Donnerstag, 4.1.2024: Ausflug an den Rand der Cevennen

Blauer Himmel – Ausflugswetter! Schon seit ewigen Zeiten möchte ich nach Saint-Guilhem-le-Désert – und irre mich schon genauso lange, weil ich hinter dem Wort eine Kirche vermute, es in Wirklichkeit aber ein Dorf bezeichnet – und zwar eines der sog. ‚plus beaux villages de France‘ (der schönsten Dörfer Frankreichs).

Bevor wir dort ankommen, wollen wir aber noch mal einen kleinen Haken schlagen, um den ‚Pont du diable‘, die Teufelsbrücke, zu sehen. Oft, wenn die Menschen sich sehr über beeindruckende Bauwerke wundern, muss der Teufel herhalten (z.B. die Teufelsmauer in Gunzenhausen, eine Römermauer, oder die Teufelskanzel in Thüringen, mit tollem Vogelperspektivenblick auf das hessische Werra-Tal). Die Brücke des französischen Teufels stammt aus der Mitte des 11. Jahrhunderts und war wohl unerklärlich gut gelungen – ohne Ingenieure und Statiker… Auf dem Weg zur fast 1000 Jahre alten Brücke passieren wir noch ein neues Meisterwerk der Technik, eine zeitgenössische Brücke von 69 Metern Länge, nur für Fußgänger*innen, aus einem besonderen Beton hergestellt. Was uns drei aber noch viel mehr fasziniert, ist der Frühlingsduft, der wie ein Versprechen über der Landschaft liegt. Sonne, Grün, Wasser, Duft – was für eine schöne Mischung! Auf der Brücke selbst warnen Schilder, dass man seine Freunde bitte davon abhalten möge, den Sprung von der Brücke herunter in den Fluss Hérault zu wagen. Manche Mutprobe habe schon tödlich geendet, wie Zahlen auf dem Schild suggerieren.

Ein paar Kilometer weiter finden wir einen Parkplatz im vorhin schon erwähnten Dorf Saint-Guilhem (provenzalische Schreibweise – gemeint ist Guillaume), das sich höchst malerisch in einer kühlen, schattigen Schlucht erstreckt. Wir spazieren durch das Dorf und wollen uns wieder einmal gar nicht vorstellen, wie es hier im Sommer zugehen mag. Jetzt im Winter sind schon einige Besucher*innen unterwegs, aber nicht sehr viele. In der ehemaligen Abteikirche Abbaye de Gelonne – schon im Mittelalter ein Wallfahrtsort – sind wir im schlichten romanischen Kircheninneren, in der Krypta und vor allem im Kreuzgang fast ganz allein. So können wir auch die diversen Spiegelungen der Baukörper im Brunnen in Ruhe genießen.

Wieder draußen in der Wärme lauern wir auf dem wunderschönen Dorfplatz, in dessen Mitte eine riesige verzweigte Platane steht, auf einen freien Tisch und müssen nicht lange warten. Rasch wird für uns drei ‚galette complète‘ (also Buchweizenpfannkuchen mit Schinken, Käse, Champignons und Ei) geordert und vergnügt verzehrt. Zum Glück gehört auch Kerstin in die Kategorie der Leute, die Spaß am Essen haben – nicht nur deswegen ist sie eine willkommene Reisegefährtin!

Tom hat noch einen Stausee in 30 Autominuten Entfernung entdeckt, an dem wir uns noch ein bisschen in der Natur ergehen wollen. Dort sind Erde und Felsen tiefrot (Eisen…), das Wasser smaragdgrün und das Gras trotz Januarwetter saftig. In der Ferne noch in Blau die Berge der Cevennen. Tolle Landschaft!

Den Einkauf im Hyper-U meistern wir auch noch und fahren relativ hungrig die 50 Kilometer nach Montpellier zurück. Klar, gegen Hunger fällt uns etwas Probates ein…


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