Einige Male waren wir ja nun ausflugshalber schon im Osten Kataloniens, heute fahren wir nach Westen. Nach einer halben Stunde Fahrt genießen wir schon den Blick auf die romanische Brücke von Besalù, die mit einem Knick und natürliche Felsen als Fundamente ausnützend einen Fluss mit wenig Wasser überspannt. Immerhin reicht das Wasser für schöne Spiegelungen, an denen wir uns gar nicht satt sehen können: erst von der neuen Brücke auf die alte, dann von unten, schließlich beim Hinübergehen.
Der ganze Ort steht unter Denkmalschutz, und das verdient er auch. Leider ist die jüdische Mikwe aus dem Mittelalter im Winter nur am Wochenende geöffnet, aber auch sonst gibt es einiges zu sehen, z.B. Wohnbauten aus der Romanik (ziemlich selten) oder Gebäude mit gotischen Elementen, zwei Kirchen mit romanischen Kapitellen bzw. einem romanischen Fenster, von zwei Löwen mit menschlichen Figuren unter den Pranken flankiert, ein ehemaliges Pilgerhospital (romanischer Bogen am Eingang). Blitzeblank ist alles, wieso wird klar, als wir einen Mann mit (elektrischem!) Laubbläser durch die Gassen gehen sehen. Natürlich nützen wir sehr gerne die Gelegenheit zum Sonnenbad mit Espresso bzw. Coca zero – schließlich hat es heute unfassbare 23 Grad – am 18. Januar!
Tom sucht auf der Landkarte einen interessanten Punkt, zu dem man nicht 2,5 Stunden auf sich kringelnden Straßen fahren muss und findet eine Brücke aus dem 14. Jh. (Pont de Llierca), die sich über den kleinen, praktisch trockenen Fluss spannt. Dort picknicken wir – gut, dass wir etwas mitgenommen haben, denn in der ganzen Gegend ist wirklich ALLES geschlossen…! Nach Brot, Keksen und Wasser fahren wir noch ein paar Kilometer weiter ans gefühlte Ende der Welt, nach Sadernes. Ein Hostal (natürlich geschlossen, im Sommer mit Campingplatz) und viele Wegweiser zu Wanderzielen, die zwischen 4,5 und 6 Stunden entfernt liegen. -Oh, wie schade, da sind wir heute schon zu spät dran…! – Auch eine der früheren Fluchtrouten aus dem Spanischen Bürgerkrieg führte hier über die Pyrenäen, einem Schmugglerpfad folgend. Wir fotografieren die Kirche, entdecken den Halbmond genau hinter der Kirchenglocke und gehen noch einen kurzen Weg zu einer Mühle, deren großes Tor aber abgeschlossen ist. Alles sehr beschaulich und vollkommen frei von Zivilisationsgeräuschen.
Es ist schon 16 Uhr; wir treten die Rückfahrt an, fahren aber noch ein Stückchen weiter als Figueres, nach Peralada. Gerade noch rechtzeitig liegt die Ruine des Kreuzgangs des ehemaligen Dominikaner-Klosters wenigstens ein bisschen im Licht. Schöne Kapitelle gibt es zu sehen. Mitten im Kreuzgang steht eine hundertjährige Linde. Der Ort selbst wirkt nicht so gefällig, obwohl ‚gut in Schuss‘: der Cava-Laden hat geschlossen, den Golf-Platz brauchen wir nicht und schon gleich gar nicht das Casino im Schloss, in dessen Tor wir einen weißen Porsche einbiegen sehen. Dafür gibt es im Ort eine gut duftende Bäckerei. Also, auf geht‘s nach Hause! Salat und französische Tielles (noch aus Montpellier) machen uns satt. Zufrieden waren wir auch schon vorher!