Sonntag, 14.1.2024: in Figueres mit Dalí

Der Aufenthalt in Figueres ist ein bisschen als ‚workation‘ gedacht, weil ich die Marokko-Reise im März – mittlerweile auch von Ex-Chef und Kultusministerium als Nebentätigkeit in der Freistellungsphase genehmigt – vorbereite. Tom legt für mich ein Dokument an, in das ich nach und nach Dos und Don‘ts, Musts und Alternativen einarbeiten werde. Der Karton mit Reiseführern und anderer Literatur über Marokko durfte den Kofferraum unseres Ford verlassen und wohnt jetzt mit uns im zweiten Stock.

Am Nachmittag verlassen wir unsere Arbeitshöhle und spazieren in Richtung Rambla, dem mit Platanen bestandenen Hauptplatz der Stadt. Sieht aus wie in Frankreich, aber die Architektur hinter den hohen Bäumen ist doch irgendwie anders als im Nachbarland. Im Jugendstil scheint Figueres eine Blütezeit erlebt zu haben, sichtbar am Baustil. Ein großes Haus ist mit Figuren wie aus einem alten Karussell bestückt. Noch ein Stückchen weiter taucht der Touristenanziehungspunkt schlechthin auf, das ‚Teatre-Museu‘ des in Figueres geborenen katalanischen Künstlers und exzentrischen Grafen Salvadore Dalí. Er hat die 1939 im Spanischen Bürgerkrieg zerstörte Theaterruine 1960 gekauft, 1974 als Museum eröffnet und in den 80erJahren erweitert. Schon die von dunkelgrünen Zypressen umstellte Fassade mit weißen (Beton-)Eiern auf dem Dach und hellbraunen. Dreieckig geformten(Beton-)Broten, die wie Tupfen auf der rot gestrichenen Außenwand sitzen , ist sehenswert. Wir umrunden das Gebäude; auf den Straßen und Plätzen in unmittelbarer Umgebung sind surreal anmutende Skulpturen ausgestellt.

Die Eintrittskarten gibt es an der ehemaligen Theaterkasse, wie es scheint. In einem Innenhof, der auf mehreren Ebenen von vergoldeten Schaufensterpuppen umstanden ist, thront in der Mitte eine mehrteilige Skulptur, unten ein schwarzer Cadillac, darüber eine Frauenfigur unter einem gelben Boot mit blauen Wassertropfen. Im Hintergrund der frühere Theaterraum, von einer Glaskuppel überwölbt. Alle Wände, Nischen, Decken, Winkel sind voll gestopft mit Kunstobjekten unterschiedlichster Art. In einem Raum sehen wir überraschend den Sarg, in dem sich der Exzentriker hat bestatten lassen… Beim Gang durch die fast 20 Säle verschaffen uns einen ersten Eindruck vom Schaffen Dalís, der oft auf die schmelzenden Uhren reduziert wird, aber doch viel mehr ist. Besonders beeindruckend sind eine Kreuzigung mit ganz unüblicher Perspektive vor Pyrenäenhintergrund oder auch Illustrationen zu Cervantes‘ Don Quixote. Ein großes buntes Fresko im ehemaligen Theaterfoyer strotzt von witzigen Ideen zur Perspektive. Schnell ist uns klar, dass wir dem ‚teatro-museu‘ ein en zweiten Besuch abstatten werden… Das Dalí-Universum ist beeindruckender als erwartet.


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