Mittwoch, 24.1.2024: in Valencia (Quartierwechsel)

Nachdem wir auch um 10 Uhr immer noch bar jeder Reaktion seitens der Wohnungsbesitzer sind, schreibe ich eine etwas dringlichere Mail. Der Besitzer, seines Zeichens selbst ‚digital nomad‘, sitzt in Great Britain, also spreche ich auf Englisch auf sein Band. Daraufhin schreibt seine Co-Besitzerin, in Valencia zuhause. Aha, man will sich unseres Problems – unseres? – annehmen. Bereits um 15 Uhr erscheint die Signora mit einer Flasche Rohrfrei spanischen Namens. Um 17.15 Uhr soll dann ein ‚fontanero‘, ein Klempner, erscheinen – was er auch wirklich tut! Wir hören ihn fuhrwerken, stöhnen, ächzen, telefonieren…; durch Zeichensprache verstehe ich, dass er fragt, ob wir einen Plempel haben (oder wie das Ding heißt). Nein, also besorgt er einen, ächzt wieder, telefoniert wieder und erklärt erst der Co-Vermieterin, dann uns, dass er das Problem nicht lösen könne. Die Leitung nach außen sei vollkommen dicht, irgendwie verstopft.

Wir bleiben vorsichtshalber in der Nähe und finden ein kleines Restaurant, wo wir die letzten zwei Plätze bekommen, was meist ein gutes Zeichen ist. Um uns herum speisen nur die Einheimischen des Viertels, dazwischen „tanzt“ ein etwas rundlicher, aber sehr quirliger Ober behände um die Tische. Der Mittagstisch besteht aus drei Gängen für 12 Euro, mal sehen… Man serviert uns als Vorspeise unsere erste echte valencianische Paella (mit Kaninchen und Hühnchen), schmeckt gut, ist wirklich authentisch und nach dem Menü plus eine Cola plus ein Glas Wein plus zwei Espresso ruft uns unser Ober voller Inbrunst „veinticinco“ (25) zu. Die Vermutung liegt nahe, dass er da was vergessen hat, aber er hat erst kurz vor der Rechnung alle Gläser und Tassen abgeräumt und so verlassen wir ohne Widerspruch das nun schon etwas leerere Etablissement.

Man kann es sich vorstellen: Keiner kommt, wir bekommen keine neue Nachricht. Ich schreibe, sie sollten sich etwas überlegen, lese gerade schon in den Bestimmungen von Airbnb, da kommt ein proaktives Angebot, uns 200 € der Miete wegen der Belästigung zu erlassen und ein Jahr lang 15% auf zukünftige Buchungen in England, Portugal oder Spanien zu erhalten. Man müsse von der Straße her aufgraben, am nächsten Morgen um 10 Uhr dann; man habe dieses Problem noch nie gehabt, es sei doch alles brandneu… Tja. Wir bewahren wie immer Ruhe und suchen uns ein Hotel in der Nähe, das wir vorsichtshalber gleich für zwei Nächte buchen – tagsüber können wir ja unser Quartier bewohnen, für den Toilettengang dann kurz ein Café in der Nähe aufsuchen. Aber vielleicht sind wir sowieso unterwegs in Valencia…!

Rucksack packen, Brotzeit und Getränke mitnehmen, Umzug. Und dennoch: wie einfach geht das alles in Zeiten des Internets!


Beitrag veröffentlicht

in

,

von

Schlagwörter: