anbietet: verschiedenen Papaya-Produkte (konfiert, als Marmelade, Saft oder Kompott), Töpferwaren, Umhänge aus Alpaka-Wolle (sehr edel, aber zu schwer zum Verschicken und für die Reise gänzlich ungeeignet), Schmuck aus Halbedelsteinen usw. Wie schon in Buenos Aires gäbe es auch hier so manchen richtig schönen Gegenstand zu erwerben…
Ein selbsternannter Parkwächter fordert 2000 chilenische Pesos (2,50 Euro) am Auto, obwohl in dieser Zone das Parken nichts kostet und sein Kollege mir am Morgen erklärt hatte, der Obulus sei freiwillig. Für dumm verkaufen lasse ich mich nur ungern…
Von La Serena aus führt uns der Weg ins Elqui-Tal: Berühmt für Pisco, einen Brand aus der Muskateller-Traube und ebenso berühmt als ein Zentrum der Esoterik mit Reiki, Hypnose, Astrologie usw. Dritter Grund für die Bedeutung des Elqui-Tals ist, dass Chiles bekannteste Schriftstellerin, Gabriela Mistral, 1945 mit dem Literatur-Nobelpreis bedacht, hier geboren ist. In Vicuña, dem Hauptort am Talende, besichtigen wir also nicht nur den Torre Bauer, dessen Bau der damalige, in Ulm geborene Bürgermeister 1905 veranlasst hat, sondern auch das Museo Gabriela Mistral, einen modernen Bau, der Erinnerungsstücke aus ihrer Zeit als Grundschullehrerin und späterer chilenischer Diplomatin beinhaltet. Auch das Haus ihrer Großmutter ist ins Museum integriert, und überall in Vicuña prangen Zitate. Am 12. 7. erwartet der Ort einen Besucheransturm: Eine Sonnenfinsternis wird viele Touristen anlocken; sogar auf Mülltonnen sehen wir eine entsprechende Werbung! Capel, eine Winzer-Kooperative, besuchen wir im Rahmen der letzten Führung des Tages. Pisco wird in Alambique-Kesseln destilliert und z. T. Im Eichenfass ausgebaut. Die Chilenen mischen mit Pisco Cocktails; Nationalgetränk ist seit den 80er-Jahren der Pisco Sour (mit viel Zitronensaft, Eiweiß und Zucker), aber der Pisco aus dem Eichenfass schmeckt (unserer Meinung nach) pur am besten.
Unsere App zeigt eine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Parkplatz neben dem örtlichen Fußballstadion an; das Spiel ist längst aus, ein paar Männer sitzen noch herum und bechern. Einer wird schließlich von zwei Freunden nach Hause geschleppt, ein anderer sucht stark schwankend sein Auto. Nein, so jemandem möchte man nicht auf der Fahrbahn begegnen…! Wir lesen in der Dunkelheit auf den beleuchteten eBooks, bis wir durch grelle Scheinwerfer aufgeschreckt werden. Aus dem Gegenlicht taucht ein LKW-Fahrer auf und erkundigt sich vorsichtig, ob dieser Platz hier sicher sei. Ja, davon gehen wir aus... Dann taut er auf und erzählt wie ein Wasserfall von seiner Familie, ihren Urlauben und Chile im Allgemeinen, mit Fotos vom Handy untermalt. Den Kopf voll mit neuen Tipps verbringen wir eine ruhige Nacht, bis uns der LKW am frühen Morgen verlässt.


Tag 195 / Mo 18.2.2019 / Vallenar
(Cornelia) Von Vicuña aus wollen wir noch weiter ins Tal des Río Claro vordringen, der zusammen mit einem anderen Fluss den Elqui bildet. Wieder staunen wir, wie es möglich ist, der Wüste so viel Grün abzuringen. Die Berge sind völlig kahl, es wachsen nur noch ganz vereinzelt Kakteen, aber hier und da sieht man noch auf halber Höhe einen Weinberg oder Avocado-Pflanzungen.
Immer enger wird das Tal; insgesamt ist die Ausstrahlung ‚spanisch‘, was auch klar ist, denn die spanischen Eroberer waren hier schon im 16. Jahrhundert präsent und prägten auch den Baustil. Man sieht es den Häusern immer noch an. Die Dörfchen sind meist winkelig, die Abfahrten zu den Weingütern steil. In Monte Grande steht ein (reichlich abblätterndes) Gabriela-Mistral-Monument auf dem Platz vor der Kirche, gleich neben ihrer ersten Wirkungsstätte als Grundschullehrerin. Der Weg zum Mausoleum ist verschlossen. In Pisco Elqui, aus Werbezwecken extra so benannt, kehren wir um. Das ganze Tal war uns ja als sehr ‚esoterisch‘ geschildert worden… na ja, ein bisschen Reklame für Reiki, Massagen, Tarot und Hypnose sehen wir, auch ein paar in die Jahre gekommene Latzhosenträger [Tom: Meine hat schon lange ausgedient...], aber ob die Esoterik wirklich die Triebfeder des Tals ist, können wir nicht sagen. Roberto, der Astrofotograf von der Hazienda Los Andes, hatte uns ein kleines Weingut empfohlen, und das besuchen wir noch rasch, bevor wir in La Serena wieder die Ruta 5 nach Norden nehmen.
Weil wir planen, noch einmal ‚wild‘ zu stehen, duschen wir an der Autobahn bei der COPEC-Tankstelle für 800 Pesos (etwa 1 Euro) – und treffen zu unserer Verwunderung auf beinahe die schönste/größte/sauberste Dusche unserer Reise durch Chile! Auch das ein Tipp von anderen Reisenden, in diesem Falle von der französischen Familie, die wir am Lago Villarica getroffen hatten, die schon eineinhalb Jahre unterwegs war. Merci!
In Vallenar landen wir im Feierabendgetümmel, finden aber rasch einen idealen Standplatz in einer Seitenstraße; an der nahe gelegenen Plaza beantworten wir mit dem free WiFi, das Chile seinen Bürgern zur Verfügung stellt, noch ein paar WhatsApp. Der Platz ist sehr luftig und hübsch angelegt, ein Glockenspiel ertönt vom Kirchturm. Die Stadt ist offenbar reich seit frühen Silberfunden und hat aus alter Zeit einen sehr gemütlichen, fast eleganten ‚Club social‘, wo wir wunderbar Meeresfrüchte speisen und in süß-saurer Pisco-Seligkeit lächeln. 

Mobirise

Tag 196 / Di 19.2.2019 / Tres Hermanas
(Cornelia) Die Straße war gut gewählt, wenig Verkehr, ruhige Nachbarn ringsum. Ohne Frühstück fahren wir aus der Stadt heraus, in den morgendlichen Atacama-Nebel hinein. Einige Windräder, viele Starkstrommasten, ein Umspannwerk – man merkt, dass es in der Atacama eine Industrie gibt, die viel Strom braucht: Etwa 34 % aller Bergwerke, in denen zumeist Kupfer gefördert wird, liegen in der Atacama. Wir frühstücken im Wohnmobil, denn am einzigen Rastplatz auf 250 Kilometern Autobahn gibt es weder Tisch noch Bank, aber immerhin Toiletten und Duschen. Bis fast mittags ist es kalt und feucht, dann sind die Wolken plötzlich weg. Sofort ist es mindestens 10 Grad wärmer.
Unser Navi ist wie üblich mit den Einbahnstraßen in den Städten überfordert, so auch in Copiapó. Zum Glück versorgt uns der COPEC-Führer immer mit kleinen Stadtplänen, und so finden wir rasch die gewünschte Wäscherei für unsere neun Kilo Wäsche. Waschen lassen kostet in Chile viel mehr als in Argentinien, stellen wir rasch fest, etwa 3 Euro 50 pro Kilo, Preis unserer Faulheit. Man verspricht uns, die Wäsche bis 18 Uhr fertig zu machen; einen Zettel braucht es nicht – wir sind die einzigen ‚Gringos‘ weit und breit…
Das viel gepriesene mineralogische Museum ist im Umbau begriffen und geschlossen, ins WiFi der Städtischen Bibliothek kommen wir nicht, aber auf der sehr schönen Plaza Prats, wie in Vallenar mit Pfefferbäumen, Palmen und Oleander bepflanzt, gibt es ein freies WiFi. Je mehr wir in den Norden Chiles kommen, desto schwieriger wird es, ins Netz zu kommen. Auch der Blog leidet darunter, denn sieben fertige Seiten warten schon und können nicht online gestellt werden.
Die Straßenzüge wirken ziemlich heruntergekommen, das Kulturzentrum ist überdimensioniert, aber auch marode, die Kneipen für die Bergleute empfinden wir als nicht sehr einladend. Immerhin ist Copiapó die Hauptstadt der Region Atacama und besitzt deswegen auch das Museo de Atacama. Es ist ein Sammelsurium: Neben der Bibliothek mit schönen Glasschränken und wirklich alten Büchern, u. a. aus Deutschland und Frankreich, zu vielen Themen, findet sich auch ein Raum mit historischen Möbeln; im Patio stehen mehrere Vitrinen mit ausgestopften Tiere, die in der Atacama leben, wie Fischotter, Anden-Condor, Gürteltier sowie ein gesalzter Puma – tot im Salz eines Sees gefunden. Es gibt einen Bergwerksstollen aus Pappmaché, um den Besuchern das Eingeschlossensein im Berg nachvollziehbar zu machen, und ebenfalls im Patio steht das Prunkstück des Museums, die Rettungskapsel, in der nacheinander die 33 Bergleute nach oben gebracht wurden, die 2010 zweieinhalb Monate nach einem Grubenunglück in einem 600 Meter tief im Berg liegenden Stollen eingesperrt waren. Die Plakate zur Chronik von Unglück und Rettung sparen auch nicht mit Schuldzuweisungen: Aus Geldgier habe man mit zu wenig Sicherungen unter Tage gearbeitet; die Regierung macht Zugeständnisse.
Etwa 17 Kilometer von Copiapó entfernt gibt es im Ort Tierra Amarilla seit 2011 ein privates Museo de la Mina, vom Feinsten, wie sich dann herausstellt. Wir bestaunen die geologische Vielfalt der glitzernden oder schichtenreichen Steine, die türkisen, blauen, roten, grünen, braunen...
Weil wir beide ja doch Stadtkinder sind, die Sonne sengend und die Stadt hässlich ist, überbrücken wir die Zeit bis zum Abholen der Wäsche in einer Mall, deren Konsumangebote in schroffem Gegensatz zur schäbigen Stadt stehen; gleichzeitig kann man aber ablesen, dass es viele Menschen geben muss, die gut verdienen, auch wenn uns viele Bettler auffielen.
Die Wäsche für die Gringos ist tatsächlich schon fertig – yeah – und wir fahren noch ein Stück aus der Stadt, wo es im Ort Tres Hermanas (‚drei Schwestern‘) einen Campingplatz mit Pool geben soll. Gibt es, auch mit dem üblichen verspielten Campingplatz-Hund, Wasser im Pool, nur die Duschen lassen sehr zu wünschen übrig: Schläuche ohne Duschköpfe, erst gar kein Wasser, auf Nachfrage nur kaltes. Hm – immerhin entschädigen uns ein Sonnenuntergang über der Atacama und der Vollmond ein bisschen. 


Tag 197 / Mi 20.2.2019 / Vallenar
(Cornelia) Weil wir immer noch etwas entrüstet sind über die schlechten hygienischen Verhältnisse auf dem Agro-Camping (am Morgen wieder kein Wasser!!!), stecken wir nur einen Minimalbetrag in den Briefkasten. Die Laune ist nicht besonders gut, irgendwie sind wir der prekären Toilettenverhältnisse überdrüssig und halten immer öfter an Tankstellen – eine Umgebung, die normalerweise nicht zu meinen Präferenzen zählt… Hier aber stellen sie einen verlässlichen Wert dar…  
Die Atacama nimmt immer mehr die Farbe der Sahara an, ein helles Beige, viel Sand an den Hängen. Hier wächst wirklich gar nichts mehr, nada. Lediglich ein paar Quad-Spuren strukturieren die Hänge. Caldera, ehemals mit Copiapó durch einen Eisenbahnlinie verbunden und Verschiffungshafen für Silber und Kupfer, hat nichts Interessantes zu bieten. Dann sehen wir uns kurz die bekannte Bahía Inglesa an, die uns aber nicht zum Verweilen animiert. An der Küste entlang geht es in Richtung Chañaral; kurz vor dem öden Ort halten wir an einer Bucht, in der es Seehunde und Seelöwen geben soll. Treffer, sie liegen relativ nah vor uns auf Felsen und sonnen sich. Ein paar Pelikane fliegen vorbei, die spitzen Schnäbel flach im Wind. Über uns segeln ein paar Raubvögel.
Alle Orte hier im Norden wirken ungepflegt, lieblos und letztlich ärmlich. Es gibt kein Eis für den Kühlschrank, selten WiFi, keinen Joghurt. Selbst das Wasser wird mit Lastern gebracht. Wir überlegen kurz und sehen dann von einem Besuche des Nationalparks Pan de Azucar ab, der eigentlich das nördlichste Ziel hätte sein sollen, obwohl wir nur noch 40 Kilometer entfernt sind. Auch die paar wenigen Campingplätze im Park werden mit Wasser aus dem Laster versorgt; die Beschreibungen klingen nicht gut. Wir drehen um. Santiago liegt etwa 850 Kilometer entfernt.
Die Fahrt an der Küste nach Süden unterbrechen wir zwei Mal; das erste Mal für besondere Felsformationen, als „Museo del Viento“, ‚Windmuseum‘ ausgeschildert oder auch ‚Steinzoo‘ genannt. Ja, sieht ganz kurios aus! Beeindruckender ist der zweite Stop: Wir sehen die Steine in Natura, die wir tags zuvor im Minen-Museum gesehen hatten: den ‚granito orbicular‘ (keine Ahnung, wie er auf Deutsch heißt), ein Granit, der kleine dunklere Magma-Kugeln eingeschlossen hat [und den Simone sofort ins Badezimmer legen würde, wie sie mir gleich per WhatsApp bestätigt – ja, ich auch, er sähe geschliffen bestimmt toll aus…]
Danach biegen wir vor Copiapó ab, sehen viele Ausfahrten, an denen es zu Minen geht, erreichen gegen 18 Uhr wieder Vallenar und stehen fast am selben Platz in derselben Straße wie zwei Tage zuvor. Auch der Kellner vom Club Social kennt uns noch und empfängt uns lächelnd; er ist Peruaner, arbeitet wie viele seiner Landsleute in Chile und freut sich darauf, in ein paar Wochen endlich seine Frau nachholen zu können. 


Tag 198 / Do 21.2.2019 / Tongoy
(Cornelia) Wir rollen gen Süden und beobachten, wie sich langsam die Flora verändert, von der reinen Wüste hin zu einer wüstenhaften Steppe, wo nun immerhin einige Kakteen wieder Halt finden und ein paar niedrige Gräser und Büsche. Kleiner Stau in La Serena, wo die Panamericana zur Hauptdurchgangsstraße wird, an der auch zwei Malls liegen. Ziel ist ein kleiner Badeort namens Tongoy, der zwar einen völlig überlaufenen Strand hat (weil die Bucht ruhiges Wasser bietet), aber auch eine Straße außen um die Halbinsel herum, wo es genügend Parkbuchten mit schattenspendenden Palmen gibt. Über den Müll am Boden sehen wir großzügig hinweg – wenn nicht, müssten wir sofort mit einer großen Tüte und Handschuhe losgehen. [Da bräuchte man die Pausenmüll-Zwicker vom Gymnasium Roth…!] Schwarze Felsen mit Möwen und Kormoranen, grüne und rote Sukkulenten, das blaugrüne Meer mit leicht plätschernden Wellen – eine malerisch-entspannende Pause.
Am Campingplatz, dem teuersten, aber auch saubersten unserer ganzen Reise (40.000 chil. Pesos = 52 Euro), ist noch ein Stellplatz frei und man bringt uns sofort einen Tisch und zwei Stühle. Ich lasse beim Kochen die Tür auf, sehe und höre das Meer, danach Sonnenuntergang am Strand – ach, so sollte es immer sein…!

Mobirise

Tag 199 / Fr 22.2.2019 / Camping Viento Sur bei Fray Jorge
(Cornelia) Nach dem Frühstück wälzen wir Karten und Führer, um uns klar zu werden, was wir in den verbleibenden sieben Tagen bis zur WoMo-Rückgabe noch unternehmen wollen. Den Campingplatz muss man bis 12 Uhr verlassen; in der Nähe der gestrigen Einfahrt ist ein riesiger Markt aufgebaut, halb für Touristen, halb für Einheimische, z. B. gibt es drei Stände mit Haustier-Zubehör oder Küchenutensilien. Die Kakteenstecklinge rechnen wir eher den Touristen zu.
Über den Strand – sanfte Wellen, Ebbe, viele Muscheln – erreichen wir das kulinarische Zentrum Tongoys; ehrlich gesagt nehmen wir das Restaurant, das uns auf Nachfrage gleich den WiFi-Code zusichert… Hier im Norden Chiles ist es schwierig, Nachrichten zu bekommen und abzusetzen. Kaum ist die Bestellung getätigt, beginnen wir hektisch zu tippen – und fühlen uns so richtig jung, weil Internet-abhängig…!
Weil der Meerblick gestern aus dem kühlen Baumschatten heraus so schön war, beschließen wir, dort noch einmal ein paar Stunden zu verbringen. Zu unserer Überraschung überwiegen heute eindeutig die Pelikane, obwohl auch viele Möwen auf den Steinen sitzen. Offenbar ist das Nahrungsangebot groß – alle scheinen satt zu werden! Tier-TV live. Kaum sitzen wir gemütlich, hören wir hinter uns eine Stimme: „It‘s not allowed to sit here!“ Wie? Da will uns einer den Blick aufs Meer verbieten? Gerade will ich mich aufplustern, höre ich Tom ein überraschtes „Sergey?!“ ausrufen: Es ist das russische Paar, das in Kanada lebt, dem wir nun zum dritten Mal auf unserer Reise begegnen, das erste Mal vor 2500 Kilometern in Gobernador Gregores, dann vor 1300 Kilometern in Junín de los Andes und nun wieder! Sergey und Tanya wollten eigentlich gar nicht diese Straße nehmen, sondern hatten sich nur verfahren. Wir können es kaum glauben, dass sie wirklich vor uns stehen! Sie erzählen eine Schauergeschichte aus San Rafael, wo man sie mit einer Pistole bedroht und ihnen die Handys abgenommen hat. Sie wollen in den Norden bis nach Ecuador, während wir südwärts streben. Also bleibt es bei der heutigen kurzen Begegnung. Wenigstens haben wir jetzt ihre neuen Handy-Nummern und ihre Mail-Adresse…
Später nehmen wir die Ausfahrt bei Kilometer 387 der Panamericana, und ein Mäuschen hätte Tom wieder einmal laut fluchen hören können – zwar kein Schotter, sondern festgefahrener Sand, aber mit denselben Schütteleffekten wie in Argentinien. 27 Kilometer liegen vor uns, nach 20 soll es einen neuen Campingplatz geben, der irgendwann tatsächlich hinter einem Zaun von Kakteen auftaucht. Wir nehmen den ebensten aller Stellplätze, müssen aber mal wieder die Schlafrichtung drehen. Es ist sandig und windig, aber der Platz ist liebevoll und durchdacht angelegt und bietet einen Ausblick auf ein großartiges Himmelsschauspiel: Über dem Nationalpark Fray Jorge türmen sich die Wolken und ziehen von Süd nach Nord. Einige Vergleiche fallen uns ein: Trockeneis auf einer Bühne, ein Milchtopf, der überkocht, ein wogender Ozean… Wir blicken auf den (nicht sichtbaren) Regenwald, der vom kalten Nebel vollkommen überdeckt ist. Angeblich tropft das Wasser dort von den Blättern, während es auf dem Campingplatz vollkommen trocken ist und mit Mühe Steppenpflanzen knapp 40 Zentimeter Höhe erreichen. Der Campingplatzbesitzer bietet uns ein Bier aus der Produktion einer lokalen Privatbrauerei an, die das Wasser für ihr Bier aus dem kondensierten Nebel gewinnt („Atrapaniebla“). Es schmeckt aber nicht nach Nebel, sondern nach Malz…


Tag 200 / Sa 23.2.2019 / Camping Viento Sur bei Fray Jorge
(Cornelia) Morgens sind wir schon bass erstaunt über den Tau auf unserem Campingtisch, das hatten wir in auf unserer ganzen Tour noch nicht. Um 9.15 Uhr sind wir die zweiten Besucher im Nationalpark Fray Jorge, der schon seit 1977 das Biosphären-Siegel trägt und später auch die Plakette von der UNESCO erhielt. Nach dem Besucherzentrum darf man noch sieben Kilometer weiterfahren, bis man an dem Punkt gelangt, an dem die hölzernen Stege durch den Park beginnen. Sie sind neu angelegt und gut beschildert. In den Morgenstunden hört man, wie das Wasser von den Blättern tropft. Es gibt zarte Blüten in rosa, gelb und hellrot, oft auch hellgrünen Lychen an Zweigen und schließlich Bäume mit üppiger Belaubung, oft mit kelchartig angeordneten Blättern, um noch mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Die feuchte Luft oberhalb des kalten Humboldt-Stroms bringt Wolken, die dann dann gerade noch über die erste Küstenkordillere erreichen, bevor sie sich als feuchter und kalter Nebel niederschlagen. Manche verblühten Stängel sehen im dichten Nebel beinahe gespenstisch aus. Tom sieht auch einen Fuchs, einige Vögel hören wir nur. Besonders schön sehen die Wassertropfen an den Zweiglein aus, kurz bevor sie abtropfen: Die Welt steht Kopf!
Wie die Wolken niederwallen, nimmt man erst wieder von außerhalb wahr. Um das Spiel der Wolken noch ein bisschen zu beobachten, setzen wir uns ein Weilchen in die Picknick-Zone des Parks, wo immer mal wieder das Fallen einer reifen Birne von einem riesigen Baum herunter die Stille stört oder belebt, wie man‘s nimmt. Ein paar wandern in unseren Rucksack – gut für einen Obstsalat! Wie gut die Vorsorge war, stellt sich später heraus, als während des Kochens die Gasflasche plötzlich leer ist. Hm, eigentlich wollte die Agentur sie für uns ausgetauscht haben…! Flugs umdisponiert, dann gibt es statt Risotto mit Erbsen eben einen Erbsen-Tomaten-Schinken-Salat, dazu der Blick auf das Wolkengeschiebe in der Ferne, das man vom Campingplatz aus gut beobachten kann.


Tag 201 / So 24.2.2019 / Pichidangui
(Cornelia) Die Wolken hängen am Morgen noch tief, heben sich aber relativ bald. Wegen absolut mangelnder Infrastruktur sind wir mal wieder auf die Tankstelle an der Autobahn angewiesen… Danach brettern wir nach Süden; erstaunlich, wie grün es nach und nach am Straßenrand aussieht: Erst wenige Kakteen, dann immer mehr, dann ein paar Eukalyptus-Bäume, schließlich Obstbäume. Komisch, es war uns weniger aufgefallen, als es immer weniger wurden… Als Europäer sind wir einfach auf grüne Vegetation gepolt.  
Für Los Vilos gibt der COPEC-Führer eine Lagune an, die gerne auch von Zugvögeln als Rastplatz genutzt wird. Finanziert wird das Ökoprojekt von der Bergbau-Firma, die nebenan einen privaten Hafen hat. Wir erkennen nur wenige der Vögel auf den Hinweis-Schildern in echt wieder, aber immerhin ein paar. Neben der Lagune ist ein Picknickplatz; in den gemauerten Feuerstellen brutzelt Fleisch, außerdem sieht man einige Teekessel – Chile ist das Land der Teetrinker. Niedrige Dünen trennen die Lagune vom Meer, und wir beobachten noch ein bisschen, mit welcher Kraft die Wellen an den Strand brechen.
Etwas später versuchen wir in Los Molles unser Glück, da die Beschreibung des Campingplatzes ganz gut klingt. Er ist aber schlecht ausgeschildert, weswegen wir erst mal am Eingang, direkt an der Autobahn und ohne Vorwegweiser, vorbeirauschen. Also bei der nächsten Ausfahrt, 11 Kilometer weiter, umdrehen, noch mal an der Mautstelle vorbei, ja, klar, noch mal die Gebühr zahlen, und dann die Einfahrt nicht übersehen. Man zeigt uns die WoMo-Plätze: Gaaanz hinten in einer Schlucht, direkt unter der Autobahn, nein, danke, für so einen Platz wollen wir kein Geld bezahlen. Wir haben ja noch einen Trumpf in der Hinterhand… Pichidangui, wo wir schon mal kostenlos bei der Kirche am Meer geparkt haben. Auch heute tosen die Wellen und sprüht das Wasser, wenn man die Bucht nach unten geht… und wir haben freie Platzwahl. Zwar ziehen zum Sonnenuntergang Wolken auf, aber Auge und Ohr finden es trotzdem schön!  


Tag 202 / Mo 25.2.2019 / Horcón
(Cornelia) Während die Bucht vor uns im schönsten Morgenlicht strahlt, ist der Berggipfel hinter uns noch im Camanchaca, dem Küstennebel, verhüllt. Wir haben ja kein Gas mehr, folglich nicht mal mehr Kaffee und sowieso kein Internet, also fahren wir mal wieder zu einer COPEC-Raststätte am Autobahnrand. La Ligua wird als erstes Ziel des Tages definiert, ein 30 000-Einwohner-Ort, von dem ich erwarte, dass er nicht zu groß und nicht zu klein ist; es soll dort Textilindustrie geben. Ja, der Mensch irrt, solang er lebt, wusste schon Goethe, und auch heute bewahrheitet es sich wieder: Durch den Ort fahren Autos über Autos, an der Plaza de Armas wird gerade eine Bücherschau eröffnet, wie in Deutschland mit Reden, Grenadier-Musik-Korps und dem lokalen Rotary Club, es wimmelt vor Menschen überall und – wir finden einfach keinen Parkplatz, sondern sehen nur Verbotsschilder. Was tun? Neue Ziele definieren? Gar nicht so einfach. In diesem Abschnitt Chiles, etwa 200 Kilometer von Santiago entfernt, gibt es nur wenige Campingplätze – und wir hätten gerne mal wieder eine Dusche und Strom. Wir versuchen unser Glück noch einmal, fahren zurück in die Stadt und finden - „Schau, da rechts!“ - eine Lücke für das WoMo.
Die Musikkapelle spielt noch zwei Märsche, natürlich im Viervierteltakt, und hat so gar keine südamerikanische Leichtigkeit. Der Dirigent, in schneidigen Breeches, mit Reitstiefeln und akkuratem Scheitel, dirigiert so beseelt wie ein Laiendirigent im Bierzelt auf der Wiesn. Immerhin hat das Städtchen ein Programm für die ganze Woche zusammengestellt. Weil wir zufällig an einer Postfiliale des Correos Chileno vorbeikommen, fragen wir mal nach dem Tarif für die langsamste Art, ein Paket zu verschicken. Es haut uns nicht gleich um, das ist erfreulich; sieben Kilo werden etwa 70 Euro kosten – aber, wie wunderbar, diese sieben Kilo werden wir nicht schleppen müssen! Und das ist das Geld wert!!
Gut geschätzt, am Ende wiegt das Paket (Reiseführer, Landkarten, einige Mitbringsel) tatsächlich 6,7 Kilogramm. Aber was für eine Prozedur! Ich verrate an dieser Stelle schon einmal, dass es eine geschlagene Stunde dauert, bis die zu versendenden Objekte von der Postfrau höchstpersönlich inspiziert, einzeln registriert, ins Paket gelegt, zugeklebt und mit diversen Zollpapieren und weiteren Aufklebern versehen, versandbereit gemacht werden. Währenddessen ist der Computer drei Mal abgestürzt… ich denke, die sehr nette und geduldige Postfrau konnte den Inhalt am Ende auswendig hersagen…! Vier weitere Kunden warten geduldig, während eine nach einer halben Stunde das Terrain, vermutlich genervt, verlässt. Die Postfrau hat mich jedenfalls am Ende mit einem herzlichen Lächeln und Handschlag verabschiedet, denn wir zwei haben das lästige Versenden mit Anstand gemeinsam geschafft.
Wir verlassen La Ligua und fahren Richtung Meer. Der erste Ort heißt Papudo und ist so eine Art (kleines) chilenisches Biarritz, will heißen, es stehen noch einige Villen in typisch französischer Bäderarchitektur im Ortskern, gleich hinter der Playa Chica, dem ‚kleinen Strand‘. Die Urlaubsstimmung ist heiter, die Sonnenschirme farbenfroh, und es ist auch noch Platz für einige Fischerboote. Nett. Es geht in Kurven an der Küste entlang, immer mit Blick auf den Pazifik; von der Temperatur her eher fühlt man sich in der Bretagne, die Landschaft ähnelt mehr der Côte d‘Azur. Im nächsten Ort, Zapallar, wohnen die Schönen und Reichen Chiles; das sieht man auf den ersten Blick schon an den Villen: Moderne Architektur, teure Materialien, exquisite Lage über dem Meer, in tsunami-sicherer Entfernung. Zwischendurch erinnern die Villen an den Starnberger See…
Schön, aber ohne Campingplätze natürlich. Vor einer Villa zu stehen, kommt nicht in Frage. Wir hoffen, dass der anvisierte Campingplatz 30 Kilometer weiter, bei Horcón, etwas taugt. Ja, Glück gehabt: Die Campingplatz-Mutti hat 18 Jahre in Hamburg gelebt (und vergleicht gleich Zapallar mit Blankenese…) und zeigt uns gleich ihren privaten Platz mit schattigen Bäumen und netten Parzellen. Wir sagen erst mal für eine Nacht zu. 


Tag 203 / Di 26.2.2019 / Horcón
(Cornelia) Ein klarer, kühler Morgen – wir frieren im Schatten an unserem Laptop ein bisschen, so dass wir gegen 11 Uhr zur Stranderkundung aufbrechen, zehn Minuten vom Campingplatz entfernt. Damit ist auch entschieden, dass wir noch einen zweite Nacht hier bleiben. Je näher wir dem Wasser kommen, desto intensiver, will sagen aufdringlicher wird der Geruch nach Tang und Fisch. Horcón ist offenbar ein winziges Fischerdorf. Alle Sea-Fastfood-Stände reihen sich unten am kleinen Hafen auf, wo die Fischer riesige Krabben aus den Netzen befreien. Möwen und Pelikane warten auf die Abfälle, die dann auch reichlich kommen: Köche schütten die Reste einfach an den Strand. Das mag eine Win-win-Situation für Köche und Tiere sein – wir halten den Gestank kaum aus und finden zum Glück ein Stückchen weiter eine im ersten Stock gelegene Kaffeebar mit windigem Balkon, was unsere Nase etwas befreit. Der Besitzer spricht akzentfreies Englisch, was er mit seiner ersten Frau, einer Australierin, begründet. Die Kaffee-Bar in dem schmalbrüstigen, hohen Haus gibt es erst drei Monate, für die nächste Hochsaison plant er Jazz-Konzerte. Der ganze Ort ist übrigens eine einzige Tsunami-Zone...
Wir setzen die Wanderung am Strand fort, sehen aus Holzresten zusammengeschusterte Häuschen, aber auch gewagte mehrstöckige Cabañas auf Stelzen-Konstruktionen, deren Bautechnik uns sehr fraglich erscheint, halten aber den Geruch nicht lange aus und drehen um. Wieder eine Erfahrung mehr. Im WoMo suche ich sofort mein Parfüm-Fläschchen: Unseren Nasen kann jetzt nur noch provenzalische Verveine helfen… Am Nachmittag suchen wir – nach ein paar weiteren Blog-Seiten ‚auf Halde‘ - eine Alternative zu einem Abendessen in Horcón und erreichen nach 20 Kilometern zwei schöne Orte in der Ebene, die nur durch eine Lagune voneinander getrennt sind: La Laguna und Maitencillo. Hier ist alles viel gepflegter, der Blick freier, frische Luft. Gut gewählt! Im Fischrestaurant am Strand („Donde Gaston“) bekommen wir das leckerste Gemüse der ganzen Reise durch Südamerika zu Tintenfisch vom Holzkohlengrill, während die Sonne langsam im Meer versinkt, und zwei weitere hervorragend zubereitete Fischfilets mit Krabben als Hauptgericht. Das reicht locker aus, um das Fischtrauma vom Vormittag wieder zu löschen.


Tag 204 / Mi 27.2.2019 / Santiago
(Cornelia) 40 Kilometer Landstraße zur Autobahn sind schnell überwunden, bald winkt eine Tank-WiFi-Pause und schneller, als wir denken, kommen wir schon bei der WoMo-Vermietung an, die ja nördlich von Santiago liegt. Wir holen uns die Fernbedienung für das Portal und fahren flugs zum Autowaschen. In Chile lässt man arbeiten: Für 23.000 Chile-Pesos wird der Camper außen mit dem Kärcher gereinigt und sogar die Fahrerkabine geputzt. Als der dunkelhäutige Putzer „S‘il vous plaît“ sagt, als er den Autoschlüssel holt, zucken wir zusammen. Haben wir uns verhört? Nein, der französisch sprechende junge Mann stammt aus Haiti…
Zurück bei der Vermietung fällt Toms Blick auf den Reiseplan. Und er kriegt einen großen Schreck: Haben wir doch glatt die Tage nach Valparaíso doppelt belegt, wollen zeitgleich auf der Osterinsel und in Santiago sein!!! Help! Wo fangen wir an, den Knoten zu lösen? Am meisten trifft uns, dass wir mit Roberto und Anita schon verabredet waren – am Tag nach dem Flug auf die Osterinsel... Glücklicherweise können wir telefonisch mit ihnen [Tom: Eine sprachliche Meisterleistung von Cornelia!] einen Ersatztermin für den folgenden Tag vereinbaren! Dann buche ich das Hotel in Santiago um… ohne Gebühren noch möglich. Danach dauert es lange, bis alle Einzelteile aus dem Camper zusammengesammelt sind. Zwei Packtische außen sind nützlich und hilfreich. Irgendwann ist das ganze Zeug aussortiert und in den beiden Koffern verstaut. Uff. Schnell fahren wir in das Fisch-Restaurant und lassen uns mit Congrio (Seeaal) und Pasta mit Meeresfrüchten aufrichten.

Mobirise

Tag 205 / Do 28.2.2019 / Valparaíso
(Cornelia) So, unser WoMo-D-Day ist da. Was wohl alles beanstandet werden wird? Bei der Übergabe sollten wir jeden Kratzer, jedes Fleckchen im Lack dokumentieren. Mit strenger Miene geht die Dame mit einer Liste um und in den Camper… Zittern… und Erleichterung: Nein, gar nichts müssen wir berappen, alles in schönster Ordnung! Na, das sind gute Nachrichten!
Ein Taxi bringt uns gleich vor die Haustüre von Roberto und Anita. Große Freude über das Wiedersehen auf beiden Seiten! Roberto zeigt uns seine CD-Sammlung, die Märklin-Dampfeisenbahn, sein Bastelzimmer, seine optischen Geräte für die Astrofotografie, seinen 3D-Drucker, den er für alles Mögliche im Bereich Haushalt und Hobby einsetzt und erklärt Tom auch, wie sein Rechner die Sternenfotos prozessiert. Beide sind Elektroingenieure! Anita, Lehrerin für Mathe und Physik am Colegio, steht derweilen in der Küche und macht von Hand Ravioli für die besonderen Gäste. Ich stehe ihr mehr moralisch bei und darf nur am Ende ein bisschen helfen. Das Essen schmeckt hervorragend – und auf einmal sind fast fünf Stunden vergangen. Jetzt aber flott, noch schnell von den vier(!) Hunden verabschieden - Roberto wollte uns doch noch das Museo Aeronáutico in Santiago zeigen. Viele Flugzeuge draußen und drinnen dokumentieren die chilenische Luftfahrtsgeschichte, Schautafeln das Leben chilenischer Piloten. Schön gemacht und interessant!
Danach geht es in Santiagos Berufsverkehr zum Busterminal. Erfreulicherweise geht alle 20 Minuten ein Bus nach Valparaíso, schon winken wir den beiden zum Abschied zu – nicht ohne noch einen Folgetermin für unseren letzten Abend in Santiago vereinbart zu haben.

Mobirise
Mobirise
Mobirise

Impressum    Datenschutz    

© Copyright 2018 W. Ocker - Alle Rechte vorbehalten