Donnerstag, 12.10.2023: Fahrt über Šibenik nach Lozica bei Dubrovnik

Ein Reisetag steht an… Weil wir die letzte Fähre nach Bari am 18.10.23 nehmen wollen, hat sich ja unser Aufenthalt in Kroatien etwas verkürzt und der Fahrtag ist logischerweise länger geworden. Ich habe deswegen auch schon gleich mal notiert, was wir das nächste Mal ansehen, wenn wir wieder in Kroatien sein werden (wann??…). Da wäre z.B. der Krka-Nationalpark mit seinen Wasserfällen. Letztes Jahr verpassten wir die Autobahnraststätte, von der man einen Blick auf die Stadt Skradin hat, fuhren dann tatsächlich die nächste Ausfahrt ab und auf der Landstraße in den Ort und wussten nicht, wie uns geschah: Da war der Bär los, jedes Fleckchen Erde wurde als Parkplatz vermietet. Skradin ist das Einfallstor für den Nationalpark. Wir durften nur parken, weil wir versprachen, einen Cappuccino im zum Parkplatz gehörenden Restaurant zu trinken und ergriffen nach dem letzten Schluck schnell die Flucht. Dieses Mal also Blick nach rechts auf den Ort mit barocker Kirche und Yachthafen sowie breitem Fluss, nach links auf eine elegante Autobahnbrücke.

Ein paar Kilometer später erreichen wir Šibenik, verpassen das gegoogelte Parkhaus knapp, finden aber dennoch gleich einen Parkplatz an einer belebten Straße. Durch einen netten, kleinen Park laufen wir zum Meer hinunter, an der Fressmeile vorbei, bis zum Erzbischöflichen Palast, hinter dem sich die Kathedrale St. Jakob erhebt. Schon von außen ein Genuss: 75 ‚Charakterköpfe‘ zieren als umlaufendes Band die Fassade, rechts und links des Seitenportals stehen Adam und Eva, vorne am Hauptportale alle Apostel mit Jesus. Nach den vielen romanischen und gotischen Kirchen in Burgund Anfang September finde ich jetzt die Renaissance-Kunst ganz ‚erfrischend‘ anders. Der Bau wird v.a. wegen seiner Kuppel gerühmt, die ein dalmatinischer Baumeister noch vor den entsprechenden baulichen Erfindungen in Rom und Florenz konstruiert hat. Sehr störend wirkt allerdings das lieblose, bunte Glas, das allenfalls wegen seiner Lichteffekte auf die Mauern des Hauptschiffes gelobt werden darf. Wunderbar aber ist das kleine, etwas tiefer gelegene Baptisterium, mit sehr sehenswerten und anrührenden Decken-Reliefs (Engel nehmen den Täufling quasi unter ihre Fittiche) und einem filigranen und überaus eleganten ‚Spitzenvorhang‘ aus Stein zur Straße hin. Zu Recht steht diese Kirche unter dem Schutz der UNESCO.

Wir schlendern noch ein bisschen durch die schmalen Gassen der Altstadt und entdecken auch manch romanisches oder gotisches Fenster im Mauerwerk. Unerfreulich ist – nebenbei bemerkt – nur der Eiskaffee, der sich als ‚Iced Coffee‘ (ohne Eiskrem) und sehr dünn herausstellt; mit einer sensationell guten Kugel Eis werden wir an anderer Stelle entschädigt. Immerhin ‚bemüht‘ (aber auch nicht mehr…) ist die Ausstellung „Civitas Sacra“, die helfen soll, die Kathedrale zu verstehen; hübsch sind die weißen seidenen Bischofsschühchen…

Zurück auf die Autobahn, die nach Split in eine Landstraße übergeht: Führe man die Autobahn weiter, würde sie auf einmal Grenze nach Bosnien-Herzegowina und damit auch die Außengrenze der EU überschreiten. Kleine Pause im Ort Opuzen, wo es einige bunte Murals gibt. Dass wir uns in einem Obstanbaugebiet befinden, merken wir schon allein daran, dass sich längs der Landstraße ein Obststand neben dem anderen befindet – offenbar sind die ersten Mandarinen reif; sie werden in riesigen Säcken angeboten.

Irgendwann halten wir auch an so einem Stand, entscheiden uns dann nicht für die Mandarinen selbst, sondern für zwei andere Produkte: eine Mandarinenmarmelade und einen Honig aus der Zeit der Mandarinenblüte (ein Gedicht, wie sich ein Tag später herausstellt!). Wir sehen von oben auf das Tal; auffällig sind die Bewässerungsgräben – sieht aber toll aus, weil grafische Struktur! Bald darauf halten wir noch einmal: Hier verkauft man Wein vom nahe gelegenen Weingut Vina Deak, dessen teuerster, weil medaillenbewerteter Rotwein immerhin 39 Euro kostet. Wir nehmen eine Flasche Weißwein mit und genießen den herrlichen Blick auf Weinberge, glitzerndes Meer und mehrere Inseln im Hintergrund. Dieser Parkplatz ist ein Volltreffer!

Wieder einige Kilometer später erreichen wir ein Prestigeprojekt des Staates Kroatien, die Brücke von Komarna, die erst im Juli 2022 eröffnet werden konnte und knapp 2,5 Kilometer Meer bis zu einer Halbinsel überwindet, um dem Reisenden – und v. a. dem Schwertransport – die Ein- und Ausreise nach Bosnien zu ersparen. Seit sechs Monate ist auch die weiterführende Straße fertig, die sich natürlich sehr gut befahren lässt und auch nicht überlaufen ist. Ein bisschen fühle ich mich auch als Straßenbesitzerin, zumindest eines Mini-Stückchens… 85% der 550 Millionen Euro Baukosten hat die EU finanziert – und damit auch ich…! Erst danach folgt die Landstraße jeder kleinen Bucht, was das Fahren mühsam macht, zumal auch noch einige kühne Überholer unterwegs sind. Gegen 17.30 Uhr sind wir am Quartier, bekommen Häuschen und Gepflogenheiten vom Sohn des Besitzers erklärt und haben flugs eine Pizzeria in der Nähe ausfindig gemacht.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: