Um 10.30 Uhr haben wir unser Date mit Picasso; wie sich herausstellt, hat auch er ein Date mit weiteren Künstler*innen: Die Ausstellung heißt „El eco de Picasso“ und zeigt, in welcher Weise sich verschiedenste Künster*innen von ihm haben inspirieren lassen. Die permanente Kollektion ist derzeit geschlossen, und so sehen wir Gemälde, Skulpturen und Installationen von u. a. Maria Lassnig, Jeff Koons und Georg Baselitz, aber auch von vielen US-amerikanischen Maler*innen. Manches ist witzig, einiges inspirierend, aber anderes kommt uns doch etwas flach vor.
Vor dem Besuch der riesigen Renaissance-Kathedrale brauchen wir noch einen kleinen Schuss Koffein – zum Glück sind wir uns da alle vier ohne Diskussion einig. Ein Café mit Blick auf die beiden ungleichen Türme und das Hauptportal findet sich rasch. Im Inneren überzeugt auf jeden Fall die Gestaltung des Gewölbes und der geschnitzte Chor, wohingegen die zahlreichen, oft programmatischen Kapelle sowohl von Heiligen als auch Gold und Engeln überladen sind. Alle Grausamkeiten, zu denen Menschen fähig sind, werden zur Schau gestellt: einem Heiligen kugelt der Kopf weg, Sebastian ist wie immer von Pfeilen durchlöchert, bei einem anderen klafft ein riesiges Loch am Platz des Herzens, Laurentius wird gegrillt usw. Stadtheilige sind Cyriakus und Paula und deswegen auch etwas öfter in der Galerie der Heiligen vertreten. Dazwischen lächelt selig – von Engeln umflogen – eine Marienfigur über ihre unbefleckte Empfängnis und lässt einen Rosenkranz von einem Engelchen auf einer Wolke nach unten reichen. Natürlich steht auch ein Prozessionswagen startklar an der Seite – bestimmt wird er in der Semana Santa vor Ostern eingesetzt werden.
Wir beschließen, ans Meer zu gehen. An der Universität und dem Rathaus vorbei, durch einen Palmengarten hindurch, gelangen wir rasch zum bunten Glaswürfel des Centre-Pompidou-Paris-Ablegers am Stadtstrand, der heute aber geschlossen ist. Jedoch stoßen wir bald auf ein Chiringito am Strand („Tropicano“), aus dem es verführerisch nach Fisch duftet… ja, klar, wir reihen uns in die relativ übersichtliche Warteschlange ein, werden von flinken Kellnern bedient, teilen uns zwei Vorspeisen und werden von Paella de marisco bzw. Seeteufel nicht enttäuscht. Das blaue ruhige Meer und viele Möwen sind bei der Mahlzeit eine willkommene Kulisse.
Wieder brüten weiß-grüne Sittiche in den Palmen, ertönt Geschrei aus den Nestern hoch oben. Weiter vorne in Richtung Mole setzen wir uns erst mit unseren Büchern auf eine Bank, später direkt auf die Mole mit Blick auf die schöne weite Bucht von Málaga. Herrlich – 23 Grad!