An diesem eher trüben Morgen verlegen wir das Frühstück gleich nach Lecce (Provinzhauptstadt, 95.000 Einwohner). Wir haben Glück: Gleich in der Nähe des Parkhauses finden wir eine Boulangerie/Pasticceria, die eine der hiesigen Spezialitäten anbietet, lauwarmes Pasticciotto – für Tom mit Mandel/Amarena, für mich mit Pistazie. Schon beim Gedanken daran läuft mir das Wasser im Munde zusammen…! So gestärkt laufen wir Richtung Altstadt. Leichter Sprühregen, aber sehr warm, so um die 23 Grad. Am zentralen Platz, der dem Stadtheiligen Oronzo gewidmet ist, stehen ein Teil des alten Rathauses und ein Drittel des römischen Amphitheaters (wird gerade behindertengerecht für die nächsten Theateraufführungen im Sommer 24 umgebaut). Unser Ziel ist der Domplatz, den dort gibt es ein Ticket, mit dem alle Kircheneintritte in Lecce abgegolten sind; man hätte es auch online buchen können, aber dann nur ohne Ermäßigung (www.chieselecce.it).
Wir beschließen, auch den Aufzug für den Campanile mitzubezahlen und erwischen ein Regenloch. Die Stadt erscheint aufgrund ihres Steins in recht einheitlichem Farbton. Die etwa 40 (vierzig!) Kirchen sehen wir von oben nicht alle, dafür aber einige schöne Innenhöfe oder Dachterrassen. Wenig Grün ist vorhanden; an klaren Tagen könnte man bis Albanien sehen, lesen wir auf einem Schild… heute nicht!
Der Notausgang auf dem Turm dürfte für großgewachsene Zeitgenossen nicht unbedingt zur Beruhigung beitragen, ist der Einstieg zur steilen und schmalen Treppe doch grob geschätzt höchstens 1,20 Meter hoch…
Die barocke Innenausstattung des Doms (Santa Maria Assunta) erinnert Tom (gebranntes Kind!) an spanische Barockkirchen – sehr überladen. Neben dem Hauptaltar gibt es noch 12 Seitenaltäre. Jedes Plätzchen ist ausgenutzt, sogar um die gedrehten Säulen mit Blattgirlanden kreisen noch Putti. Patron ist der Heilige Orontius. Fast erholsam fürs Auge (aber schlecht für den Nacken…) ist die hölzerne und bemalte Kassettendecke. Viele Stadtpaläste säumen die Hauptader durch die Altstadt, ihre Wappen jeweils als Relief über eine Ecke im ersten Stock gezogen.
Nach einem kleinen Imbiss in einem Ristorante legen wir fest, was wir – angesichts meines schmerzenden Rückens – noch sehen wollen. Glücklicherweise steht das Museo Storico mit vier Ausstellungen ganz oben auf der Liste und so entgehen wir einem starken und längerem Regenschauer. Glück gehabt! Die Ausstellungen sind sehr unterschiedlich: Während im ersten Stock sehr instruktive Tafeln und Gegenstände die wechselhafte Geschichte Lecces erhellen (Mesapier-Griechen-Römer-Normannen-Sarazenen-Bourbonen…, um nur die wichtigsten zu nennen), befinden sich die anderen Ausstellungen im Erdgeschoss: Vittorio Dimastrogiovanni, einem Sohn der Stadt, ist eine größere Retrospektive gewidmet. Er bringt u.a. viele verschiedene Hölzer in einer Art 3D-Puzzle auf bemalter Leinwand auf oder verwendet die Pflanzenfasern von getrockneter Opuntie. Der andere Künstler, Angelo Filomeno, bestickt Seide mit grotesken Insekten oder Totenköpfen und verwendet außerdem glitzernde Swarovski-Steinchen. Tom hält sich dort nicht lange auf, mich jedoch beeindruckt die handwerkliche Ausführung und die Farben mag ich auch.
Als wir das Museum verlassen, lacht schon fast wieder die Sonne, nur die Pfützen zeugen noch vom Regen. Rasch sind wir wieder in unserem Vorort von Nardò (dessen ebenfalls barockes Zentrum wir nun leider gar nicht besichtigen konnten…), und ich kann meinem Rücken in der Horizontalen etwas Erholung gönnen.
Abends suchen wir noch ein paar Fotos für den Blog aus. Wir haben mittlerweile erfahren, dass wir schon einige geneigte Leser*innen haben. Die Fotos stammen – im Gegensatz zum Blog zur unserer Weltreise – sowohl von Tom als auch von mir. Er hat sich vor nicht allzu langer Zeit von Panasonic eine Lumix System-Kamera gekauft, während ich das neuere Nachfolgermodell meiner vorherigen Panasonic Lumix Kleinbildkamera benütze und auch manches Foto vom Handy (falls schneller greifbar gewesen…) beisteuere.