Sonntag, 18.02.2024: Málaga – Strand und Oper

Nach einem mit Räumen, Planen und Telefonieren verbrachtem Sonntagvormittag zieht es uns in die Sonne, und wir streben dem Hafen entgegen. Dort findet heute auch ein Art Kunsthandwerkermarkt unter von der Stadt vorinstallierten Sonnensegeln statt, jedenfalls gibt es ganz viele Stände mit Schmuck, Kleidung und auch handbemalten Fächern, die wirklich hübsch sind und sogar mit Etui verkauft werden. Ich denke an Abi-Feiern in stickigen Turnhallen, ach nee, habe ich ja nicht mehr… Opern-Sitzplätze im dritten Rang (heiße Luft steigt nach oben…) – na, wenn das kein guter Grund ist! Schon werde ich schwach… und suche mir einen schönen Fächer aus.

Halb Málaga scheint an der Hafenpromenade unterwegs zu sein; viele Menschen posieren vor der 100 Meter langen Yacht, die dort vertäut ist. Mir gefallen die Wasserreflexe an der weißen Außenwand, die Yacht würde ich nicht haben wollen. Noch einmal verschieben wir das Reste-Essen um ein paar Stunden – und bestellen zwei Mal Tacos in einem mexikanischen Restaurant, sitzen in der Sonne und beobachten das bunte Treiben um uns herum. Das ‚almuerzo‘, das Mittagessen, ist des Spaniers liebste Mahlzeit. Die Familie in unserer Nähe vertilgen Essen bergeweise, wie uns scheint. Weiter geht‘s an den Strand, wo wir noch ein Plätzchen im Grünen finden. Ein schöner letzter Tag in Málaga!

So, nun kann es Oper werden! „Die Dialoge der Karmeliterinnen“ von Francis Poulenc, einem französischen Komponisten aus der Gruppe „Les six“, soll eine der meist gespielten Opern des 2o. Jahrhunderts sein. Sie orientiert sich inhaltlich an einer Erzählung von Georges Bernanos, der sich wiederum durch Gertrud von Le Fort inspiriert ist. Es geht um ein Kloster in der Zeit der Französischen Revolution; die Klosterschwestern sollen allesamt aus politischen Gründen (vgl. la Terreur) hingerichtet werden. Besonders beleuchtet wird das Schicksal von zwei Novizinnen, Blanche und Constance, die zusammen mit der sterbenden Mutter Oberin die Hauptrollen singen. Mir gefällt die Musik sehr gut, allerdings ist der Stoff heute nicht mehr so leicht vermittelbar. Die Inszenierung versucht, den Stoff mit eingeblendeten Film-Szenen u.a. zu Hitler und Stalin zu aktualisieren (fehlt da nicht eventuell auch ein kleiner Hinweis auf Franco…?) und unterstützt das innere Geschehen mit weiteren Film-Zitaten und visuellen Anspielungen. Manche Szene gelingt musikalisch und auch inszenatorisch großartig, andere wirken jedoch ein bisschen blass. Schon beim ersten Mal in Nürnberg fand ich es schwer, die ganzen Nonnen zu unterscheiden – und das geht mir auch in Málaga wieder so, obwohl das Programmheft jeden einzelnen Nonnen-Namen aufführt. Der Text wird auf Französisch gesungen und auf Englisch und Spanisch eingeblendet; ich nehme es als Sprachkurs, höre (schlecht ausgesprochenes) Französisch und erkenne es meist in Spanisch wieder, Tom versucht, die Übersetzungen in Englisch und Spanisch zu lesen, was sich bei einer Oper, die ‚Dialoge‘ schon im Titel führt, als sehr schwierig erweist: Es wird einfach sehr viel geredet/gesungen. (Kein Vergleich mit Barock-Opern mit vier Zeilen Text pro Arie – ich übertreibe nur leicht -, die drei Minuten lang in musikalischen Varianten gesungen werden…). Jedenfalls hat Tom schon vor dem Reiseantritt meine CDs dieser Oper auf den PC übertragen, so dass ich mir noch einmal die Musik werde anhören können. Oper macht hungrig, besonders, weil es uns – im dritten Stock! – so gefroren hat (zu starke Klimaanlage…) – gut, dass die Reste im Kühlschrank warten!


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