Dienstag, 2.1.2024: Ausflug nach Saintes-Maries-de-la-Mer

Keine Sonne, aber auch kein Regen, 11 Grad – ideales Wetter, um in die Camargue zu fahren. So nach und nach merken wir, wie günstig Montpellier und vor allem auch unser Apartment als Ausgangspunkt liegt.

Tom weicht von der normalen Route ab und folgt einer kleineren Straße ‚aux Saintes‘ (nach Saintes-Maries-de-la-Mer). Bald schon sehen wir die berühmten schwarzen Stiere in den Sümpfen stehen, dann die weißen Pferde, bei denen wir zum Streicheln halten. Früher hat es auf dem zugehörigen Mas (Bezeichnung für Bauernhöfe im Rhône-Delta) wohl auch eine Birnenplantage gegeben (zur Herstellung von Schnaps), aber er (le mas) wird nur noch für Hochzeiten etc. genützt (www.masdujuge.com) und ist zur großzügigen Hotelanlage umgebaut.

Die kleinere Straße hält noch eine Überraschung für uns bereit: sie endet plötzlich an einer Schranke. Schnell wird klar, dass wir hier eine Fähre über einen Seitenarm der Rhône (Petit Rhône) brauchen. Deren Mittagspause endet zum Glück in einer Viertelstunde, die wir zum Luft schnappen nutzen.

Austernverkauf an der ehemaligen Tankstelle

Es dauert nicht lange und wir parken am Strand gleich neben der Dorfmitte, schlendern durch die schmalen Gassen mit niedrigen Häuschen und besuchen die Heilige Sarah, das Ziel der alljährlichen, im Mai stattfindenden Zigeunerwallfahrt, in der Krypta der befestigten Kirche, die den beiden Marien geweiht ist, die in ihrem Boot in einer Nische darauf warten, bei der alljährlichen Prozession durchs Dorf getragen zu werden. Der Figur der Sarah werden immer wieder neue Tücher und Schmuck umgehängt; es ist warm, weil so viele Kerzen brennen. In der Kirche findet man außerdem viele Votivtafeln, die die Wunderwerke der beiden Marien preisen und auch eine schöne provenzalische Krippe mit den ‚santons‘ (von saint homme, heiliger Mensch), den typischen, in südfranzösische Stoffe gekleidete Krippenfiguren. Danach steigen wir über eine sehr steile steinerne Wendeltreppe auf das Dach der Kirche und haben von dort aus einen schönen Blick auf den Ort, die Stierkampfarena und das Meer.

Beim sich anschließenden Strandspaziergang guckt sogar ein bisschen die Sonne heraus, die Wellen schlagen an die Molen oder rollen ans Ufer. Schön! Wir schaffen es nicht mehr ganz bis zum großen Strand, an den Tom einige Erinnerungen aus seiner Studentenzeit hat.

Auf der Heimfahrt legen wir noch zwei kurze Stops ein, den ersten, um Stierwurst und Vin de sables, den typischen Rosé der sandigen Böden hier, zu kaufen, den zweiten, um einen kurzen Blick auf La Grande-Motte zu werfen, einer Sommertouristenhochburg, die in den 60-er Jahren nach dem Vorbild aztekischer Stufenpyramiden entworfen wurde. Mittlerweile gibt es neben den berühmten eckigen Pyramiden auf der anderen Seite des Ortes auch runde Formen. Ziel war es damals, die eigenen Touristen im Land zu halten und zu verhindern, dass sie an die spanischen Strände fahren. Ob der Ort heute noch attraktiv ist? Keine Ahnung, wir vier würden jedenfalls dort nicht Urlaub machen wollen.

Kerstin kommt um 18.50 Uhr mit dem TGV am Bahnhof Montpellier Sud de France an. Ein heiterer Abend schließt sich an – fast sind wir besorgt um die Parteien neben uns und fürchten, dass unser lautes Lachen normale Arbeitnehmer, die am nächsten Morgen aufstehen müssen, stören könnte.


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