Sonntag, 3.12.2023 (1. Advent): auf der Überfahrt von Sizilien nach Sardinien

Um 5 Uhr klingelt der Wecker, weil wir uns nicht sicher sind, wie lang wir am Meer entlang bis Palermo brauchen; außerdem ist nicht ganz klar, ob wir in ein Hafenbüro müssen oder ob man unsere Buchung einfach scannt.

Um 6 Uhr stellen wir unseren Ford hinter die paar schon wartenden Autos und beobachten, wie fix die Sattelschlepperauflieger von wuselnden Zugmaschinen ausgeladen werden. Tom guckt – fasziniert wie ein kleiner Junge von Baggern – eins ums andere Mal zu, wie der Zugmaschinenfahrer seinen ganzen Sitz plus Lenkrad in die erforderliche Richtung drehen kann.

Um 8 Uhr ist das Auto auf Deck G1 (wir wissen noch nicht, dass es als letztes entladen wird…) geparkt, und wir sinken in die Sessel an der Bar, einen kleinen Pappbecher voll Espresso in der Hand. (Anmerkung: Leider bekommt man in Italien noch vieles in Pappe oder Plastik serviert – wir verstehen gar nicht, warum: Küche mit Spülbecken vorhanden…) Tom hat für uns Schlafsessel gebucht, zum Glück mit wirklich wenig Aufpreis, aber der Raum ist gruselig: fensterlos, mit Dieselgeruch, etwa 20 sog. Pullman Seats. Zum Glück finden wir einen anderen Platz im vorletzten Deck am Heck und haben deswegen noch einen schönen Abschiedsblick auf Palermo.

Später wechseln wir ins Freie in den Pool-Bereich, wo hölzerne Liegen bereit stehen. Wir finden eine im Windschatten und genießen die Sonnenstrahlen. Unser Sonnenliegennachbar ist auch Deutscher, sogar gebürtiger Württemberger, Lehrer für Englisch und Deutsch mit sechs Jahren Auslandsschuldienst in Kairo. Aber das erfahren wir nicht auf dem Sonnendeck, sondern erst, als wir ihm Stunden später weiter unten wiederbegegnen und er offenbart, seekrank zu sein; wir versorgen ihn mit einer Reisetablette, einem halben Brötchen und Schokolade – danach sieht er schon wieder rosiger aus. Essen gibt es auch auf dem Schiff, eher Kantinenessen, aber es hilft, Zeit zu verbringen. Zwölf lange Stunden nach dem Ablegen in Palermo legen wir in Cagliari auf Sardinien an und müssen nochmal fast eine Stunde warten, bis auch unser Deck G1 geräumt werden kann. Uff.

Knapp 45 Minuten später erreichen wir unser nächstes Quartier, in Domusnovas, Südsardinien. Eine junge Frau empfängt uns eher wortkarg auf Englisch statt Italienisch und weist uns knapp ein. Da sitzen wir dann etwas frustriert in einer eiskalten Wohnung mit warmen Klimaanlagengebläse, bei funzeligem Licht und mit vollgestellten alias ‚dekorierten‘ Regalen (alles von zwei Schneekugeln über einzeln drapierte Prospekte, Keramikplatten und Kork-Service, Weihnachtstischdecke und Mini-Plastik-Tannenbäumchen). Noch in der Nacht beginne ich umzuräumen und wegzustellen… Wenigstens liegen im Schlafzimmer mehrere warme Decken bereit, der erste Pluspunkt.


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