Donnerstag, 15.2.2024: Málaga – Mercado und Museo Carmen Thyssen

Gleich nach dem Frühstück huscht Tom in eine Sprachenschule auf der Plaza de la Merced, wo man ihn freundlich auf Deutsch empfängt und versichert, sich um eine Gastfamilie bemühen zu wollen. Anschließend schlendern wir – die schönen Wohnhäuser Málagas bewundernd – in Richtung Mercado de Atarazanas, der als Eisen-Glas-Konstruktion eine schöne bunte Glasfront aufweist und im maurischen Stil gebaut ist; im 14. Jahrhundert stand an seiner Stelle eine Werft der Nasriden (sprich der letzten herrschenden Dynastie der arabischen Besetzer Spaniens). Einmal mehr bestaunen wir die Gemüsevielfalt, das Angebot an frisch gepressten Obstsäften, die Vielfalt an Fleischteilen (Füße, Ohren – einfach alles…) und die Menge verschiedenster Meeresbewohner.

Das Museo Carmen Thyssen zeigt hauptsächlich Werke des spanischen Impressionismus, der sich stark am französischen orientiert – zum Teil gibt es sogar Bilder von der Seine, von Spaniern gemalt. Einige Bilder erzählen Geschichten und Geschichtchen in einem Gesellschaftstableau. Manche Gemälde sind durchaus beeindruckend. Gut gefallen uns auch die Portraits von Man Ray in einer Sonderausstellung, vor allem diejenigen der Fotografin Lee Miller und Picassos zeitweiliger Muse Dora Maar.

Nach einem kleinen Snack in einer Cafeteria trennen sich die männlichen und weiblichen Wege: Tom und Thomas kehren in die Wohnung zurück und freuen sich zu ruhen, während Simone und ich die Stadt auf der Suche nach Läden durchstreifen, die nicht zu den üblichen Ketten gehören. Nachdem Simone zwei Damen befragt hat, finden wir zwar das richtige Viertel, sind aber zur falschen Zeit dort – zwischen 15 und 16 Uhr ist fast alles geschlossen. Immerhin erhaschen wir so manchen Blick in Schaufenster; interessant sind die Läden für Flamenco-Kleidung (grelle, wallende Stoffe, viele Volants) und Venerabilia, die im Zusammenhang mit der Semana Santa stehen: Rohmaterial für die Spitztüten-Hüte der Bruderschaften, das Jesus-Kind in S, M, L bis 3XL mit und ohne Krippe, Räuchermännchen aus Keramik in Form frommer Brüder, eine Ministranten-Gruppe, ebenfalls aus Keramik, die wie vergrößerte Playmobil-Männchen aussehen. Häufig finden sich im selben Geschäft auch Militaria in der Auslage. Aha…

Kleine Pause im Apartment, dann gehen wir gemeinsam zum Real Santuario de la Victoria, der sich in 10 Minuten Gehzeit gut erreichen lässt. Im linken Seitenschiff steht schon ein mit Samt ummantelter Prozessionswagen bereit, mit Dornen geschmückt, von langen schmalen Kerzen auf hohen Kerzenständern umstellt; der Hintergrund ist mit lilafarbenem Stoff, der, unter der Decke befestigt, in langen Bahnen fällt, abgehängt. Im rechten Seitenschiff findet sich eine offene Tür, die wir auf der Suche nach einer völlig überladenen Kuppel durchschreiten. Auf jene Kuppel hat man vom Altarraum aus einen ‚Durchblick‘, etwa zwei mal drei Meter hoch – insgesamt eine merkwürdige Konstruktion, zumal die Kuppel so aussieht, als habe sie ein Konditorlehrling verziert. Eine weitere Attraktion, die schwarz gestrichene Krypta, ist leider temporär geschlossen. Draußen regnet und gewittert es, aber als wir hinausgehen, steht gerade ein Regenbogen am Himmel und es klart auf.

Heute Abend bereiten wir gemeinsam ein überaus leckeres Mahl aus Resten und frisch Gekauftem zu. Lange sitzen wir noch bei Cava, Wein und Bier und lassen den Tag mit Gesprächen ausklingen.


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