Dienstag, 14.11.2023: Fahrt von Siracusa nach Agrigento

Zum letzten Mal genießen wir das leckere Frühstück im Hotel Panorama und fahren gleich danach – noch vor dem Einladen unserer Habseligkeiten – zum antiken Theater von Syrakus. Die Schilder leiten den Besucher zunächst zum antiken Steinbruch, in dem seinerzeit griechische Sklaven oft bis zum Tod schuften mussten. Das Niveau liegt ca. 40 Meter unter dem der Stadt, die Wände erscheinen unglaublich wuchtig, es ist dämpfig und heiß dort unten, auch wenn der gesamte Aspekt eher parkartig erscheint. Tauben und Schwalben fliegen ein und aus, die wenigen Touristen probieren die berühmte Akustik des sog. Ohr des Dionysos aus; Tom sieht auf meinen Fotos (mit Verlaub!) wie ein Zwerg aus – und ich wohl auch auf seinen… An vielen Stellen sind noch Markierungen im Stein zu erkennen, wo der antike Meißel angesetzt wurde. Sehr beeindruckend und gut, dass die Besucher*innen überhaupt an diesen Ort dürfen, der laut Reiseführer lange geschlossen war.

Das griechische Theater bot einst Platz für 15.000 Personen. Syrakus war ja die wichtigste Stadt in ihrer Blütezeit unter dem herrschenden Tyrannen, und die Theateraufführungen fanden im Rahmen von mehrtägigen Weihespielen statt (früher Lernstoff der Q12… juhu, muss ich niemandem mehr erklären…!). Als die Römer die Griechen als ‚User‘ ablösten, wollten sie mehr Platz für ihre blutrünstigen Gladiatorenkämpfe und die benötigten Tiere haben, weswegen sie dem Theater einige Sitzreihen wegnahmen. Aber das, was man sieht, ist immer noch wunderschön und sehr harmonisch: Konzentrische, direkt aus dem Fels gehauene Steinreihen, die überraschend flach angelegt sind. Auf dem Weg zum römischen Amphitheater, das uns weit weniger beeindruckt, gehen wir über 200 Meter an einer riesigen Bodenplatte eines Tempels vorbei, der von den Spaniern seiner vielen Säulen beraubt wurde. Da hat also die antike Gigantomanie letztlich nichts genützt – die (über)nächsten Herrscher dachten nur „Kann ich auch brauchen…“!

Jetzt kommt die Fortsetzung des Kapitels ‚in Italien ein Paket versenden‘. Wer jetzt Schreckliches ahnt, hat völlig Recht. Als dritte Kundin (!!) bei ‚Poste e pachi‘ – bitte Nummer ziehen -, musste ich 35 Minuten warten. Als Bonus war die Dame dann einverstanden, dass mein Päckchen 100 Gramm zu viel wog (nach zweimaligem Umpacken – als versierte Reisende hatte ich es natürlich NICHT zugeklebt, sondern offen gelassen…!). Zur Erinnerung: Das Versenden war schon bezahlt, alle Begleitscheine deutlich leserlich ausgefüllt. Zur Klarstellung: Nicht mein Paket dauerte so lange, sondern das der Dame zwei vor mir – wobei die Schalterfrau die meiste Zeit verschwunden war und irgendetwas suchte. Ich sagte mir vielfach ‚Om‘ vor und konnte dann Tom endlich Vollzug melden; zum Glück hatte er einen Parkplatz im Schatten.

Nach etwa zweieinhalb Stunden (meist Autobahn-)Fahrt durch die sog. Kornkammer (vgl. ‚grano duro‘) im Landesinneren Siziliens, bei zum Teil 30 Grad!!!, erreichen wir gegen 15 Uhr Agrigento. Tom beweist angesichts der fürchterlich schmalen Gassen der Altstadt eiserne Nerven und großes Fahrgeschick und schafft es trotz ausgeklappter Außenspiegel: Tatsächlich kommen wir direkt vor unserem Apartment auf steiler Straße zum Stehen, laden schnell aus, huch, von oben kommen zwei Autos, sind aber geduldig – und dann versucht Tom sein Glück bei der Parkplatzsuche. Volltreffer, ganz in der Nähe, sogar umsonst – meint er, ein paar Stunden lang. Dann merken wir, dass man doch zahlen muss, können aber umparken.

Unser Reiseführer und der Guide Michelin rühmen beide die „Osteria Expanificio“ – wir testen und werden nicht enttäuscht: Tom entscheidet sich für Ravioli mit sehr sämiger Ziegen-Robiola-Sauce mit Marsala und Nüssen, danach filettierte Makrele, ich esse einen lauwarmen Tintenfisch-Salat (nach bewährtem Rezept) und danach Busiate, besondere Nudeln (wie lang gezogene Spätzle), eigentlich aus der Gegend von Trapani, mit einer Sauce aus Mandeln, Pistazien, Tomatenstückchen, Krabben und Knoblauchöl – sehr speziell und sehr sättigend, aber interessant. Auf dem Rückweg aus dem höher gelegenen Teil der Altstadt fallen uns auf einmal in der Ferne die gut beleuchteten Tempel auf: auf einer Anhöhe, auch wenn der Volksmund vom ‚Tal‘ der Tempel spricht – von hier oben aus liegt fast alles im Tal…


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