Mittwoch, 6.12.2023: Grotta di San Giovanni und Iglesias

Am späten Vormittag brechen wir zur nahe gelegenen Grotta di San Giovanni auf, die zum kommunalen Gebiet gehört. Wir haben großes Glück: Wir sind die einzigen Besucher, bekommen unsere Helme aufgesetzt sowie den Audio-Guide erklärt und spazieren danach staunend und immer wieder innehaltend durch die 850 Meter lange Grotte, durch die kurioserweise bis 1999 der Autoverkehr zu irgendwelchen Erz- oder Silbergruben führte.

Langsam würden die Ablagerungen immer weißer und die Karbon-Einlagerungen, meint der Audio-Guide, verschwänden. Leider sind die Erklärungen – offenbar vom automatischen Translator übersetzt und maschinell – oft falsch – (aus-)gesprochen, kaum verständlich: inhaltlich übersteigen sie meine geologischen Kenntnisse bei weitem und grammatikalisch halte ich das Gestammel schon gleich gar nicht durch. Es dauert nicht lange, bis ich mich einfach nur der Schönheit der Formen widme, während Tom bewundernswerterweise noch länger durchhält und zuhört.

Besonders haben es uns die Miniatur-Sinterbecken angetan, die derzeit zwar feucht, aber nicht mit Wasser gefüllt sind. Neben der geteerten Straße ist auch noch Platz für einen Fluss, aber auch das Flussbett ist trocken. Nur so ein bisschen tröpfelt es von oben. Leider ist überall ein zart-esoterisches Gedudel zu hören, nach italienischen Gefühl bestimmt ‚schön‘.

Bevor wir allerdings durch die Karsthöhle zurückkehren, verweilen wir spazierenderweise noch ein wenig im sich am Höhlenausgang anschließenden Naturschutzgebiet, wo wir uns in völliger Stille an mit Lychen bewachsenen Steineichen, grasgrünen Farnen und sonstigen Pflanzen sowie vielen schroffen und kantigen Felsen erfreuen. Wir genießen den Weg durch die Natur, sehen auch Wanderwege angezeigt, haben aber auch schon gehört, dass die meisten Pfade gefunden werden wollen und oft im Nirgendwo verlaufen; das scheint sowohl auf Sizilien als auch auf Sardinien so zu sein. Nicht unser Ding, und meine Nase läuft ja auch immer noch ein bisschen.

Auf dem Rückweg geraten wir dann auch noch in eine Beleuchtungsprobe für die Weihnachtstage: Grüne Lichtpunkte huschen sich über die Grottendecke, das Jesuskind in der Krippe wird in eine Wölbung im Fels projiziert, gegenüber schimmert es in einer Ecke blau-grün. Ich weiß ja nicht, ob das sein muss… Am Höhlenausgang verabschiedet man uns fast herzlich, klar, zwei Besucher, wer weiß, vielleicht den ganzen Tag über?

Nach einer Mittagspause wollen wir das nahe gelegene Iglesias erkunden. Leider fängt es erst zu nieseln, dann zu gießen an. Ein gut sortierter Supermarkt – mit ungefähr 15 Sorten Panettone (Nutella, classico, Tiramisù usw.) bietet erst einmal Schutz vor dem Regen. Willi und Isabel, unsere Schweizer Bekannten von der Argentinienreise 2019, derzeit von Alaska nach Kalifornien und jetzt nach Mexiko unterwegs, schrieben uns gestern den Namen einer renommierten sardischen Cantina, deren Weine tatsächlich unser Supermarkt vertreibt. Das Menü ist rasch zusammengestellt: Zur Weinprobe gibt es Spanferkel (eine Scheibe, im Ganzen mit viel Speckstreifen gegart) und Rosmarinkartoffeln – das wird ein Fest!

Iglesias, auch ein Ort mit Minen-Geschichte, ist recht hübsch und wäre ohne Regen noch netter. Es gibt zwei Straßen für Fußgänger, deren eine wir hochgehen und – man ahnt es schon – deren zweite wieder hinunter. Ein paar Lichterketten hängen schon quer über die Straße, abstrakte Weihnachtsbäume, d.h. Lichterkegel, sind auch bereits aufgestellt, und jedes Geschäft versucht mit Kugeln und Lichtergefunkel und -geblinke Kundschaft in den Laden zu locken. Aber es ist einfach zu nass zum Bummeln; immerhin haben wir einen kleinen Eindruck vom Ortskern der 26.000-Einwohner-Stadt bekommen, die übrigens Partnerstadt von Oberhausen im Ruhrgebiet ist.


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