Dienstag, 19.12.2023: Ajaccio und Überfahrt von Korsika nach Toulon (Frankreich)

Wieder schwimmen wir nach dem Frühstück im Pool und genießen Wasser und Aussicht, bevor wir alles Gepäck im Auto verstauen und mit dem Bus in die Stadt fahren, dieses Mal gleich bis zur Endstation. Der Golf von Ajaccio ist in gleißendes Licht getaucht – welch ein toller Ausblick auf Meer und Berge! Hier befinden sich neben einem in scheußlichem Zitronengelb gestrichenem Spielcasino auch viele Bistrots und Cafés mit exorbitanten Preisen. Ein Teller Linguine mit Sauce kostet 18 bis 24 Euro, je nach Zutaten. No grazie, da vergeht uns der Hunger, wobei der sowieso erst ein Hüngerchen ist.

Das Portal der Kathedrale ist sperrangelweit offen und lädt zum Besuch der Weihnachtskrippe ein. Lebendgroße Figuren sind in einer Seitenkapelle aufgebaut; statt Jesukind liegt eine Bibel in der Krippe (den zeitlichen Zusammenhang besser nicht überlegen…!), dafür sind aber die Heiligen Drei Könige schon eingetroffen. Die Zentralperspektive der aufgemalten Decke wird noch durch das Hintergrundbild einer Felsentreppe verstärkt, offenbar die Stairway To Heaven. Nein, vom Advent bekommen wir überall genug mit! Soviel als Antwort auf mehrere Anfragen, wie wir denn eine Vorweihnachtszeit fernab von Bayern überhaupt aushalten könnten.

Rechterhand der Kathedrale liegt am Ufer gleich die als halber Verteidigungsstern angelegte Zitadelle mit ehemaliger Pulverkammer und noch existierendem innersten, immer noch militärischen Sperrbezirk. Durch die Altstadt schlendern wir Richtung Hafenanlagen, sehen auch schon unsere Fähre, ein Schiff der leuchtend gelb gestrichenen Corsica-Ferries im Hafen vertäut und laufen noch ein Stück, bis wir an dem Platz vor dem Rathaus die (für mich ideale! )Kombination aus Café und daneben liegender Buchhandlung entdecken: Etwas später werde ich dort ziemlich rasch gleich drei interessante Romane finden. Eine gute Stunde sitzen wir in der Sonne vor dem Café und genießen italienische, knusprige Panini und vor allem den ‚CapoSpritz‘, eine Spritzvariante mit einem lokalen, orangen- und chininhaltigen Alkohol der in Bastia ansässigen Firma Mattei (Regina, danke für den Tipp!)

Nun ‚müssen‘ wir aber noch zu Napoleon; um sein Geburtshaus ranken sich einige Mythen. Uns geht es hauptsächlich darum, einen kleinen Eindruck zu bekommen – wir haben uns beide nur sehr wenig mit Napoleon beschäftigt. Jedoch hatte Toms Großvater in seinem Wohnzimmer wirklich die Reproduktion eines Ölbildes mit Napoleon hängen! Es gibt ein paar schöne Deckenmalereien, auch Möbel, ein Ess- und ein Schlafzimmer. Wir sind die einzigen Besucher, haben aber das Gefühl, unter besonders sorgsamer Bewachung und Beobachtung zu stehen; man verfolgt uns von Zimmer zu Zimmer.

Dass wir nicht ins Musée Fesch gehen, stand schon vorher fest; unerwartet lesen wir aber den Hinweis auf eine rooftop-Bar im 7. Stock. Einen Blick über Stadt, Bucht und Berge im schrägen Nachmittagslicht wollen wir uns nicht entgehen lassen: zauberhaft und einzigartig – kann man nur allen Ajaccio-Besuchern empfehlen! www.hotel-fesch.com

Noch einmal bummeln wir durch die nette Fußgängerzone, die sich bald schon weihnachtlich beleuchtet präsentiert und erstehen auch noch eine Flasche Mattei Rouge. Der Busfahrer erlässt uns – warum auch immer – unseren 1-Euro-Einzelfahrschein – merci!

Unser Packesel steht brav vor dem Hotel. 18.15 Uhr, ja, da können wir schon zum Fährhafen fahren. Wie immer dauert es eine Weile (Pässe bitte, Ticket, bitte noch warten), bis die schweren LKWs eingeladen sind und wir an die Reihe kommen. Dieses Mal stehen wir im Garagendeck 2 und – neu für uns beide! – wir haben eine Kabine. Wie wir erstaunt zur Kenntnis nehmen, ist sie ziemlich groß und die Betten sind auch schon bezogen – ich weiß nicht, warum, aber ich hatte so eine Art Jugendherberge mit Stockbetten und gefaltetem Bettzeug zum Selbstbeziehen erwartet. Kaum an Bord informiert uns eine Durchsage über ein Bordrestaurant. Aus dem ‚nur-mal-gucken-wie-es-aussieht‘ wird dann noch ein Menü, das zwar großzügig bemessen ist und gut schmeckt, mir aber leider dann doch unglaublich im Magen liegt. Um 4 Uhr ist offenbar stärkerer Seegang, weshalb ich wach werde und kurzerhand das erste neue Buch bis zum Wecken fertig lese.


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