Der Montag vergeht mit Wäschewaschen und damit, vorletzte (oder doch vor-vor-vor-vor…letzte?) Hand ans Marokko-‘Drehbuch‘ anzulegen und weiterem Kram, der mit der Marokko-Reise in Zusammenhang steht. Irgendwo lese ich, dass im Ramadan die Uhren um eine Stunde zurückgestellt werden, damit es schneller dunkel wird und man früher essen darf. Das überprüfe ich erst am Dienstagmorgen… es stimmt wirklich! Seit 10.3. ticken die Uhren in Marokko anders – ungefähr fünf Wochen lang. Dann werden sie wieder zurückgedreht. Wir werden also eine Stunde gewinnen nach der Einreise. Weil am Ostersonntag Europa auf Sommerzeit umstellt, verlieren wir aber bei der Rückreise zwei Stunden, die ich noch nicht einkalkuliert hatte. Man lernt nie aus… Am Montag schreibe ich alle meine ‚local guides‘ an, um ihnen die Termine ins Gedächtnis zu rufen (was alle mit „Inch‘Allah“ beantworten) und bei der Gelegenheit einen „ramadan mubarak“, einen glücklichen Ramadan, zu wünschen. Im Radio höre ich auf meinem Haussender Bayern 2, dass in Deutschland jetzt sog. Ramadan-Kalender auf dem Markt sind, mit Schokolade hinter 30 Türchen. Tolle Erfindung der Schoko-Industrie…!
Das neue Buch von Stephan Schmidt, vormals unter dem Pseudonym Stephan Thome schreibend, „Die Spiele“ zieht mich in den Liegestuhl und in die Sonne; obwohl es sich Krimi nennt und es auch um einen Mord geht, dient es hauptsächlich der Vermittlung von Wissen über politische Zusammenhänge, Zwänge, Folter und Verhörmethoden in China, aber auch um den politischen Missbrauch von internationalen Sportveranstaltungen und das Schicksal der sog. Madgermanes (mosambikanische Arbeiter, die in die DDR gelockt und um einen Großteil ihres Lohns geprellt wurden). Ich mag seine Art zu schreiben und habe fast alle seine Bücher gelesen (nur „Gott der Barbaren“ muss ich noch im zweiten Anlauf schaffen).
Am Dienstag ist der Himmel wolkenlos – Ausflugswetter! Von unserem Quartier aus sehen wir in einiger Entfernung einen Santuario, den wir heute erkunden wollen. Hinter dem Tor sind im Freien viele Picknickplätze angelegt; es sieht so aus, als ob man entweder gleich Außengottesdienste feiert oder sie nach außen überträgt. Die ‚Senora de la Luz‘ ist die Stadtpatronin von Tarifa. Das Heiligtum wirkt aber eher bäuerlich, was Architektur und Blumenschmuck betrifft. Im Innenhof – oder soll ich Kreuzgang sagen? – stehen auf der schattigen Seite üppige Farne und Pflanzen mit großen Blättern, während auf der sonnigen Seite Mittelmeervegetation Knospen treibt. Das Kircheninnere ist schlicht; im Zentrum ist die ‚Senora‘ hinter einer Glasscheibe im Altarraum: eine geschmückte Statue in einem Räumchen mit Deckenstuck. In einem Seitengang hängen einige Votivtafeln, und der Besucher wird aufgefordert, Wunder, die die ‚Senora‘ vollbracht hat, in ein Buch einzutragen. Allerdings sehen wir das Buch nirgends. Macht aber nix, haben auch kein Wunder erlebt…
Das Sträßchen führt uns weiter bergan, schlängelt und windet sich um viele Kurven. Eigentlich wollen wir zu einem kleinen See, der aber schon mitten im abgesperrten Naturschutzgebiet liegt. Also gut, zu Fuß geht es auch. Er ist ein bisschen enttäuschend: a) zu wenig Wasser, b) eine braune Brühe, c) viel zu windig. Wir drehen um.
Auf dem Rückweg beschließen wir spontan, im Restaurant „El olivo“ einzukehren, das unsere Vermieter gerne besuchen. Gute Idee, denn die Steaks auf dem heißen Stein gebraten (für Tom Rind, für mich iberisches Schwein) werden noch zischend gebracht und schmecken hervorragend.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir in unserem Gartenparadies.