Montag, 22.1.2024: Fahrt nach Valencia

Mit einem kleinen Bedauern verlassen wir den schönen Parador von Lleida und werfen noch einen letzten Blick auf das Erdgeschoss hinunter, bevor wir unsere sieben Sachen in den Aufzug wuchten. Bald schon finden wir auch die richtige Straße, keine N(ationalstraße), sondern eine kleinere, aber sehr gut ausgebaute Straße mit dem Buchstaben C. Zunächst fahren wir – sozusagen ohne Landschaft – durch dichten Nebel, aber je weiter wir uns von Lleida entfernen, desto klarer zeichnen sich die weiten Felder mit Obstbäumen ab. Welche Sorten es sind, weiß ich nicht: alle blattlos, akkurat geschnitten, mal heller, mal dunkler der Stamm – eigentlich sehen sie wie geklont aus. Ich vermute Pfirsiche und Aprikosen; Mandelbäume würde ich erkennen, auch wenn sie noch ohne Blüten sind. Dankenswerterweise verlieren die Orangenbäume ihre Blätter nicht – die sind auch raus aus dem Spiel… idem die Olivenbäume… Übrigens produziert Spanien noch mehr Orangen als Italien – das überrascht mich; die Hälfte aller Orangen-Anbauflächen entfällt auf Spanien, ein weiteres Drittel auf Italien. Was die gesamte Anbaufläche an Obstbäumen betrifft, ist die Nummer 3 nach Spanien und Italien tatsächlich Polen, das auch der größte Apfelproduzent Europas ist (Rumänien ist bezüglich Äpfeln auf Platz 2, das hätte ich auch nicht gedacht). Bei weiterem Interesse: Die Zahlen stehen in einer Pressemitteilung von Eurostat, vom 21.2.2019, aber an Anbauflächen ändert sich ja so rasch nichts.

Wir halten an einem Aussichtspunkt hoch über dem Ebro und sehen auf den ziemlich schnell fließenden Fluss; es ist eiskalt. Neben uns bringt ein Hobby-Ornithologe eine Kamera mit riesigem Objektiv in Anschlag und zielt auf einen Reiher am gegenüberliegendem Ufer.

Das nächste Zwischenziel ist die Stadt Móra d‘Ebre, die sich von der anderen Flussseite gesehen hübsch im Wasser spiegelt; auch hier sehen wir zwei Reiher. Gleich am Ortseingang von Nova Móra genehmigen wir uns ein Tässchen Kaffee und folgen dann in weiten Kurven dem Ebro bis zu einem Mirador, nämlich dem von Benifallet, wo man von oben eine spektakuläre Sicht auf den tief eingegrabenen Fluss hat. Toll – bisher war für mich der Ebro nur ein häufig gebrauchter Name im Kreuzworträtsel oder bei Stadt-Land-Fluss, jetzt hat er ein Gesicht! 910 Kilometer ist er lang und damit Spaniens zweitlängster Fluss (nach dem Tajo). Wir hatten ihn auch schon vor fünf Jahren in Saragossa gesehen und überquert, aber da hat er uns nicht so beeindruckt wie heute in der herrlichen Berglandschaft.

Bald darauf treffen wir wieder auf einen Parkplatz mit Aussicht und erfahren, dass man hier eine Fischschleuse gebaut hat, etwas anders als am Rhein die Fischtreppen, aber aus ähnlichen Motiven.

Bei Tarragona stoßen wir auf die Autobahn, sehen längs zu ihr in der Ferne das Mittelmeer und fahren durch eher langweilige Gegenden mit viel Obstbau, aber auch vielen Folientunnel, und immerhin einigen kleineren Bergen. Ich gebe zu, dass ich mich statt aus dem Fenster zu sehen, lieber mit dem nächsten und weiteren Quartieren beschäftige, aber nicht so recht fündig werde. Manchmal findet sich das Richtige auf Anhieb, ein anderes Mal (heute z. B. …!) brauche ich Geduld. Jedenfalls kommen wir in Valencia an, bevor ich mein Projekt abschließen kann. Wir finden sogar einen Parkplatz auf der Straße vor unserer ebenerdigen Wohnung – was will man mehr? Ach so, ja, eine Brotzeit ist jetzt das Allerwichtigste – das Frühstück liegt doch schon einige Stündchen zurück…


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