Im Apartment liegen neben einer normalen Kaffeemaschine zwei Kaffeekapseln – da hat jemand nicht ganz mitgedacht… Wir üben unsere Anpassungsfähigkeit und trinken statt Kaffee… Wasser zu Croissant, Apfel und Mandarinen. Auf jeden Fall werden wir satt und wach. Um 11 Uhr verlassen wir das Apart-Hotel „Beau Rivage“: tolle Lage direkt am Yachthafen, geschlossener Parkplatz unter Schirmkiefern, von der Jahrhundertwende, ansonsten ein recht verblichener Charme, ein Flickwerk an Ausstattung und Einrichtung. Aber Bandol ist uns insgesamt zu ‚BCBG‘ (bon chic bon genre – sehr bürgerlich/wertkonservativ, auch was die Mode betrifft) – das wissen wir jetzt.
Kurz vor 13 Uhr treffen wir unsere Freunde Arlette und Thomas in Salon-de-Provence, ein Städtchen, an dem Tom und ich bereits x-mal nur vorbeigefahren sind. Es entpuppt sich als sehr hübsch. Beliebter Treffpunkt, besonders im Sommer, ist la fontaine moussue, der bemooste Brunnen, der wie ein Pilz aussieht und aus dessen Hut es ununterbrochen tröpfelt. Es gibt auch noch eine alteingesessene Savonnerie, mit Ladengeschäft in der Innenstadt. Nostradamus hat in der Stadt gelebt und ist auch hier begraben, aber für ihn nehmen wir uns keine Zeit, weil wir in einem Bistrot essen wollen, der Villa Salone (www.villa-salone.com), das abends zum ‚restaurant gastronomique‘ mutiert und mit einem Michelin-Stern dotiert ist.
Ein sehr kreativ, aufwändig und geschmackvoll renoviertes Innere empfängt uns, dann wird ein geschmacklich sehr rundes Menü serviert. Höhepunkt ist ein Soufflé mit Pekan-Nüssen, in dessen Mitte der Ober einen Löffel Birnen-Sorbet gleiten lässt – ein kulinarisches Gedicht!
In Eguyères, ein paar Kilometer weiter, schauen wir bei der Weinhandlung „Chez John“ vorbei, die vom Sohn des französischen Paares Angelo und Christine, das wir in Agrigent kennengelernt haben, betrieben wird. Angelo steht gerade vor der Türe und erkennt uns sofort. Auch Christine freut sich, uns zu sehen. Wir probieren im Laden einen Weißwein von der Rhône (Châteauneuf-du-Pape) und nehmen ein paar andere Flaschen lokalen Weins für die nächsten Tage mit.
Tom und ich besorgen noch die Zutaten für das sizilianische Essen, mit dem wir uns bei unseren Gastgebern Arlette und Thomas revanchieren wollen. Weil alles im Handy notiert ist, geht das trotz Weihnachtsrummel ziemlich schnell vonstatten. Ein gemütlicher, gesprächsreicher Abend schließt sich an: Arlette hat leckeren Käse besorgt, und der lokale Rotwein schmeckt so weich und rund wie schon lange keiner.