Das Hotelfrühstück ist tatsächlich so reichhaltig und lecker wie in den Bewertungen zu lesen (www.hotelpanoramasiracusa.it). Heute wollen wir in Richtung Inselinneres. Sizilien erscheint wie ein einziger Obstgarten: Granatäpfel, Zitronen, Orangen und Oliven wechseln sich ab. Wenn nur der Müll nicht wäre…! Es ist soo schade…
Nach 45 Minuten Gekurve über mittlere und kleine Straßen erreichen wir den Canyon von Annapò, durch den einst eine Dampflok Waggons zog. Die Strecke gibt es noch, aber ohne Gleise, sondern als Fahrrad- oder Wanderweg. Erst einmal durchfahren wir nur die Talsohle des Canyons, um uns gleich wieder nach oben zu schrauben. Der Verkehr hält sich sehr in Grenzen: Die einheimischen Damen sind wohl entweder in der Kirche oder in der Küche, während sich die Herren vor den Bars sammeln und – ohne dass ich es hören könnte, aber sicherlich – große Reden schwingen.
Wir peilen die Nekropole von Pantàlica an, die zur Zeit der Sikuler entstanden ist, etwa 1300 v. Chr. Sie bestatteten ihre Toten, mit reichlichen, typisch bronzezeitlichen Grabbeilagen (Spangen etc.), die im Museum in Siracusa ausgestellt sind, in Totenkammern im Kalkstein der Berge um Pantàlica. Etwa 5.000 Gräber sind in mehreren Schluchten erhalten, manche wurden von den byzantinischen Besatzern ‚recycelt‘, nachdem die Sikuler nach ca. 700 v. Chr. untergegangen waren. Die vierteilige, sich über viele Kilometer streckende Nekropole, ist, obwohl UNESCO-Weltkulturerbe, immer noch kostenlos zu besichtigen, aber an einer Stelle sieht man schon Rodungen für einen künftigen Parkplatz sowie eine (offene) Schranke. Wir jedenfalls stiefeln auf krummen Wegen und relativ ungeschützt, weil geländerlos, durch die Welterbestätte und genießen unser Entdeckertum. Kein Laut ist zu hören, nur der Wind in den Bäumen, die Grillen und ein paar Vögel. Toll.
Nach der zweiten Nekropole beschließen wir, noch den an einem mykenischen Grundriss orientierten nahe gelegenen Palast eines Stammesfürsten aus griechischer Zeit zu besuchen: Anaktoron. Über riesige Steinblöcke, die den Grundriss des Palastes markieren, erblickt man in der Ferne das Städtchen Sortino, dahinter den Ätna. In der Nähe von Sortino ist in google maps das Epizentrum des schrecklichen Erdbebens von 1693 eingetragen. Auch hier herrscht vollkommene (Zivilisations-)Stille – wunderschön, vor allem der 360-Grad-Blick.
Kurz überlegen wir noch, ob wir noch ein Stück an der ehemaligen Eisenbahnlinie entlang wandern wollen, aber a) meldet sich mal wieder mein Rücken, b) ist der Weg im Vergleich zu der vorausgegangenen landschaftlichen Schönheit echt öde – also schlagen wir gleich den Weg ins Hotel ein. Später gibt es mal wieder Pizza, aus ‚Faulheit‘ sozusagen, weil die Pizzeria „Da Luca“ gleich um die Ecke liegt. Lange sind wir die einzigen Gäste (weil für italienische Verhältnisse zu früh dran), aber gegen 19.30 Uhr brummt der Laden.