Freitag, 1.12.23: in Monreale

Heute wollen wir noch die letzte Kirche im UNESCO-Verbund (Kathedrale, Cefalù / Capella Palatina, Palermo), nämlich die Kathedrale von Monreale, ansehen. Wilhelm der Gute scheute seinerzeit keine Kosten (angeblich hat er Geld seines Vaters, Wilhelm des Bösen, ‚gefunden‘), um die Auftraggeber der anderen beiden Kirchen zu übertrumpfen. Von der Größe her (102 x 40 m) ist ihm das auch gelungen – natürlich ist eine Kathedrale größer als eine Kapelle! Aber uns gefällt die Kapelle in Palermo sehr viel besser, weil sie intimer ist und aus einem Guss erscheint. Von außen stört eine später angebaute Vorhalle die Vorderansicht. Innen ist es vielleicht eher die Höhe, die alles unnahbarer, weil weiter entfernt wirken lässt. Der Reiseführer bezeichnet die Mosaiken als ‚Bibel-Comic‘ und hat damit nicht Unrecht; irgendwie musste man ja dem damaligen Menschen, meist des Lesens unkundig, die Geschichten aus der Bibel nahebringen. Viele Szenen sind so bildgewaltig ausgeführt, dass man sie mit bloßem Auge entschlüsseln kann, manche sind auch schwieriger zuzuordnen. Wunderschön sind auch die senkrechten Verzierungen an den Seitenwänden im untersten Bereich, die noch sehr den arabischen Einfluss erkennen lassen. Auch die Fassade der Apsis ist eindeutig dem arabo-normannischen Stil zuzuordnen, während viele Darstellungen von Heiligen eher den byzantinischen Stil erkennen lassen.

Ahnungslos machen wir uns durch einen Extra-Eingang auf den Weg zu einer „Terrasse“, die einen Blick in den Kreuzgang des früheren Benediktinerklosters gestatten soll. Viele Stufen geht es nach oben, vorbei an wertvollen bischöflichen Bekleidungsstücken (von Kopf bis Fuß samt Ring und Kreuz), bis ein immer stärkerer Luftzug zu spüren ist. Auf einmal befinden wir uns auf Dachhöhe – uuh, an dem heutigen warmen, aber recht stürmischen Tag finde ich das nicht so toll, da jetzt entlang gehen zu müssen. Aber der Pfeil, der bedeutet, dass der Weg viele Meter gegenüber weitergeht, ist deutlich zu sehen… also, Brille festhalten und los geht‘s, der Mensch braucht Abenteuer! Der Blick in den Kreuzgang von oben ist allerdings wunderschön! Und auch der Blick auf die Bucht von Palermo, Conca d‘oro, Goldbucht genannt, ist trotz des grauen Himmels sehenswert. An dieser Stelle des Rundgangs ist man auch auf Du und Du mit der Außenmauer der Apsis und kann die Farb – und Formfolge von schwarzem Lava- und gelbem Tuffstein aus nächster Nähe betrachten und betasten. Der nächste enge und immer niedriger werdende Gang führt an der Nordseite der Apsis zurück; durch Fensteröffnungen kann man auch ab und zu einen Blick auf die eingerüstete und in Renovierung begriffene Apsis werfen.

Schnell erreichen wir, uns gegen den Wind stemmend, den Eingang zum Kreuzgang. Hier ist es plötzlich windstill, und wir sind mit der prächtigen Ausstattung durch zum Teil mit Goldmosaik verzierten schlanken Doppelsäulen, den wunderschönen, fein ziselierten Kapitellen fast ganz allein. Herrlich! Tom setzt sich ein bisschen in die gerade hinter Wolken hervorlugende Sonne und wartet geduldig, bis ich mich von den vielen Geschichten, die die Kapitelle erzählen, losreißen kann. Ach, ist dieser Kreuzgang schön!

Auf dem Rückweg kehren wir, schon in Bagheria, in einer Pinseria ein, ‚Magna Roma‘, wo auf einem Bildschirm per Video ununterbrochen Sehenswürdigkeiten aus Rom gezeigt werden. Wir lesen nach: eine Pinsa besteht im Gegensatz zur Pizza aus mindestens drei verschiedenen Mehlsorten und der Teig fermentiert bis zu 72 Stunden. Das wollen wir ganz bewusst ausprobieren. Ja, das Gericht scheint uns gut zu bekommen. Den Rest des Tages verbringen wir mit Ausruhen und Planen des Januars 24.


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