Sonntag, 24.12.2023: in Fondcaudette

Wieder lacht die Sonne vom Himmel, auch wenn es erst einmal frisch ist: 3 Grad um 8 Uhr, aber mittags 14 Grad. Es gibt einen großen Wintergarten und die ganz Mutigen schieben ihre Liegen nach draußen. Jeder von uns genießt die Ruhe und die wunderbare Landschaft des Luberon auf seine Weise, mit Buch oder Podcast und Klaviermusik im Hintergrund. Mittags lassen wir uns im halb geöffneten, sonnigen Wintergarten diverse Reste in Variationen schmecken.

Am späten Nachmittag hat Arlette einen Termin beim Fischhändler in Coustellet, um ein ‚plateau de fruits de mer‘, eine Meeresfrüchteplatte, abzuholen. Austern, Langusten, Crevettes grises (Krabben), Zitronenscheiben und ‚rouille‘, eine spezielle Mayonnaise, alle auf Eis platziert, warten hübsch in Folie verpackt auf dem Gartentisch auf ihren Auftritt. Die Platte bildet den Mittelpunkt auf dem festlich gedeckten Tisch. Die kantig-sperrigen Austern hat dankenswerterweise der Fischhändler schon geöffnet; alles schmeckt sehr frisch und fein, die großen Crevetten – da sind wir uns einig – sind der Hit.

So wie es der Brauch in Frankreich ist, verteilt sich das ‚réveillon‘, das Abendessen am Vorabend des ersten Weihnachtstags, über den ganzen Heiligabend (wie ihn die Deutschen nennen). Zwischen leckerer Radieschensuppe, von Arlette bereits am Nachmittag vorbereitet, telefonieren wir mit unserer Tochter in Hauzenberg, nach der ‚canard à l‘orange‘ (Entenbrust)s mit Navettes und Kartoffeln mit unserem Sohn in Göttingen. (Mein Vater in München war schon am frühen Abend dran.) Das Dessert stammt vom örtlichen Pâtissier: eine Omelette Norvégienne. Das haben wir noch nie gegessen. Es handelt sich um einen Block Vanilleeis mit Rum auf dünnem Biskuitboden und mit Biskuitkern, das mit geflämmten Eischnee überzogen ist. Kurz vor dem Servieren übergießt man alles mit vorher gewärmten Rum und flambiert die ‚Norvégienne‘. Eine sehr leckere Kreation!

Allen, die weder Spaß noch Freude am Essen haben, rate ich, solche schwärmerischen Blog-Abschnitte künftig zu überspringen… Für uns bedeutet Essen einerseits Lebensfreude und gehört andererseits auch zum Charakter von Landschaften; außerdem entspricht es tatsächlich dem sogenannten immateriellem Kulturerbe von Ländern. Mit Gespräch und Genießen feiner Speisen verbringen wir einen Baum-Plätzchen-Stress-freien Weihnachtsabend.


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