Donnerstag, 14.12.2023: in Golfo Aranci und San Pantaleo

Etwas kühler, aber Sonne und Wolken im Wechsel; Tom möchten die Isola Tavolara von der anderen Seite sehen, also dann…! Erst aber noch zum Herrenfriseur nach Budoni, der sich als Oktoberfest-Fan entpuppt und Toms Haare sehr schön schneidet. Der Salon ist für einen reinen Herrensalon stark dekoriert mit Spiegeln in üppigen silberfarbenen Holzrahmen, einem überladenen Weihnachtsbaum, drei Mal Jesus am Kreuz und einer Marienfigur. Aber Davide beherrscht sein Handwerk und wirkt inspiriert. Bei seinem letzten Oktoberfestbesuch, 2023, war wohl der Wurm drin: wegen Streiks ich-weiß-nicht-wo mussten er und seine Freunde über Lissabon nach München fliegen. Dann aber wohl doch tolle Stimmung!

Wir fahren zunächst nach Golfo Aranci. Im Vergleich zu Sizilien liegt an den Straßen Sardiniens kaum Müll herum, wir sehen sogar Arbeiter, die jedes Fitzelchen einzeln aufpicken; überhaupt ist alles gepflegter als auf der Nachbarinsel. Golfo Aranci ist kein reiner Touristenort und hat deswegen auch eine gute Infrastruktur. Die Häuser staffeln sich – wie oft auf Sardinien – in verschiedenen Gelb-, Orange- und Rosttönen und ducken sich an den Hängen. Mit anderen Worten: Feriensiedlungen fallen kaum auf. Wir lassen uns in einer Bäckerei zwei Panini mit Wurst belegen, die wir an einem höher gelegenen Kirchlein mit Ausblick verspeisen wollen. Just nach dem Abparken fällt Tom auf, dass seine Brille nicht mehr auf seiner Nase sitzt. In Golfo Aranci hatte er sie aber noch, wie Fotos zweifelsfrei beweisen. Wir suchen im Auto auf den Sitzen, in offenen Taschen, suchen uns ab, gucken auf dem Boden: NICHTS, KEINE BRILLE. Also zurück ins Auto, nach Golfo Aranci, wo wir unter parkenden Autos und in der Gosse suchen sowie unsere Wege ablaufen. NICHTS. Mystery! Noch mal zum Kirchlein. Wieder nichts. Zum Glück hat Tom den Ersatz einer Ersatzbrille immer im Auto, so dass er weiterhin fahren kann. Ja, und leider findet sich auch später die Brille nicht. Keine Ahnung, wo sie gelandet sein könnte…!

Wer unseren Blog von der Weltreise 2018 gelesen hat, wird jetzt mit einem lauten „Ach, die Ockers!!“ aufjaulen… Jajaja, erst war die Sim-Karte von Toms Handy weg und als wir nach Wochen mit viel Aufwand endlich die neue hatten, fand sich auch die alte wieder: Beim Tausch war sie in den Kofferfalz gehüpft (der Koffer stand neben dem Esstisch, aber wir waren ja 4 Wochen in Buenos Aires, weswegen der Koffer lange unbenützt herumstand). Ein paar Wochen später war dann das ganze Handy verschwunden, wie wir glaubten, beim Beobachten von Guanakos aus dem schräg stehenden Wohnmobil gerutscht. Längere Suchaktion nach schlafloser Nacht bei stürmischen Wind auf einsamer Piste – ohne Ergebnis, das Handy blieb spurlos verschwunden. Tatsächlich waren mir beim schrägen Fotostop Sandalen aus dem Auto gefallen – die ich auch wiederfand… 300 km weiter langwierige und aufwändige Aktion, um ein neues Handy zu erstehen und in Argentinien anzumelden. Ein halbes Jahr später dann der unerwartete Anruf des WoMo-Verleihers: „Wir haben in Ihrem Mietfahrzeug beim Putzen ein Handy gefunden – ist es Ihres?“ – Vermutlich findet sich Toms Brille dann, wenn er gerade eine neue bekommen haben wird…

Am Strand finden wir dann noch ein Hinweisschild, das sprachlich mindestens so verbesserungsfähig ist wie unsere Suchbemühungen…

Tom bleibt gefasst und so setzen wir unseren Ausflug fort. Neues Ziel: Porto Rotondo, ein Hafen aus der Retorte, aber mit schöner Insel-Kulisse. Ein Ort für (Neu-)Reiche, mit vielen Segelyachten, Zäunen, Hecken und Schranken und – das braucht man als Promi – einem Heli-Port; Berlusconis Villa mit 27 Zimmern und mehreren Schwimmbädern soll auch in der Nähe liegen… Igitt, wir fahren gleich weiter ins Landesinnere, wo uns nach ein paar Kilometern durch einen spektakuläre Felslandschaft der Ort San Pantaleo mit einem offenen Café und einigen hübschen Häusern und einer ‚Außen-Krippe‘ empfängt.

Auf weitere Sehenswürdigkeiten in 20 Kilometern Entfernung verzichten wir, denn beim Hin und Herfahren ist Zeit verloren gegangen. Für den Rückweg wählt unser Navi, das manchmal an entscheidenden Stellen einfach schweigt, weswegen es Tom am liebsten aus dem Fenster werfen möchte, den Weg über Olbias Stadtautobahn, und so erhalten wir noch einen kleinen Eindruck von Sardiniens viertgrößter Stadt: niedrige Bebauung und viel Wasser.

Im Apartment warten schon Hähnchenschenkel auf ihren großen Auftritt in einem sizilianischen Rezept mit viel Zitronenschale, Zwiebeln und Weißwein. Ein geschmorter Schmauß entsteht in einer guten Stunde und so findet der etwas verkorkste Tag doch noch ein versöhnliches Ende.


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