
Gegen 11 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Palermo – und stoppen gleich noch in Aspra am Strand, weil die Wellen und die Fernsicht so schön sind. Palermo, das immerhin mit einer knappen Million Einwohnern die fünftgrößte Stadt Italiens ist (Catania ist auf Platz 7). Tom hat ausgetüftelt, dass von einem Einkaufszentrum aus die Tram zum Hauptbahnhof fährt. Das stimmt auch – aber wir müssen erst einmal im Centro Commerciale unsere Tickets besorgen. Uns laust der Affe: dort steppt der Bär und der bebrillte Weihnachtsmann lächelt milde dazu – und es ist doch Sonntag!!! Aber es ist genau der Sonntag der ‚Black Week‘… Es hilft nichts, wir schlagen uns durch die Massen durch und kaufen beim Tabbacchi (natürlich am anderen Ende…) unsere Biglietti.

An einem unglaublichen Konglomerat aus gepflegten mehrstöckigen Wohnhäusern mit großflächigen Wandmalereien neben abgewohnten niedrigen Bauten, zum Teil ohne Fensterscheiben, fährt uns die Tram zur Stazione Centrale. In einigen Schleifen gehen wir zu Fuß in Richtung Via Vittorio Emanuele und stehen auf einmal vor San Cataldo, einer arabisch-normannischen UNESCO-Weltkulturerbe-Kirche, die mir von allen Kirchen Siziliens wegen ihrer Klarheit der Architektur am allerbesten gefällt. Drei rote Kuppeln zieren das Dach.




Auch an den Quattro Canti, einem Platz, der von vier gerundeten Häusern mit jeweils vielen Statuen in den Fassaden umstanden wird, und an der Fontana Pretoria, einem skandalauslösenden Brunnen mit nackten Elfen und Fabelwesen, kommen wir ohne großes Zutun ebenfalls vorbei. Die Stadt beeindruckt mich sehr: Viel ‚fin de siècle‘ im Zentrum, mit herrschaftlicher Ausstrahlung. Eine kleine Piazza wimmelt von Leuten, die sich unterhalten, stehend, mit einem Getränk in der Hand; Kinder laufen herum, Second-Hand-Kleidung wird verkauft. Das ist Italien, das findet man in Deutschland so nicht.





Schließlich biegen wir in die gewünschte Straße und finden auch bald das sizilianische Restaurant „La Buatta“, das der Guide Michelin mit einem ‚Bib‘ empfiehlt. Leider dürfen wir um 14 Uhr das gewünschte Überraschungsmenü nicht mehr bestellen, weil man dafür zwei Stunden benötigt, das Restaurant jedoch um 15 Uhr schließt (weswegen auf der Aufnahme hier auch keine Gäste mehr zu sehen sind). War leider auf der Homepage nicht zu lesen (und wir hatten nicht weit genug gedacht, zugegeben). Wir bestellen leckere Antipasti und essen danach zum ersten Mal Ricotta-Ravioli mit dünn geschnittener, gebratener Milz, eine palermitanische Spezialität, die uns sehr gut schmeckt. Das Hauptgericht, ‚polpettone‘, ist eher gewöhnlich (eine Art Hackbraten) und braucht nicht näher erläutert werden.




Eigentlich wollen wir danach mit dem Bus 124 in die Nähe des Kapuziner-Klosters gelangen, aber er lässt uns im Stich. Was soll‘s, die Galleria dell‘arte moderna befindet sich fußläufig in unserer Nähe und beherbergt derzeit eine Ausstellung mit Fotos, die – von berühmten Fotografen aufgenommen – die mexikanische Malerin Frieda Kahlo zeigen. Sehr interessant! Danach sehen wir uns noch das Erdgeschoss der Dauerausstellung (19. Jh.) an, werden dabei aber immer müder und der Kult um Garibaldi ‚flasht‘ uns auch nicht direkt. Wir beschließen, mit der Tram zum Einkaufszentrum zurückzufahren. Gute Überraschung: Man hat auch heute nicht in unser Auto eingebrochen, schlechte Überraschung: rund um die riesigen Parkplätze ist überall Stau… rush hour auf Italienisch… der Horror… Aber mit viel Geduld schaffen wir es nach Aspra.

