Tag 147 / Di 1.1.2019 / 30 km südlich von Bariloche
(Cornelia) Die Sonne kämpft sich durch, der Kühlschrank ist vorschriftsmäßig leer (ohne frisches Obst und Gemüse, Käse, Eier, Wurst….), wir erledigen noch ‚Haushalt‘, gehen rasch ins WiFi und freuen uns über die weiteren Neujahrsgrüße. Kaum sind wir losgefahren, halten wir gleich wieder, weil ein nicht ganz kleiner Wasserfall von der Straße aus zu sehen ist. Dichter Bambus und die dunkelgrünen Blätter des Riesenrhabarbers säumen die Straße. Nach vielen Kurven erreichen wir die chilenische Grenze und machen gleich den ersten Fehler als grenz-ungeübte Deutsche: An einem Häuschen, noch weit vor dem eigentlichen Grenzgebäude, hätten wir halten müssen, auch wenn keiner winkt oder guckt. Zurück marsch marsch, einen weißen Zettel holen, auf dem nur die Zahl 2 steht (Personen) und unsere Autonummer. Dann an zwei Schalter gehen: Nr. 1 Grenzpolizei, Nr. 2 Zoll. Weiterfahren. Gutes neues Jahr, gute Reise!
Bis zur argentinischen Grenze sind es 36 Kilometer, dazwischen ist der Pass Cardenal Antonio Samoré (1314 m) zu überwinden. Kilometerlang fahren wir durch tote Wälder, die wohl einem Waldbrand zum Opfer gefallen waren. Digitalis in rosa und weiß rahmt die Straße ein, ab und zu ein See, dann die Passhöhe, unter den Schutz der Jungfrau Maria gestellt, claro. Kurz danach haben wir einen schönen Blick auf einen erodierten Vulkanschlot aus Basalt, der aber einen kleinen Wolkenschleier trägt. Es geht weiter abwärts, die Fingerhüte werden von lila, rosa und blauen Königskerzen abgelöst, dazwischen gelber Ginster.
Häuschen, wir halten, Grenze, Grenzgebäude mit Grenzpolizei, neuer Stempel für 90 Tage Aufenthalt, Zoll… HALT! Dem eifrigen Beamten fällt etwas in unseren Auto-Papieren auf, was keiner vorher bemerkt hat: Das Ende der Vermietung lautet auf den 17.12.2018. Häh??? Das war doch der Tag, bevor wir das WoMo übernommen haben… Wir erklären uns und den offensichtlichen Fehler. Ja, kapiert, aber: HALT! Ohne richtiges Datum keine Einreise nach Argentinien. Immerhin ist der Beamte so nett, über unser Handy mit dem Vermieter zu telefonieren (Notruf-Nummer, denn heute ist Feiertag…!) Er erklärt dem Vermieter, dass jener online das Einreiseformular ändern müsse und es an die argentinische Grenze mailen könne. Wir schöpfen Hoffnung.
Nach etlicher Wartezeit erhalten wir vom Vermieter eine SMS: Die Datumsänderung sei online nicht möglich, wir müssten zurück an die chilenische Grenze. Mist. Also alles noch einmal, fürs Häuschen einen Rückkehrschein, was uns einen sehr verdutzten Blick plus Nachfrage des Grenzers einbringt; die Lupinen, der Vulkanschlot, der Pass, die Fingerhüte, der verbrannte Wald. Nach 36 Kilometern schlagloch- und kurvenreicher Straße erreichen wir die chilenische Grenze, nehmen wortlos den Zettel aus dem dortigen Häuschen entgegen und legen uns die Worte zurecht, unser Problem zu erklären. Die Grenzpolizei winkt uns gleich zum Zoll weiter, wo man nicht Englisch spricht und ich auf Spanisch unser Problem zu schildern versuche. Die junge Dame am Schalter weigert sich zunächst, mit unserer Vermietung zu sprechen, tut es aber schließlich doch, fragt noch zwei Vorgesetzte. Der Prozess ist jetzt klar – immerhin: Erst muss das ganze Formular annulliert werden, was der Zoll darf, dann füllt die Vermietung das Formular neu aus, der Zoll akzeptiert es. Warten. Endlich ist das neue Papier gemailt, vom Zoll ausgedruckt und unterschrieben, ein neuer weißer Zettel – Autonummer, zwei Personen… - ausgefüllt. Dann dürfen wir wieder zur Grenzpolizei, die uns – juhu – wiedererkennt und den Vortritt lässt.
Knapp vier Stunden – VIER STUNDEN – später sind wir wieder an der argentinischen Grenze und winken ‚unserem‘ Zöllner freudig mit dem Papier entgegen. Uff, geschafft. Welch ein Aufwand!
Das weitere Tagesgeschehen ist rasch erzählt: Lange Fahrt am tiefblauen See Nahuel Guapi entlang, Pizza in Villa la Angostura (der Kühlschrank ist ja leer…), Fahrt an Bariloche vorbei Richtung El Poltón, bis wir am nächsten tiefblauen See, dem Lago Gutierrez, einen Campingplatz finden. Wir trinken zwei (kleine) Flaschen Bier am Seeufer und genießen den Neujahrsabend!