Tatsächlich sind die Temperaturen erheblich gefallen: Das Thermometer klettert nicht über 9 Grad hinaus und ein unangenehmer Wind weht. Haben wir den gestrigen Tag geträumt…? Wir bleiben den Vormittag über schön brav in unserer Wohnung und verlassen erst am Nachmittag das Haus.
Das ‚teatro-museo Dalí‘ war so umfangreich und komplex, dass wir unser Verständnis noch ein bisschen erweitern wollen: mit den Erklärungen unter dem Arm schauen wir uns einiges noch einmal an, verstehen besser, erfahren Neues, sehen Details. Eine gute Entscheidung, uns noch einmal dorthin auf den Weg gemacht zu haben.
Ergänzen wollen wir unsere (Er-)Kenntnisse über Dalí noch in seinem Geburtshaus, der ‚casa natal de Dalí‘. Wir erwarten ein dröges Haus mit Schaukästen und Vitrinen – und werden zum Glück enttäuscht: Die Casa ist supermodern ausgestattet, alles elektronisch gesteuert. Man geht mit einem Audio-Guide von Raum zu Raum, Türen öffnen und schließen sich wie von Geisterhand, dann gibt es Videos auf unterschiedlichen Projektionsflächen, den passenden Text ins Ohr in mehreren Sprachen, außer wenn es um Statements des Meisters selbst geht, der meist in Französisch und nur manchmal in Spanisch spricht. Toll! Alles sehr informativ und anschaulich, Dalí von der Kindheit bis zum Tod seiner Frau Gala begleitend; die Phase Theater-Museum überlässt man galant dem anderen Haus. Dieses Museum kann man jedem Figueres-Reisenden uneingeschränkt empfehlen!
Abends folgen wir einer Empfehlung unseres Vermieters und speisen im Hotel Durán. Dort gibt es Kellner alter Schule, die ihr Handwerk wirklich gelernt haben: Die Teller kommen nicht fertig aus der Küche, sondern der Kellner serviert aus einem größeren Topf, der auf einem Servierwagen steht. Größtes Befremden empfand ich – bei gleichzeitiger Bewunderung – beim Servieren unserer Muschel-Vorspeise: während in Frankreich ganz rustikal ein spezieller Topf auf den Tisch kommt, der auch gleichzeitig die Menge Muscheln definiert, löffelt unser Kellner im Durán die Muscheln beinahe einzeln aus dem Kochtopf und achtet auch noch darauf, einzelnes Muschelfleisch, das sich aus der Muschel gelöst hat, in eine leere Muschel einzufüllen. Trotz meiner Befürchtung sind die Muscheln noch eine Weile heiß auf meinem Teller. Selbes Spiel bei der Hauptspeise, der Dessertteller kommt aber fertig angerichtet aus der Küche. Noch ein Blick auf die beleuchtete Rambla bei sehr kalten Temperaturen – jetzt ist unser Figueres-Aufenthalt auch schon bald wieder Geschichte.