Sonntag, 4.2.2024: Fahrt von San José nach Ítrabo

Gegen Mittag kommen wir nach 40 Minuten Fahrt am nur acht Kilometer entfernten Faro del Cabo de Gata an – man muss nämlich einen weiten kurvenreichen Umweg nehmen. Der Leuchtturm an sich ist keine Sehenswürdigkeit, aber die Bucht daneben. Dort liegt malerisch erkaltete Lava im Meer und auch an der Steilküste sind Lavaströme zu erkennen. Heute am Sonntag ist der Ort ein Touri-Hotspot; zum Glück sitzen wir schon im Auto, als auch noch die Mitglieder irgendeines Mustang-Clubs in ihren röhrenden, grellbunten Autos ankommen. Flucht!

Bald schon erreichen wir Almeria. Bislang hörten wir immer nur vom ‚Mar de plástico‘ – jetzt sehen wir es mit eigenen Augen: ein unaufmerksamer Betrachter könnte tatsächlich die spiegelnden Flächen der Folienabdeckungen über Tausenden von Tomatenpflanzungen für Wasser halten. Im Tal (Stichwort: fruchtbares Schwemmland) ist jeder Quadratzentimeter ausgenützt; die Berge sind entweder seitlich terrassiert oder es ist gleich die Spitze abgetragen und platt gemacht, damit ein Foliengewächshaus oben Platz findet. Die Landschaft sieht grauenhaft verstümmelt aus! Und das ist nicht nur um Almeria herum so, sondern zieht sich über viele Kilometer: wir fahren bestimmt eine Stunde lang durch das Plastikmeer. Endlich, als wir die Autobahn kurz vor unserem Zielort verlassen, sehen wir wieder blühende Mandelbäume. Statt Tomaten setzt man hier auf Avocados; der Anbau ist ebenfalls wasserintensiv, aber immerhin behalten die Bäume auch im Winter ihre dunkelgrünen Blätter, weswegen die Gegend sehr grün wirkt.

Unser Vermieter erwartet uns schon; die Wohnung liegt an einem sehr steilen schmalen Sträßchen; Tom darf sich durch eine sehr enge Einfahrt durch die Tiefgarage zwängen, die ihm äußerste Fahrkunst und Geduld abverlangt. Die Wohnung ist riesig, hat zwei Zimmer mehr als wir brauchen und auch noch eine Dachterrasse, die am späten Nachmittag im Sonnenlicht liegt. Das genießen wir sehr.

In der örtlichen Kneipe „Bar Vicente“, die außen nicht beleuchtet ist und eher wie eine Scheuneneinfahrt aussieht, erwartet man uns quasi schon: Paco, der Vermieter, hat seinen Kumpel Roberto informiert, dass ‚dos Alemanes‘ noch zum Essen vorbeikommen werden. Man bittet uns in den großen comidor, das Speisezimmer, in das man auch sogleich einen Gasofen hineinrollt, an dem ich meine Hände wärmen kann. Wir nicken das vorgeschlagene Menu ab und sind bass erstaunt über den sehr schmackhaften Salat in ungewöhnlicher Mischung: Orangen (als Untergrund), Zwiebeln, Tomaten, Avocado, Chinakohl, Karotte und Spargel (on top). Auch die Tortilla schmeckt lecker; das Hauptgericht ist nicht weiter erwähnenswert.

Nach der Rückkehr in die Wohnung bemerken wir den Pferdefuß der Dachterrasse: von oben strömt sehr kalte Luft nach unten und außer im Wohnzimmer gibt es keine Wärmequelle. Keine Heizung in Bade- und Schlafzimmer, auch nicht in der Küche. Brrr – wie gut, dass wir unsere Daunenschlafsäcke dabei haben – wir werden die ‚Polarnacht‘ überleben…!


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