Montag, 20.11.2023: in Trapani und San Vito Lo Capo

Wir fahren auf dem schnellsten Weg nach Trapani; in 45 Minuten erreichen wir den sich weit erstreckenden Ort – 70.000 Einwohner, Hafenanlagen, Industrie – und hier den Großparkplatz in der Nähe der Altstadt. Eilig durchqueren wir die Straßen, denn der Fischmarkt ganz am vorderen Ende der halbkreisförmigen Stadt (daher auch der Name) ist das erste Ziel. Welch eine Enttäuschung! In der Markthalle gibt es nur zwei Stände und im Hafen keinen einzigen Fischer, der seine Ware anbieten würde. Na so was! Gut, nun haben wir alle Zeit der Welt, glauben wir, allerdings sind wir kaum in der barocken Kathedrale, fordert man uns schon freundlich auf, jene wegen der Mittagsschließung zu verlassen; macht nichts, sie ist ‚ganz nett‘, aber keine künstlerische Offenbarung. In der Hauptstraße der Altstadt stehen das Municipio, ein Gymnasium, die Kathedrale, eine Korallenschleiferei, ein Töpfer, der Krippenfiguren und -zubehör herstellt und brennt (winzige Knoblauchzöpfe, Peperoni-Stränge, Siebe und andere lebensweltliche Dinge), aber nur ein offenes Café, das uns nicht gefällt. Trapani ist kulinarisch für seinen Couscous mit Meeresfrüchten berühmt; es ist diejenige Stadt Siziliens, die den stärksten arabischen Einfluss aufweist – aber die Restaurants öffnen erst um 13 Uhr. Auf dem Weg in die ‚Giudecca‘, dem ehemals jüdischen Viertel, finden wir schließlich doch noch ein Café, das uns gefällt und denken über den weiteren Plan nach. Kalorienzufuhr hilft da immer, ein ‚Tagliere‘, eine gemischte Platte, kommt da genau richtig.

In der Giudecca würden wir nicht wohnen wollen: eng, alt, baufällig. Überhaupt macht Trapani keinen sehr einladenden Eindruck. Ob es am Montag liegt? Da haben viele Geschäfte geschlossen. Wir beschließen, nach San Vito Lo Capo zu fahren, einem kleinen, hoch gelobten, im Sommer wohl völlig überlaufenen Ort, nördlich von Trapani, mit einer sandigen Bucht.

Mitten in eine kleine Siesta im Auto tönen traurig-getragene Klänge von Blasinstrumenten und Schlagzeugbegleitung, die in Dauerschleife an unser Ohr drängen und sich dann doch auf einmal entfernen. Wir vermuten eine Beerdigung mit Trauerzug und liegen richtig: Vor der befestigten Kirche (Angst vor Piraten!) stauen sich Musikanten und Trauernde und warten auf Einlass in die Kirche. Durch einen unbenutzten, aber offen stehenden Seiteneingang sehe ich auch den blumenbekränzten Sarg in der Kirchenmitte stehen. Draußen macht sich der silberne Leichenwagen bereit und fährt rückwärts an das Kirchenportal.

Erst eine gute Stunde später hören wir wieder die eigentümliche Musik im Wiegeschritt, aber da bin ich dann schon eine ganze Weile im glasklaren, etwa 21 Grad warmen Meer (immer noch, am 20. November!) geschwommen und habe die Schönheit der Bucht vom Wasser aus genossen.

In der Gegend um San Vito wird offenbar recht viel Marmor abgebaut, wie die Steinbrüche im Vorbeifahren erkennen lassen. Das Navi führt uns auf dem Rückweg mal wieder über die kleinsten, krummsten, ramponiertesten Strecken. Sie verdienen kaum das Prädikat ‚Straße‘, und Tom fährt wieder Slalom, um die Schlaglöcher zu vermeiden. Wenigstens sind solche Straßen menschen(-und auto-)leer! Als Zuckerl für genervte Reisende gibt es noch durch Weinhänge oder Äcker schön strukturierte Landschaft in Braun- und Grüntönen, mit intensiver Strahlkraft durch die schräge Herbstsonne. Die Nacht kommt schnell; wir kaufen noch ein paar Lebensmittel ein. Der Abend kann beginnen!


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