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Von Argentinien nach Chile:
Bariloche bis Santiago


Tag 170 / Do 24.1.2019 / Camping Ragintuco, zwischen Bariloche und Villa la Angostura
(Cornelia) Nach einem hervorragenden Tankstellen-Frühstück und einem Brotzeit-Einkauf in einer Panaderia (Bäckerei) erreichen wir in 25 Kilometer die Talstation des Cerro Catedrál, der Teil des größten argentinischen Schigebiets ist. Erst steigen wir in die Vierer-Kabine der Seilbahn (komisch, ohne Skiausrüstung!), dann in den Sessellift um. Beide fahren im Schneckentempo (übrigens von einem Schweizer Unternehmen gebaut, sehr beruhigend), so dass wir von der Aussicht und dem Lüfterl profitieren können. Oben führt ein Weg 45 Minuten lang in ‚las nubes‘, die Wolken. Stimmt gar nicht, der Himmel ist wolkenlos blau, aber oben bläst der Wind. Welch ein herrlicher Ausblick! Wir steigen ein kleines Stück ab und machen Brotzeit mit einem unglaublichen Weitblick auf den weit verzweigten Lago Nahuel Huapi, der wie der Starnberger See in einer Endmoränenlandschaft liegt (man verzeihe mir den Vergleich) und die Anden bis nach Chile: Man sieht etwa 150 Kilometer weit. Wahnsinn! Wir sind im Glück!
Nach einem kleinen Einkauf (wichtig: der Beutel Eiswürfel) umfahren wir Bariloche, wo sich einst viele Nazis versteckt hielten, und folgen einem See-Arm bis zu einem schön angelegten Campingplatz, wo man versteckt unter hohen Bäumen direkt am Ufer sein Lager aufschlagen kann. Strom gibt es allerdings erst ab 20 Uhr aus einem Generator und die Duschzeiten sind auch ziemlich eingeschränkt.
Gleich nach der Einfahrt sehen wir das Wohnmobil mit dem Berliner Kennzeichen, mit dessen Besitzern wir uns kurz in Colonia del Sacramento (Uruguay) ausgetauscht hatten. Wir verabreden uns auf ein Glas Wein und verbringen mit Hajo und seiner Frau einen interessanten Abend. Sie erzählen u.a. ihre Jagd nach einem Reserverad in Buenos Aires – alles nicht so einfach wie in Europa, obwohl Mercedes dort mehrere Vertretungen hat.


Tag 171/ Fr 25.1.2019 / Camping Ragintuco
(Cornelia) Wir haben ‚Stalldienst’ und putzen und waschen. Blog schreiben ist geplant, aber der PC-Akku ist bald leer und Strom vom Generator gibt es erst ab 20 Uhr. Mist… Außerdem ist es 14 Grad kühl, windig und bedeckt; kein Badewetter. Letztlich kommt gegen Spätnachmittag die Sonne doch noch heraus und das Lesen bei sanft plätschernden Wellen versöhnt mich etwas. Der Laptop ist allerdings erst um 22 Uhr aufgeladen – argentinische Zeitangaben darf man nie so ganz ernst nehmen… 


Tag 172 / Sa 26.1.2019 / Lago Hermoso
(Cornelia) In dieser Nacht ist das Thermometer auf 1 Grad gesunken, so dass wir ausnahmslos alle zur Verfügung stehenden Decken übereinander geschlichtet haben. Das ist bis jetzt unser Kälterekord.
Gleich in der Frühe fahren wir nach Villa la Angostura, den Ort, den ich am 1.1. als „überkandidelt“ empfand. Diesen Eindruck muss ich am heutigen Samstag revidieren: Alle Läden, die wir suchen, sind im Zentrum zu finden: Optiker (eine Schraube ist locker – nein, nur an der Brille…!), Supermarkt, Parilla und – Friseur. Dieses Mal haben wir Glück. Erstens ein Termin für beide, zweitens bei einem Meister seines Fachs, zu dem ich spontan Vertrauen habe, obwohl er mir einen Radikalschnitt verpasst. Im Gespräch erklärt er mir, dass es zwei Sorten von Friseursalon in Argentinien gebe, ‚de autore‘ (nur ein Friseur, der Inhaber, der alles kann und macht) und lange schmale Salons, wo es von Angestellten wimmelt, von denen jeder nur jeweils eine einzige Aufgabe übernimmt. Ja, so einen Salon hatte ich in Buenos Aires – danke für die Aufklärung!
Die Ruta de los Siete Lagos, der Sieben Seen, steht an, obwohl auf den Info-Tafeln noch einige mehr genannt werden. Einer ist schöner als der andere; fast alle sind in die kiefernbestandenen Berge eingebettet, an manchen lockt ein Badestrand. Wir halten an mehreren Aussichtspunkten und genießen den Blick auf das Blau oder Grünblau der Gewässer. Ziel ist der Lago Hermoso, der ‚schöne See‘, an dem wir uns mit einem Hembacher Ehepaar treffen wollen; in Buenos Aires haben wir uns knapp verpasst. Gemeinsam ist uns der Hausarzt, in dessen Wartezimmer ein Foto vom Gletscher Perito Moreno hängt und der netterweise beiden Paaren den Film seiner Chile-Argentinien-Reise gezeigt und beide mit Tipps versorgt hat. Simone und Thomas haben 100 Tage für Südamerika Zeit, waren in Uruguay, Brasilien, Bolivien und Peru und fahren jetzt nach Süden, während wir ja auf dem Weg in den Norden sind. Über WhatsApp stehen wir schon länger in Kontakt und werden uns am Lago Hermoso kennenlernen.
Das Treffen gelingt, obwohl die Zufahrt zum Campingplatz von Badegästen ziemlich zugeparkt ist; beide Männer fahren zentimetergenau – bravo. Wir finden uns, stehen eine Nacht nebeneinander, tauschen Erlebnisse aus und stoßen auf gemeinsame Bekannte, witzigerweise nicht nur, wie man vermuten könnte, in der Heimatgemeinde, sondern auch über Simones letzte Arbeitsstelle in Baden-Württemberg. Wie immer ist die Welt doch kleiner, als man denkt… Ich springe rasch in den kühlen See, danach ergibt sich ein Mahl aus allem, was die beiden Wohnmobile so bieten. Erst lang nach Mitternacht ist Zapfenstreich - ein informativer und sehr vergnüglicher Abend!


Tag 173 / So 27.1.2019 / Junín de los Andes
(Cornelia) Nach dem gemeinsamen Frühstück im eigenen WoMo – breiter, schöner, größer als unseres - der beiden Hembacher, trennen sich unsere Wege wieder. Schön war das Treffen!
Tom und ich sehen noch zwei weitere Seen, vor bzw. in San Martín de los Andes, einem herausgeputzten, restaurant- und geschäftsreichen Winter- und Sommersportort. Rosen blühen im Stadtpark, alle Bäume sind beschriftet, Lavendel duftet. Dennoch wollen wir noch bis Junín de los Andes, wo ein Campingplatz auch mal wieder Strom zu bieten hat. Er liegt malerisch zwischen hohen Bäumen auf einer Insel im Fluss; mit WiFi und ohne einschränkende Duschzeiten. Auch mal nett zwischendurch! Es dauert nicht lange, da kommt jemand auf uns zu, den wir als den netten Russen aus Ontario wiedererkennen, den wir schon einmal in Gobernador Gregores getroffen haben. Er und seine Frau (Sergej und Tanya) sind mit einem Schweizer Ehepaar vom gegenüberliegenden Camping Municipal zum Essen verabredet. Ob wir Lust hätten, mitzukommen? Na klar.
Wir sprechen meist Englisch, durchsetzt von gemäßigtem Schwyzerdütsch („odrrr?“) und Russisch. Meist gibt es gleichzeitig zwei intensive Gespräche, manchmal ist die Runde in einem Gespräch vereint. Während Sergej und Tanya schon ziemlich lange mit Jeep und Wohnwagen durch die Welt touren, sind Isabell und Willy ‚erst‘ seit September on the road. Auch sie schreiben einen Blog, kochen und essen gern. Sergej nimmt gerne mal auf den Arm, wer auch immer sich dafür anbietet und sei es die nichts ahnende Kellnerin. Er staunt, was ich noch alles von meinen paar Tagen 1976 in Moskau anlässlich der Silberhochzeit meiner Eltern behalten habe und schwärmt mir vor, wie positiv sich der Rote Platz verändert hat, seit das riesige Hotel Rossija, in dem wir seinerzeit wohnten, abgerissen wurde. An seiner Stelle liege jetzt ein schöner Park. 


Tag 174 / Mo 28.1.2019 / Junín de los Andes
(Cornelia) Weil Willy mir am Vorabend verraten hat, dass Isabell Akupunkteurin ist, traue ich mich, sie um einem ‚Termin‘ zu bitten: Das Gefühl an der Außenseite meines linken Fußes ist immer noch nicht ganz zurück. Um 9 Uhr hole ich sie am Campingplatz-Eingang ab, und sie setzt mir nach kurzer Absprache einige Nadeln, um den betroffenen Meridian wieder in Schwung zu kriegen. Derweilen plaudern wir, bis Willys Verabredung mit Sergej stattfindet: Jener weiß, wie man Drohnen steuert, ohne sie gleich zerschellen zu lassen und erteilt Willy einen Einführungskurs zur Vermeidung von Bäumen, Hunden, Vögeln und Staub. Willy ist nervös und angespannt, aber glücklich über die Aussicht, nach vielen Übungsstunden auch mal schöne Luftaufnahmen machen zu können.
Alle fahren ab, wir bleiben da. Der Blog ist nur bis 31.12. online und wartet auf Ergänzung. Zwischendurch gehen wir im Fluss Chimehuin schwimmen. Na ja, stimmt nicht ganz: Die Strömung ist doch so schnell, dass wir uns nur dagegen stemmen und das Wasser an uns vorbeirauschen lassen. Wir wollen ja am Campingplatz bleiben und am Abend wieder in dem Lokal mit dem Hirschgeweih-Lüster gut essen gehen!


Tag 175 / Di 29.1.2019 / Junín de los Andes
(Cornelia) Offenbar sind wir vom vielen Reisen doch so müde, dass wir erst um halb zehn aufwachen. Insgesamt geht es auf argentinischen Campingplätzen unserer Erfahrung nach viel leiser zu als auf italienischen oder französischen, obwohl nicht so viel Platz zur Verfügung steht wie in Nordamerika.
Wieder arbeiten wir am Blog und haben die Qual der Wahl beim Bilderaussuchen. Immerhin können wir – nachdem wir in Junín endlich ein Café mit WiFi gefunden haben – 13 Tage online stellen. Das dauert, bei langsamem Internet, geschlagene zwei Stunden… Auf dem Weg zum Campingplatz lassen uns laute Vogelschreie nach den Verursachern suchen: Hunderte Amazonen-Papageien sitzen auf den Eichen des Stadtparks und knacken mit ihren krummen Schnäbeln die Eicheln, deren Schalen in einem fort herunterrieseln. Es scheint diese Vögel auch immer dort zu geben, wo Araukarien wachsen – ihre natürlichen Bestände werden wir einen Tag später auf dem Weg zum Vulkan sehen.
Weil das Lokal vom ersten und zweiten Abend soo leckere Fisch- und Fleischgerichte auf der Karte hat, gehen wir noch ein drittes Mal hin. Carpe diem, wer weiß, wo wir morgen mit dem WoMo stehen werden!


Tag 176 / Mi 30.1.2019 / Zapala
(Cornelia) Die üblichen Handgriffe, die jetzt auch schon schneller gehen, Tanken – und schon sind wir unterwegs. Nach nur 29 Kilometern auf der Ruta 40 nehmen wir die Ruta 61 Richtung Chile. Die Grenze wollen wir nicht überschreiten, aber den Vulkan Lanìn, einen weiteren Bilderbuch-Vulkan mit über 3700 Metern Höhe, etwas näher sehen. Ihn hatten wir auch vom Cerro Catédral aus in der Ferne schon alles überragen sehen.
Das Tal, dem die Straße folgt, liegt in Mapuche-Gebiet, hat einen Fluss, einige Tafelberge und bietet wunderschöne Ausblicke auf den Vulkan. Außerdem fährt man (z. T. auf der Schotterpiste) durch einen natürlichen Araukarien-Wald; die robusten Bäume trotzen Feuer, Stürmen, Schnee und Eis und können bis zu 1300 Jahre alt sein. Manche sehen zerrupft oder zerzaust aus oder bilden Schirme am zweiglosen Hochstamm; andere haben die ideale ovale Form ohne Spitze. Sehr schön sieht das aus!
Der Gipfel des Lanín ist schneebedeckt, der Weg nach oben führt offensichtlich durch Lavasteine in verschiedenen Größen, von schwarzem Sand (wie am Parkplatz) bis zu Geröll. Zwei Tage dauert der Anstieg, mit Basis- und zwei weiteren Lagern– nein, danke, nichts für uns. Wir begnügen uns mit der Ansicht, gucken auch durchs Fernglas und verzehren unsere Brotzeit mit Blick auf den beeindruckenden Berg. Saint-Exupéry, im argentinischen Postdienst als Flieger eingesetzt, soll sich so einen Vulkankegel als Vorbild für den Vulkan im „Petit Prince“ genommen haben.
Zurück auf die Ruta 40, die kurvig, aber ziemlich windstill durch abwechslungsreiche Steppenlandschaft führt; so mancher Abschnitt fordert wegen tiefer Schlaglöcher Toms Aufmerksamkeit, anderswo ist sie frisch geteert, aber ohne Markierungen, dann wiederum müssen wir über eine ‚desvio‘, eine Umleitung neben der neuen Straße, schleichen, weil sie äußerst uneben ist. Jedenfalls strengt uns die heutige Fahrerei bei 31 Grad trockener Hitze an, und wir sind froh, als wir den uninteressanten 30 000-Einwohner-Ort Zapala mit seinem Camping Municipal erreichen.

Mobirise

Tag 177 / Do 31.1.2019 / Barrancas
(Cornelia) Das ganze Rudel wilder Hunde, das so auf dem Campingplatz herumläuft, ist schon wach, als wir das Frühstück zubereiten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut sich die verschiedenen Hunde vertragen und vor allem, wie gepflegt sie aussehen, obwohl sie doch nur herumstreunen. Nein, sie bekommen (wie immer) nichts von uns, sollen sie doch bitte andere anbetteln!
Wir wollen das Museo antropológico Olschacher in Zapala aufsuchen, das der eine Reiseführer besonders rühmt und der zweite nicht einmal erwähnt (?!?); zwar ist der Eingang durch einen großen Bauzaun versperrt, aber – wir sind in Argentinien… - es gibt einen Seiteneingang, der einladend offen steht, weshalb wir auch ohne zu zögern das Museum betreten. Es beherbergt über 2000 Fossilien, von denen die meisten (zwar ohne Licht, aber immerhin) in Vitrinen ausgestellt sind; andere Knochen von Wasserreptilien und sonstigen Sauriern stehen außen herum. Leider ist die Mitte des Raumes leer – ich nehme an, dass hier in Nicht-Umbauzeiten das fossile Prunkstück steht, ein Krokodil. Gut, wir fahren ohne diesen Eindruck weiter.
Für den Ort Chos Malal preist der Reiseführer, der sich über das Museum ausschwieg, ein Lokal an, dass für Zicklein-Braten berühmt ist. Fehlanzeige, gibt es nicht mehr, stattdessen wird vom neuen Pächter ein guter, aber doch weniger spektakulärer Hamburger mit vielen Pommes angeboten. Kein Wunder, dass die Argentinier so viele Kartoffeln essen: Ein 4-Kilo-Sack kostet etwa 2,50 Euro.
Insgesamt erleben wir auf der Fahrt nach Barrancas wieder einmal die Weite der argentinische (Halb-)Steppe oder Halbwüste mit allen möglichen Farb- und Formkombinationen und winden uns manchmal bis auf 1800 Meter hinauf. Die Verkehrsdichte ist sehr gering (allerdings geraten wir in eine größere, bunt gemischte Ziegenherde, die eher ungeordnet über die Straße springt), und es hat erfreulicherweise kaum Schlaglöcher, so dass wir meist 90 km/h fahren können. Wo es Wasser gibt, wird auch gewohnt; vieles sieht eher nach Baracke aus, mit zusammengeschusterten Materialien, aber manches ist auch ganz proper. Insgesamt war die ganze Strecke in der Provinz Neuquén früher Mapuche- bwz. Tehuelche-Land, bis General Roca während und aufgrund seiner Wüsten-Kampagne von 1878 bis 1880 einen riesigen Genozid veranstaltet hat. Jetzt verbleiben noch 50 Mapuche-Kommunitäten, die meist Kunsthandwerk anbieten. Die Landschaft sieht teilweise so schroff und zerklüftet aus, dass man sofort einen Indianerfilm drehen möchte. Tom liebt die Wüste und ist begeistert.
Trotz Zucker in Form von Eis und Coca-Cola machen wir um 18 Uhr Schluss, als wir den Ort Barrancas erreichen, von dem wir wissen, dass er einen Campingplatz hat: Vom vielen Schauen sind wir müde… Die argentinischen Nachbarn räuchern uns ein (der ‚fogón‘, der Grill, ist das Allerwichtigste!!!), die 32-Grad-warme Luft will sich lange nicht abkühlen, so dass nur Ablenkung hilft: Internet-Recherche. 


Tag 178 / Fr 1.2.2019 / Malargüe
(Cornelia) Über die neue Brücke, wie so oft direkt neben der alten, nicht abgerissenen über den Fluss geschlagen, verlassen wir den Ort; die Tankstelle – auf allen Ruta-40-Karten verzeichnet – existiert nicht. Glück gehabt, wir haben genügend Diesel im Tank. Wir wissen, dass uns 42 Kilometer Schotterpiste erwarten; was nie asphaltiert wurde, nennt man in Argentinien euphemistisch ‚en reparación‘. Mit Tempo 60 bis – schlechtestenfalls 20 – quälen wir uns durch. Noch zwei Kilometer bis zum Asphalt…
NEIN. Ein neues orangefarbenes Schild taucht auf, und solche Schilder verheißen nichts Gutes: Die nächsten 64 Kilometer sind ‚en construcción‘, heißt zwar anders, ist aber auch wieder derselbe scheußliche Schotter mit besonders vielen Querrillen, die Auto und Campingaufbau in eine Vibration versetzen, dass nur noch die Vollbremsung hilft. Man stelle sich vor, wie Tom ruft: „Ich flipp‘ jetzt aus…!!!!“ Traut man ihm das zu? Doch. Zeugin vorhanden. Besonders gemein ist, dass alle Naslang ein paar Meter Asphalt auftauchen, der dann alsbald wieder in Ripio übergeht. Ein deutsches Hirn begreift solche kuriosen Straßenverschlechterungsmaßnahmen einfach nicht… Darüber tröstet auch nur ansatzweise der tolle Blick auf ein Areal mit der höchsten Vulkandichte der Welt hinweg: 800 Kegel reihen sich aneinander. (Und ich fand schon die einhundert in der Auvergne so beeindruckend!) 
Fazit: Bis nach Malargüe (213 Kilometer von Barrancas entfernt) brauchen wir geschlagene fünf Stunden und kommen erschöpft und entnervt an. Der geneigte Leser ahnt es: Nur ein Essen kann uns aufrichten… Es gibt ein Zicklein von der Parilla.
Nun sind wir wieder in der Lage, das Observatorium Pierre Auger zu besuchen, das seit 2004 kosmische Strahlen aufzeichnet, aus denen Forscher sogar deren Ursprungsgalaxie berechnen können. Im Institut laufen allerlei informative Filme; eine Mess-Station dient der Anschauung. Insgesamt sind in der Hochebene um Malargüe auf einem Gebiet von 3500 Quadratkilometern 1500 Detektoren im Abstand von jeweils 1,5 Kilometern verteilt. In der Südhemisphäre ist dieses Observatorium das einzige seiner Art, ein Pendant dazu gibt es in Utah für die nördliche Halbkugel.
Auch ein Planetarium leistet man sich in Malargüe, unter einer blauen Pyramide versteckt. Der Film ist von der ESO und ähnelt im Inhalt dem, was man im Nürnberger Planetarium sieht. Alles auf Spanisch – gut, dass wir ein bisschen Vorwissen besitzen. Danach gibt es noch einen interaktiven Talk mit den acht Muttersprachlern im Publikum; immerhin verstehen wir jetzt, warum wir das Kreuz des Südens‘ in Deutschland nicht sehen können und dass die Gürtelsterne in Südamerika ‚las tres Marías‘ heißen. An diesem Abend wäre allerdings jeder Blick gen Himmel sowieso sinnlos, denn zum ersten Mal seit sechs Wochen regnet es etwas. 


Tag 179 / Sa 2.2.2019 / San Rafael
(Cornelia) Erst führt die Straße durch genau die Ebene bei Malargüe, in der das Observatorium seine weißen Detektoren für Kosmische Strahlen aufgestellt hat. Schier ‚ewig‘ geht es geradeaus durch die Ebene. Irgendwann taucht der Vorwegweiser zur Salina del Diamante auf, den wir als Empfehlung aufgreifen. Die Saline erkennt man schon von weiten an einem Salzberg; es gibt auch ein kleines, informatives Museum, in dem man gewürztes Salz kaufen kann. Die dahinter liegende Lagune changiert in schwachem Blau und fadem Rosa.
Etwas später erreichen wir den Eingang in den Canyon de Atuél, eine bildschöne Nebenstrecke nach San Rafael, deren erster Teil über eine spektakulär schmale Straße durch eine grandiose Felslandschaft führt. Formen und Farben begeistern uns, dazu die Flora: Viel Pampas-Gras, aber auch riesige solitäre Kakteen oder andere knuffige, die im Horst wachsen. Diesen Ripio, der später regenbedingt in Schlamm übergeht und unser Auto rot färbt, haben wir wenigstens selbst gewählt. Manche Felsen tragen fantasievolle Namen, oft öffnen sich auch Nebentäler. Der Fluss ist mehrfach aufgestaut, und gibt es auch mehrere E-Werke und Umspannstationen. Die Straße führt dann einfach übers Firmengelände.
Bevor es dann richtig touristisch wird (Rafting, Kayakfahren, Campingplätze, Gaststätten), öffnet sich der Blick noch zu einem See, aus dessen Mitte bei Niedrigwasser (haben wir) sich eine Felsformation erhebt, die ‚Submarino‘, U-Boot, genannt wird. Na ja, wäre bei Sonnenschein schöner…!
Schließlich erreichen wir San Rafael, die zweitgrößte Stadt in der Provinz Mendoza mit viel Industrie und Handel sowie Gemüse- und Weinanbau, wie die Hauptstadt Mendoza eine grüne Oase in der Wüstenlandschaft. Nachdem wir an einer Tankstelle unter schamlosen Wasserverbrauch meine völlig verschmutzten Schuhe gereinigt haben, trauen wir uns auch in unser kleines Hotel, wo man uns auch gleich ein gutes Restaurant empfiehlt und verspricht, am nächsten Tag den Wäscheservice anzuleiern.


Tag 180 / So 3.2.2019 / San Rafael
(Cornelia) Wunderbar geruht auf tollen Matratzen in ruhiger Straße. Nach dem Frühstück telefonieren wir eine Runde über das Hotel-WiFi - allen geht es gut, schön zu hören. In San Rafael, wo die meisten Straßen platanengesäumt sind, ist man stolz auf seine ehemalige Bahnstation und hat im früheren Bahnhof diverse Utensilien (Kleidung, Morseapparat, Signalfahnen usw.) aufbewahrt und ausgestellt. Es war dieselbe Linie, die auch die Salina del Diamante bediente. Auch zwei Loks sind zu bewundern und dürfen bestiegen werden. Tom spielt gleich Lukas, den Lokomotiv-Führer… Am Bahnsteig ist Schnauferlparade, und ein paar Oldtimer-Besitzer (Ford, Chevi, Renault) stehen stolz neben ihren Fahrzeugen.
Nachmittags suchen wir Fotos für den Blog aus; mit den zwei Gläsern Rotwein vom Hotel (‚vin de cortesía‘) flutscht es gleich besser, und dann brechen wir zu einem Gitarrenkonzert auf, dessen Plakatankündigung wir am Vorabend entdeckt haben: Erstes Gitarrenfestival in San Rafael. Veranstaltungsort ist eine Art ehemaliger Weintank der Bodega Vendímia, einer von rund 80 Weinkellern in der Stadt. Um 19 Uhr soll es losgehen. Nach einer halben Stunde Warten (richtig, wir sind in Argentinien) und einer planlos-stockenden Begrüßungsrede (Argentinien!) treten zwei Stunden lang nach- und oder miteinander zehn Gitarristen auf, in verschiedenen Besetzungen: Solistisch, mit Bandoneon oder Flöte und im Quartett. Alle sind technisch sehr versiert, vieles ist Folklore(basiert). Wie wir tags darauf feststellen, hört sich die dort (für 4 Euro) erworbene Tango-CD sehr schön an; die Eintrittskarte kostete übrigens denselben Tarif… Alles in allem ein schönes Konzert, nach dem uns der Hunger gegen 22 Uhr in dasselbe Restaurant unter Platanen treibt wie am Vorabend. Damit liegen wir aber noch gut in der argentinischen Abendessenszeit.


Tag 181 / Mo 4.2.2019 / Tunuyan

(Cornelia) Die gewaschene Wäsche erhalten wir tatsächlich einigermaßen ‚in time‘ zurück und fahren als erstes zum ältesten Weingut der Stadt, ‚La Abeja‘ (die Biene), von italienischen Auswanderern 1884 gegründet. Die alten Fotos zeigen, dass man große Visionen brauchte, um so ein Projekt aufzubauen und durchzuhalten. Wir nehmen nur zwei Flaschen mit, und die Dame an der Ausgabe bekommt einen schwärmerischen Blick, als sie ‚München‘ hört: Dort gebe es doch einen großen Park… ich helfe nach, den ‚jardín inglés‘, ja, genau!
Das nächste Weingut (von Jacques Rivier, einem ausgewanderten Westschweizer) hat geschlossen: Es sei der ‚Tag des Weingut-Arbeiters‘, offenbar in den weinproduzierenden Gegenden Argentiniens.
Bevor wir aber San Rafael verlassen und durch eine öde Ebene fahren, besuchen wir das Café Benelli, mit aktuellen Motorrädern und Rollern sowie einem kleinen Museum. Sehr schöne Roller baut die italienische Firma…! Auch hieran merkt man, dass in der Stadt viele Menschen italienischen Ursprungs leben.
Natürlich ist auch das angesteuerte Weingut im 170 Kilometer entfernten Valle de Uco heute geschlossen (was wir zum Glück noch etwa 50 Kilometer vorher merken), und so steuern wir schon relativ früh am Nachmittag einen Campingplatz an, der immerhin nette überdachte Essplätze und einen Kiosk aufweist. Weil ich mich ausgebremst fühle, bin ich etwas verärgert, was sich dann durch WhatsAppen [Danke, Regina!] und Lesen ein bisschen korrigieren lässt. 


Tag 182 / Di 5.2.2019 / Valle de Uco

(Cornelia) Die Anden erheben sich majestätisch hinter dem Valle de Uco, das eigentlich kein Tal ist, wie ich es landläufig verstehen würde, sondern einfach eine Ebene, die im Westen von Vorkordilleren und den Anden begrenzt wird. Die höchsten Gipfel sind zwischen 6000 und 7000 Meter hoch und natürlich schneebedeckt.
Die jeweiligen Weingüter liegen weit hinter den Eingangstoren, die bewacht sind, als würde man eine Staatsgrenze überqueren. Mit strengem Blick tritt am Weingut ‚Andeluna‘ ein Uniformierter an den Wagen heran und fragt nach dem Ziel des Besuchers. Ja, was wird man schon wollen, wenn man ein Weingut ansteuert? Mit gespielter Engelsmiene erkläre ich: Visitar y comprar algunas botellas. Der Zerberus muss aber erst noch telefonieren, denn ‚sin reservación‘, ohne Reservierung, muss das erst ganz oben geklärt werden. Letztlich empfängt man uns (fast zu) herzlich; wir dürfen warten, bekommen erst ein Glas Wasser und später dann vier verschiedene Weine zum Probieren, während wir zusammen mit einem Ehepaar aus New York City zum Produktionsraum mit den Stahltanks laufen und auch noch die Holzfässer im Allerheiligsten (französische Eiche, nur einmal verwendet, und amerikanische Eiche, schärfer im Geschmack) bewundern dürfen. Inzwischen wird aber auch wieder mit Betonfässchen in Eiform herumprobiert. Wir verstauen drei Flaschen im Wohnmobil und fahren wenige Kilometer weiter.
Das Weingut Salentein ist ein niederländischer Betrieb, mit schöner, schlichter Brutalismus-Architektur (im Sinne von ‚béton brut‘ = Sichtbeton), hat ein Restaurant und eine eigene Kunstgalerie. Um das zentrale Gebäude herum stehen Skulpturen in der Landschaft, die Gärten sind von Gartenarchitekten angelegt, rundum, soweit das Auge reicht, der Weinberg. Vom Restaurant aus blickt man auf die schneebedeckten Gipfel der Anden. Wir lassen uns ein Menu mit Weinbegleitung schmecken – eigentlich die uns liebere Art der Weinprobe. Die Kunstgalerie beherbergt Werke von argentinischen und niederländischen Künstlern – und weist eine interessantere Zusammenstellung auf als manches Museum in Buenos Aires. Ach, ist das schön, dass es solche Orte, die Wein und Kunst vereinen, gibt! [Nicht wahr, Arlette und Thomas?]
Auf zum Campingplatz, der im Nirgendwo an einer kurzen Schotterpiste liegt, Plätze unter Obstbäumen und einen Pool hat. Außerdem hat der nette Besitzer einen ebenso netten Hund, der uns den ganzen Abend unterhält und dauernd einem geworfenen Stein nachrennen will. Er und die beiden anderen Hunde gehören ausnahmsweise wirklich zum Campingplatz, während sonst oft streunende Hunde herumstreichen oder auch manches Mal durch Bellen die Nachtruhe stören. Meist pflegen sie aber einen friedlichen Umgang miteinander, knurren fast nie, bellen selten, sind aber stets hungrig, wenngleich selten mager. Irgendwie scheinen sie sich durchzuschlagen; so manchen Knochen bekommen sie von einem mitleidigen Restaurant-Besitzer. 


Tag 183 / Mi 6.2.2019 / Uspallata
(Cornelia) Nach der Durchquerung der Provinzhauptstadt Mendoza sind wir unserem Navi sehr dankbar, dass es uns zu der gut versteckten Straße bringt, die nach Villavivencio führt, wo das meist getrunkene argentinische Mineralwasser herstammt. Zunächst geht es auf Asphalt aus dem Ort, später wird aus der Straße ein Gebirgssträßchen, das über viele Schleifen, Kurven und Kehren bis auf etwa 3300 Meter Höhe hinaufführt. Wir haben einen gigantischen, abwechslungsreichen Blick auf die Anden. Weil die Gegend dem zentralasiatischen Hochland ähnelt (eine Behauptung, die ich nicht überprüfen kann…), hat Jean-Jacques Annaud hier seinen Film „Sieben Jahre in Tibet“ gedreht. Die Sonne scheint zwar, dennoch ist es angenehm kühl hier oben. Zudem befinden wir uns auf eine geschichtsträchtigen Strecke: Die Route existiert seit dem 17. Jahrhundert, auch Darwin war schon hier und der Unabhängigkeitskämpfer General San Martín mit seinem Regiment, bevor er einen Frieden mit Chile schloss. Wieder einmal sind wir von der Landschaft begeistert.
Als wir hinter der Passhöhe weiterfahren, wird die Straße breiter, und Tom kann tatsächlich die Maximalgeschwindigkeit von 60 km/h fahren – außer es geht durch ein ausgetrocknetes Flussbett hindurch. Spontan entschließen wir uns, dem Hinweisschild zu den Minas de Paramillos zu folgen. Wir haben mal wieder Glück: Schon bald beginnt eine Führung. Wir Feiglinge nehmen natürlich nicht die Abenteuer-Führung (mit Abseilen und Klettern), sondern die Familien-Führung: Erst wird man mit einem Pick-up zu den halb eingestürzten Häusern der ehemaligen Mineros gefahren, dann darf man einen sonst abgesperrten Stollen betreten. Die fünf Teilnehmer der Gruppe sind mit Helmen und Stirnlampen ausstaffiert, damit keiner stolpert. 300 Meter (von einem 25 Kilometer umfassenden Gängesystem) geht es in den Berg, wir sehen alles, wonach man in dieser Mine gesucht hat: Silber und Blei, aber auch Katzengold und Kupfer. Die ältesten Häuser und Schachte stammen aus der Zeit der spanischen Besatzer, stillgelegt wurde die Mine aber erst vor 35 Jahren, zur Zeit des Falkland-Krieges. Die echte Mine beeindruckt mich deutlich mehr als die künstliche im Deutschen Museum. Die Temperatur liegt bei acht Grad, und ich wage es kaum, mir den Staub und Krach bei laufendem Minen-Betrieb vorzustellen. Kein Wunder, dass die Kumpels nie sehr alt wurden… uns schaudert.
Schließlich gehen wir im nächsten Ort, Uspallata (auf 1800 Meter Höhe), auf einen Campingplatz; wie üblich heizen die argentinischen Nachbarn gegen 22 Uhr den gemauerten Grill an und zwei junge Hunde meinen, ständig unter meinen Beinen durchschlüpfen zu müssen, während ich am Blog schreibe... Von Uspallata aus ist es nicht mehr weit zur Ruta 7, die zum Grenztunnel nach Chile auf 3200 Meter Höhe führt. Auf die alte Pass-Straße, die noch weiter nach oben führen würde, verzichtet Tom, sagt er, weil er ja heute schon so viele Kurven fahren durfte.


Tag 184 / Do 7.2.2019 / Santiago
(Cornelia) Großes Aufräumen: Kühlschrank und Vorratsschrank müssen geleert sein – alle Sachen wie frisches Obst und Gemüse, Käse, Wurst, sogar Kräuter, müssen gegessen oder verschenkt sein. Aufbruch von Uspallata: Letztes Frühstück mit dem leckeren Kaffee aus dem modernen Café FULL, das zur Tankstelle YPF gehört… fast sind wir wehmütig: Der ‚cafe con leche‘ und die ‚medialunas‘ (Hörnchen) schmecken dort so richtig lecker.

Wir fahren durch eine grandiose und kolossale Wüstenlandschaft in Braun- und Rottönen unter strahlend-blauem Himmel. Immer weiter schraubt sich unser Auto nach oben. Irgendwann taucht rechts von uns ein gletscherbedeckter Vulkan auf, der Acongagua. Weil wir uns schon auf 3000 Meter Höhe befinden, sieht er mit seinen knapp 7000 Metern Höhe (lt. Messung von 2012; die hiesigen Berge wachsen ja noch…) gar nicht sooo hoch aus. 
Der Wintersportort, den wir durchqueren, angeblich der schneesicherste Argentiniens, sieht von europäischer Warte aus betrachtet kläglich aus: wenige Lifte, die längste Abfahrt nur 700 Meter, ein paar Hotelbetten. Umso beeindruckender ist dafür ein Naturdenkmal erster Güte: Eine natürliche Brücke aus Stein, genannt ‚Puente del Inca‘, die vielfarbig schillert, weil über sie schwefelhaltiges Quellwasser fließt. Allerdings muss man sich erst einmal durch Massen von Andenkenläden durchkämpfen, um sie zu erreichen. Früher, gegen 1920, lag die Naturbrücke verkehrsgünstig an einer Eisenbahnstrecke, deren Reste immer noch mal rechts, mal links der Straße zu sehen sind: zum Teil überwucherte Gleisreste, Lawinenabdeckungen, Bahnhöfe, Wasserreservoirs, Telegrafenmasten.

Der Tunnel kürzt den Weg zur chilenischen Grenze stark ab. Aber dort heißt es erst einmal warten, obwohl nur vier Autos vor uns an einem Häuschen stehen bei sechs Autoschlangen insgesamt. Weil mein Pass Probleme macht – habe ich eine Verbrechervisage…? - warten wir etwa 40 Minuten. Offenbar liegt für jemand mit ähnlicher Passnummer ein Suchbefehl vor, klärt man uns später auf. Na gut, dann nur noch zum Zoll. Man hat uns erzählt, dass manchmal mir nichts dir nichts ein Gemüsespürhund ins Auto springt. Nein, bei uns steigt ein freundlicher Kontrolleur ein, der über den leeren Kühlschrank staunt. Geschafft! Kurz nach 14 Uhr sind wir wieder in Chile!

Die Freude hält nicht lange an: In einer Lawinenunterführung, nach den ersten paar Haarnadelkurven des Internationalen Passes Los Libertadores, hier Schnecken genannt, ‚los caracoles‘, tut es einen Schlag, Tom wird blass: „Scheiße, jetzt haben wir einen Platten!“ Nach dem Lawinentunnel kann er zur Seite fahren. Ja, und da stehen wir nun. Was passiert ist, sehen wir rasch, denn der Camper steht ganz krumm da. Die Blattfeder der Hinterradaufhängung rechts ist gebrochen. Wir haben keinen Handy-Empfang, denn natürlich müssten wir uns erst in Chile ein neues Guthaben aufs Handy laden lassen… hm. Immerhin können wir über die Telekom an den Wohnmobilverleiher eine SMS senden und kurz telefonieren. Besser wäre es aber, ein Foto des Problems zu schicken. Mit gelber Warnweste bekleidet winke ich heftig dem ersten Pkw, der Richtung Argentinien unterwegs ist. Der Fahrer erweist sich als hilfsbereit, fotografiert und schickt mehrere WhatsApp an unsere Vermietung, die ihrerseits uns verspricht zu handeln, aber Geduld empfiehlt… in Chile brauche eben alles viel Zeit. Wie sich herausstellt, stammt der Helfer aus San Rafaél – schade, dass wir ihn noch nicht früher kannten, da kommen wir ja her! Jedenfalls haben wir einen Riesendusel, Glück im Unglück, dass die Panne nicht in Argentinien passiert ist. Dort hätten wir so schnell keine Hilfe bekommen – wir warten letztlich ‚nur‘ sechs Stunden auf den Abschleppdienst, der kurz vor 20 Uhr erscheint und sehr fachmännisch den Nissan mit Tom als Fahrer auf die Ladefläche dirigiert und festzurrt.
Dann heißt es: Festschnallen und gut festhalten. Der Mann kennt seinen Pass und die Serpentinen und freut sich mehr oder weniger offen an meinem ängstlichen Blick. Im Nu liegen knapp 1000 Höhenmeter Caracoles hinter uns, und wir sausen die 200 Kilometer nach Santiago. Um 23.15 erreichen wir die Wohnmobilvermietung, bekommen dort ein Gästezimmer und finden sogar einen gedeckten Tisch vor. Der Nissan ist im Hof geparkt. Uff!

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