Donnerstag, 25.1.24: In Valencia – „Stadt der Künste und Wissenschaften“

Noch vor den Handwerkern sind wir zurück in der Wohnung und frühstücken, bevor wir es in der Wohnung nebenan sprechen und hämmern hören. Als wir gegen Mittag nach dem Erledigen einiger Telefonate aufbrechen, sind zwei Handwerker immer noch erfolglos zu Gange. Leider hat es bei dem Kontrollversuch Fäkalien aus unserer Dusche nach oben gedrückt… hm… Um es vorwegzunehmen: gegen 18 Uhr ruft uns die Co-Besitzerin an und teilt mit, dass die Toilette wohl erst morgen am späten Nachmittag wieder benutzbar sein werde. Na, hoffen wir‘s – wegen des Hin und Her fühlen wir uns gerade etwas unbehaust.

Per Pedes machen wir uns mittags auf den Weg zur ‚Stadt der Künste und Wissenschaften‘, einem modernen Gebäudekomplex mit großen Wasserflächen mitten im Turia-Park. Dieser Park ist im ehemaligen Flusslauf des Turia angelegt, dessen Flussbett man nach einem verheerenden Hochwasser mit vielen Toten 1957 auf Beschluss der Stadt verlegt hat. Entstanden ist eine grüne Lunge für Valencia und am südlichen Ende hat man in den 90-er Jahren futuristische Bauten entwerfen und auch realisieren lassen. Die Architekten sind der gebürtige Valencianer Santiago Calatrava und sein Kollege Felix Candela.

Zuerst erreichen wir das extravagante Opernhaus, Palau de les Arts Reina Sofia, das mal wie ein Helm, dann wieder wie ein Fisch aussieht. Vier Musiksäle, insgesamt 37.000 qm Fläche, für 300 Mio. Euro, was ja fast preisgünstig im Vergleich zur Hamburger Elphi für über 800 Mio. Euro ist! Für den Montagabend haben wir schon längst Opernkarten (Dvorak: Rusalka) besorgt, dann können wir den futuristischen Bau auch von innen erleben.

Dann sehen wir auf das sog. L‘Hemisfèric, eine Halbkugel mit IMAX-3D-Kino und Planetarium, dessen Filmvorführungen uns aber nicht so reizen. Das nächste Gebäude, das an Mammutknochen erinnert, ist ein Wissenschaftsmuseum. Die Spiegelungen sind faszinierend, auch wenn das Wasser heute nicht ganz unbewegt ist. Eine Schrägseil-Brücke – typisch für Calatrava (vgl. Cosenza!) – schließt sich an.

An der Agora vorbei, in der wir später noch eine Ausstellung vom National Geographic zum Thema „Die Farben der Welt“ besuchen werden, laufen wir weiter zum sog. Oceanogràfic, dem größten Aquarium Europas, dessen Besuch wir uns für einen anderen Tag vormerken. Die Betonschale des Hauptgebäudes wurde in der Form einer Wasserlilie gegossen (Felix Candela). Weil wir im Restaurant „Submarino“ reserviert haben, müssen wir zwar keinen Eintritt bezahlen, aber schnurstracks dorthin spazieren.

Im Restaurant führt eine Treppe nach unten und man taucht in eine abgedunkelte Unterwasserwelt ein. Verschiedene Arten von Fischen schwimmen gleich neben uns hinter einer Glaswand, auf der sich unser Tisch spiegelt, so dass es manchmal so aussieht, als gleite ein Fisch über unsere Tischdecke. Tolle optische Täuschung! Wir werden es während der vier Gänge nicht satt, den Fischen zuzusehen, die da mal schneller, mal langsamer ihre Runden drehen. Interessant finde ich, dass es auch immer etliche gibt, die gegen den Strom schwimmen. Das kann man sich als durchaus als Modell nehmen… ! Silbrige Fische, gestreifte oder gemusterte wie der Katzenhai, flache mit und ohne Muster wie die Rochen und auch Meeresschildkröten gleiten und schweben an uns vorbei. Der Rochen – von unten gesehen – scheint uns anzulachen. Die Gerichte, die wir als Vorspeise essen – ja, wir geben zu, welche Doppelseele wir haben –, nämlich Tataki-Thunfisch und Ceviche von der Dorade, munden herrlich.

Das Hauptgericht, eine Paella Valenciano, beinhaltet nicht Fisch, sondern Hähnchen- und Kaninchen-Stücke sowie Schnecken, für deren ‚Fang‘ man uns kleine Zahnstocher zur Verfügung gestellt hat. Diese für Valencia typische Paella wird am Ende der Garzeit im Ofen fertig gebacken und erhält so eine kleine Kruste. Die Spanier gehen davon aus, dass die Paella hier erfunden wurde. Stolz präsentiert der Kellner Tom die Pfanne, bevor er Reis, Gemüse (Artischocke, breite und dicke Bohnen) und Fleisch auf unsere Teller schaufelt. Auch die Nachspeise hält das Niveau, das Personal bedient uns ebenso freundlich wie aufmerksam und die Fische drehen weiter ihre stummen Runden. Dieses Restaurant ist sehr zu empfehlen; das Preis-Leistungsverhältnis stimmt auch (vier Gänge für 40€ in dieser Qualität, das ist preis-wert!) https://www.oceanografic.org/en/restaurante-submarino/

Nach dem Verlassen des Restaurants werfen wir heimlich noch einen Blick auf die Seelöwen, die faul auf künstlichen Steinen liegen. Wir freuen uns schon auf den Besuch des Aquariums mit Außengelände! Zur Nach-Nachspeise gibt es die schon erwähnte Ausstellung im Caixa Forum (Agora). Die Ausstellungen des National Geographic sind in der Regel sehr sehenswert; auch dieses Mal werden wir nicht enttäuscht: Beeindruckende Fotos aus der ganzen Welt zum Thema ‚Farben‘, je nach Farbe in einen Raum sortiert und doch ganz unterschiedliche in Gehalt und Gestalt – eine riesige (Farben-)Freude und sehr interessant. Nun reicht es aber auch für heute. Mit Tram und Metro erreichen wir unser Hotel und sinken ermattet nieder.


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